Mittwoch, Oktober 18, 2023

181023 Mittwoch

Einerseits gut geschlafen, weil endlich wieder meine Temperatur am offenen Fenster, endlich eingemummelt in die Decke, endlich nicht mehr zu warm. Andererseits: offensichtlich zu lang mit Q. über Israel und Hamas-Terror und seine Enttäuschung über relativierende Freunde gesprochen, ich hatte nämlich echt schlimme Alpträume von Terroristen in unserem Haus und Geiselnahmen. Oder: wie das Bandl sagt: "REM Schlaf ausgezeichnet"

Dann: mit den Kindern frühstücken, Ründchen zum Tennisplatz (Learning: um 7:10 ist es noch dunkel, aber man erkennt Jonny im Gras trotzdem), dann Sporteinheit. Den Hübschen verabschieden, der flog heute nach Hamburg. Heute hin (Basel- Frankfurt, Frankfurt-Hamburg, was ein bisschen irre ist, aber naja,  morgen spät abends immerhin direkt zurück. Ich bin eine grosse Verfechterin von "in Europa nationale Flüge verbieten", allerdings bin ich auch eine grosse Verfechterin von einer funktionierenden Bahn und so verstehe ich, dass es durchaus Gründe gibt, die diese verrückte Flugreise attraktiver als die Bahnalternative machen. Und nein, nicht alles geht remote).
Ich habe dann ein langes Telefonat mit einer Kollegin, die nach einem Sportunfall zu Hause ist und der es leider gar nicht gut geht. Unser Team vertritt sie natürlich, damit sie sich erholen kann, aber zwischendrin müssen wir ein paar Sachen abklären, um das gut machen zu können. Sie tut mir sehr leid, sie ist nämlich eigentlich ein unglaublich fröhlicher Mensch, da braucht es viel, um das zu beeinträchtigen...
Zum Kopflüften lange Runde, ohne Jonny zu treffen, was mich zwar mittlerweile nicht mehr ängstigt, aber schade finde ich es trotzdem immer, weil ihn halt gern treffe. Heute ist es aber kein Wunder, dass ich ihn nicht treffe, er liegt nämlich in L.s warmem Bett und ich hatte ihn nur nicht gehört beim Reinkommen.
Spätes Mittagessen mit L., wir planen eine kurze NT-Testvorbereitungsrunde zwischen zwei Meetings ein am Nachittag, dann verschwindet er zum Sport.
Der Hübsche hält mich über seine Reise auf dem Laufenden, ich organisiere uns vieren noch Corona-Booster Termine mit angepasstem Impfstoff. 
For the record: das wird für uns alle die 5. Impfung, in CH ist sie nur für Risikogruppen empfohlen, deshalb werden wir sie wohl selbst zahlen müssen. Soweit ich das verstehe, können sich aber trotzdem alle impfen lassen, die wollen. Im Aargau läuft das nach wie vor über Impfzentren, aber sowohl die Termine sind deutlich reduziert (in "unserem" Krankenhaus wird nur noch montags geimpft, Termine gab es aber problemlos für uns drei (den Hübschen, mich und L., den holen wir dafür mittags von der Schule im selben Ort ab, lassen ihn impfen, bringen ihn wieder hin,) Q. wird einfach in Basel in eine Walk-in-Impfapotheke gehen, da gibt es gar kein Impfzentrum mehr. Nur der Vollständigkeit halber habe ich bei der Kinderarztpraxis der Jungs gefragt: dort bieten sie gar keine Covidimpfungen an. Kann mir vorstellen, dass sehr wenige ihre Kinder impfen lassen, besonders jetzt, wo es "nur noch" um die nicht mehr für alle empfohlenen Booster gibt. (Kinderimpftermine gibt es auch zu zu buchen, halt nicht in der Praxis, sondern kantonal organisiert).
Nachmittags dann wieder ein Meeting nach dem nächsten. Es ist alles immer noch recht ... naja, suboptimal, aber wir sind auf dem Weg zu okayen Lösungen.
Als letztes noch mein monatliches Produktmeeting mit den Vertretern aller Funktionen. Man merkt, dass die Grippesaison vor der Tür steht, normalerweise brauchen wir die angesetzten 90 Minuten nicht ganz, heute hätten wir noch 30 weitere füllen können.

Danach muss ich noch auf die ungefähr 1000 Chatnachrichten antworten, die sich in der Zwischenzeit angesammelt haben, es ist ein bisschen.... viel grad. Deshalb werde ich morgen auch den Wunsch meines Chefs, ein mehrstündiges Meeting zu "priorisieren" ignorieren müssen, weil: ich kann nicht ungeplante 7h für etwas, wo ich erstens eh nur Vertretung bin und zweitens für maximal 10 Minuten etwas beitragen kann, verjuxen, nur um "Präsenz zu zeigen", während woanders mehrere Hütten brennen. Er wird es verkraften (und ich den potentiellen Fallout dieser Weigerung auch. Ein bisschen bin ich gespannt.)

Abendessen mit den Kindern, sie wünschen sich Flammkuchen, ich (weil sie erstens zu zweit genau eine PAckung Böden vernichten und ich zweitens eh kein richtiger Fan bin) karamellisierte Pastinaken und Karotten mit Tahini-Honig-Dip.
Dann demontieren wir das Duschvorhangsprovisorium, den Balkon habe ich vorher schon so umgeräumt, dass morgen ein Gerüst aufgebaut werden kann und die noch fehlende Duschglaswand hochgehievt und eingebaut werden kann.

Puh. 

Gegessen:
Zwetschgenmarmeladebrot
die letzten zwei Mangos (mit L., damit haben wir 16kg Crowdfarmingmangos einfach so gegessen)
Curry mit Couscous (Rest von gestern)
Eine Schale fermentierten Kohlrabi
eben die Pastinaken / Karotten

Gesehen: "The Bear" (ich hatte ja grosse Vorbehalte, weil eigentlich alle Serien, die "das Internet" so begeistert gefeiert hatte, für mich eine totale Enttäuschung waren. Ich sage nur "Ted Lasso", "Little Fires Everywhere", "Morning Show" etc, etc, aber die mag ich wirklich sehr gern!)

Gelesen: "Was ich nie gesagt habe / Gretchens Schicksalsfamilie". Geht genauso flach und tränendrüsig und typisch deutscher Frauenroman weiter, wie der erste Band, aber naja, was soll ich sagen, ich war irgendwie nicht bereit, eine Reihe von zwei Bänden nach nur einem aufzugeben (ich hoffe, es kommt nicht am Ende NOCH ein krasses Familiengeheimnis zum Vorschein für einen dritten Band)


Sie haben im Blog mal erwähnt, dass Sie sich auch aus Gründen der Arbeitskultur keine Rückkehr nach Deutschland, bzw. kein Arbeiten in einem deutschen Unternehmen vorstellen können. Können Sie das ausführen? Welche kulturellen Unterschiede haben Sie im Arbeitsleben erfahren?

Dazu muss ich sagen, dass ich ja in D nie "richtig" gearbeitet habe. Ich hatte Schüler/Ferien/Hiwi-Jobs und habe promoviert, und Uni, mei, das ist eh ein Arbeitsumfeld, aus dem man nicht schnell genug flüchten kann.
Was ich hatte, waren ein Praktikum bei einer ehemals grossen deutschen Chemiefirma, eine Kooperation mit einer immer noch grossen deutschen Chemiefirma, anderthalb Jahre in der Schweiz übernommen von einer anderen grossen deutschen Chemiefirma. Und halt das, was ich von Freunden, Bekannten, Internet, Medien mitbekomme. Das ist sicher nicht die absolute total objektiv betrachtete Wahrheit.
Was ich auf der anderen Seite erlebt habe: insgesamt 3 verschiedene Schweizer Firmen verschiedener Grösse und Ausrichtung, aber alle natürlich auf dem Chemie-Pharma-Sektor.
In diesem Vergleich ist die deutsche Unternehmenskultiur steif (meine Güte, das Gesieze im Gespräch, in Emails, gerne noch mit dem Ttitel, dass ex getrennte Toiletten für Promovierte und Nichtpromovierte gibt, ist noch nicht so lang her, dass sich sie Leute nicht ein bisschen wehmütig seufzend dran erinnern) und wenig international. Shocking News: Deutschland ist NICHT der Nabel der Welt, auch niht Ludiwigshafen, (die Schweiz auch nicht, aber hier weiss man das), nicht alle Menschen sprechen Deutsch oder sollten Deutsch sprechen,
Dazu noch die Gehaltssituation (ich kann NIE wieder zurückgehen) und die Kinderbetreuungssituation, ne, echt nicht.

4 Kommentare:

Maria hat gesagt…

Ähm, also das mit den getrennten Toiletten für Promovierte haben Sie doch als Stilmittel der Übertreibung genutzt, oder? Oder? ODER? (Alleine, dass ich das nachfrage, erzählt viel).

Anonym hat gesagt…

Hallo Frau Brüllen, steife deutsche Unternehmenskultur gibt es in einem großen deutschen Pharmakonzern in Darmstadt aber
auch nicht mehr. Das „Du“ ist abteilungsübergreifend üblich und die Hierarchien sind flach. Englisch ist Firmensprache.
Bei Meetings mit ausschließlich deutschen Teilnehmern muss man erst darauf hinweisen, diese doch auf Deutsch zu machen.
Beim Gehalt kann D natürlich nicht mit der Schweiz mithalten. Viele Grüße aus Hessen

Frau Brüllen hat gesagt…

@Maria: I wish...
@Anonym: das freut mich ernsthaft sehr! Wie (hoffentlich) erwähnt: meine Einsichten nach D sind sehr limitiert und ich bin mir sicher, dass es nicht überall so "deutsch" zu geht (also: hoffe ich vor allem). Zurück gehe ich trotzdem nicht :-)

Anonym hat gesagt…

Ich sehe das bei manchen deutschen Kollegen, immer schön den Dr. vorm Nachnamen, auch wenn der x Jahren gemacht wurde und nun völlig irrelevant für die Stelle ist