240925
Dritter Grabetag
Heute morgen war ich mit Fahren dran, Aufstehen also halb sechs, gemütlich frühstücken, warm anziehen (heute Skiunterwäsche unter der Outdoorhose und als Oberteil unter Fleece- und Regenjacke respektive Pufferjacket mit Kapuze zum Pausemachen. Endlich eine Gelegenheit gefunden, den Firmenmerch zu tragen!), um viertel vor sieben den Grabenachbarn einsammeln und im Nieselregen auf die stockdunkle Autobahn. Beim Fahren gelernt: seine Frau ist beim gleichen Physiotherapeuten wie ich, kam raus, weil sie erzählt hat, dass ihr Mann graben geht und er meinte: Ah, eine andere Patientin von mir auch.
Im Nieselregen aufbauen (heute mit Bierbänkenaufstellen um Zeltaufstellen gedrückt), noch vor acht sind wir vier in unserem Loch. Wir hatten die Aufgabe, die mittlerweile 5. (oder 6.?) Schicht mit der Hand abzutragen und Funde dementsprechend zu beschriften. Wir sollten alles ordentlich machen, damit die Schicht fotografisch dokumentiert werden kann. An einer Seite hatten wir noch recht viel oben drauf, haben also rustikal losgelegt: einer mit dem Pickel gelockert, die anderen drei krümeln dann die Schollen durch die Finger und sortieren Funde aus, Erde, Steine und Ziegel in die Kübel, danndie 1.60m nach oben, in die Schubkarre und irgendwann dann auf den grossen Erdhaufen hiner dem Zelt. Und dann kam ein recht interessanter Moment: die (vermeintliche) Lehmschicht mit Kies, die wir wegkratzen sollten, um auf die hellgraue, etwas weniger klebrige (es hat den ganzen Tag genieselt, alles war klebrig und feucht) eins untendrunter zu kommen, war auf einmal nicht mehr voller Kies, sondern voller Scherben, also mehr Scherben als Lehm, alles mit Holzkohle durchsetzt und ein paar Zentimeter weiter unten stiessen wir auf Bodenplatten. Wir haben also ein den Chef geholt und uns auf Lob gefreut und das Freilegen des Bodens (ein Mosaik? Ein Bad? Eine Feuerstelle?). Tja. Stellt sich raus: wir hatten wohl zu weit gegraben und hätten noch nicht so weit runter gesollt und es wäre besser gewesen, wenn wir den Lehm mit den Scherben drauf draufgelassen hätten. Anstatt an der Stelle weiterzumachen, sollten wir die Platten schützen (wir haben eine umgekehrte Fundkiste (aka Obstkiste) draufgestellt und von der ganz anderen Seite des Feldes nochmal auf eben den nur mittelklebrigen Lehm runterkratzen und bitte recht zügig, weil wir müssen Fotos machen! Das war echt nicht leicht, das sein zu lassen und vermutlich der Unterschied zwischen Schatzsucher und Wissenschaftler....
Wir haben also ohne Pickel, jeder mit eben einer kleinen (5cm Kantenlänge) Dreieckskelle, kniend auf einem Schaumstoffdingsi im Akkord Kies, sehr klebrigen Lehm und mittelklebrigen Leh, geschabt. Funde haben wir nicht mehr vorsortiert, sondern einfach "nur" in die Obstkiste gelegt. (Besonder Funde wie die Crackpfeife Flöte, den fast ganzen Teller, das Amulett kamen in Extratüten. Wir haben noch soooo viele Stücke des Flötenspielergeschirrs gefunden, ausserdem Glasscherben, richtig dünn, hellblau und durchsichtig.
Spannend: als wir uns der Obstkiste und unserem "Fehler" vom Morgen wieder näherten, war auf einmal die Lehmschicht wieder weg, wir fanden senkrecht eingelassene Platten, dann wieder Boden(?)platten und ..... wurden WIEDER zurückgepfiffen und durften das nicht ausgraben. ("Übermorgen vielleicht oder gar nicht". Letzteres sind wir noch nicht bereit zu akzeptieren).
Kurz vor fünf waren wir rechtschaffen durch, haben unser Werkzeug mühsam von klebrigem und sehr klebrigem Lehm gesäubert (zwischendrin war ich sehr aufgeregt, weil ich vermeintlich blankes Metall ausgegraben hatte, zeigte sich: es war meine Kelle, die so verdreckt war, dass ich sie für einen "Fund" gehalten habe.), die "Baustelle" verbarrikadiert, Zeug verräumt und uns auf den Heimweg gemacht.
![]() |
Am Anfang, hier haben wir die Farbunterschiede noch gesehen, dachten wir. |
![]() |
Die anderen Trupps sind ein bisschen neidisch, glaube ich, weil wir das "beste Feld" haben :-). DAs sind noch Funde von gestern. |
![]() |
Das sind die mysteriösen Bodenplatten, an denen wir nicht weitermachen durften. Wir malten uns für den Rest des Tages eine Heisswasserleitung aus, die wir vllt "zufällig" anpickeln würden. |
![]() |
Passt auf den zweiten Blick überhaupt nicht so zusammen :-) |
![]() |
Man beachte auch die Handschuhe... |
![]() |
Einer der coolsten Funde heute: vermutlich eine Flöte (oder Crackpfeife, wie der Hübsche meinte, nachdem ich ihm vorgestern diesen Artikel geschickt habe) |
![]() |
50 shades of grau und klebrig |
![]() |
Ein anderer toller Fund heute: ein Metallamulett |
![]() |
Unser kleiner Steinhaufen VOR dem Zelt |
![]() |
Das ist der hinter dem Zelt vor dem Erdhaufen. Man kann vlt nicht gut abschätzen, wie viel das ist. VIEL |
Das Navi hat uns an allem Stau vorbei an der Grossgrabung in Windisch vorbeigeschickt, auf der wir morgen früh erstmal eine Privatführung bekommen. Ich freu mich!
Daheim sehen auch nach ausgiebigem Duschen meine Finger immer noch so aus, ich denke, bis ich am Montag ins Büro gehe, muss ich noch ein bisschen viel mehr schrubben.
Jetzt: Abendessen, ich hoffe, es bliebt für morgen was übrig zum Einpacken, dann noch eine Folge "Black Rabbit" auf dem Sofa und dann ab ins Bett. Morgen kann ich ausschlafen bis um sechs :-)
(Das Fresspäckli kam in Kyoto an, ich hoffe, L. freut sich. Ich hatte mit den eingepackten Lebkuchen damit gerechnet, es wäre ein bisschen länger unterwegs und/oder auch dort Herbst geworden in der Zwischenzeit. Naja.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen