Montag, Oktober 25, 2010

Drückerkolonne

Mein lieber Lennibenni,
19 Monate bist du heute (ich würde sagen, wir machen diesen Spass mit monatlich bis zum zweiten Geburtstag, okay?). Obwohl du (und jetzt bemühe ich ein Klischee, dass ich bei Little Q seinerzeit nicht nachvollziehen konnte, jetzt aber schon) gefühlt erst vorgestern noch als Minifuzziwürmchen mit mitgebrachten Milchfläschchen deine Krippenkarriere gestartet hast, gehörst du in deiner Gruppe nuns chon zu den Grossen, die auch mal ohne die echten Babies Ausflüge machen oder Kindermusik hören und dazu abhotten. Hach.
In den letzten Tagen hast du deine Begeisterung für die Holzeisenbahn entdeckt. Den ganzen lieben langen Tag möchtest du "Tutu hatt" (= Tschutschu Halt) spielen. Das mit dem Magnetismus und dass der zwei Seiten hat und so, das geht noch nicht so ganzin dienen Kopf und so wird immer mal wieder frustriert aufgekreischt, wenn sich zwei Waggons partout nicht aneinander hängen lassen wollen.
Die andere grosse Leidenschaft sind zur Zeit Knöpfe zum Drücken. Egal wo, es wird gedrückt. Das führt zu spannenden Situationen, wenn du meine mehr oder weniger an mich selber gerichtete Aufforderung "Und nachher, da machen wir dann einen Kaffee, okay?" noch in der selben Sekunde umsetzt, deinen TrippTrapp an die Bar schiebst, einen Kapsel in die Maschine stopfst, einmal kurz ankündigst: "Guggaaaa" (= Drücken) und ab geht die Post. Mittlerweile weisst du auch, was im Standbybetrieb zu tun ist und so vorhanden, stellst du auch maleine Tasse drunter, wenn grad keine da ist, dann muss es halt ohne gehen. (Noch bist du hilflos, wenn die Maschine ganz ausgeschaltet ist. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis du merkst, dass das Wiedereinschalten auch einfach durch "Gugga" geht, nur dass der Knopf auf der Rückseite ist). Hat man davon,w enn man so eine bubieinfach zu bedienende Maschine kauft.
Ansonsten wird in Aufzügen gecrückt, gerne auch mal der Alarmknopf (erstaunlich, bei wie vielen Gelegenheiten da dann einfach .... gar nichts passsiert. Das erste mal hast du richtig lang gedrückt und ich habe mich nur gewundert, was das hier für ein Höllenlärm ist und warum niemand das abstellt.....), an Ampeln, an der Türklingel, am Lichtschalter (vorbei die Zeiten, wo man morgens im Stockfinstern noch ein wenig weiter dösen konnte, obwohl du schon im Zimmer rumkruschelst.... jetzt heisst es "Gugga" und schon ist die Festtagsbeleuchtung an.)
Gerne wird auch im Nähzimmer gedrückt. Manch ein Stickprojekt kam schon zu einem vorzeitigen Ende, weil du auf einmal "Gugga" die Mehrfachsteckdose ausgeschaltet hast. Gerne wird auch an der Stickmaschine selber ge"guggaaaa"t. Das kann in den Finger gehen, wenn ich gerade noch am Fadenabschneiden oder so was bin und dann "Gugga" das Höllengerät anspringt.....
Auf Fragen hast du zwei Antworten: entweder ein höfliches "Nein" mit Kopfschütteln (zwischendurch konntest du mal "mhmmmm" mit ganz wildem Nicken, wenn du etwas wirklich wirklich wolltest, aber ich nehme an, das schallende Gelächter, das auf zB "Magst du noch ein Gummibärchen?" "Nein" kam, hat doch wohl davon überzeugt, dass man damit nicht so falsch liegen kann) oder aber die Arme werden zu einem gespielt hilflosen "Woher soll ich das wissen, ich bin doch nur zufällig hier" ausgebreitet, oft noch begleitet von einem bedauernden, leicht verwunderten "O-Ohhhhh." zB auf die Frage "Wer hat denn die weisse Wand in der Garderobe mit lila Strassenmalfarbkreide angemalt?". Tja. Wie soll man da auch schimpfen....
Ach ja. Mein süsser kleiner grosser Trotzkopf..... ich hab dich lieb. Lass dich "guggaaaa"n ;-)
Mama

2 Kommentare:

MonikaZH hat gesagt…

Hachz.
Da werden Erinnerungen wach. Danke!

katharina hat gesagt…

Sehr schön geschrieben. Mal wieder. Wunderbar. Ich komme grad zu gar nix, schon gar nicht zum bloggen. Schon gar nicht zu Berichten über die Kinder. (Schlechtes Gewissen inklusive...)

Liebe Grüße jedenfalls mal zwischendurch,
Katharina