141020: Das war ein aufregender Tag
Meine Güte, ich bin platt. Aber sowas von.
Ich hatte ja in den Ferien die eigentlich ganz gute Idee, in Zukunft einen Tag die Woche und zwar Mittwoch im Büro zu arbeiten. Leute treffen, wir haben da unser langes Squad-Meeting, mal wieder rauskommen, und für meinen Seelenfrieden habe ich dann Do/Fr, um alle auflaufenden Tasks abzuarbeiten.
Heute hatte ich ausserdem noch meinen alljährlichen Gyn-Kontrolltermin, die ist ja auch in der Stadt, dann kann man das ja alles grad verbinden, ÖV-Fahren kann ich vermeiden, weil wir ja 10x im Monat einen Tagesparkplatz reservieren können (klimatechnisch habe ich da jetzt mal gar kein schlechtes Gewissen, mit eigenem Solarstrom aufgeladenes Auto ist as ok as it gets.), klingt toll.
Was gar nicht toll klingt, sind natürlich die aktuellen Ansteckungszahlen in der Schweiz (heute: über 2800, das ist mehr als doppelt so viel wie die höchste gemeldete Fallzahl in der ersten Welle. Ja, ich weiss, damals wurde weniger getestet, damals waren die Hospialisationen/Todesfälle viel höher, aber da schauen wir in zwei, drei Wochen nochmal drüber, hm?), aber naja, ich hab es mal probiert.
Erstaunlich, wie nervig ich die Autofahrerei fand im Vergleich zum ÖV (zu Normalzeiten), besonders weil ich mich noch gut daran erinnere, wie sehr es mich seinerzeit genervt hat, als ich den Sonderparkplatz damals abgeben und eben auf ÖV umsteigen musste. Nun ja, ist halt so, ich war früh genug dran, dass ich in aller Ruhe in der nicht für solche Schlachtschiffe wie unseres ausgelegten Tiefgarage rumrangieren konnte und zentimetergenau einparken, ohne dass eine genervte Schlange an Kollegen hinter mir stand. Ging auch ganz schnell :-).
Tiefgarage (=-4) bis 4. Stock reicht übrigens für ein fancy Aufzugbild, auch wenn man nicht mehr in Übung. Ich hatte ungefähr 6 Monate keine solchen Schuhe an....
Heute war bei uns in der Abteilung sogar fast Full House, will meinen, etwa 60% der Kollegen da und bis auf die Kollegen, die halt in Brasilien und Bayern basiert sind, alle aus unserem Squad. Das hatten wir seit ewig nicht....
Ich habe viel (vermutlich irre viel, ich bin ja sehr vereinsamt und das ist als 100% Extrovert tatsächlich nicht leicht! Habe ich erzählt, dass ich sogar mit der Nachbarskatze geredet habe, bis er mir eine drübergezogen hat?) geredet, gelacht, mich gefreut, dass mein Lieblingsessen in der Kantine gekocht worden war (Gemüse-Tajine, warum auch immer mit Spätzli), die Cafeteria-Frau und der Warme-Essenkoch haben mich begrüsst, ich habe all meine Pakete im Haus eingesammelt (ich habe anscheinend einen Türöffnerfisch gewonnen, es gab Stoffmasken für den Fall und ein "Danke für den Beitrag zum erfolgreichen Launch"-Fresspaket (Launch eines Produktes, bei dem ich in meinem alten Job ungefähr ein Jahr involviert war, und das vor zwei Monaten in den USA immerhin schon gelauncht wurde).
Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, dass ausgerechnet (jetzt hätte ich fast "agratt" geschrieben, soweit kommt es noch, dass ich wie die Kinder Dialekt schreibe. Mir fällt auf, dass ich mir daheim nie Gedanken drüber gemacht habe, wo dieser Ausdruck herkommt. Kennen das andere Bayern auch? Ist das ein verkürztes "akkurat"?) heute ein wet signature approval fällig war, das ich locker flockig über remote printing am Riesendrucker ausdrucken, unterschreiben und direkt wunderschön grade und ohne Schatten wieder einscannen konnte. Ich hoffe, die Empfänger wissen das zu schätzen!
Nachmittags musste ich dann quer durch die Stadt rennen (die Schuhe. Man kann sich da ein bisschen von entwöhnen...), weil eben Arzttermin. Soweit so gut alles, war halt irgendwie strange und auch ein bisschen peinlich, weil ich fast aus der Umkleidekabine gefallen wäre, weil die Hose unten so eng ist, dass ich auf engem Raum nicht gut rauskam und erst beim Rausfallen merkte, dass die Tür nur eine Schwingtür ist. Naja.
Da ich bis abends Meetings hatte mit niemandem vor Ort bin ich erstmal wieder heimgefahren, habe die Nanny verabschiedet (anscheinend ist Q. die letzten Monate sehr gewachsen und hat eine ganz andere Stimme bekommen, ich kann das ja nicht beurteilen) und mir des Hübschen Platz unter dem Dach für die nächsten Meetings geschnappt. Das erste lag mir eigentlich schwer auf der Seele, war aber nach 20 Minuten mit dem bestmöglichen Ausgang erledigt, das zweite war ... naja... für mich nicht sooo relevant, aber mein Hintergrund wurde gelobt, deshalb fand ich es dann doch ganz gut,
das letzte war ein Townhall, zu dem habe ich mich auf den Crosstrainer geschwungen (Lustiges Missverständnis: es ging um "Digital Transformation" und es wurde ganz viel über "Head-mounted tablets" gesprochen und nach über 8 Jahren bei einem Pharmaunternehmen dachte ich erstaunlich lange drüber nach, was um alles in der Welt das für eine neue Dosage Form sein könnte, bis ich beim Vorführen verstand, dass es um so an den Kopf geschnallte Tablets, nicht Tabletten, geht, die man für Remote-Service-Termine oder so nutzen kann.).
Sonst:
L. hat eine sehr süsse coronakonforme Geburtstagseinladung bekommen und zwar wird sich virtuell in einer gemeinsamen Minecraft-Welt zu einem Bauwettbewerb getroffen.
Ich habe mich nach Q.s Berichten mit dem (okay, nach mehreren Mails hin und her habe ich festgestellt, dass es das falsche war) Busunternehmen in Verbindung gesetzt und um Informationen zur Durchsetzung der Maskenpflicht gebeten. Der Austausch war sehr freundlich und tatsächlich konstruktiv (für die tatsächliche Durchsetzung ist die Bahnpolizei zuständig, Q. ist sich noch nicht sicher, ob es das Abenteuer und den Fame nicht vielleicht doch wert wäre, das nächste Mal die Polizei zu rufen, aber realistisch gesehen eher nicht, die Chauffeure machen Durchsagen und es gibt die Infoscreens.). Ich habe das dann direkt alles auch nochmal dem richtigen Busunternehmen geschrieben und (auf Anregung des falschen Busunternehmens) der Schulleitung, um da nochmal auf Schüler und Eltern einzuwirken. Ansonsten kommen morgen unsere FFP2-Masken, damit kann Q. dann wieder ruhiger fahren.
Jetzt bin ich sehr, sehr müde (das ist für mich eins der Learnings aus den letzten Monaten: wie schnell sich die Vorstellung von "normal" ändern kann und wieviel Energie es bei mir frisst, sich wieder umstellen zu müssen und sich überhaupt in dieser Unsicherheit zu bewegen. Das andere Learning ist: wir haben den bisherigen Worst Case überstanden, wir überstehen das auch nochmal.), freue mich auf eine Folge "Mayans" unter meiner immer grösser werdenden Häkeldecke und dann aufs Bett. Und mein HOmeoffice mit Wollsocken und Wärmflasche und GANZ VIEL ERLEDIGT BEKOMMEN morgen. Nächsten Mittwoch gehe ich auf jeden Fall nochmal, ich habe ja Grippeimpftermin und es gibt schon wieder was physisch auszudrucken. Und vielleicht muss der Brief nach Ägypten auch wieder gestempelt und physisch geschickt werden statt per Mail, das kann ich jetzt ja auch.
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