130225
What a day.
Gestern abend hatten der Hübsche und ich einen sehr schönen Abend, ich meine, wir können jetzt sagen: "Wir haben Matteo schon gesehen, als er noch in kleinen Basler Clubs gespielt hat". Ich meine: wirklich Club, wo man schnell noch Vereinsmitglied werden muss und in eine winzigen Kellerraum auf Bierbänken sitzt. Es war auch spannend, das an sich recht professionelle Programm in einem noch nicht 100% finalen Status zu sehen. Manche Witze waren ... für das Publikum zu viel und ich glaube, das ist eine gute Sache, das vorab mal zu testen und dann evtl noch anzupassen :-). War cool, aber ich bin halt Bierbänke auch nicht mehr gewohnt, ausserdem bisschen matschig und dann sehr müde.
Heute dann: wie immer Büro, jahreszeitlich passend immer noch sehr grippelastig, morgens war es lauwarm, mittags schneite es dicke Flocken, dann regnete es und dann war es nur noch kalt. Mittagessen mit alten Kollegen aus Produktionszeiten, das war super.
Am frühen Nachmittag hatte ich dann eine Verabredung mit L. und dem Hübschen in der Infektiologie des Unikinderspitals. Place to be auf dem Hoch der Grippewelle, yay! Wir haben uns Masken am Eingang genommen und wurden dann vom Arzt direkt gelobt, dass das zwar allein wegen des positiven Tb-Tests nicht nötig wäre, aber halt die Leute beruhigen würde. Ich wollte halt v.a. einerseits mein Halskratzen nicht verteilen, andererseits mir von all den kniehohen Seuchenherden dort nichts einfangen.
Der Termin war tatsächlich sehr interessant, ich fand es allein schon unglaublich, dass der Oberarzt, bei dem wir binnen einer Woche einen Termin bekommen haben, total ruhig insgesamt fast zwei Stunden Zeit für uns genommen hat, ALLE unsere Fragen (und das waren viele, ich bin ja seit Dezember im Tuberkuloserabbithole verschwunden) zu beantworten, uns direkt heute noch einen Röntgentermin klarzumachen und noch einen weiteren Termin für nächste Woche, während in der Klinik die Hölle los war, überall Kinder geheult und gezetert haben, gestresste Eltern rumgewuselt sind und naja, ich allein durchs Dortsein gestresst war.
Also. Tuberkulosetests sind schwierig und nicht 100% schwarz weiss. Je nach Vorgeschichte eines Patienten ist ein postives Resultat ein starker oder weniger starker Indikator für eine Infektion (Standardsatz für fast alles "global schon, bei uns in der Schweiz aber nicht", so zB: "Ist Tuberkulose denn überhaupt noch ein grosses Problem?"), bei einem gesunden Schweizer Teenager ein eher nicht so starker. Aber: drei nicht negative Tests sind auch für den gesunden Schweizer Teenager nichts, was man wegwischen kann. Also ist die Arbeitsphypothese nun: er hatte Kontakt mit jemandem, der Tuberkulose hat(te) und ansteckend war. Wann das war? Keine Ahnung. Wer das war? Keine Ahnung, grösste Wahrscheinlichkeit, wenn man nicht zB in einem Asylzentrum arbeitet, und bei Kindern: die Familie und dort Personen, die aus welchen Gründen auch immer viel husten. Wenn man nämlich einen Grund für Husten hat, kann man eine dazukommende offene Tuberkulose tatsächlich verpassen, weil man das nicht als erstes vermutet ("Zumindest nicht bei uns in der Schweiz"). Und, anders als ich dachte, stirbt man nicht immer an Tuberkulose. ("Auch zu Sissis Zeiten sind die Leute in die Berge in die Sanatorien gezogen und manche sind auch zurückgekommen!").
Dementsprechend können wir anderen drei uns auch als infiziert betrachten. Ein Test macht keinen grossen Sinn, weil: Therapie würde genau gleich aussehen wie bei L., nämlich keine. Und zwar aus folgendem Grund: Wenn man diese Bakterien in sich trägt, hat man im ersten Jahr eine Wahrscheinlichkeit zu erkranken von 5%, für das gesamte weitere Leben von nochmal 5% (höher, wenn man ein Kind ist oder ein alter, schwacher Mensch). Man könnte eine Chemoprophylaxe machen, d.h. 3 Monate Spezialantibiotika nehmen, die zwar ok verträglich sind, aber durchaus die Leber belasten und zum Anfang noch Blutkontrollen erfordern. Damit sollte man für 10-15 Jahre Ruhe haben. Empfohlen ist das aber nicht, es reicht, wenn man sich der potentiellen INfektion bewusst ist. Wichtig wird die nur dann, wenn sie ausbricht (das merkt man, dann ist die Behandlung deutlich langwieriger) oder aber, wenn man irgendeine Krankheit bekommt, die es erfordert, das Immunsystem zu supprimieren, zB eine rheumatische Erkrankung, oder eine Chemotherapie.
Also. Aus gesundheitlicher Sicht wurde abgeklärt, dass L. definitiv keine aktive Infektion hat (ungewollten Gewichtsverlust, krasser Husten für mehr als drei Wochen, Nachtschweiss so krass, dass man die Kleider wechseln muss), mehr braucht es nicht.
Aus Austauschsicht braucht L. irgendeinen Beweis dafür, das wird hoffentlich das heute aufgenommene Lungenröntgenbild (Morgen kriegen wir Bescheid). Zur Sicherheit und für potentielle Rückfragen wird er nächste Woche noch zu einem Test gehen, wo überprüft wird, ob seine Lunge eben Bakterien ausscheidet, damit wird aber auch nicht gerechnet.
Das wars dann jetzt erstmal..... hätte ich jetzt auch drauf verzichten können auf dieses Lernerlebnis, aber eben: richtig viel gelernt.
Jetzt bin ich wie immer nach sowas unglaublich müde, aber wir haben auf dem Heimweg immerhin drangedacht, unsere Briefwahlzettel abzuschicken.
Für die Wunschliste bin ich heute zu müde, aber das kommt dann morgen.
2 Kommentare:
Ihr Mann hatte doch mal diesen ominösen Husten, wo keiner richtig wusste, was und woher ... Wurde da ein TBC-Test gemacht?
Ich habe jetzt lang überlegt, wie ich das höflich sagen könnte, und das ist das beste was mir eingefallen ist: Wie delulu muss man sein, um zu denken, dass das ein angebrachter Kommentar ist? Für wie doof halten Sie uns und den Oberarzt der Kinderinfektiologie am Unispital? Wie kommen Sie darauf, dass Sie, die Sie hier im Blog einen Bruchteil meines und einen noch kleineren Bruchteil des Lebens meiner Familie lesen, sich besser damit auskennen als ich, die ich, naja, halt dabei bin?
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