Montag, März 21, 2011

Lernbedarf

Gestern hatte Little L. (trotz von Kinderarzt ans Gewicht nach oben angepasster Dosierung des Betablockers) wieder mal Vorhofflattern. Mittlerweile sind wir bei ungefähr einmal in der Woche, normalerweise geht es bei der nächsten Schlafphase (mittags oder abends)von alleine weg. Gestern nicht, erst nach 9 Stunden, Betablockern und ca. zwei Stunden Nachtschlaf.

Man sollte meinen, langsam wäre ich daran gewöhnt. Es geht ihm währenddessen gut, man merkt ihm bis auf die flatternde Halsschlagader nichts an, wir wurden von Kinderarzt und Kinderkardiologin mehr als beruhigt, aber ich merke, dass mich die Angelegenheit doch jedesmal schlaucht. Jedesmal geht das Kopfkino von vorne los und die organisatorischen Gedanken "Wie schaffe ich das morgen mit Arbeiten, wenn wir doch ins Krankenhaus müssen?" sind nur die Spitze des Eisberges.

Ich sehe ihn an, denke "Was, wenn es diesmal nicht von allein weggeht?" (Da sind dann rationale Überlegungen wie "Es ging bisher jedesmal von alleine weg" oder die Aussagen der Kardiologin nutzlos), jede Miniäusserung von Unwohlsein oder Unzufriedenheit (das Kind ist fast zwei. Es gibt jede Menge an Unmutsbekundungen) wird hinterfragt, ob nicht doch was Gravierendes dahinterstecken könnte, ich bin dünnhäutig, gereizt, kann mich nicht mehr uneingeschränkt an einem traumhaften Nachmittag wie gestern zB, der eigentlich (Ja. "Eigentlich" ist das Wort, das die Situation sehr gut trifft) extrem entspannt und gemütlich war, freuen, weil ich immer die nicht abschaltbaren Hintergedanken "Was, wenn es diesmal doch schlimm ist? Ich DARF dieses Kind nicht verlieren müssen" in mir habe.
(Ausserdem im Portfolio: "Bringt die Medikation überhaupt irgendwas? Stimmt die Dosierung? Haben die in der Apotheke die Kapseln überhaupt richtig gemacht? Woher hat er das? Ist es am Ende, weil ich in der Schwangerschaft wegen der Nierensteine und der Dauerkotzerei doch einiges an ordentlichen Medikamenten geschluckt habe? Bin ich schuld?")

Ich weiss rational, dass alles okay, halb so schlimm, unter Kontrolle etc. ist, aber sagen Sie das mal meinem Unterbewusstsein...
Ich würde so gerne wieder nur den fröhlichen, bockigen, lustigen, wilden, kuschligen Fastzweijährigen geniessen, der Little L. meistens, nein, eigentlich immer ist....

So ist das echt nicht schön....
Sie lasen hier die emotional ungefilterten Auslassungen einer Frau Brüllen, die ausserdem gestern wohl die Sonne überschätzt hat und nun zu recht mit Halsschmerzen, Kopfweh und Husten da sitzt....

16 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Gedanken, die du dir machst, sind doch völlig normal und hat (denke ich) jede Mutter mal. Unsere Große (fast 6) hat Zöliakie, zum Glück früh entdeckt. Auch ich stellte mir Fragen, hab ich alles richtig gemacht, hätte ich länger stillen sollen usw.
Ich hoffe, dass es L. bald besser geht und es sich verwächst (so war ja die Grundaussage, wenn ich das mal richtig gelesen habe). Tortzdem sind die Gedanken allgegenwärtig.

Liebe Grüße
Kirsten

Anonym hat gesagt…

Ich kann das sooo gut nachvollziehen! Bin in einer ähnlich gelagerten Situation...

Meinigkeiten hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen,
ein einfaches ich versteh Sie und muss Sie mal virtuell drücken ...

Ruth hat gesagt…

Hugs.

"Der Hübsche" hat gesagt…

Hallo Schatz,
da bringst Du auch meine Gedanken auf den Punkt. Zum Kotzen das (im wahrsten Sinne des Wortes...). Ich denke wir müssen uns da noch besser arrangieren lernen. Oder den Dreh rauskriegen, wie es weg bleibt. Ansonsten hilft das Mantra: "Es ist nur eine Phase"...

sabrina hat gesagt…

Ich kann das gut verstehen - man ist einfach nicht mehr in der Lage rational zu denken, das Kopfkino lässt sich nicht abschalten.
Ich bin genauso dünnhäutig und angespannt, gereizt wenn der Kleine wiedermal anfängt zu husten und zu röcheln (wir hatten hier mit 3 Wochen eine schwere Lungenentzündung, wo ich dachte, ich werde ihn nicht mehr mit nach Hause nehmen können)
In meinem nächsten Leben werde ich Ärztin oder heirate zumindest einen ;-)

Yvonne hat gesagt…

Hoffentlich geht es Dir jetzt ein bisschen besser nach dem „von der Seele schreiben”. Die Schuldgefühle finde ich am schlimmsten, denn irgendwie gibt man/oder vielleicht auch eher frau sich die immer.
Als bei Finnley die Zehendopplung diagnostiziert wurde, war mein erster Gedanke: „Das kommt bestimmt vom Haare färben in der Schwangerschaft!“. Den Zahn hat mir die Ärztin zum Glück gezogen. Aber es bleibt immer noch ein Rest an Schuldgefühl. Ich glaube, wenn man das abschalten könnte (hilft ja auch mal überhaupt gar nicht!), dann wäre einem schon etwas geholfen. Ich drücke Euch die Daumen, dass alles gut wird und das Flattern einfach aufhört. Liebe Grüße, Yvonne

Tin@ hat gesagt…

Es gibt berechtigte und unberechtigte Ängste - am schlimmsten zu ertragen sind die brechtigten. Und wenn sie das eigene Kind betreffen, dann sind sie garnicht zu ertragen.

Ich versuche, die Angst nicht mein Leben beherrschen zu lassen und das kostet wertvolle Energie - manchmal mehr, als ich habe.

Weiter bin ich in dieser Erkenntnis leider noch nicht gekommen.

Patricia hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen,

ich kann ansatzweise verstehen, wie es Ihnen geht und habe Ihnen bislang still guten Rückenwind gewünscht, weil ich keine Ratschläge mag und mir alle Kopf-hoch-Phrasen, die ich im Kopf hatte, nicht passend schienen. Meine Jüngste hatte vor einem knappen Jahr einen Fieberkrampf de luxe, d.h. sehr langer Bewusstlosigkeit, völligem Blauwerden und Starre, das Ganze ging über fünf Minuten lang, und als der Rettungswagen eintraf, dachte ich, sie überlebt das nicht (sie war danach drei Stunden lang nicht ansprechbar). Seitdem gab es kleinere Ausfälle bei Fieber, nicht vergleichbar mit dem ersten Mal, aber ich kann nicht mehr unverkrampft sein mit diesem Kind, messe routinemäßig Fieber, denke oft "Was wäre, wenn?" (Ärzte, die einem erzählen, wenn so etwas unter Wasser oder mit Essen im Hals passieren würde, könnte das Kind sterben, sind da auch keine große Hilfe), frage mich, was ICH wohl falsch gemacht habe - und immer, wenn ich den Rettungswagen samt Notarzt höre, bekomme ich einen Flash ... Wie mag es da erst Ihnen gehen mit dem Vorhofflattern, wo ich schon bei ausgeprägten Fieberkrämpfen in einem endlosen Gedankenstrom feststecke ... Ich wünsche trotz alledem ein wenig stinknormalen Alltag und ansatzweise die Ruhe, den zu genießen - und irgendwann auch wieder das Gefühl, nicht auf brüchigem Eis, sondern festem Grund zu leben! Liebe Grüße, Patricia

Mela hat gesagt…

Das Kopfkino lässt sich halt einfach nicht abstellen, auch wenn dem noch so viele rationale Argumente entgegen stehen. Auch bei mir - trotz medizinischem Background, oder gerade deswegen - schaltet der Kopf einfach herunter und das Herz bestimmt, wenn das eigene Kind betroffen ist.
Ich drücke die Daumen, dass die "Phasen" weniger werden und irgendwann ganz aufhören!

Lg Mela

Anonym hat gesagt…

Ihr schafft das. Ihr schafft alles! Hauptsache dem Little L geht es "damit" gut, er muss ja die bittere Pille schlucken ;) Ich für meinen Teil bewundere euch. Dein Tag ist ja vollgepackt mit circa 33049629 Dingen, die zu erledigen sind (wenn's reicht). Da darf man sich auch mal Luft machen. Mensch, das ist nur eine Phase. Ommmmmmmmm.
Ganz viel Kraft und vor allem Gesundheit!

stahldame hat gesagt…

Volles Verständnis.
(Hab zwar keine Kinder, aber das "eigentlich"-Gefühl geht auch mit krankem Freund. Ähnlich blöd.)

Juniwelt hat gesagt…

Ich finde ganz toll, wie Du das bisher alles weggesteckt hast. Vermutlich wäre ich schon wahnsinnig vor Angst geworden und kann Deine Gedanken sehr gut verstehen. Hoffentlich ist es bald überstanden und Little L geht es wieder gut. Meine Daumen für Euch sind ganz fest gedrückt, liebe Grüße
Juniwelt

julia hat gesagt…

Ich kann das bestens nachvollziehen. Man hat einfach unglaubliche Angst um seine Kinder.
Mir ging das schon bei Mattis 3 Tagen 41 Fieber während der Kur so, daß ich fast wahnsinnig geworden bin.
Und ein medizinischer Background macht es nicht unbedingt besser ! Ich bezeichen mich keinesfalls als Hypochonder, aber dennoch kennt man viele Dinge, die schrecklich sind und die einem bzw dem Kind widerfahren könnten. Und nicht umsonst sitzt mindestens die Hälfte aller Medizinstudenten während ihres Studiums plötzlich in der Notaufnahme mit einen äußerst seltenen Fall eines jugendlichen Herzinfarkts, wahlweise eines Hirntumors oder unerklärlichen Gesichtsfeldausfällen, die nur von einer MS kommen könnten.....
Im laufe der Zeit wandelt sich das Wissen das in das Gefühl : Mich wird das schon nicht treffen und so gibt es viele Mediziner die keinesfalls einen gesunden Lebenswandel pflegen. Leider überträgt sich das auch schnell auf die Kinder und als Kind zweier Ärzte kann ich nur sagen: man ist akut unterversorgt !

Für Little L und euch wünsche ich, daß die Flatterei ganz bald unter Kontrolle ist !

agi hat gesagt…

schon die potentielle überall lauernde gefahr - so unwahrscheinlich sie auch sein mag - macht mir in bezug aufs töchterchen höllische angst. obwohl quasi keine vorhanden. rational denken ist da einfach nicht. und in eurer situation, wo also wirklich "etwas ist", schon gar nicht. aber ihr schafft das trotzdem. ihr tragt das gemeinsam. *drück

Sunni Schmidt hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen:
SIE machen nichts falsch, niemand macht da etwas falsch. Bestimmt nicht.
Ich hatte bei meinen beiden Töchtern eine, die die ersten 1,5 Jahre schwer krank war, danach immer noch, aber "beherrschbar". Ichknene die Gedanken. Das ist kein Trist, aber ich sage es Ihnen trotzdem.Sie haben das beste Team der Welt: einen starken kleinen Jungen, dessen Herz ab und an verkehrt klopft, aber stark ist er. Sie haben einen etwas größeren Jungen, der schon eine echte Hilfe ist. Sie haben Ihren Hübschen, der ist nicht nur da eine Hilfe und Sie haben sich:eine richtig starke Frau. Solch ein Team meistert alle Dinge!Herzlich, Sunni