Donnerstag, Januar 18, 2018

Arbeit und Fame


Heute war dann so, wie gestern hätte sein sollen. Ich habe mir einige Zeit sitzungsfrei gehalten und da dann die Präsentation für Indien zusammengestellt, ausserdem noch mit zwei Experten gesprochen, erstens um mich zu informieren, zweitens um mir Hinweise abzuholen, worauf ich achten muss, und das war echt grossartig. Ich habe erstens gemerkt, dass ich mit allen meinen Annahmen und Einschätzungen auf dem richtigen Weg war, dass 15 Jahre in der chemischen Entwicklung und Produktion doch die eine oder andere Spur hinterlassen haben, dass ich die richtigen Fragen stelle, und zweitens: dass ich in einer Firma arbeite, wo man sich gegenseitig unterstützt und hilft, und zwar ohne automatisch davon ausgehen zu können, dass sich das unmittelbar für einen selber auszahlt, sondern aus wissenschaftlicher Neugier, aus Solidarität, einfach weil man so ist. (Also: ich meine: wir haben alle viel zu tun.. Und wenn dann jemand eine DIN-A-4 Seite Text mit ungefähr 100 Seiten Anhang und Fragen schickt, mit Bitte um ein Gespräch noch diese Woche, dann .. ist das nicht nix.). Aber: wir haben ja erstens ein internes Rewardsystem für solche Gelegenheiten ("Jubelpunkte", wie der Hübsche das nennt), und zweitens habe ich sehr nett und konkret gefragt und das Zeug war gut vorbereitet, und drittens habe ich für die nächsten Monate irre viele Mittagessentermine, weil "Du musst uns unbedingt erzählen, wie das dann in echt war."


Bei meinen alten Kollegen habe mich mich dann noch mit Staubschutzmasken und "Bunnysuits" (Tyvek-Schutzanzüge) ausgestattet, ich bin mir ja immer noch nicht so sicher wegen der "vielleicht, vielleicht auch nicht, und wenn ja, welcher der beiden Wirkstoffe"-Unverträglichkeitsreaktion seinerzeit, und für meinen Seelenfrieden ist es besser, wenn ich Schutzequipment dabei habe. Ob und wann genau ich mich dann zum Affen mache und einpacke, werden wir dann noch sehen.


Zwischendrin Touch bekam der Tag einen sehr kurrilen Touch, als ich mich über die Wortwahl von Herrn Kachelmann mokierte und der dann steil ging. Es wurde alles sehr merkwürdig, mein persönliches Highlight war der mittlerweile gelöschte Tweet auf dem Screenshot unten.*



Und so, liebe Kinder, benimmt man sich nicht im Internet.

Ich habe also nun eine, und da beweihräuchere ich mich grad mal on the fly, echt gute Zusammenstellung und Einführung zu den Themen "7 steps to a process safety risk assessment" (wenn wir schon dabei sind, heute C-Promis aufs Korn zu nehmen: ein Schelm, wer dabei an die "Seven Thinking Steps" denkt)




mit einem mittelkleinen Exkurs zu "Thermal process safety", "Runaway Scenarios" und "Criticality of chemical reactions" und als zweiten grossen Block "Occupational Hygiene: Wieso, weshalb, warum? Und Wie?".
Ich habe ausserdem einen Haufen verschieden detaillierter Fragen zusammengestellt, musste extra im Fabriklädeli noch eine "Swiss-Ethno-Bag" kaufen, damit ich die Schulungsordner und Richtlinien mit nach Hause bekomme (damit geht der Plan dahin, nur mit Handgepäck zu reisen), aber ich fühle mich jetzt zwar kurz vor knapp, aber endich dann doch adäquat vorbereitet.
Phew.

Ansonsten habe ich noch einmal (also: mehrfach. Und ich giggle schon wieder beim Gedanken daran) richtig herzhaft gelacht, weil ehemalige US-Kollegen auf die Frage, wer denn jetzt zuständig sei, die Antwort gaben: "J. Doe, john.doe@elfenbeinturmfirma.com, Tel: +41 555 12345". Das erinnert mich an die gerne zitierte Literaturstelle: "R. Stunken, R. Logan, Journal of wishful thinking, 287, pg 1234-1235".

Tja. Daheim dann erst eine Kopfwehtablette genommen, auf dem Crosstrainer ausgepowert, mit L. zusammen Nudeln gemacht (wir haben jetzt statt Saft für grün Spinatpulver genommen und für rot RoteBetepulver, dann wird das auch richtig farbig und sieht nicht mehr aus wie blasse Regenwürmer oder Recyclingpapier), eine Runde Mario gespielt (ich hatte das Gefühl, nicht mehr ganz so schlecht zu sein, wie auch schon, aber vielleicht war das auch wishful thinking), lange vorgelesen, und gleich gibt es noch eine Folge "Glitch".

Selbstbeweihräucherung: Ich habe Herrn Kachelmann dazu gebracht, dröflzig Tweets über mich zu schreiben, ich bin jetzt berühmt! Ich bin bereit für Indien und das Gute ist: einen Grossteil der Arbeit heute kann ich (und natürlich auch meine Kollegen) auch für andere solche Gelegenheiten nutzen. Das ist wirklich, wirklich gut geworden.

Helikopterstatus: Alter Verwalter, hat es viel Schnee in Elm! Ich habe vielleicht ein oder zwei Mal Qs. Klasse auf dem Zeitraffervideo gesehen und bin mir sicher, dass sie dort eine wundervolle, perfekte Winterwoche haben.

* Falls Sie sich über die Verwendung des Begriffs "Karrieregeile Rabenmutter" ärgern: tun Sie es nicht. Das ist tatsächlich ein Ausdruck, den ich in meiner Twitter-Bio verwende, mir war allerdings bis anhin nicht klar, dass jemand das für bare Münze nehmen könnte. Aber hey: Selbstironie scheint nichts zu sein, mit dem Herr Kachelmann Erfahrung hat. Ach, und noch was:  Das Leben von Kindern ist mir dafür nicht egal, warum auch immer Herr Kachelmann das denkt.


2 Kommentare:

Flädawisch hat gesagt…

Für mich waren SIE schon stets viel berühmter als ein merkwürdiger Herr K.
So gelacht. Danke.

Beirt hat gesagt…

Jetzt wäre ich aber auf die kompletten Tweets gespannt. Wie sie das immer hinkriegen! Hat er sie wenigstens auch für ihr schickes Profilfoto gelobt? ;-)