Dienstag, März 10, 2015

Panik, Panik

Morgen ist ja erst mal great grand final der medizinischen Woche reloaded, nämlich Nieren-CT. Auch eine Art die Mittagspause zu verbringen ;-):" Menü 1 oder vegi"? "Ach, nö danke, ich nehm mal den Kontrastmittelsmoothie". (Ich habe gelesen, dass auch Ananas- oder Himbeersaft als Kontrastmittel verwendet werden (können?), halte das aber für einen Mythos oder eine Notlösung für McGyverhafte dringend nötige CTs.).

Der Hübsche fragte mich also heute, ob ich denn Angst hätte. Und ganz ehrlich: ja, so ein bisschen schon, aber nicht vor dem CT (been there, done that), auch nicht vor den Resultaten, wobei: das eigentlich schon, aber die bekomme ich ja morgen noch nicht, da kriege ich dann so ca. eine Woche vor dem Besprechungstermin Panik, nein, meine Angst vor morgen ist eng verwandt mit der bekannten Rollkragenpanik (= die durchaus begründete Angst beim An- oder Ausziehen eines Rollkragenpullovers im Rollragen stecken zu bleiben und den Rest des Lebens entweder blind oder mit Rollkragenpulli als Frisur rumlaufen zu müssen).

Die Rollkragenpanik ist übrigens eine Unterart der allgemeinen Inkleidernsteckenbleibpanik, die besonders in Umkleidekabinen auftritt, wenn man sich mit der Grösse nicht sicher ist, und dann vielleicht in das Kleidungsstück reinkommt, aber nicht wieder raus. Und dann kommt die Angst, auf ewig mit einem nicht passenden, noch das Preisschild tragendem Kleidungsstück rumlaufen zu müssen. Oder, noch schlimmer, auf halber Strecke beim Ausziehen drin stecken zu bleiben und auf ewig mit einem über dem schräggelegten Kopf angewinkelten Arm und einem über das Gesicht hängenden Kleid und unten ohne rumlaufen zu müssen. Fatal, wenn es sich um elegante teure Kleidung handelt, zB einen roten Spitzenbolero, den einen die Mango-Verkäuferin genötigt hat, über das "Geht das auch für Kirche?" Gästekleid zu einer schicken Hochzeit anzuprobieren. Das Kleid selber wäre locker auch für die Kirche gegangen, der Spitzenbolero nur für eine Wedding Chapel in Las Vegas. Und wenn der Bolero dann so eng sitzt, dass man die Arme nicht mal zum runterfriemeln heben oder nur leicht anspannen kann, ohne, dass die Nähte krachen, dann ist das ein ziemlich schreckliches Gefühl.
Nur noch geschlagen übrigens durch "Haha, schau mal, Shape-Wear, das glaub ich ja niemals, dass das so viel ausmacht, ich probier das mal an". Und dann steckt man in einem Gummischlauch, der einem die Luft abdrückt, man möchte so sehr wieder raus, dass man nicht mal in den Spiegel schauen kann, was da jetzt wohin gequetscht wird, der Gummischlauch ist so eng und fest, dass man ihn nicht weit genug dehnen kann, um ihn um- und sich wieder rauszustülpen, es sieht bestimmt auch voll doof aus und man traut sich nicht, aus der Kabine zu stürmen, um den stöbernden Mann um Hilfe zu bitten, deswegen piepst man leise "Hey, Hübscher, hörst Du mich, ich brauch dich ganz dringend, hilf mir aus dem Scheissding raus, oder ich schneide es auf!".
Eine unterschätzte Unterart dieser Panik ist die "IndenSkistiefelnichtreinkommpanik", die übrigens viel schlimmer als die komplementäre "AusdemSkistiefelnichtrauskommpanik" ist, weil erstaunlicherweise geht das immer. Beim Reinsteigen aber kann es durchaus passieren, dass man mit einem Fuss nur halb rein kommt, aber nicht um die Ecke rum und dann auch nicht wieder raus und dann läuft man auf ewig mit einem Hinkefuss und einem Skistiefel dran rum. Ist alles schon (fast) passiert.


Jetzt bin ich recht weit abgeschweift, eigentlich habe ich all diese Paniken gut im Griff (keine Rollkragenpullis, dehnbare Kleider für Hochzeiten, niemals wieder Shapewear und Skistiefel, die man weit aufklappen kann). Morgen aber, da hilft alles nix, da muss ich meine Ringe für das CT abziehen und Sie ahnen schon was kommt: die "Ich krieg den Ehering und alle drei anderen Ringe auch nicht ab und gleich ist der Termin und am Ende reisst der Finger ab oder ich hole mir einen Kapselring oder sowas"-Panik.

Als ich dem Hübschen also erklärt habe, dass ich abgesehen davon aber total cool wäre, hat er ganz pragmatisch gemeint: "Dann mach sie halt jetzt schon ab". Hmm. Drei von vier gingen easy ab, der Ehering brauchte ein bisschen Spüli und Gewalt, jetzt fühle ich mich ein bisschen nackt, bin aber für morgen gerüstet.

Sie sehen, ich bin eigentlich ein sehr rationaler Mensch, aber gegen gewisse Urängste kann man nichts machen. (Und nein, in Anbetracht dessen, dass ich morgen in eine Röhre muss, wäre es nicht fair, mir aufgrund meiner verschiedenen Steckenbleibpaniken gewisse klaustrophobische Neigungen zu attestieren.)

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen!
Augen schon vorher schließen und erst wieder öffnen, wenn's vorbei ist. Hat mir bei mehreren MRTs sehr geholfen.Ich wünsche alles Gute für morgen!
Kathrin

Rena hat gesagt…

Die Steckenbleibpanik kenne ich auch. Oberteile, aus denen frau nie wieder alleine raus kommt. Nähte, die krachen. Als ich vor zwei Jahren ein Dirndl gekauft habe und die Bluse im Besein meiner Tochter ausgezogen habe meinte sie: das ist Yoga für Fortgeschrittene.
Und Röhren mag ich auch nicht. Bei mir steht im ersten Halbjahr Kernspinn an. Bäuchlings mit Kontrastmittel. Mir graust es jetzt schon davor.

Anonym hat gesagt…

Ahaha, genau..diese Aengste hab ich auch , ob das wohl das bruehmte Geburtstrauma ist..aber mal ehrlich, "shapewear" anprobieren ist ja auch nicht besonders schlau in der Hinsicht ;-). Das mit den Skistiefeln ist tatsaechlich besonders uebel, ich hab jetzt welche wo echte Experten sicher schreien wuerden "zu gross" aber immerhin komme ich rein und wieder raus! Diese Panik kostbare Minuten bis zum Liftkartenkauf zu verlieren..nee, muss nicht sein.

Anonym hat gesagt…

Toi Toi Toi für Morgen!

Barbara hat gesagt…

Groß. Sehr schöner Beitrag - danke dafür!

Maike hat gesagt…

Ich wünsche viel Erfolg!
Sie haben Glück dass Sie das Nieren CT zu Hause, bzw. in der Heimat machen lassen dürfen. Unsere ersten Nieren CT Erfahrungen haben wir spontan vor 1 Monat in Neuseeland sammeln dürfen.

Graugrüngelb hat gesagt…

Lustig. Also für Nichtbetroffene. Ein paar Kleidungsstücke habe ich auch, wo ich solche Probleme kenne (beispielsweise ein ziemlich straff sitzendes Sport-Bustier - das ist ähnlich wie Shapewear ;-)), aber sonst bin ich diesbezüglich recht entspannt - auch bei CT oder MRT.

Wieso müssen denn beim CT die Ringe ab? Beim MRT würde ich es verstehen, aber beim CT? Meine letzten CT-Erfahrungen stammen allerdings aus der Zeit vor der Hochzeit, da trug ich eh kaum Schmuck.

Ich wünsche erfreuliche Ergebnisse.

Pauline hat gesagt…

MRT ist eine Röhre. CT doch "nur" ein großer Ring. Wenn ich mich recht entsinne also gar keine Gefahr des Steckenbleibens.
Was wünscht man? Scharfe Bilder und keinen schlechten Befund!? Garkein Befund wäre auch blöd, dann wären Sie nicht schlauer.
Alles Gute!

susalabim hat gesagt…

frau brüllen, sie sind der brüller! ich hab mich schlapp gelacht, als ich sie da in diversen umkleidekabinen "stehen sah"...
alles gute für morgen!
liebste grüße aus mainz von susa

sabigleinchen hat gesagt…

Und die Männer tigern immer dann im Laden rum wenn man sie dringend braucht. Das ist irgendwie immer so.
Viel Erfolg für morgen, dass das nicht schlimm ist, schnell vorbei und dann auch nur was gutes dabei rauskommt.

Frau Brüllen hat gesagt…

Dank Ihnen! Alles überstanden, war nicht schlimm. Und ja, alle Ringe und Metall musste ich abnehmen...

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich war heute auch in der Röhre, allerdings wegen eines Sprunggelenkproblems. Weil sie mir vor vier Wochen, als ich wegen der Hüften in die Röhre mußte, schon gesagt hatten, dass Silberschmuck kein Problem wäre, habe ich heute nachgefragt und siehe da, ich durfte alles aus Gold und Silber, egal in welcher Legierung, anlassen. Auch meine Zehenringe und die sind ja wirklich nah am Sprunggelenk.
Und nein, ich habe die Zehenringe nicht "eingeschmuggelt", sondern ich habe ausdrücklich nachgefragt … ganz abgesehen davon, dass man sie auch klar und deutlich sah, als man meinen nackten Fuß in die richtige Postion zwang.