Mittwoch, August 23, 2023

230823 Integration

Und, weil ich nicht nur über die Hitze ranten will, hier nochwas von der Wunschliste 

Wie erleben Sie Ihre Akzeptanz/Integration/Freundschaften als Deutsche in der Schweiz? Es heißt gerne, man würde nie so wirklich akzeptiert
Hm. Was soll ich sagen. Ich habe darauf verschiedene Antworten:

1. Wenn ich nach 21 Jahren immer noch das Gefühl hätte, keine Freunde zu haben, nicht akzeptiert zu sein, nicht integriert zu sein, dann ... würde ich mich selber über meine masochistische Ader wundern, weil warum wäre ich dann noch hier?

2. Ich habe immer ein bisschen Mühe mit "Es heisst gerne, man würde...." und den (unterstelle ich jetzt mal) auslösenden Artikeln in deutschen Medien, die entweder das schreiben und als Basis Thorben aus Berlin haben, der überrascht ist, dass sein Projekt "Ich ewröffne einen Coworkingspace in *random kleines Dorf in Uri oder Glarus" für meine Digital Nomad Freunde" von der Dorfgemeinschaft nicht begeistert angenommen wird, obwohl er doch alle zum rohveganen Brunch eingeladen hat und man auch nicht direkt die Petition "Milchbauern foltern Kälbchen" unterschreiben MUSSTE, aber schön wäre es schon gewesen. Oder alternativ titeln "Seit ich in der Schweiz arbeite, schwelge ich im Luxus"
Wenn man so in egal welchem Dorf egal in welchem Land aufschlagen würde, wäre die Reaktion überall genau gleich.

3. Ich lebe in einer Gegend, die erstens an mehreren Grenzen liegt, d.h. alle Leute hier kennen (und sind selber) das Ausland und Ausländer im Alltag. Ausserdem ist der Anteil an Ausländern hier durchdie Arbeitgeberstruktur extrem hoch (ich habe nachgeschaut: unser Dorf hat fast 30% Ausländeranteil, Basel Stadt fast 37%, und dabei sind die "Papierlischweizer" ja noch gar nicht eingerechnet, das sind die eingebürgerten Ausländer, die für die Eidgenossen natürlich keine ECHTEN Schweizer sind), wenn es also eine Gegend gibt, in der man als Ausländer kein "bunter Hund" oder "rotes Tuch" ist, dann halt schon hier.

4. Wir reden uns natürlich leicht: wir haben einen Namen, der zwar nicht urschweizerisch ist, aber halt auch nicht offensichtilch "ausländisch". WIr sind alle vier optisch nicht von Eidgenossen unterscheidbar (steck die Jungs in ein Edelweisshemd, da erkennt kein SVPler den Unterschied), also Ausländerfeindlichkeit, die sich an reinen Äusserlichkeiten aufhängt, erleben wir eh nicht.

5. Wir verstehen all 4 Dialekt, die Jungs sprechen akzentfrei schweizerdeutsch. D.h. dem Hübschen und mir hört man an, dass wir nicht von hier sind, aber man muss keine Rücksicht nehmen und Hochdeutsch sprechen.

6. Wir integrieren uns halt schon, der Hübsche ist seit 1000000 Jahren in verschiedenen Kampfsportorganisationen, wir waren als Eltern sowohl in der Kinderkrippe als auch in Schulaktivitäten involviert, ich immer noch bei den Pfadis, wir erledigen unseren Anteil an der Eigentümergemeinschaft, die Kinder waren in Sportvereinen und sind jetzt beide ingetrale Bestandteile der Pfadiabteilung, das macht schon was aus. Wir sind halt alle nicht menschenscheu, to say the least, und haben keine Mühe, auf andere Leute zuzugehen und das hlft bei sowas natürlich.

7. Freundschaften: ich würde sagen, wir haben da einen guten Mix aus Freunde aus dem Arbeitsumfeld, die kommen aus aller Welt UND der Schweiz, Freunde aus dem Vereinsumfeld, der Nachbarschaft und über die Kinder, die sind halt ein Spiegel der Bevölkerung hier, was den Anteil an Schweizern angeht.

Alles in allem: kann nicht klagen :-)

Sonst so:
Immer noch viel zu heiss
L.s Finger ist nicht gebrochen, evtl ist da ein minibisschen was mit der Sehne, er hat jetzt eine Schiene und ich wieder mal einen Unfallbericht ausgefüllt
Wenn man um fünf aufsteht, nicht Zeit mit Pendeln vertut und erst am Abend um 21:00 Feierabend hat, weil Legal Call, dann.... kann man ruhig eine Stunde Sport einlegen und das Überstundenkonto ächzt trotzdem. Soviel zu den hehren Plänen des Stundenabbaus (immerhin sind die Ferien vom letzten Jahr verbraucht)

1 Kommentar:

Barbara hat gesagt…

Tja, so isses, ich lebe seit über drei Jahren aus Berlin kommend in Schwaben. Und sobald sich Corona etwas gemäßigt hatte, hatten wir Kontakte, freundliche Nachbarn, Sportfreundinnen und "Mädelsnachmittage". So wie du kommst gegangen so wirst du empfangen - hat sich wieder mal bestätigt.