Konzept ist traditionell stolen with pride von Frau Mutti, Vorjahr findet sich hier (Vorvorjahr dann dort verlinkt, Sie verstehen das Konzept, nehme ich an.). Die Regeln (flexibel auszulegen, das ist ja was, was ich übe) besagen: pro Monat ein Bild von mir (am besten NUR von mir, aber das gibt es nicht immer)
Januar
Wir haben unser Jahr spektakulär in Island gestartet und sind nach Silvester in Reykjavik durch die Kälte und verschneite Winterwonderland-Gegend bei -17Grad ein bisschen ins Hinterland gefahren. Wir haben die Golden Circle Highlights im Schnelldurchlauf (weil so kalt) in vereist gesehen, soooooo toll! Dann haben wir uns in einem echt luxuriösen Ferienhaus eingerichtet und eine magische Woche in Schnee und Eis und heissem Wasser verbracht. Leider habe ich mir Q.s "Hüsterchen" eingefangen und bin dann an unserem letzten Tag mit hohem Fieber durch Reykjavik gebummelt und richtig krank nach Hause geflogen. Daheim bin ich einfach für eine Woche krank ins Bett gefallen, ich war sogar zu schwach zum Essen. Zwischendrin wurde mein Arm beim Orthopäden für wieder angewachsen erklärt und die unerwartet schmerzhafte Zeit in der Physiotherapie begann. Meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass das so, so, so weh tun kann, obwohl gar nichts mehr kaputt ist.
Der Hübsche hat sich auch angesteckt, bei ihm war es nur ein Hüsterchen, dafür aber zusätzlich wieder Vorhofflimmern. Was ein unendlicher Scheiss, anders kann man das nicht ausdrücken (ja, klar, sofort Blutverdünner und Betablocker, aber trotzdem hat er auf einer Elektrokonversion asap bestanden. Die Woche bis dahin war sehr, sehr lang. Zusätzlich bekommt er einen Termin für die Pulmonalvenenisolation auch noch vor den Skiferien.
All das übrigens mit mir noch lang nicht auto- oder radfahrtauglich, also ein Riesenscheiss alles.
Parallel steht das alleralleroberste Approval unseres "Wir retten die Welt"-Projekts im Jöbli an, das übrigens mit wehenden Fahnen bestanden wird (mit fliegenden Fahnen bestanden?). Anyway: wir kriegen richtig viel Geld (L: "Cool, einfach so?"), das wir jetzt für unseren Plan ausgeben dürfen / müssen.
Über die Weihnachtsferien habe ich den über ein Jahr gereiften Entschluss, das Jöbli aufzugeben respektive, sind wir ehrlich, tief enttäuscht an die Funktion, die ihn an mich ausgelagert hat, zurückzugeben. Der grosse Erfolg mit dem Weltrettungsprogramm ist ein grossartiger Zeitpunkt dafür, man kann mir nun nicht vorwerfen, dass ich halt keine schwierigen Sachen könne und hinwerfe, wenn es kompliziert wird.
Ich übernehme als Buddy für eine neue Kollegin, die aus Japan für 2 Jahre bei uns sein wird, ein Schelm, wer daran denkt, dass ich ja alles über Japan aufsauge, was nur geht, weil L. ja bald auf dem Weg sein wird.
Um das Gesundheitsmass voll zu machen, sind wir mit L. für einen dritten Tuberkulosetest zur Lungenliga nach Aarau gefahren (er braucht den ja für das Japanvisum). Das Resultat kommt aber erst im
Februar
und war dann nicht mehr "inconclusive" oder "knapp noch negativ", sondern "knapp positiv". Was für ein unendlicher Scheiss.
Aber erstmal ist L. im Skilager und geniesst die Zeit in Engelberg.
Als er zurück ist, haben wir direkt einen Termin in der Infektiologie des Kinderspitals. Wir lernen in 2 Stunden alles, was man als Eltern über Tuberkulose wissen sollte und auch, dass für L. und uns keine Gefahr besteht, selbst wenn es kein falsch positiver Test war. Wir müssen das alle im Gedächtnis behalten, für den Fall, dass einer von uns mal Chemotherapie braucht oder eine Autoimmunkrankheit entwickelt, das ist alles. L. bekommt ein sauberes Lungenröntgenbild, geht nochmal zum "Schleimabhusten und -testen", auch da ist das Resultat sauber, damit steht dem Japanvisum nichts im Weg.
Unerwartet und unschön wird die innerfamiliäre Abklärung, weil meine Mutter es als Angriff auf sie persönlich sieht, dass ich sie, auf Anraten des Infektiologen, bitte, mit ihren Ärzten zu klären, ob sie evtl in der Vergangenheit eine aktive Tuberkuloseerkrankung hatte, die im Dauerhusten übersehen wurde. Da sie mit nah mit den kleinen Neffen in Kontakt ist, für die aufgrund ihres Alters eine Infektion deutlich gefährlicher wäre als für unsere Familie, in der alle tuberkulosetechnisch ausgewachsen und uninteressant sind, ist das eine essentielle Frage. Oder aber man wertet es als bösartigen Angriff und Unterstellung und ghostet mich, während man die anderen Schwestern und Partner versucht, als Verbündete gegen mich (in welchem Kampf auch immer) zu gewinnen und, als das nicht klappt, übel beschimpft. Naja. (Test war dann negativ, sowohl der auf Tuberkulose als auch auf gesunden Menschenverstand)
Das war das.
Bei der Arbeit gebe ich in einem wohlformulierten 2Seiter das Jöbli zurück respektive erkläre, warum und dass ich es noch max bis Ende Q2 machen werde. Zeitgleich wird in meiner Heim-Abteilung bekannt gegeben, dass es eine ordentliche Umstrukturierung geben wird, Details aber erst im April. Na dann. Hilft für ein entspanntes, produktives Arbeitsklima. Nicht.
Der Hübsche und ich reisen, endlich mal was schönes, nach Nierstein, einen aus Gründen nachzuholenden Adventsbrunch zu feiern. Das ist eine wunderbare Auszeit von allem!
Q. ist richtig beschäftigt: für die Feuerwehr braucht er ein Atemschutztauglichkeitszeugnis (wird erstellt von einem Arbeitsmediziner, den der Hübsche und ich noch aus unserem ersten Job kennen), er bekommt seine Ausrüstung, hat erste Übungen, der Urlaubsantrag für den Atemschutzkurs wird genehmigt. Dann nähert sich die Fahrschulzeit dem Ende, es wird alles konkret, was sich für ihn in diesem Jahr alles ändern wird. Mit einem frischgeschliffenen Messer schneidet er sich an einem Abend bis auf den Knochen in den Finger, wir verbringen den Abend in der Notaufnahme, es wird geröntgt und genäht, aber alles geht glimpflich aus.
Wir planen unsere Sommerferien, aus naheliegenden Gründen ist jeder USA-Teil gestrichen, wir buchen die Flüge und Unterkünfte und Fähren für gute zwei Wochen Kanada (Vancouver und Vancouver Island).
Physiotherapie ist immer noch sehr schmerzhaft, aber es wird langsam, ich bin zurück zu meinem normalen Sportprogramm (minus Klimmzugtraining und Yoga). Ich bekommen vom Arzt die Clearance für Auto- und Fahrradfahren. Erste Fahrt ist übrigens: den Hübschen und L. zeitgleich ins Krankenhaus.
Der Hübsche hat seine Pulmonalvenenisolation incl ein, zwei Tage Krankenhaus (wussten Sie, dass man einen Druckverband ANNÄHEN kann?!), es geht alles gut, aber die Blutverdünner und das Hämatom in der Leiste lassen uns etwas nervös in die Skiferien starten.
März
startet mit eben dieser Woche Skiferien. Wir haben uns vorgenommen, uns nicht unter Druck zu setzen, möglichst viel zu fahren, sondern als Ziel zu haben, dass wir Spass haben und alle heil zurückkommen. Das klappt, die einzige "Verletzung" sind richtig verbrannte Lippen wegen keinem Sonnenschutzlabello (bei mir mit richtig fies grossem Herpes auch ausserhalb der Lippengrenze, aber nichts, was eine ärztliche Intervention bedürfte, das ist ja auch schon mal was.).
Bei der Arbeit ist es so mittel, Kaninchen vor der Schlange sagt ja auch niemand, dass aber bitte business as usual stattfinden soll, so ungefähr ist es halt.
Ich bin sehr, sehr, sehr enttäuscht, als unsere globalen Ziele von DEI "befreit" werden, um mit dem Irrsinn des US Präsidenten compliant zu sein. Dadurch komme ich zu einem Gesrpräch mit einem Boardmember, naja. Ändert auch nix, aber ich habe meine Enttäuschung kundgetan.
Q. hat direkt nach den Skiferien eine Woche Atemschutzausbildung und ist im siebten Feuerwehrhimmel. Er meldet sich für das Wintersemester an der Uni Basel für Chemie an, hat aber auch schon antönen lassen, dass Berufsfeuerwehr vllt auch was wäre, wenn Chemie nicht so spannend ist. Oke.
Ab nach den Skiferien fahre ich wieder mit dem Rad zur Arbeit und bin so, so, so glücklich darüber!
Wir feiern den Geburtstag des zweitkleinsten Neffen, ich treffe meine andere Schwester mit dem allerkleinsten Neffen, wir planen Ostern in anderer Besetzung als auch schon in Bayern.
Ich merke, dass der Jahresanfang mich so sehr geschlaucht hat, dass ich vergessen habe, die Monatsrückblicke jeweils am Monatesende hier einzutöckeln, hole das bis hierher nach und hoffe auf ein stressfreieres Restjahr.
April
Little did she know: die Kaninchen-vor-der-Schlange-Situation klärte sich nämlich etwas unerwartet in "So, ab 1. Juni ändern wir die Organisation total, Eure Rolle gibt es dann nicht mehr.". Dieser Umfang des Ganzen war für mich dann doch überraschend. Neben einer generellen Enttäuschung gab es dann doch etwas wie Aufbruchstimmung (es wurden ja auch neue Rollen geschaffen, zT extrem interessant, aber halt auch heiss begehrt. Glaube ich.). Also: Enttäuschung runterschlucken, Gefallen eincashen, Support erbitten, Lebenslauf, Anschreiben, whatever fertig machen. Noch vor Ostern hatte ich alles abgeschickt und hätte dann am liebsten 6 Wochen vorgespult, aber das ist leider nicht möglich. Der Mai wird dahingehend nochmal sehr doof werden.
Grundstimmung bei mir also zwischen Katastrophe, wird schon und das wird super und zurück gern mehrfach pro Stunde. (Wichtigstes Feedback: nicht unter Wert verkaufen, aber naja, die Hälft der Zeit denke ich, ich habe mich gnadenlos überschätzt. Wichtigstes Learning: auch wenn ich "nur" meinen Job mache, nehmen mich Leute, mit denen ich zusammenarbeite, als begeistert und engagiert und energetic wahr, das hätte ich so auch nicht gedacht.)
Der Hübsche ist auf der Incosmetics in Amsterdam. Während ich normalerweise gerne seine Messestories höre, habe ich diesmal kaum Raum im Kopf für irgendwas ausser meine eigenen Sachen.
Sonst: Q. schafft seine praktische Führerscheinprüfung auf Anhieb ohne Probleme, wir machen uns an die Autosuche (der Tesla ist zu gross, zu schnell, zu teuer für einen Fahranfänger). Q. organisiert und plant, wir räumen den zweiten Garagenplatz aus, damit der (vermutlich) Mini dann da reinpasst.
L. fährt über die Ostertage und die Woche danach auf einen Pfadileiterausbildungskurs ("Futura-Kurs" in der selbsternannten "Eliteversion") und kommt sehr begeistert und dreckig zurück.
Wir bekommen Besuch von meinem Vater und seiner Frau und unterhalten und einmal quer durchs Leben und zurück. Ich nehme sie mit nach Muri, ich bin ja mit der Besichtigung damals im September nicht fertig geworden.
Dann fahren der Hübsche, Q. und ich nach München, eigentlich Familie besuchen, aber anders als geplant ist bis auf meine Schwiegermutter niemand vor Ort. Die Besuche im Pflegeheim sind ... ernüchternd, traurig, anstrengend, aber zumindest scheint sie sich (immer wieder) sehr zu freuen, dass wir da sind. Und dass generell ein Kind fehlt, fällt ihr auch auf. (Mich nervt es mehr als gedacht, dass mich verschiedene Heimbewohner dank kurzer Haare und Hose für einen immerhin jungen Mann halten und das halt auch ungefragt kundtun.) Der Hübsche und ich treffen FreundInnen in München, das tut richtig, richtig, richtig gut, dafür Zeit zu haben und solche FreundInnen zu haben.
Q. lernt für die schriftlichen Maturprüfungen, ich schwanke zwischen gezwungenem Optimismus und Verzweiflung / Enttäuschung, es ist alles einfach nur unglaublich anstrengend.
Mai
What a month.... Man könnte ihn zusammenfassen mit "Wie ich mal versucht habe, Überstunden abzubauen und grandios gescheitert bin". Oder so. Direkt für den 2. Mai Brückentag bekam ich einen Screeninginterviewtermin für den Job, den ich unbedingt wollte. Ich war supernervös, fand mich nicht gut, habe leicht angetüdelt nach dem Pizzaabend noch eine Email mit Katzenfoto nachgeschoben.
In der nächsten Woche bekam ich dann insgesamt noch Einladungen für 3 weitere INterviews dafür, ausserdem noch eins für eine weitere Rolle, für die ich mich beworben hatte. Da ich die nicht wirklich wollte, war ich gar nicht nervös und fand mich RICHTIG gut in dem Gespräch. Tja. Gehört habe ich dafür bis heute nichts, nach ein paar Wochen wurde angekündigt, dass der, der mich interviewt hat, diese Rolle ad interim übernimmt. Aha. Naja, ich hatte ihm zumindest ein solides Konzept und Watchouts zur Verfügung gestellt.
Die restlichen Interviews liefen .. naja. Gut, ok, mittel. Ich war sehr nervös. Gott und die Welt redete auf mich ein, dass ich doch perfekt wäre (aber es 250 Bewerbungen gegeben hätte und sei nicht traurig, wenn es nichts wird), ich analysierte JEDES einzelne Wort, jeden einzelnen Atemzug in den Interviews, verbrachte viel zu viel Zeit in Kalenderresearch (wer trifft sich wann mit evtl wem und was kann man daraus ableiten ---> das ist das Symtpome googlen der Bewerbungsphase) und war dann sehr überzeugt davon, dass ich eine Absage bekäme. (Zwischendrin hatte ich noch ein Gespräch mit der Chefin des Hiring Managers, die mir sagte, dass ich, egal, wie das ausgehen würde, einen Platz in ihrer Gruppe finden würde. Das war einerseits beruhigend, andererseits kann ich mir alles schlecht reden.).
Sie wissen ja nun mittlerweile, wie es ausging: ich habe den Job bekommen, hatte ganz verdrängt, dass das auch eine Riesenbeförderung ist, und zwar schon ab 1. Juni. Ich bin sehr erleichtert, aber auch unendlich erschöpft. Beste Voraussetzungen für einen neuen, herausfordernden Job :-) (Parallel all das Kündigungsgezeter: Prenotification-Gespräch, Einladung zum NOZ-Termin, Sozialplandetails,.... ein bisschen schizo, das Ganze...)
Sonst ist auch einiges passiert:
L. ist auf sein Kennenlernweekend für YFU gefahren, wir hatten einen Elternabend dafür (meine Güte, ich bin eh froh, dass L. nicht nach USA wollte, die USA-Frau war so unglaublich unsympathisch, ganz abgesehen davon, dass Trump ja Ende Monat alle Visatermine für Studenten und Schüler ausgesetzt hat, der Idiot...
Wir haben uns für ein Auto für Q. entschieden, das probegefahren und alles für den Kauf in die Wege geleitet. Willkommen, Mini Cooper SE! (Wir haben mit den Nachbarn rechts von uns Parkplatz getauscht, jetzt können wir beide Autos an unserer Wallbox laden ohne zu rangieren.
Der Hübsche und ich lernen cool zu bleiben, wenn er fährt :-) (er macht das eh super.)
Q. hat die schriftlichen Maturprüfungen erledigt (wegen ESC-Abbau nicht wie alle anderen Jahrgänge in der St Jakobshalle, sondern in der Aula), er war danach erschöpft, aber zufrieden. Jetzt 3 Wochen Pause, dann geht es mit den mündlichen weiter und dann ist er fertig!
L. hatte BG-Woche im Wald und fand es schrecklich :-)
Der ESC hat stattgefunden und ich habe bis auf den grossen "BASEL"-Schriftzug, wo ich die offizielle Übergabezeremonie mit dem Fahrrad fast überfahren hätte (man hätte halt auch mal rechts und links schauen können, bevor man eine VELOSTRASSE quert, oder?) und das Schild an einem Parkplatz am KRaftwerk weit vom ESC entfernt, nichts davon mitbekommen.
Der Hübsche ist zum Klassentreffen für ein verlängertes Wochenende nach München aufgebrochen, ich habe meine Schwestern getroffen und nach dem ganzen Jobdebakel Luft geholt.
Juni
Bumm, zack, binnen eines Wochenendes von Frust und Verzweiflung wegen Job auf Begeisterung wegen bestem Job der Welt umschalten, hat so mittel geklappt. Aber: ich habe wirklcih ab 1. Juni offiziell den neuen Job, ich stemple nicht mehr, ich bekomme ordentlich mehr Geld, ich habe ide Abteilung gewechselt und bin jetzt "Product Technical Leader" (Was ganz anderes als "Technical Product Leader", die Rolle, auf die ich 10 Jahre hingearbeitet habe und die dann später "Product Strategic Leader" hiess und die ich 4 Jahre als Jöbli gemacht habe und von der ich mich schweren Herzens verabschiedet habe. Naja. Also ein bisschen.). Ich bin auf der einen Seite im 7. Himmel über den Job, das neue Team, die neue Chance, die neuen Produkte, auf der anderen Seite sitze ich noch eine Zeitlang bei meinen ehemaligen KollegInnen, von denen die allermeisten eben nicht oder nicht so begeistert sind, einige sogar richtig verzweifelt. Das zehrt und nagt alles. Aber: Ende Monat ziehe ich um und habe endlich kein doofes Gefühl mehr, mich offensichlich zu freuen.
Team Kick-off, noch mehr Freude, dann in die Ferien verabschiedet.
Q. rockt die mündlichen Prüfungen, feiert, chillt, geht spontan noch zu einem Feuerwehrausbildungstag, feiert, chillt, wir feiern am Tag der Maturzeugnisverleihung in der unendlich heissen Pauluskirche mit, er feiert weiter, chillt weiter, er hat sich das so, so, so, so sehr verdient!
L. bekommt endlich die Info, wo er sein halbes Jahr in Japan verbringen wird: Hallo, Kyoto! Wir tauschen erste E-Mails mit dem Gastvater aus, wandern mit Google Streetview durch die Nachbarschaft. Das Ticket ist auch da, es steht also fest, wann und wie und mit wem er fliegt (ich versuche, nicht nervös zu werden, weil er UMSTEIGEN muss. Weil: in München. Das werden sie schaffen.) Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein Visum, das liegt mir zwar auf der Seele, aber eben: dafür brauchen wir das Certificate of Eligibility, von der Immigration Behörde in Japan, das geht erst mit Bestätigung von der Schule, also alles erst mit dem Feststehen der Familie. Ich habe mir den Visumsantrag und den Terminkalender der japanischen Botschaft in Bern angeschaut: das wird alles klappen.
Der Hübsche nähert sich einem Ende der langen Gesundheitsodyssee: die allergologische Abklärung hat nichts ergeben, das ist gut, es wurden nämlich Ibuprofen und Antibiotika getestet. Das ist schon mal gut, wenn man da keine Sorgen haben muss. "Most probable root cause" ist nun die Klasse der ACE-Hemmer bei den Blutdrucksenkern, das kann man aber in dem Allergietestsetting nicht testen. Er wurde ja eh schon umgestellt. Blutdruck und Puls waren aber trotzdem und auch nach der Pulmonalvenenisolation suboptimal. Bei weiteren Abklärungen kam die Idee von Schlafapnoe auf, wurde getestet und bestätigt und meine Güte, allein durch unterstütztese Abgewöhnen von auf dem Rücken schlafen wird alles so viel besser! (Auch mein Schlaf, weil kein Schnarchen mehr!). Wenn es das war, das wäre so cool!
Sonst: es ist an allen Enden so, so, so viel. Trotz allem, vielleicht auch wegen allem finden wir drei Schestern mehr Zeit miteinander und füreinander (immer gern mit wem auch immer mitkommen mag, es sind alle so miteinander kompatibel, das ist so schön!)
Ich habe mich (die Bücher lagen schon Jahre auf dem virtuelen SUB) endlich durch einen so nicht gemeinten Impuls mit der Thematik "Narzisstische Mütter" befasst und meine Güte, es wurde so viel klar und so viel klickte zusammen, so viel "Kann das denn sein?" und " Es scheint so als ob" machten auf einmal Sinn. Was ich damit mache ausser eben den Kontakt vermeiden (vermeiden klingt falsch. Ich habe ihn eingestellt, aber durch das physische Setting und eben die Familiensituation lässt er sich nicht ganz abstellen.), weiss ich jetzt noch nicht. Ich nehme bisher für mich mit: "Ich/Wir bilden uns das alles nicht ein. Das war so, das ist so, das muss und darf aber nicht so sein. Niemand muss das aushalten."
Der Monat endet in unendlicher Hitze, wir vegetieren vor uns hin und schauen sehnsüchtig auf die Temperaturen, die uns in Kanada erwarten.
Juli
Endlich Urlaub. Der Hübsche und ich hatten in weiser Voraussicht zeitgleich mit L.s Ferienbeginn freigenommen, d.h ein paar Tage vor und dann auch nach dem Urlaubsstart. Das war dringend nötig zum runterkommen, zum Packen (gar nicht so leicht, bei 38 Grad Skiunterwäsche, Fleecejacken und Wollmützen einzupacken), zum richtig vorfreuen.
Der Urlaub selber dann war grossartigst. Wir sind zum ersten Mal in "Economy Max" geflogen, dazu noch in der ersten Reihe der Klasse und hatten so viel Beinfreiheit, das war echt gemütlich.
Vancouver war dann einerseits schön, andererseits echt erschreckend, was die Drogenszene und Armut angeht. Ich hatte ernsthaft Alpträume.
Dann: Vancouver Island. So schön wie in unserer Erinnerung. Wir haben uns diesmal viel mehr Zeit genommen, sind nicht so lange Strecken gefahren, das war gut.
Port McNeill ist immer noch so wenig touristisch (durchaus nicht nur positiv gemeint :-)) wie eh und je, aber sowohl das Kayakcamp auf Hanson Island als auch die Exkursionen zu den Ottern und den Bären waren einfach phänomenal.
Wir sind gewandert, haben so viel Meer gesehen (sogar unsere Füsse reingehalten. Ok, beim Kayaken eh, aber auch am Strand), haben den richtig touristischen Teil von Vancouver Island gesehen, haben wunderbar gegessen, die verschiedensten schönen Unterkünfte bewohnt, sind gebummelt, haben Sterne beobachtet, hatten einfach eine wunderbare Zeit zu viert, das war wirklich toll. Und am Ende haben wir uns alle wieder auf daheim gefreut, das war auch schön.
Der Hübsche und ich hatten dann noch den Rest der Woche frei, Jetlag war nicht so wild wie befürchtet.
Die Jungs sind schon am Ende der Woche wieder ins Sola verschwunden, Q. als Pioleiter und Hauptlagerleiter, L. als Pfadileiter (und nur kurz, weil sie so wenig Anmeldungen hatten, dass sie von 2 Wochen auf 4 Tage gekürzt haben).
Der Hübsche und ich haben in die Arbeitswoche gestartet, ich Vollgas mit Nitroeinspritzung in den neuen Job (das ist sooooo grossartig), der Hübsche wird erstmal spektakulär ausgebremst von einem, wie sich herausstellt, seit 11 Jahren in seinem Ellbogen vor sich hin verrottenden Schleimbeutel, der beschliesst, JETZT ist der Moment, total zu eskalieren. Das resultiert in einer notfallmässigen Operation an seinem Geburtstag (ja, ist denn heut schon Hochzeitstag?!), aber der ist ja schon im
August
Joah, das war ein etwas ungeplanter Start in den Monat. Der Hübsche war übers Geburtstags- und Feiertagswochenende im Krankenhaus, danach 3 Wochen 100% krank geschrieben und mit Schiene versehen. Das war alles sehr schnell, sehr krass, sehr beängstigend und dann doch grad noch rechtzeitig. Meine Güte.
Dementsprechend anstrengend (mental und sonst) war der Start in den August: neuer Job mit VIEL zu tun, L.s Abreise fertig machen (mit VIEL zu tun, weil die Austauschorganisation nicht so viel gemacht hat oder halt auch viel Quatsch), den Hübschen unterstützen, auch mit Fahrdiensten, weil er ja einarmig unterwegs war, das war schon... viel.
Q. kam aus dem Sola zurück und hatte all die Aufregung verpasst respektive nur bruchstückhaft mitbekommen, das war bestimmt auch nicht leicht.
Last Minute haben wir doch noch ein Visum für Ls. Japantrip bekommen (bin immer noch fassungslos ob der Nonchalance, mit der die Austauschorganisation L. unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Japan hätte einreisen lassen, respektive die Immigration Officer belügen hätte lassen...), wir haben die versaubeutelte Buchung der Organisation geradegebogen, Koffer für 5 Monate gepackt und mit schweren Herzen L. ziehen lassen. Nicht, weil wir es nicht gut finden, dass er geht, sondern weil wir ihn vermissen werden und weil es ihm dann im letzten Moment auch nicht leicht gefallen ist, zu gehen.
Er ist dann aber gut angekommen (mein Lieblingssatz im Family-Chat ist "Ich bin jetzt beim Boarding. Was muss ich zeigen? Der Pass ist das Rote, oder?"), last minute hat auch die Austauschorganisation verstanden, was das "+1" hinter der Ankunftszeit in Tokyo bedeutet und eine Abholung für ihn organisiert. Er hatte ein paar coole Tage mit allen anderen Austauschschülern in Tokyo und dann wurde er zum Helden des zugverrückten kleinen Neffen, weil "L. ist Shinkansen gefahren ?!". Er wurde von der Gastfamilie abgeholt, in der unendlichen Hitze Kyotos versorgt mit Essen, Katzen, Badeausflügen, jeder Menge Hilfe beim SIM-Kartenkauf, in die Schule gebracht (dort hat er dann eine Rede vor den Lehrern und Schülern auf Japanisch gehalten), er ist jetzt selbständig in Kyoto unterwegs und ich bin so stolz auf unseren Jungen!
Daheim wurde es, nachdem es erst so schnell schlimm wurde, erstaunlich schnell auch wieder besser mit dem Arm des Hübschen.
Mein Job nahm rasant Fahrt auf, es ist immer noch supercool, was ich einfach unterschätzt habe, ist das Change Management oder, wie es eine meiner neuen KollegInnen so schön sagte "Geez, all these people have so many FEELINGS!" Puh.
Dann: mehr medical content: Q. bekam die Weisheitszähne raus, alle vier auf einmal. Und anscheinend war Drama schon aufgebraucht, es hat nämlich einfach easypeasy alles geklappt und geheilt, so wie es sollte. Puh.
Gerade rechtzeitig für das Pfadifestival PBS, das war schon praktisch.
Damit es nicht langweilig wird, habe ich meinen Sportplan umgestellt und Yoga und Morgenschwumm eingebaut, das tut gut so weit, ich plane dranzubleiben.
Ich habe mich viel mit meinen Schwestern und kleinen und ganz kleinen Neffen getroffen, das war auch schön. Und dann, zack ..
September
Ich habe das Gefühl, wir sehen langsam Land, kriegen wieder ein bisschen Luft, es sortiert sich alles.
L. kommt richtig in Kyoto an. Er hat nach drei Wochen ein kleineres Tief, der Übergang von "alles neu und spannend" zu "Alltag, aber halt in Japan" und "ICH BIN IN JAPAN, ICH MUSS JEDE SEKUNDE NUTZEN" ist nicht ohne. Aber er berappelt sich, er geht ins Gym, freundet sich mit Nachbarskindern an, trainiert mit der kleinen Gastschwester "Track & Field" ("Sie ist so klein und schnell, es sieht aus, als würde ich ein kleines Kind jagen, muss ein bisschen aufpassen"), sie machen Ausflüge auf die Insel Shikoku, nach Osaka zur Expo, er nimmt an seiner ersten Beerdigung jemals teil (der Gastgrossvater ist gestorben), er macht Pläne, das wird alles gut. Daheim melden wir ihn für die Klassenreise nächstes Jahr nach New York an, er ist wirklich an einer reiselustigen Schule.
Q. bekommt ale vier Weisheitszähne auf einmal raus, trägt das aber tapferst. Er sird zu seinen ersten echten Feuerwehreinsätzen alarmiert, sehr spannend! Und dann geht es endlich an der Uni los. Es ist so schön und spannend, mitzuerleben, wie er die gleichen (coolen) Erfahrungen wie wir damals macht, nur halt 30 Jahre später und in der Schweiz statt in München. Ich glaube, es taugt ihm tatsächlich richtig gut!
Der Hübsche hat einige Kontrolltermine bei verschiedenen Ärzten und, klopf auf Holz, endlich mal wird dort nur kontrolliert und NIX dramatisches in irgendeiner abstrusen Art und Weise gefunden. Das ist auch endlich mal gut.
Ich arbeite richtig viel, entdecke das firmeneigene Schwimmbad für mich (wichtige Accessories: Knochenkopfhörer und dichte Schwimmbrille), was gut passt, damit ich Sport in meine immer mehr werdenden Bürotage/Woche integrieren kann. Ausserdem verbringe ich die letzte Septemberwoche in der Erde wühlend auf einem Parkplatz in Baden beim Archäologiefeldkurs der Kantonsarchäologie. Das ist so cool und macht solchen Spass, ich bin sehr, sehr happy, dass ich das untergebracht habe.
Oktober
Mein Sport- und Arbeitsverhalten hat einen unerwarteten Turn gemacht: ich bin vier Tage die Woche im Büro und gehe jeden Morgen einen Kilometer schwimmen. Who would have thought? (Ende Oktober fallen zwei Tage aus, weil ich mit Schnupfen daheim bleibe).
Das Riesenprojekt "Technical Product Health Review Reloaded" frisst irre viel meiner Zeit und Energie und Diplomatie, aber Ende Oktober sind die prereads raus und ich kann aufschnaufen respektive mich meiner restlichen Arbeit widmen.
Wir wollten eigentlich Freunde zu einem Geburtstagsfest mit Cocktails besuchen, fällt aber aus wegen Geburtstagskind krank (und dann bin ich auch krank, schade.)
Wer auch krank ist und zwar unheilbar, ist unser Trockner. Wir entscheiden uns (wieder mal) gegen Reparatur und für ein neues Gerät, ab November gibt es wieder flauschige warme Wäsche!
Q. ist richtig an der Uni angekommen und der Hübsche und ich haben schon so einige Flashbacks. Andersrum: wie kann es sein, dass der Trennungsgang nicht mehr gelehrt wird?!
L. hat eine grossartige Zeit in Kyoto, endlich wird es ein bisschen kühler. Er bekommt Besuch von anderen Schülern seiner Organisation und ist stolzer Kyoto-Stadtführer.
Wir planen unseren Islandurlaub mit ihm für wenn er wieder da ist (ich habe fix den Abholtermin im Kalender geblockt und bin jetzt nicht am Tagezählen, aber schon am "wieviele Pakete schicke ich noch, damit er sie auch alle bekommt?" planen)
Bummer: unser Nachbar schneidet den drei Jahre lang gepäppelten und endlich richtig schönen Blauregen über dem hässlichen Gartenzaun kaputt ohne uns Bescheid zu sagen, sieht nicht ein, dass das falsch und nicht korrekt war und wir sind stinksauer. Das Nachbarschaftsverhältnis hat einen massiven Knacks, aber gut, nach 20 Jahren zu recht vielen Dingen um des lieben Frieden willens ja und amen sagens, ist das vllt auch ok. Wir werden nächstes Jahr die Gartenneuplanung in Angriff nehmen, ich freue mich v.a. auf eine schöne Terrasse und mehr Pflanzplatz und weniger doofen Kies im Garten.
November
Was als smoother Slide into the Vorweihnachtszeit gedacht war, geht spektakulär sideways. Wir bekommen unseren neuen Trockner (der erst nicht angeschlossen werden kann, in einer zweiten Runde aber doch). Ich bestelle zusätzlich zum Gemüsekorb 5kg Äpfel und 2L Birnenmost und bin überrascht, wieviel das ist. Und wie schnell sie verschwinden.
Beim Optiker suche ich mir eine neue Brille aus mit spektakulärem neuen sehr prominenten Gestell (und mache einen Termin beim Werksarzt für eine Bildschirmbrille aus).
Bei der Arbeit bin ich am "Hustlen", wie die Kinder sagen würden. Meine Kollegin und ich rocken unseren ersten grossen Auftritt vor dem gesamten LT (also: LT eine Ebene höher als unsere Abteilung), die Woche drauf haben wir einen 3tägien F2F-Workshop unserer ganzen Gruppe. Ich freue mich sehr, einige wieder, andere zum ersten Mal zu sehen.
Der Hübsche und ich fahren für ein Wochenende nach München, das ist einerseits schön (Essen mit Herrn Rau und der Kaltmamsell), andererseits traurig und anstrengend. Naja.
Neben allem Vorweihnachts- und sonstigen Terminstress (Q. hat so viele Feuerwehrtermine, geplant und ungeplant, dazu noch Pfadi) kommt noch eine neue riesengrosse Baustelle dazu, bei der wir helfen und die mir grosse Bauchschmerzen macht.
Zur Ablenkung wird endlich der Islandurlaub in neuer Besetzung gebucht, ich plane noch einen weiteren Produktteam-F2F-Workshop UND einen Lieferantenbesuch kurz vor Weihnachten.
Für eine Geburtstagsparty habe ich dieses Jahr keine Nerven, ein bisschen schade, aber halt realistisch. Nächstes Jahr dann.
Und dann ist
Dezember
Ich habe mich (felt like a good idea at the time) davon verabschiedet, dieses Jahr das Fotobuch VOR Weihnachten fertig zu machen, weil es einfach zu viel anderes drumrum war. Stellte sich raus: war keine so gute Idee after all, weil es mir letztendlich die erste Woche Weihnachtsferien versaut hat, weil ich immer nur denken konnte "UND DAS FOTOBUCH MUSS ICH AUCH NOCH MACHEN!". Learning für nächstes Jahr.
Was ich abgesagt habe und nicht bereut habe: meine Geburtstagsparty. Es war mental und zeitlich einfach nicht drin, mich aus dem Arbeitsteil mit der extrem hohen Schlagzahl und den privaten dramatischen Aktivitäten in einen "Yay, ich bereite eine Party vor"-Modus zu bringen. Ich hatte einen unglaublich gemütlichen, gechillten Geburtstag, der Rest sauste weiter, aber wir haben es ungeplant dann recht spontan zu ein paar Freundeseinladungen on very short notice geschafft.
Die letzte Arbeitswoche vor Weihnachten hatte ich dann noch ganz geschickt einen Zweitagesworkshop UND eine zweitägige Dienstreise nach Nürnberg gelegt.... erstaunlicherweise klappte beides recht unspektakulär und genau wie geplant, so dass ich Freitagnachmittag daheim in den Ferien landete.
Über die Feiertage vermissen wir L. natürlich ganz besonders, wir bereiten alles für seine Heimreise vor (ich werde schon wieder kribbelig, wenn ich an das Gepäck und die spontan geänderten Pläne für die Rückreise von Seiten der Austauschorganisation denke.), während er in Japan ebenfalls von last minute Aktionen der Organisation überrascht wird, von Abschiedsfeier zu Abschiedsfeier tingelt, mit seiner Gastfamilie noch superviel unternehmen wird und selber ein bisschen Torschlusspanik bekommt.
Weihnachten feiern wir hier bei uns (der Hübsche ist krank an Heiligabend, das ist ein bisschen arg suboptimal, passt aber zum Jahr insgesamt), mit viel Schwestern- und Neffenbesuch. Das war schon ein Highlight des Jahres: zu sehen und erleben, wie wir drei zusammenhalten und füreinander da sind.
In diesem Sinne: Auf ein gutes 2026, ich wäre einfach so bereit für keine neuen Dramen, einfach mal .... langweilig?!
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