Montag, Dezember 26, 2022

261222 More of nothing

 Gestern abend haben der Hübsche und ich ja "Knives Out" geschaut. Ich gehe davon aus, dass ich niemanden spoilere, wenn ich hier kurz darlege, warum ich den Film leider nicht geniessen konnte.

(Wenn sich jemand noch überraschen lassen möchte, bitte hier nicht weiterlesen)

Der Film basiert ja darauf, dass vermeintlich zwei Medikamente verwechselt werden und von dem, von dem man weniger injizieren muss, eine tödliche Überdosis injiziert wird.

Es geht um Ketorlac (=Toradol) und Morphinsulfat.

Der Patient soll pro Tag 100mg Toradol und 3mg Morphinsulfat bekommen.

Erster Fehler, aber mei, für die Story irrelevant: Maximale Tagesdosis Toradol für einen Erwachsenen sind für kurzfristige Anwendung 90mg Toradol, auf mehrere Einzeldosen verteilt, NICHT 100mg auf einmal für längerfristige Anwendung.

Egal, geschenkt, 90, 100, Alibi, Kolibri.

Jetzt aber der Fehler: die Krankenschwester zieht vermeintlich 100mg Toradol auf, injiziert, merkt, dass auf dem Etikett Morphinsulfat steht und die Panik ist gross, weil "Ich habe 100mg Morphin injiziert, das führt binnen 10 Minuten zum Tod, wenn man kein Naloxon injiziert, oh, kein Naloxon da, schon 8 min vergangen, es kommt kein Krankenwagen mehr rechtzeitig, oh weh, oh weh." Und aus mittelnachvollziehbaren Gründen schneidet sich der Patient direkt die Kehle durch, um die Krankenschwester nicht in Probleme zu bringen.


Sie hätten halt einfach alle mal ihr Hirn einschalten sollen und lesen und ein bisschen Dreisatz rechnen:

die Toradol-Lösung hat eine Konzentration von 30mg/mL. Dementsprechend müsste man für 100mg 3.33mL aufziehen.

Die Morphinsulfatlösung hat eine Konzentration von 5mg/mL, (für 3mg müsste ich 0.6mL aufziehen, aber das ist irrelevant). Wenn ich nun die Vials verwechsle und aus dem Morphinsulfat-Vial 3.33 mL aufziehe, weil ich denke, es wäre das Toradol, sind darin 5mg/mL x 3.33mL =16.5mg Morphinsulfat enthalten. Keine 100mg. Auch 100mg wären für einen Menschen, der, weil er das jeden Abend bekommt, eine gewisse Toleranz aufgebaut hat, nicht unbedingt tödlich, 16.5mg ganz sicher nicht.

Also: erst Dreisatz, dann muss man sich vielleicht gar nicht die Kehle durchschneiden.

Ich fand das sehr schade, weil der Film sehr nett konstruiert und gespielt und alles war, aber mei, halt alles unnötig von ganz Anfang an.

(Der Hübsche freut sich schon mittel auf "Glass Onion" heute mit mir. Ich bin eine tolle FIlmbegleitung!)


Sonst heute so: ausschlafen, Sporteln, Frühstück, Game of Thrones, zwei Runden "Doomlings" (wir können jetzt Dinosaurier, ich habe einmal gewonnen und bin einmal knapp zweite geworden), Lesen, Essen, Game of Thrones, Glass Onion, Lesen


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr spannend, danke! Kurze Frage der Nichtpharmazeutin: Mir erschließt sich nicht, warum man für den Anwender die Dosis eines Medikaments, das in ml verabreicht wird, in mg angibt? Mein Verdacht wäre ja, dass hier schlicht jemand mit den Maßeinheiten durcheinander gekommen ist ... obwohl eine 100 ml Spritze auch ein ganz schöner Brocken ist.

Anonym hat gesagt…

Sehr schön, wie die Filmlogik zerlegt wird.

Frau Brüllen hat gesagt…

Re mg/ml: Die Wirkstoffmenge ist relevant und die ist in Masseneinheit, nicht Volumeneinheit angegeben. In wieviel Flüssigkeit das aufgelöst ist, ist für den therapeutischen Effekt sekundär, es kommt darauf an, wieviel Wirkstoff verabreicht wird. also: nein, das ist definitiv nicht der Fehler. Und NIEMAND verabreicht jemandem mit einer Spritze 100ml. (Das wären 5 volle Ampullen btw)