Dienstag, Dezember 06, 2022

061222 Dieser eine Tag im Jahr

- Von dem ich mir vornehme, dieses Jahr aber echt nicht so nervös zu sein

- Der auf der "vor Weihnachten nur noch ..." seinen festen Platz hat seit 5 Jahren
- Über den ich immer schnell wegschaue im Kalender 
- Vor dem ich eine Woche vorher immer schlechter schlafe 
- An dem selber ich äußerlich ruhig (und lustig und wie immer) bin
- An dem ich mit den Kopf offensichtlich aber zu signifikantem Teil damit beschäftigt bin, so zu tun, als ob s.o. (Ich bin heute 3x quer durch die Stadt, weil ich in allen Büros was wichtiges liegengelassen hatte, ich habe zwei total unterschiedliche Menschen in einem document withdrawal workflow verwechselt, sowas passiert mir sonst nie!)
- Wo ich dann die immer gleichen smalltalk Gespräche mit dem Arzt bei der Kontrolle führe (Weihnachtsgeschenke, ach, auch aus Bayern, ja, aber der Name ist ursprgl. von meinem Mann, sprechen die Kinder denn schweizerdeutsch, ja,verstehen sie denn überhaupt bayerisch, ich glaube nicht. Ach ja, ciba, die gibt es ja auch nur noch als tramhaltestelle, sind Sie dann bei Novartis, ach nein, ich erinnere mich, sind Sie in einem von den neuen Gebäuden?) und mir denke, das kann ihn doch gar nicht interessieren 
- Und deshalb bin ich schweigsamer als normal und irgendwann sagt er auch nix mehr
- Und er quetscht und drückt mit dem Ultraschallkopf, das tut richtig weh, immer wieder über dieselben Stellen, er markiert und misst und schaut nach und sagt nix und drückt und nimmt mehr Gel
- Und je länger er nix sagt, desto weniger traue ich mich was sagen, weil offensichtlich ist es kompliziert und schwierig und er hat was gefunden und überlegt, wie er es mir sagt, wo wir doch gerade eben noch über Geburtstagsfeiern und Weihnachtspapier geredet haben, und jetzt wird alles schlimm und sie fängt bestimmt an zu weinen
-Und ich überlege,  ob sie wohl heute direkt noch biopsieren oder die Mammographie machen oder wenigstens die Woche noch und wenn es doof rauskommt, ob ich bei der Arbeit Infos über state of the art Behandlung bekäme und von wem

- Und dann ist alles fertig, meine Brüste fühlen sich gequetscht, wund und kalt klebrig an, und er sagt: "Wie erwartet, alles gut, nur schwer zu sehen wegen der Zysten und Fibroadrnome, in einem Jahr wieder reicht längstens, aber wenn Ihnen was komisch vorkommt, können Sie jederzeit kommen, einen schönen Geburtstag und erholsame Weihnachten!"

- Und ich bin unendlich erleichtert und erschöpft und muss mich zusammenreißen, um in der S-Bahn nicht anzufangen zu weinen.

-Und bin vielleicht rechtzeitig daheim, um vor dem Abendmeeting mit San Francisco noch mein klebriges Shirt zu wechseln.



Auch wenn es vllt nicht so klingt: das ist ein mehr als guter Preis für 364 Tage Seelenfrieden im Jahr. Und morgen bin ich wieder ich selber. Ein Jahr älter.

BITTE DENKEN SIE AN SICH UND GEHEN ZUR BRUSTKREBSVORSORGE!

16 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Kommunikation medizinischen Fachpersonals mit Patienten hat durchaus Potential nach oben.

Frau Brüllen hat gesagt…

Alles hat immer Potential nach oben. Allerdings sind die Leute in diesem Spital da ganz weit vorne dabei. Er kann ja nix dafür, was in meinem Kopf passiert.

Brigitte hat gesagt…

Es wäre Vieles einfacher im Leben, wenn man das "Kopfkino" ausschalten könnte.....ich kann das auch nicht! Geniessen Sie Ihren Geburtstag, herzliche Grüsse nach Basel

Anonym hat gesagt…

Da lob ich meine Gyn echt, immer wenn sie mit dem Ultraschalldings irgendwo länger verharrt, sagt sie warum und keine Sorge....Dann jetzt relaxen und schöne Adventszeit!

Anonym hat gesagt…

Da lob ich meine Gyn echt, immer wenn sie mit dem Ultraschalldings irgendwo länger verharrt, sagt sie warum und keine Sorge....Dann jetzt relaxen und schöne Adventszeit!

Anonym hat gesagt…

Puh - Glückwunsch zur Erleichterung und viele Grüße aus Leipzig!

Anonym hat gesagt…

Da ist was dran ... sensibel ist das Thema allemal; und es gibt erlernbare Techniken dafür - also auf Seiten des Fachpersonals, das ja immerhin täglich befasst ist mit so etwas. In D gibt's da übrigens sehr ausgeprägte Unterschiede von einer Klinik zur nächsten.

Anonym hat gesagt…

schweißausbruch beim lesen. ich empfinde und erlebe es zu 100% gleich!! schrecklichster tag mit größter erleichterung.

Anonym hat gesagt…

Ich freue mich mit Ihnen, dass nix gefunden wurde.

Die Toni hat gesagt…

Als eine, bei der das lange Schauen und Schweigen im Februar zu einem unguten Ergebnis geführt hat schließe ich mich an: Ja, gehen Sie zur Brustkrebsvorsorge! Denn auch wenn was ist, ist das Früh dran sein halt entscheidend, was es bei mir Gott sei Dank war.

Und Ihnen Frau Brüllen von Herzen: I feel you und genießen Sie den Abend und die 364 Tage sehr!

Anonym hat gesagt…

Ich kann das so gut nachvollziehen, da auch viele Zysten. Es ist immer wieder spannend und sm Ende erleichtern. Genießen Sie Ihren Geburtstag.

PaulineM hat gesagt…

Auf ein gesundes weiteres Jahr! Mein Tag aus der Hölle ist immer im Februar. Die Toni, auch bei mir waren sie mit der schlimmen Diagnose früh dran und ich bin seit fast 8 Jahren ohne Befund. 364 Tage im Jahr glücklich darüber und an einem Tag bleibt die Angst. Das kann ich am Ende doch aushalten.

hobelevanc hat gesagt…

Komisch, zum Frauenarzt gehe ich immer recht entspannt, dafür ist die andere Vorsorge untenrum meine Lieblingspanik. Aber ich habe jetzt voll mitgefiebert, Sie schreiben so „atmosphärisch“! Huh, alles Gute für das nächste Jahr.

Frau Brüllen hat gesagt…

@Pauline und @Toni Danke für den Reminder und klar, das ist natürlich das ultimative Ziel einer Prophylaxe: wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll, es rechtzeitig zu entdecken, damit man reagieren kann. Ich hoffe, es geht Euch gut. Passt auf Euch auf <3

@hobelevanc: Ich gehe auch entspannt zu meiner Frauenärztin, Brustkrebsvorsorge mache ich im Brustzentrum und ... da ist gar nix "untenrum", weil naja, halt Oberkörper :-)

@All: danke Ihnen! (Und ja, ich weiss, es gibt ärzte, die sind wie die Axt im Wald. Der hier nicht, aber ich bin da in einer ganz fiesen Schleife ganz allein in meinem Kopf gefangen, egal, was er machen oder sagen würde)

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank! Dank der frühen Erkennung blieb mir Schlimmeres (Chemo) erspart. An dieser Stelle ein Hoch auf die böse Pharmaindustrie, die rettet mittels Antihormontherapie nämlich möglicherweise gerade mein Leben. ;-)
Da wird man ganz schnell sehr demütig und sehr dankbar.
Nur die Gruseltermine sind jetzt erst mal alle drei Monate. Aber dann ist das halt so.

Sabine hat gesagt…

Ich habe auch unglaublich viele Zysten, die sogar meine Brust verformen. Ich habe um Punktion gebeten wegen extrem Spannungsgefühl. Meine FA nennt es Vollkatastrophe. So schmerzhaft und unangenehm die Punktion war, umso erleichterter bin ich nun. Und so dankbar, dass es nichts Schlimmeres ist.