Dienstag, Mai 27, 2025

270525

 So. What a day. 

Ich machs mal kurz für die, die keine Zeit oder Nerven übrig haben: alles gut, ich bin nicht mehr gefeuert, sondern habe einen richtig coolen Job. Ab wann, wird sich zeigen, aber jetzt wird es hier wieder andere Themen geben, halleluja.

Aber der Reihe nach.

Ich hatte ja gestern beschlossen, heute was zu machen, was mich WIRKLICH von spiralisierenden Gedanken abhält und mir im besten Fall auch noch Spass macht. Ich hatte mir also eine Wanderung rausgesucht, 15km one way, mit dem ÖV hin, mit dem ÖV vom Zielpunkt zurück. Damit sollte ich beschäftigt sein, sollte sich jemand zwischendrin bei mir melden, hätte ich mein Firmenhandy dabei, also alles ok. Nachdem ich gestern gelernt hatte, dass die Entscheidung nicht, wie gedacht, am Freitag schon gefallen war (basierend auf der Annahme hatte ich mir zurechtgebastelt, dass ich es nicht geworden war), war ich sogar ein bisschen optimistisch(er) gestimmt.

Ich stand also mit L. auf, halbe Stunde später als sonst weil BG-Projekt im Wald, machte allen, die wollten Früchte-Müsli-Skyr-Frühstück (also das Früchteschnibbeln, den Rest kann sich jeder selber reinwurschtelt), L noch einen Lunchbagel, dann machte ich mich wanderfertig,  packte Rucksack mit Getränken, checkte, dass genug Müsliriegel etc eingepackt wären und plante den Kauf von frischem Brotzeitbrot am Ausgangsbahnhof. Als ich ein letztes Mal vor dem Gehen noch auf mein Handy schaute, sah ich eine Einladung von dem Recruiter für den Job, den ich UNBEDINGT will, für Montagnachmittag, weil "Dein Kalender ist die Woche blockiert, das war der erste Termin" (Ja, klar, du Schlaubischlumpf, ich hab seit Wochen diese Woche als frei eingetragen, aber ich habe euch gestern schon geschrieben, dass ich wie auf Kohlen sitze, was denkst du denn?!). Also: Zurückgeschrieben, dass das ja schon so aussieht, aber ich das gern eher machen würde, also zB heute, egal wann. Das war dann heute um halb drei.

Meine Wanderpläne musste ich anpassen, weil: nicht wandern war keine Option, bis halb drei wäre ich durchgedreht. 15km und zweimal relativ ausführlich ÖV Fahren war mir zu risky und das Gespräch "Short Checkin on next steps XYZ-Role" wollte ich weder im Bus noch an einem Rastplatz führen.

Also habe ich mir stattdessen eine 11km Rundwanderung mit Start- und Endpunkt am Kantonsspital (respektive in der Nähe) im Nachbarstädtchen, das ich ja wegen aktuell Schulter gut kenne und eben mit dem Rad easy erreiche, rausgesucht und bin losgejuckelt. Brotzeit habe ich vergessen, aber für 11km und nur ein paar Stunden reicht ja Wasser und Müsliriegel (nicht mal die habe ich gebraucht, ich habe nämlich noch zwei kleine Halloween-Gummibärchentüten im Rucksack gefunden)

Die Wanderung war genau das richtige: schön schattig, nicht zu viel steil bergauf und -ab, nicht langweilig, aber auch nicht so aufregend, dass ich, verplant und in Gedanken wie ich war, Gefahr lief, irgendwo runterzufallen oder mich ernsthaft zu verlaufen. Ich habe mir "8 Tage im Mai" als Hörbuch auf Spotify runtergeladen und während dem Laufen weitergehört und das war wie meine besten Erinnerungen an Geschichtsunterricht (ich mochte Geschichte in der Schule wirklich gern, also alles ausser Reformation, Napoleon und Französische Revolution).

Daheim auf dem Balkon, ich mag den Mohn so sehr!









Ich kam rechtzeitigst am Rad wieder an, radelte noch am Erdbeerfeld vorbei und nahm grünen Spargel und Rhabarber mit für Mittagessen und mehr Kuchen.

Daheim dann waren immer noch zwei Stunden zu killen, also gab es erst Mittagessen, dann eine ausführliche Dusche und frische Kleider (so gewählt, dass ich mich einerseits wohlfühle, incl Parfum, "Flotholt" ist mein "Ich brauche olfaktorische Unterstützung"-Parfum, andererseits aber keine Lieblingskleider, die dann, wenn es nix wird, für immer "tainted" sind (looking at you, rosa-khaki Ringelshirt, in dem ich eine Absage bekam)

Dann war immer noch eine Stunde übrig, in der habe ich dann die Küche und das untere Bad geputzt, gewienert und gewischt. Die Putzfrau ist ja 2 Wochen nicht da, wir halten zwar generell alles meist recht sauber und ich habe grad in den Bädern auch ein bisschen mehr gewischt als sonst, aber heute wurde wirklich grundgereinigt. Sehr befriedigend.

Um mich in die richtige Stimmung zu bringen habe ich dann noch eine Mail geschrieben, in der ich für einen Request in Sachen Jöbli Anfang Juni sage: "Nicht mehr mein Job, bitte wende dich an den Oberboss". (das ist jetzt das zweite Mal, dass ich das mache, ich bin gespannt, wann der Oberboss reagiert.)

Und dann war es soweit (ich hatte es ja geschafft, mir über den Tag hinweg 1000 Gründe zurecht zu legen, warum in allen Fällen, die ich kenne, ein Recruiter-Termin zwar eine Zusage bedeutet, aber genau in meinem Fall halt nicht. Der Hübsche meinte noch: "Wenn sie mit so einem Titel zu einer Absage einladen, dann sollte man sie würgen", aber naja, WHO KNOWS?!) und ich hatte den Recruiter am anderen Ende. Ich hätte ihn fast gewürgt, also virtuell, weil er fragte: "Na, wie geht es dir denn so?", weil: ja wie wohl?!. Auf mein: "Aktuell: nicht besonders, hängt halt sehr davon ab, was du jetzt dann gleich sagst." Und er: "Was hat dir der Hiring Manager denn schon gesagt?" "Dass du heute mit mir reden willst" "Ah, cool, da habe ich ja ALLE KARTEN IN DER HAND"

Meine Güte, ich bin nach 2 Monaten echt dünnhäutig und ja, das ist bestimmt auch meine Schuld, dass ich mich da so reinsteiger, blablablabla, aber echt hey, kann man nicht einfach sagen: "Herzlichen Glückwunsch, hier ist das Angebot?"

Ich war dann aber soweit, wie in so Filmen oder Serien, wo irgendjemand ewig zitternd mit der Knarre auf jemand zielt und ich mir dann denke "Ja, wenn er hätte abdrücken wollen, dann hätte er das gleich gemacht, jetzt ist es zu spät". 

Und ja, er hat mir die Stelle angeboten und dann noch alles andere runtergerattert, was sonst noch damit kommt (Wie sagt man hier so schön, bei mir war das dann eher so "Göschenen-Airolo", eine Seite rein, andere Seite raus), das hatte ich vor lauter "Ich brauch einen Job, ich will DEN Job" vergessen, dass da ein Funktionsstufenwechsel mit allem tralalala dazu kommt. Auch cool. Sehr cool sogar!

Danach musste ich das Angebot per Email noch mit einem Einzeiler annehmen und habe die Hausaufgabe, mit dem alten und dem neuen Chef ein Transferdate zu klären. Ich habe meine Ferien im mehr oder weniger gesamten Juli auf den Tisch gelegt und jetzt wird man nervös, ob ich vllt doch vorher kommen soll. Ich lehne mich zurück und denke mir: macht ihr ruhig, das ist mir jetzt auch egal.

Ich habe dem Hübschen Bescheid gegeben und allen, die mich in den letzten Wochen unterstützt haben, in welcher Weise auch immer, und die Rückmeldungen waren sehr begeistert, "you deserve it", "Welcome back" und ganz viel "I told you so". Und letzteres.... hätte ich mir als jemand anders vermutlich auch gesagt, aber: es wirkt jetzt im Nachhinein schon so ein bisschen wie die Einserschülerin, die nach dem Mathetest jammert, dass sie es bestimmt versaut hat und hinterher hat sie nur einen Punkt nicht oder doch alles. Aber: in dem Schülerbeispiel weiss man ja nun nicht (und das hat mit dem realen Fall nix zu tun), welche Konsequenzen der fehlende Punkt oder die 1- im Leben der Schülerin hat. Ich spreche da aus Erfahrung. 

Im realen Fall war es so, dass ich zu 100% davon überzeugt war, perfekt auf den Job zu passen, anders als einige KollegInnen, die sich nicht beworben haben, weil ihnen das "zu krass" war oder "zu viel" oder "zu hohe Erwartungen" oder sich beworben haben, aber sich keine Chancen ausgerechnet haben. Ich "ticke all boxes" oder wenigstens alle bis auf eine (und es sind VIELE). Dann aber wurde diese Stelle nicht nur intern (für alle 100000 MitarbeiterInnen) ausgeschrieben, sondern auch extern. Das ist schon eine Hausnummer. Und so viele meiner UnterstützerInnen haben mir gesagt: "Das sollte schon wirklich gut passen, aber wenn nicht, heisst es nicht, dass Du nicht gut bist"  Das liess mich halt dann schon meiner Sache nicht zu sicher werden. Die Interviews.... ich kann nicht mal mehr sagen, ob sie gut liefen oder nicht. Ich fand zB, dass ich das Screening-Interview mit Hiring Manager und seiner Chefin total versaut habe, aber offensichtlich fanden sie es grossartig. Die anderen drei... ich habe bei jedem im Nachhinein jede Antwort zerdacht und im Nachhinein für doof befunden. ("If your coworkers would be asked to describe you in one word, what would it be?" Raten Sie mal, was ich gesagt habe. Nicht "Committed", "passionate", "always on time", "delivering", "reliable". Nein.)

Also, ich hatte eine vernichtende "Das sind die 100 wichtigsten Gründe, warum wir dich nicht einstellen können, schade, es sah vielversprechend aus am Anfang"-Rede parat. 

Dazu kam das Gefühl, all die Leute, die sich für mich eingesetzt haben, zu enttäuschen. "Boah, was für eine Loserin, der helf ich nicht mehr".

Naja.

Willkommen in meinem Kopf. 

Mit all denen habe ich mich heute virtuell gefreut (und am Donnerstag treffe ich zwei davon, wir alle drei in derselben Situation, nämlich gefeuert und frisch mit neuem Job, einer davon sogar mein neuer Departmentkollege! und ich bin so froh, dass wir alle drei feiern können und ich nicht nur mit zusammengebissenen Zähnen den anderen beiden gratuliere.), der Hübsche kam mit Blumen daheim vorbei, Q. hat sich meinen laaaaaangen Sermon, wie das alles so war und passiert ist, angehört und dann habe ich das obere Bad auch noch geputzt :-)


Nach dem Abendessen habe ich mich, weil: was solls, es betrifft mich ja nicht mehr so wirklich, das für 19:00 angesetzte Groupmeeting angehört, in dem es konkret um Handover etc ging. This too shall pass....

Hach.

Und was ich genau mache, das erzähle ich Ihnen wann anders (musste heute noch schnell mal die Ausschreibung nachlesen, das ist schon eine Zeitlang her, dass ich die gelesen habe.). Erwarten Sie nicht zu bahnbrechendes, ich habe es heute den Kindern erklärt, die haben gedacht, es wäre ein Witz. ("Habe ich das richtig verstanden? In deinem Hobby-Projekt hast du das Technical Product Team geleitet und jetzt leitest du das Product Technical Team und das ist was ganz anderes?!" Well, yes). Ich weiss noch nicht, für welche(s) Produkt/e ich verantwortlich sein werde, ich hätte schon Wünsche welche und welche nicht, aber bin da situationselastisch. Ich freue mich auf das neue Team (es ist eine ganz neue Rolle, ein ganz neues Team in einer relativ neuen Organisation, ein neuer Chef, der das alles aufbaut, da wird wumms dahinter sein. Hach.)

14 Kommentare:

Ursula hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch, ich habe mit Ihnen gezittert !

Hilke hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch!
Nun können Sie die restlichen Tage genießen

Petra hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch!

Christin hat gesagt…

Yeah, yeah, yeah. Die wären ja blöd gewesen, Dich nicht zu nehmen, im Ernst.
Heißt nicht, dass ich Dein Gedankenkarussell nicht nachfühlen kann.
Aber jetzt: Tusch! Gratuliere!

Juliane hat gesagt…

Herzliche Glückwünsche!

Slo hat gesagt…

Meine Glückwünsche 🍀🍀🍀

KaSi hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch. Das freut mich sehr, zumal es klingt, als ob der neue Job auch in anderen Umständen attraktiv gewesen wäre!
Bin natürlich neugierig auf das eine Wort - haben Sie „Sunshine“ gesagt?!

Margrit hat gesagt…

Halleluja 😂☀️😀 und herzliche Gratulation und „Sunshine“ wär’s doch echt gewesen.

Mareike hat gesagt…

Oh wie SCHÖN! Ich bin auch absolute Expertin für "Gedankenkarussell", ich kann es sehr nachfühlen. Umso besser, dass alle blöden Szenarien einfach nicht eingetreten sind. Herzlichen Glückwunsch!

Joriste hat gesagt…

wirklich großartig, volle Gönnung, herzlichste Glückwünsche! Und Danke für ‚situationselastisch‘

Lamentosa hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich sehr für dich und mit dir ♡

Barbara hat gesagt…

Ich gratuliere so sehr! Ich freuich für Sie!

S. hat gesagt…

Herzliche Glückwünsche!

Schnuffichen hat gesagt…

Grandios!! Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich sehr für Sie!