Montag, Januar 30, 2017

Sporty Spice

Jeden Montag, wenn ich Little L. vom Geräteturnen abhole, und er mir mit roten Backen über den Schulhof entgegenkommt, bin ich so froh, dass er einen Sport gefunden hat, der ihm solche Freude macht.
Er hat letztens gemeint: „Mami, gell, es ist schon lustig: beim Unihockey war das Training auch 90 Minuten. Da kam es mir aber vor wie drei Stunden. Jetzt vergehen die 90 Minuten wie praktisch nur 10.“ Kann man besser beschreiben, welchen Unterschied Freude an der Sache macht?

Für Little L. war der Wechsel von einer Mannschaftssportart, wo weder die Kinder in der Mannschaft noch die Eltern der Mannschaft die Leistung und Wichtigkeit des Sports in eine vernünftige Perspektive rücken konnten (Nein, liebe Mit-Eltern, E-Junioren der EIGENEN lokalsten aller Lokalligen muss man nicht während eines Freundschaftsturniers vom Spielfeldrand so beschimpfen, dass der 5jährige eigene Goalie heulend das Tor verlässt. Nein, liebe Mannschaftskollegen, wenn der Goalie ein Tor kassiert, heisst das nicht notgedrungen, dass er oder sie ein absoluter Vollidiot ist und keine Ahnung hat und der schlechteste Spieler aller Zeiten ist, nein, es gibt in der Mannschaft auf eine Verteidigung, die in dem Fall nicht ihr Bestes gegeben hat. Oder einfach Pech.) in eine Truppe, wo man sich gegenseitig wertschätzt, hilft und kein Neid herrscht, genau das Richtige. Ich bin mal gespannt, wie sein „Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen und angeglotzt zu werden“ sich langfristig mit Wettkampfauftritten verträgt, aber so weit sind wir noch nicht. Immerhin kann er einen Felgaufschwung am Reck und einen Handstand, da ist er schon weiter als so manches Familienmitglied jemals.

Q. ist übrigens beim Unihockey perfekt aufgehoben. Er geht total in dem Mannschafts-Feeling auf (das ist in seiner Mannschaft auch anders als bei L. damals, bzw. Q. argumentiert selbstbewusst gegen überambitionierte Eltern an), ist stolz auf seinen Stammverteidigerplatz, unendlich stolz auf seinen neuen Vereinstrainingsanzug und Trikot/Stulpen/Hose für die offiziellen Spiele. Letzte Woche hat er mir mitgeteilt, dass ihm sein Schläger Stock zu kurz ist und er einen neuen bräuchte. Wir haben kurz geklärt, dass wir bei aller Begeisterung nicht insgesamt 3h Fahrt zu DEM Ausstatter auf uns nehmen und dort einen ausgiebigen Materialtest machen. Wir haben es beim lokalen Sportladen probiert, da hat Little Q. aber direkt mit der Verkäuferin geklärt, dass die Auswahl, die sie da haben, eher klein und nicht mittelgross, wie am Telefon versichert, wäre, und überhaupt kein einziger Linksauslegerstock in seiner Grösse halt weniger als gar keine Auswahl wäre. Ich musste in mich hineinschmunzeln, als er auf das Angebot, dass sie ja was bestellen könnten, meinte: „Nein, danke, das können wir selber ja auch. Bei Stockschlag.ch, die haben die grösste Auswahl, da kommt es dann direkt zu uns heim.“
Und so haben wir es dann auch gemacht und es war ein cooles Erlebnis, mit Q. zusammen eine Vergleichsliste anzulegen und dann nach Q.s Kriterien abzuwägen, wo ich absolut nullkommanull Ahnung von der Thematik habe. Wir haben jetzt was in grünschwarzgelb mit Curvetechnologie und Kick-Speed-dingsirgendwas. Vom DEM schwedischen Hersteller. Oder so. Mit Rabatt. Heute kam das gute Stück mit der Post und ich könnte mir vorstellen, Little Q. nimmt ihn heute mit ins Bett.

Ich freue mich so sehr, dass die beiden neben den Schwimmkursen, zu denen wir sie verdonnert haben, bis wir sicher waren, dass sie nicht mehr ertrinken, und den Pfadfindern noch eine Sportart gefunden haben, die sie begeistert.

Ich erinnere mich selber noch, wie gerne und begeistert ich zum Turniertanztraining und zum Trampolintraining ging, wie begeistert wir später dann Klettern gingen. All die Fitness-Studio-Stunden und Aberstunden waren im Vergleich dazu nur Mittel zum Zweck, nämlich fit bleiben und Kondition aufrecht erhalten. Klar haben diverse Stunden da auch Spass gemacht, aber so sehr wie das TanzenKletternTrampolinspringen niemals.
Auch jetzt: das Bauchmuskeltraining und das Crosstrainergerenne und das Radfahren im Sommer, das sind vernünftige und praktikable Möglichkeiten, eine Basismenge Sport in meinen Alltag zu integrieren und ich fände es ja super, wenn ich zB durch Laufen solche Glücksgefühle erreichen könnte, wie durch eben TanzenKletternTrampolin. Aber ehrlich: Runner’s High funktioniert bei mir nicht. Und es ist nicht so, dass ich das nicht ausprobiert hätte, ich bin durch die Gegend gerannt wie bekloppt, aber alles, was ich dabei spüre ist „Oaaaaar, ist das anstrengend“ kombiniert mit „Oaaaaaar, das ist so unglaublich langweilig“. Aber eben: Crosstrainern mit entweder Lesen oder Netflix dazu geht gut, da reisse ich meine Fakekilometer runter, bin klatschnass geschwitzt und habe trotzdem nicht das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben.

Das klingt jetzt sehr traurig (finde ich, weil ich weiss ja noch, wie grossartig sich das TanzenKletternTrampolin angefühlt hat*), aber es gibt gute Nachrichten: Skifahren ist genauso gut. Und da die Jungs mittlerweile so gut (und gerne, das ist das Wichtigste) Skifahren, dass ich mittlerweile fast Mühe habe, hinterherzukommen, hole ich mir meine Hochgefühle halt da.



*Ja, Sie denken jetzt sicher: „Dann geh doch zum Tanzen oder Klettern oder Trampolinturnen“, aber … ne. Erstens war ich in all dem wirklich richtig gut und würde im Vergleich dazu nur dilettieren und wäre dementsprechend die ganze Zeit unzufrieden mit mir selber, zweitens ist Tanzen etwas schon irgendwie intimes, das würde ich mit einem Fremden aka nicht dem Hübschen nicht machen wollen, und der Hübsche … ist kein Tänzer. Klettern: wir gehen mit den Kindern ab und an, aber auch hier: das ist was anderes, als wenn man jede Woche zweimal geht und wirklich, wirklich gut trainiert ist. Und Trampolin: der Spass da dran oder vielmehr die Unbeschwertheit hat deutlich nachgelassen, als ich mir mit 17 zwei Wirbelfortsätze bei einem Sturz angebrochen habe. Ausserdem ist mein Beckenboden genauso alt wie ich und …. nja, ne.

3 Kommentare:

rage hat gesagt…

das ist etwas, das ich an graubünden wirklich, wirklich schätze: im kindergarten gehen sie pro jahr einmal eine woche in die skiwoche. die vom jüngsten war letzte woche, und wie sein grosser bruder hat er es dort so richtig gelernt. (die schwester ging schon früher auf die ski, die haben wir dazu verdonnert, und sie mochte es zwei jahre gar nicht. mittlerweile fährt sie mit freundinnen und freunden ganz allein auf dem gelände rum und wenn wer da ist, der sie mitnimmt - das darf sie nur mit erwachsenen und ich kann das nicht - sogar bis ins tal und ist überhaupt die angefressenste von allen.) jetzt ist auch der kleine ein stück weiter, kann eine der grossen skiliftfahrten machen - die zum sessellift, bügeln ist noch nicht - und wir sind raus aus dem kinderland. letztes wochenende war ich allein mit den kindern, aber mit anderen familienmitgliedern und freunden auf der hütte unseres hausbergs und er hat dinge gemacht, die wir im januar noch nicht hätten glauben können, dass er noch dieses jahr soweit kommt. aber er kanns und ist unglaublich happy dabei. und was gibt es schöneres als ein tag bei sonne auf der piste? :-D

Fledermama hat gesagt…

Ich kann alles so gut nachvollziehen! Die Freude an einem ehemaligen Sport und dass die Kinder jetzt an ihrem Sport genauso Freude haben, wie auch die Gründe (und das, if I may interpret, ganz dezente Bedauern /Vermissen) für das nicht mehr Ausüben des eigenen, früheren Sports...

Außerdem bin ich Team Turnen! ;)

Nur wie irgend jemand Spaß am Skifahren haben kann, wird mir wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben... Sei es drum, dafür kenne ich das Runners High. ;)

Marlies hat gesagt…

Vielleicht gibt es bei euch Swing-Kurse? Ich hab früher auch Turniertanz gemacht und habe nun vor 2 Jahren mit dem Swingtanz (Lindy Hop, Charleston, St Louis Shag usw) angefangen. Bei uns im Kurs werden alle paar Minuten die Tanzpartner gewechselt, sodass das "intime" so gar nicht aufkommt. Mein Mann war übrigens auch kein Tänzer, also so gar nicht, kein Taktgefühl, keine Körperkontrolle aber inzwischen tanzt er auch und macht sich sogar gar nicht so schlecht.