Samstag, Dezember 31, 2022

Jahresrückblick in Bildern nur von mir

Konzept ist traditionell stolen with pride von Frau Mutti, Vorjahr findet sich hier (Vorvorjahr dann dort verlinkt, Sie verstehen das Konzept, nehme ich an.). Die Regeln (flexibel auszulegen, das ist ja was, was ich übe) besagen: pro Monat ein Bild von mir (am besten NUR von mir, aber das gibt es nicht immer)


(Ich lasse die Weltpolitik aussen vor. Es ist alles schlimm, aber mir fehlen die Worte, das hier angemessen unterzubringen, sorry.)

Januar

Wir starten gebeutelt ins neue Jahr und sind committed, es nicht wieder so weit kommen zu lassen. Die Weihnachtspause war dringendst nötig.

Noch in den Ferien steht für Q. die Vorbesprechung der Sprunggelenks-OP (nur Schrauben raus) an. Die Coronazahlen (es kommt einem so weit weg vor) sind hier nochmal so hoch gewesen, dass ja L. schon eine Woche vor den Weihnachtsferien ins, wie hat man gesagt, in den Fernunterricht geschickt wurde und Q.s Schulskilager in der ersten Schulwoche kurzfristig abgesagt wurde. Im Krankenhaus stehen alle Fenster überall offen und es ist noch ein bisschen unklar, ob die OP wirklich stattfinden kann.


Wie immer um Weihnachten ist es recht warm und ich rase mit meinem Ebike durchs Hinterland, einfach um den Kopf freizukriegen, an jeder Abzweigung da lang, wo es mir besser gefällt, bis der Akku halbleer ist, dann schaue ich, wo ich bin und wie ich heimkomme.

Woanders hat es aber Schnee und so nutzen L, der Hübsche und ich das Weekend, an dem Q. mit den Pfadileitern in Adelboden beim Skifahren ist, zu einem Saisonstart in Sörenberg. Wie habe ich das vermisst!


Ich versuche, die Entspannung aus der Weihnachtspause ein bisschen mit in den Arbeitsalltag zu nehmen (klappt so mittel, weil ja das Sprint-Projekt verlängert wurde. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich nicht wusste, wie lang das gehen würde und wieviel das fordern würde (und: wie underwhelming ich den Outcome finden würde)
Ich habe zu Weihnachten ein neues Ottolenghi-Buch bekommen und koche mich die Ferien und ein bisschen länger durch. Es tut so gut, die nötige Musse dafür zu haben!
Die zweite Hälfte Januar wird leider genauso stressig wie der Dezember. Beim Durchlesen der Posts wird mir klar, wie sehr ich das verdrängt habe, was einerseits gut ist, andererseits: das darf nie wieder passieren.
L. ist vermutlich das erste Kind unter 16, das nach der EKIF-Empfehlung seine Boosterimpfung bekommt (3 Stunden, nach der Empfehlung).
Damit sind wir alle 4 geboostert / dreifach geimpft. (Sidenote: mehr Corona-Impfungen wurden es dieses Jahr auch nicht mehr, die 4. Imfpung wird eh nicht so sehr empfohlen / beworben in der Schweiz und ist frühestens 4 Monate nach einem positiven Test erlaubt, für uns also Mitte Januar. Termin ist schon gebucht, ich bin gespannt, ob wir auch L. geimpft bekommen. Es gibt nicht ganz einheitliche Informationen auf Bundes- und Kantonsebene.

All die Corona-Regeln und Gedanken, die wir uns gemacht haben, klingen so, so, so weit weg (2G+ beim Sport für den Hübschen, Volleyballtraining mit Maske bei L, Online-Hocks bei den Pfadis, die grosse Aufregung um den Omikronstart, der erste Omikronfall der Schweiz an Q.s Schule noch Ende 2021....)

Februar

Die Coronaregeln werden lockerer und lockerer, meine grösste Sorge ist, dass sich irgendwer noch vor den Skiferien ansteckt. Deshalb tragen die Kinder noch Maske in der Schule und wir beim Einkaufen, auch wenn es nur noch im ÖV vorgeschrieben wäre.

Q. bekommt seine Knöchelschrauben rausoperiert, er darf sie sogar behalten und ist rechtzeitig für die Skiferien fit genug für alles.

Wenn schon alles anstrengend ist, kann man wenigten Quatsch mit Haarfarben machen (ich weiss ja mittlerweile, wie schnell das rausgeht und so werde ich kurz vor den Skiferien pink.

Für die Skiferien sind wir ja nach einer, Jahr Pause erstmals seit langem nicht in Saas Fee, sondern in Laax, in einem sehr schicken Apartmenthaus direkt an der Talstation. 


Das Wetter ist ein Traum, die Unterkunft ist ein Traum, erstmals ist kein Kind mehr in der Skischule nd wir sind total frei in unserer Tagesgestaltung in dem Riesenskigebiet. Die Kinder fahren mittlerweile beide so schnell und sicher, dass der Hübsche aus rein technischen Gründen als Snowboarder der langsamste ist. Er tut mir ein bisschen leid, ich schleppe ihn das eine oder andere Stück an blauen Ziehwegen und wir versuchen, die Routen so zu planen, dass es immer einigermassen genug bergab geht.

Corona: Maskenpflicht gilt nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, das heisst beim Skifahren eben in Gondeln. Es fühlt sich gleichzeitig sehr verwegen an, ohne Maske in den Supermarkt und Restaurants und Skihütten etc zu gehen, und gleichzeitig unglaublich nervig, mit Maske und Helm und Brillle hantieren zu müssen im Lift. Trotzdem bin ich noch mehr genervt von all den Leuten, die in den Gondeln keine Maske tragen. (Wie bin ich froh, dass all these feelings vorbei sind mittlerweile)

März

Letztes Jahr habe ich im Jahresrückblick geschrieben "Das Jahr beginnt mit Schnee sogar bei uns! Das versöhnt mich ein wenig mit den Skiferien für Februar/März, die wir aus Vernunft stornieren. Vernunft: die "britische" Variante (Beta, mei, wie niedlich!) breitet sich sehr schnell in den Skigebieten aus, die Restaurants sind geschlossen, man kann nur auf der Terrasse Take-out essen, die Spitäler sind an ihren Grenzen und wir haben weder Lust, uns anzustecken und im Wallis in Quarantäne zu sitzen (was hilft einem der beste Schnee, wenn man nicht rausdarf?) noch, dass irgendwer ein Kind beim Skifahren umfährt und das dann allein ans andere Ende der Schweiz in ein Krankenhaus mit Kapazität ausgeflogen wird. (Sidenote: dieses Jahr ist diese Art von Vernunft aus. Wir werden in die Skiferien fahren, sofern die Lifte funktionieren und unsere Unterkunft offen ist. Der Rest ist mir mittlerweile wurscht.)"

Spannend, dass in meinem Kopf nur möglich war, dass sich ein Kind verletzt beim Skifahren.

Sie wissen ja alle, was passiert ist: the kids are allright, ich schaffe es, mir auf perfekter Piste bei perfektem Wetter ganz ohne jede Fremdeinwirkung meinen Schienbeinkopf mehrfach zu brechen und die Skiferien sind für uns einen Tag eher vorbei (ich hätte den letzten Skitag auch in der Wohnung gewartet, aber dem Rest derTruppe war nicht mehr nach Fahren und so sind wir einen Tag eher nach Hause gefahren.)





Es ist erstaunlich schwierig, ein Krankenhaus für die Nachkontrolle und Weiterversorgung zu finden. Immerhin hat der Hübsche einen Stein im Brett bei der lokalen Physiotherapie und ich bekomme direkt einen Platz für sofort Loslegen.
Ich darf 6 Wochen keinerlei Gewicht auf das rechte Bein geben, es wird zu einem dünnen Steckerl, trotz Physiotherapie. Ich bekomme Schwielen an den Unterarmen von den Krücken, habe dicke blaue Hämatome am Rücken vom Treppen auf dem Hintern rauf- und runterrutschen, der Hübsche hebt mich jeden Tag in die Dusche, ich kann nicht mal am Tisch Kaffee trinken, ohne dass mir jemand alles hinterherträgt. Ich bin unglaublich unleidlich und genervt, es tut alles weh. Ich arbeite über Wochen vom Sofa aus (einerseits gibt es so viel zu tun, mein Kopf ist das einzige, was wirklich funktioniert, auf der anderern Seite darf ich nicht voll arbeiten, damit die Unfallversicherung nicht sagen kann, ich hätte nicht alles für die Rekonvalesenz getan)
Ich nerve mich selber und alle anderen.
Der Hübsche und die Jungs gewöhnen sich daran, dass in der Schweiz Corona offiziell seinen Schrecken verloren hat und sind (bis auf ÖV) ohne Masken unterwegs, während ich dahei sitze ausser bei meinen Ausflügen zur Physio, wo immer noch Maskenpflicht herrscht.
Ziemlich genau zwei Jahre nach dem grossen Lockdown ist es dann soweit: wir haben den ersten positiven Coronatest im Haus und zwar bei L.. Wir gehen alle zusammen zum PCR-Testen und es ist ein unglaublich dystopisches Erlebnis: so viele kranke Menschen und so einen Andrang im Testcenter habe ich noch nie vorher erlebt (mit den Krücken und nur zwei Wochen nach Beinbruch ist das auch gar nicht mal so toll, rein physisch).
Interessanterweise steckt sich sonst keiner von uns an, L. ist total symptomlos und verbringt die (gerade so noch verpflichtende) Isolation von 5 Tagen in seinem Zimmer und hat es sehr gemütlich. Seinen 13. Geburtstag kann er dann wieder ganz normal mit Freunden feiern.


April

Ab dem ersten April sind in der Schweiz alle Coronamassnahmen aufgehoben. Es gilt keine Maskenpflicht mehr, nirgends, es gilt keine Isolationspflicht mehr bei positivem Test, nix mehr.

Es fühlt sich sehr, sehr verwegen an, all das wegzulassen. (Und im Nachhinein krass, wie schnell man sich wieder daran gwöhnt hat.)

Der Hübsche hat seine erste Messereise seit zwei Jahren, das fühlt sich auch sehr komisch an, allein mit den Kindern zu sein, wir sind doch die letzten Jahre einfach IMMER zusammen gewesen.

Die ersten beiden Wochen verbringe ich noch pendelnd zwischen Sofa und Physiotherapie, imme rnoch null Gewicht auf dem rechten Bein.


Röntgenkontrolle 6 Wochen nach dem Unfall zeigt: alles so wie es sein soll, der Arzt ist verwundert, dass ich wirklich NULL Gewicht auf das Bein getan habe ("Das macht sonst keiner"), aber mei, dann sollen sie das halt auch nicht verlangen, oder?
Ich bekomme die Erlaubnis, gemütlich wieder das Belasten anzufangen und laufe noch am selben Tag 10k Schritte ohne Krücken. Das war vielleicht nicht ganz so, wie es gedacht war, aber für den Bayerntrip über die Osterferien nehme ich die Krücken zwar noch mit, sie liegen aber tatsächlich ungenutzt im Auto.
Ich bin natürlich enttäuscht, wie unfit ich noch bin und wie weh das Bein noch tut.
Zum ersten Mal fahren wir nur zu dritt zum Oma- und Verwandtenbesuch, weil Q., wie so oft dieses Jahr, mit den Pfadis unterwegs ist.
Wegen Corona in da house sind Besuche nur eingeschränkt möglich, wir reichen Essen durch Krankenzimmerfenster.
In dem Hotel, in dem wir übernachten, ist ein Boxkampf und holla, ist das alles skurril.

Auch den frisch geborenen Babyneffen begrüssen wir nur zu dritt. Ich hatte das wirklich nicht auf dem Radar, WIEVIEL Zeit für die Pfadis von den Leitpersonen aufgewandt wird.
Nach den Osterferien sind auch bei meinem Arbeitgeber alle Coronaregeln aufgehoben, keine Maskenpflicht mehr nirgends, keine Plastikfitzel zum Platz beim Essen als benutzt markieren, keine Plastikwände auf den Kantinentischen.
Ich bin bereit, die 100% Homeofficezeit, die ich seit Herbst 2021, zu beenden und ein paar Tage die Woche ins Büro zurückzukommen.
Ich bin noch nicht wieder bereit für ÖV, sondern fahre mit dem Rad. Das geht auch mit frisch zusammengewachsenem Bein super. Und es gibt nach vielen Homeofficeselfies wie diesem hier endlich wieder Aufzugselfies!




Mai

Im Mai starten die Kinder mit der Hikechallenge der Pfadis (dementsprechend leider keine 1. Mai-Wanderung für uns drei, was beintechnisch vermutlich besser ist), die ungewohnt dramatisch, aber letztendlich gut ausgeht.
Ich gehe relativ regelmässig 2x die Woche ins Büro, das Radfahren macht nach wie vor Spass, auch wenn ich mich auf die schönere Strecke ab nächstem Jahr freue.
Jonny fängt an, immer weitere Ausflüge zu machen, das finde ich nur mittel. Vor allem, weil wir ihn regelmässig in der Nähe der Autobahn vor einem grossen Parkhaus treffen. 
Dort geht auch ein Wildtunnel unter der Autobahn durch, auf der anderen Seite ist dann Felder und Wald und wir sind uns nicht ganz sicher, ob er da durchgehen würde oder nicht. (Er tut es nicht)

Der Sommer geht los, ich bin wieder mobil, man trifft sich wieder ohne Angst und das tut so gut! Nach zwei Jahren im eigenen Saft kochen kriegen wir kaum genug von langen Abenden mit Freunden, die wir ewig nicht gesehen haben.
Ausserdem eröffnen wir die Schwimmsaison (das Strandbad hat neue Pächter, das Essen dauert immer noch genauso lang, ist aber nicht mal mehr gut, also gehen wir weniger ins Schwimmbad und schwimmen mehr im Rhein). Auch L. findet das endlich gut.
Mein Arbeitgeber wird 125 Jahre (respektive wurde das schon letztes Jahr, aber da war nix mit grossem Fest) und feiert das spektakulär.
An zwei Tagen ist das gesamte Werksareal ein grosses Openair-Gelände und ich umarme so viele Menschen wie gefühlt noch nie. Ich glaube, ohne die zwei Jahre zuvor wäre das Fest nur halb so eindrücklich gewesen.
Ich trainiere immer noch bei der Phyisotherapie, aber bis auf die Schmerzen (und auch heute kann ich noch nicht ganz auf dem angewinkelten rechten Bein sitzen) ist alles wieder wie zuvor.
Unsere Nachbarn wollen schon lange die Hecke zwischen unseren Gärten durch einen Zaun ersetzen. Dieses Jahr ist es uns dann wurscht und so wird ein Zaun gebaut. Es ist uns ein bisschen zu wurscht, als wir merken, dass dafür schweres Gerät durch unseren Garten gefahren wird und den zur Hälfte in einen plattgewalzten Acker verwandelt. Nach 6 Wochen ist er wieder wie neu. (und "Wir werden wohl beide einen neuen Rasen brauchen" wird der Euphemismus des Jahres)


Juni

Fast schon wieder Alltag im Büro :-). Ich freue mich trotzdem immer noch über jedeN KollegIn, die ich in echt und real treffe (und bin vermutlich sehr nervig und anhänglich und laut, aber mei.)

Nach 5 Jahren ist ein neues Arbeitsphone mehr als überfällig und jetzt kann ich endlich auch wieder neue Apps (wie zB den Kaffeepassscanner in den Cafeterien)
Die Arbeitstage sind immer noch irre lang und voll. Das ist etwas, was sich über die Pandemie-Jahre eingeschlichen hat und einfach nicht mehr weggeht.

Die Kinder reisen mit den Pfadis ins Pfila (Q.s erstes Lager als Leiter!), der Hübsche und ich geniessen ein Wellnesswochenende in vollen Zügen (bestes: Badewanne auf dem Balkon bei Gewitter!)

Jonny dehnt seine Tage draussen immer länger aus, wir gehen erstmals ins Bett, ohne ihn gefunden zu haben. Er kommt immer wieder heim, wir gewöhnen uns aber trotzdem nicht dran. Der längste Zeitraum, den er weg ist, sind zwei ganze Tage und eine Nacht dazwischen. Wir stehen Todesängste aus, suchen uns dumm und dämlich, der Hübsche ist jetzt Mitglied in einer lokalen Facebookgruppe, ich poste die Suchmeldung bei der STMZ und im Firmennetzwerk und wir lernen, WER Jonny alles kennt (alle.) Wir finden ihn am zweiten Abend dann dort, wo er eigentlich immer ist und seitdem grüssen uns noch mehr Menschen in der Siedlung (und alle fragen nach Jonny)

Damit uns daheim nicht langweilig wird, bringt uns eine Katze eine Maus mit und lässt sie in der Küche frei. Wir schaffen es über Tage nicht, sie zu fangen, sie frisst uns ALLES (zB auch Lebensmittelfarbem) an. Als der Hübsche sie endlich mit Unterstützung beider Katzen erwischt, ist er zu aufgeregt für ein Foto, aber sie war angeblich riesig (und farbig, nehme ich an)

Wir laden Freunde zum Grillen ein (es fühlt sich immer noch so besonders an), gehen mehrmals die Woche schwimmen, es ist einfach irre, irre heiss (über 38Grad). Wir habem bei der Coop-Trophy ein Schlauchboot gekauft und fahren damit den Rhein abwärts.





Mit meiner Schwester gehe ich auf ein Openair-Konzert und zwar an dem einzigen Tag (ungefähr), an dem es regnet. Und zwar so richtig.
Die Kinder beenden das Schuljahr mit einem ordentlichen Magendarm-Infekt, der mich am Nachmittag des letzten Arbeitstages vor den Ferien auch noch erwischt.

Juli

Ferien! 

Oskar, die Supermaus wird endlich gefangen und freigelassen.

Wir machen eine grosse Tour mit dem Schlauchboot (der Rhein hat richtig wenig Wasser und richtig wenig Strömung und es ist gar nicht mal so aufregend)

Nach einer Woche daheim runterkommen von Arbeit und Schule fahren wir in den Urlaub. Nach keinem Sommerurlaub und davor unzähligen Urlauben im Kühlen (bis auf Malta in den Herbstferien seinerzeit) war der Wunsch der Kinder: Italien am Meer. Ich hatte recherchiert und uns bei VRBO ein Häuschen an der Steilküste rausgesucht. Es entpuppte sich als nahezu unsichtbar in die Felsen gebauter Schlauch zwischen Luxusvilla über Luxusvilla. Wir hatten mehrere Etagen Terrassen für uns, direkten Zugang zum Meer, Kräutergarten, Dachterrasse, Pool und KEINE LEUTE. Der einzige Haken war die total schmale Einfahrt, die uns das Leben schwer machte. Wir liefen also das eine oder andere Mal an der Schnellstrasse in den nächsten Ort, aber egal. Wir haben eine Woche gebadet, gelesen, gegessen und das Leben genossen. (Und wären fast durchgedreht, als Jonny daheim drei Tage nicht nach Hause kam, weil er auch irgendwo Urlaub gemacht hat)


Wieder daheim gingen wir im Schwarzwald wandern, es war aber keine Abkühlung und einfach viel zu trocken. (Aber schön!)
Die Kinder (besonders Q., der an der Organisation zumindest von Abteilungsseite beteiligt war) drehten immer mehr hohl vor lauter Aufregung, weil es statt in ein normales Sola mit ALLEN anderen Pfadis der ganzen Schweiz für zwei Wochen ins Wallis ins BuLa gehen würde. Ich bemühte mich, nicht zu nervös zu sein, als wir sie auf den Weg schickten. Ich hatte das Gefühl, die ganze Schweiz war zwei Wochen im Ausnahmezustand und konzentrierte sich nur auf das Goms und die 35k Besucher dort.
Der Hübsche und ich lenkten uns mit Arbeit (same crazy) ab und unternahmen am Wochenende Erwachsenendinge wie Basler Strandoase, Geburtstagsfeuerwerk für den Hübschen, richtig grossartig essen im "roots".


August

Die Kinder sind immer noch weg, es ist immer noch heiss, das grad wächst im Garten und die Kinder haben ihre Hängematten daheim gelasssen.

Der Hübsche und ich arbeiten bis auf den einen Tag, den wir schon letzten Herbst als Besuchstag im Bula gebucht haben. Wie naiv ich damals war ("jaja, buchen wir mal schon mit Sammelticket, werden wir ja dann sehen, wenn wir keine Lust haben, fahren wir halt einfach mit dem Auto", as if, weil das Goms dieser Tage nur per Sonderzug erreichbar ist.)

Den Kindern geht es gut, L. hat die Notfallversorgung (erstmals Spritzen von fremden Menschen ohne Eltern dabei) durchs Militär im Notfallzelt wegen eingetretenem Angelhaken gut überstanden, wir reisen 5 Stunden mit vollen Zügen und sehr streng riechenden Wäschesäcken nach Hause.


Irgendwann sind die Kinder wieder da, voller EIndrücke und Dreck und mit nur einem Tag (L.) respektive einer Woche (Q), um sich (und dsa Pfadihaus) wieder auf Alltag, Zivilisation, Schule einzustellen
Q. wird ... verrückte 17 Jahre alt.

Ich färbe meine Haare wieder rosa und merke an den Blilcken und Kommentaren der KollegInnen, dass ich entweder doch nicht so häufig wie gedacht im Büro war und/oder die Webcam sehr schlecht, weil: ich hatte das so oft und es ist keinem aufgefallen.

20 Jahre nach Bau und 15 Jahre nach unserem Einzug ist es übrigens so weit: wir lassem das Haus neu streichen. Ganz langweilig natürlich in weis (ich weiss gar nicht, ob wir es gemäss Bebauungsplan oder welcher Regel auch immer in einer anderen Farbe streichen lassen dürften), die Tür wird statt ausgeblichen gelb jetzt küchengrau. Die Katzen (besonders Sansa) sind högscht begeistert von dem Gerüst.
In Island bricht der Vulkan, den wir letztes Jahr verpasst haben, wieder aus, wir buchen sofort eine Woche Herbstferien.
Jonny ... will sich entweder mit dem Aggro-Nachbarskater anfreunden oder ein für alle mal die Reviersache klären. Er steckt kräftig ein und wir sind öfter als gewollt beim Tierarzt, weil entzündete Bisswunden. Jonny lernt daraus genau nix.

September


Im September "feiern" der Hübsche und ich unseren 19. Hochzeitstag. Anführungszeichen, weil der Hübsche den Abend mit Geschäftsbesuch aus Südkorea verbringt, L. und ich auf einem Infoabend in der Schule zur Berufswahl. Mit Halskratzen und matschigem Gefühl, während Q. seit ein paar Tagen ebenso zu Hause ist. Wir haben 100x selbstgetestet, immer negativ, bis halt am nächsten Morgen. Nach zweieinhalb Jahren (und einem halben Jahr ganz ohne Maske und Schutzmassnahmen etc) hat es uns drei bisher unangesteckten erwischt. L. steckt sich trotz praktisch keiner Isolation daheim nicht nochmal an, Q. hat ein paar Tage Halsweh, der Hübsche und ich habe zwei, drei Tage Fieber, Halsweh, Schnupfen und Krankheitsgefühl. Danach geht es nochmal ein paar Tage und wir sind wieder fit.

Das Wetter wird sehr, sehr angenehm, ich entdecke auf eine Waldspaziergang mit dem Hübschen Pilze. Irgendwie will keiner mit mir sammeln gehen, auf einmal ist mir das egal und ich gehe allein. Ich habe eine Pilzapp und traue mich endlich, zum Pilzkontrolleur der Gemeinde zu gehen. 

Ich habe un unendlich viele Pilzbilder auf meinem Handy, weiss, welche Pilze ich wo finde und dass man mehr essen kann als gedacht.

Jonny muss nochmal operiert werden, weil sich ein eigentlich schon gereinigter Abszess RICHTIG fest entzündet hat. Er wird viel rasiert, ein bisschen genäht und mit halb offener Wunde "zum rausfliessen" heimgeschickt. Wir packen für Island und sind nicht 100% entspannt, obwohl die Nachbarn und meine Tierarztschwester bereit stehen.



Oktober

Herbstferien starten, L. reist direkt auf einen Pfadikurs (er ist jetzt Pio, d.h die letzte Teilnehmerstufe vor Leiter. Wie schon bei Q. macht das einen Riesenunterschied für ihn, es ist alles ganz toll.).
Wir haben eine Woche Island gebucht, der Vulkan macht nix mehr, deshalb haben wir umgeplant. Wir reisen aus Reykjavik über den Golden Circle auf die Westmännerinseln, die abseits der Touristensaison richtig einsam sind. Am Tag der Weiterreise wird ein richtig starker Sturm angekündigt und wir sind etwas nervös. wie das gehen soll, mit Fähre, 2.5m hohen Wellen, Sturm, gesperrten Strassen und halt vorgebuchten Unterkünften. Wir lassen uns von Locals beraten und durch Fähreumbuchen auf die erste von der Insel weg schaffen wir es erstens sicher und vor dem Sturm in unsere nächste Unterkunft und gewinnen eine magische Fahrt erstens bei Nacht übers Meer und zweitens in den Sonnenaufgang an der isländischen Südküste entlang. Und einen unglaublich gemütlichen Tag bei krassem Sturm in einer sehr gemütlichen Holzhütte











Am Tag danach passt das Wetter gerade so zum Weiterfahren und wir machen eine geführte Gletscherwanderung mit Eishöhlentour. Das ist so unglaublich magisch, ich bin so glücklich wie, weiss nicht, noch nie vielleicht.


Am letzten Tag fahren wir durch Nebel und Regen 400km zurück zum Flughafen, baden noch in der Blauen Lagune und schon geht es zurück in den Alltag.
Ich bin sehr schwermütig beim Heimfliegen, weil, wer weiss, wann wir wiederkommen. (Spoiler: der Hübsche und ich "müssen" nächstes Jahr ja ohne die Kinder in den Urlaub fahren, weil Pfadi-Jamboree in Südkorea, wir haben viel überlegt, Svalbard, Schottland, Irland, Dänemark/Schweden, was warmes (lol), und naja, jetzt müssen wir noch entscheiden, ob wir Nordisland und die Westfjorde oder die Ostfjorde machen. Und wie wir die Hochlandwanderung mit unterkriegen. Hallo, Heringsmuseum!)
Die Kraft, die wir in Island geschöpft haben, brauchen wir dringend für den Arbeits- und Schulendspurt bis Weihnachten.
Ich hatte seit dem Sommerurlaub das Gefühl, noch keinen richtigen Büro/Daheim-Alltag / Routine  etabliert zu haben, weil immer irgendwas war: krank, noch nicht richtig gesund, Urlaub, tja.
Jetzt aber. Ich freue mich, dass das Radeln mit richtiger Ausstattung auch im Kalten funktioniert.
Wir haben den ersten Team-Workshop mit ALLEN (bis auf einzelne) seit ... auf jeden Fall länger als ich im Team bin. Es ist grossartig, endlich all die KollegInnen, die ich zum signifikanten Teil nur aus Emails oder Videocalls kenne, endlich in echt zu sehen, zu umarmen (ich bin zu einem sehr grossen Umarmer geworden), aber: ich bin es halt auch echt nicht mehr so richtig gewohnt und ein bisschen unterwältigt vom tatsächlichen Outcome.

November

Im November bleibt es noch gefühlt ewig warm,  ich sammle immer noch Pilze und das Probestricken für Mütze und Schal fühlt sich ein bisschen aus der Zeit gefallen an.

Bei der Arbeit haben wir das erste physische Meeting mit unseren externen Partnern, mit denen wir seit 2019 zusammenarbeiten. Wegen Reisebeschränkungen (wegen Corona bei den anderen, wegen Klima und Reisepolitik bei uns) in sehr eingeschränktem Rahmen, es ist sehr, sehr seltsam. Aber: es ist halt auch wahr: nur virtuell ist nicht dasselbe, es gibt Aspekte, die nur im direkten Kontakt funktionieren.

Die Kinder geben in der Schule richtig Gas. Bei Q. bekommen wir erstaunlich wenig mit ("heute abend bin ich übrigens im Theater / Kino / beim Infoabend / Schulfest", wenn halt grad kein Pfadi irgendwas ist), bei L. schon noch. Es ist ausserdem Elternbesuchsmorgen und Elternsprechtag, alles soweit ganz normal.
Sie haben so viele Pfaditermine, dass gar nicht alles klappt: die Oganisation des Jamborees im Sommer läuft unabhängig von ihrer Heimat-Abteilung, deswegen gibt es da manchmal Konflikte, zB ist das Trupp-Weekend zeitgleich mit dem Pfadiznacht, aber mei.
Samichlaus-Weekend ist bei den Pfadis dieses Jahr ein bisschen früher, der Hübsche und ich sind zeitgleich zu einer Halloween-Party eingeladen. Mit Verkleiden und allem tralala (und das Wochen nach Halloween, weil warum auch immer). Wir entscheiden uns ohne grosses Nachdenken für Walter White und Jesse Pinkman aus BReaking Bad und haben sehr viel Spass beim Zusammenstellen der Kostüme.

Die Party selber ist dann (für mich) ein bisschen arg überwältigend, aber mei, man ist halt auch nix mehr gewohnt.
Ich bin grad so drin und auch wenn ich das Gefühl habe, keine Zeit für nix zu haben, beschliesse ich, nach zwei Jahren Pause meinen Geburtstag mit einer Party zu feiern.

Dezember

Der Dezember geht mit Vollgas weiter. Bei der Arbeit rütteln sich Projekte, an denen ich seit Monaten oder länger gearbeitet habe, zurecht respektive biegen auf die Zeilgerade ein. 
Nach den USA und Asien gibt auch in Europa die Grippewelle richtig Gas, es ist sehr anstrengend.
Mein Geburtstag einfach so unter der Woche ist einerseits schön, andererseits nicht so. 
Pünktlich zur Waldweihnacht der Pfadis wird es richtig kalt und schneit. Das ist richtig, richtig schön!
Tja. Und dann legt uns alle vier eine Erkältung richtig flach. Wir husten, schnupfen, fiebern und sind einfach krank. (Coronatests bleiben negativ, ich bringe die Kinder zum Arzt, es gibt Influenzaabstrich und Entzündungswerte werden getestet, es ist "nix", wir sind halt einfach krank von eine Waldundwiesenvirus).
Schweren Herzens und stinksauer sage ich meine Geburtstagsfeier ab (es sind auch fast alle Gäste krank).
Ich räume mein Büro, weil wir ja nächstes Jahr aus dem aktuellen Bau in den Turm zurückziehen. Ein bisschen bin ich wehmütig, aber nicht wirklich. Viel war ich ja eh nicht in dem Gebäude und schön war es auch nie.
Die Kinder und wir geben in Schule und Arbeit volle Möhre bis zum allerletzten Tag vor Weihnachten und sind an Heiligabend noch sehr unrund, weil: "es fühlt sich einfach wie ein normaler Samstag an".
Es wird dann aber noch, mit Essen, Trinken, Weihnachtslichtern, Geschenken, Spielen, lang aufbleiben, lang schlafen und so.
Was dieses Jahr überhaupt nicht geklappt hat, waren irgendwelche Arten von grösseren Feierlichkeiten, Familie bei uns, wir bei jemand anderem, erstens weil alle unglaublich erschöpft, krank, keine Ressourcen zum Planen vorab und sozusagen auf dem Zahnfleisch über die Ziellinie gerettet. Ich hoffe, die Neffen sind bald so gesund, dass wir uns in den Ferien noch sehen können (hier liegen noch sehr coole Geschenke für kleine Jungs). 


Naja. Irgendwie hat sich dieses Jahr so unglaublich anstrengend angefühlt und ich weiss objektiv gesehen gar nicht genau warum. War es wirklich so viel zu viel Arbeit? War es wirklich nur Jahr? Es fühlte sich viel länger an. Es gab keine grösseren Katastrophen für uns im engeren Kreis, in der Welt natürlich schon, vielleicht waren es diese (für uns gsd) eher hypothetischen Sorgen, die zusätzlich zu den nicht vorhandenen Energiereserven alles so zäh machten? Ich hoffe sehr, dass das wieder weggeht, ich mag es viel lieber, wenn ich Sachen leicht finde.

Das ist doch mal ein Vorsatz fürs neue Jahr: "Sachen wieder leicht finden". Das mache ich.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Seltsamer Weise habe ich genau das umgekehrte Gefühl; "Silvester war doch erst vor ein paar Wochen!" - kann's nicht erklären und weiß auch nicht, wie ich 2022 rückblickend bewerten soll ... obwohl es für mich eine wahrhaftige Auferstehung, ein "Phönix aus der Asche"-Gefühl beinhaltete (ausgerechnet an Ostern!). Wie auch immer, einen guten Rutsch wünsch' ich!