Mittwoch, August 19, 2020

190820 Dünner Firnis

 So, heute war prinzipiell besser. Ist ja auch mal was, wenn man sich darauf verlassen kann.

Ein meetingfreier Vormittag erlaubte mir Aufarbeiten von Liegengebliebenem und viel zähneknirschendes an der Hand nehmen und "Leute vernetzen". Meine Güte, wie konnte es dazu kommen, dass ich eine (in meinen Augen sehr, sehr klare) Mail schreibe, eine Antwort bekomme, die zeigt, dass man NICHTS davon gelesen hat, dann einen Anruf aus dem Verteiler, der mir erklärt, dass der andere das aber falsch sieht, man ihm das aber lieber nicht direkt sagen möchte, um das Klima nicht zu vergiften, und dann muss ich das also erklären, bekomme wiederum einen Anruf vom ersten und von der Chefin des ersten und Chatnachrichten von der dritten und die vierte sagt: "Ich habe keine Lust den ganzen Schlotz zu lesen, macht mal ein Meeting mit (bisher nicht involvierten) A, B, C und mir und erklär uns das, aber A arbeitet nur Mo-Do, vormittags, ich bin die nächsten zwei Wochen in Ferien, B ist diese Woche noch im Urlaub und C arbeitet nur freitags". Die Lösung des ganzen ist übrigens: Ja, ich habe alles genau so gemeint, wie ich es geschrieben habe, ja, das Ganze ist auch genau so wichtig, wie ich es geschrieben habe, und ja, sorry, auch dringend. Ich verstehe mittlerweile, warum meine Vorvorgängerin in genau dieser Rolle mir damals immer so gefühlt übertrieben begeistert gedankt hat, wenn ich in meinem alten Job Anfragen dieser Art halt einfach .... erledigt habe. Ich bin nah dran, dem/der Nächsten, der/die ihren Job einfach macht, ein Pony zu schenken. (Natürlich nur, wenn er/sie Ponies mag)

Ich bin noch nicht ganz da, solche Verwerfungen zu antizipieren und durch  was auch immer gar nicht erst aufkommen zu lassen, auch noch nicht da, das sportlich zu nehmen und sozusagen, wie der Hübsche das so schön ausgedrückt hat, "auf der Stresswelle zu surfen", ich wurschtle mich so durch. Aber: ich bleibe immerhin nach aussen ruhig.

Alles in allem: ok. Wie dünn der Firnis ist, merke ich, als die Kinder beim Heimkommen drei Klopper liefern, die per se alle einzeln (und auch in Kombination) kein Weltuntergang wären, aber halt erstens schon zu oft passiert sind und heute zum falschen Zeitpunkt passieren. Puff, bin ich mal kurz explodiert! (Ein Hoch auf 13:00h-Meetings, die ich hoste, da muss man sich schnell wieder aregen udn einkriegen). Die Kinder haben jetzt den Auftrag, die ewig gleichen Streitpunkte (Händewaschen, Zähneputzen, Sonnencreme, dreckige Klamotten in die Wäsche, saubere in den Schrank, Spülmaschine anschalten, wenn voll, Schuhe ins Regal, Bonbonpapiere in den Müll, Handy in der Schule AN, so Zeug halt. Nix dramatisches, nur nerviges. SEHR NERVIGES!) zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu machen. Und nein, "nicht mehr andauernd zähneputzen" ist keine Lösung.

Ich habe btw eine Art Strichliste von Kollegen, mit denen ich schon lange zusammenarbeite, von denen ich aber noch NIE mehr als ihr Foto im Firmenadressbuch gesehen habe, weil sie halt woanders arbeiten und NIE die Kamera anhaben.

Seit März habe ich davon zwei streichen können, einer, der praktisch direkt gegenüber auf der anderen Rheinseite arbeitet, und heute eine Kollegin aus den USA, ich weiss gar nicht wo. Ich habe mich jeweils so gefreut, dass ich damit dann immer direkt rausgeplatzt bin und mich meist erst mitten in "And in my head you looked totally different" stoppen konnte. Aber: alle wollten wissen wie und das ist mal ein anderer Start ins Gespräch als das ewige Coronamassnahmen-Bingo.

In Sachen Jonny bin ich relativ cool geblieben und habe erst kurz vor Abendessen eine Runde gedreht. Was mich ja unterschwellig sehr stresst, ist, dass ich aktuell keine Idee habe, vor er sich denn rumtreibt. Die letzten Wochen, ach was, Monate war das sehr easy: er tauchte immer irgendwann auf dem Tennisplatzfeld auf. Seit ein paar Tagen aber nicht mehr, und auch nirgends sonst, wo wir ihn schon früher gefunden hatten. Heute hatte ich aber Glück und ging aus ... weiss auch nicht ein bisschen weiter den Werkszaun entlang, da kam er auf einmal aus der Wohnsiedlung gegenüber angeschlappt. Das ist schon mal gut zu wissen!

Habe ich von dem winzigen neuen Babynachbarshund schon erzählt? Der flitzt den Nachbarn andauernd ab, und zwar durch die Hecke in unseren Garten. Das ist ja soweit alles sehr süss, die Kinder kommen ihn dann immer holen, er ist ja winzig und niedlich, aber heute haben ihn die Katzen zum ersten Mal gesehen. Nur durch die Terrassentür, weil schon nach Zapfenstreich, aber sie waren beide högscht aufgeregt und ich gehe davon aus, dass es bald ein recht spannendes Zusammentreffen geben wird. (Mir hat er heute mit seiner Babyzunge die Zehen abgeleckt. Ich mag Hunde ja nicht so besonders und abgeleckt werden, egal von wem, auch nicht, aber wenn ich keine Wahl hätte als abgeleckt zu werden, dann wäre eine Minibabyhundezunge schon okayish.)

Trotz Crosstrainertrampeln nach Feierabend bin ich sehr, sehr müde, ich hoffe, ich halte die "Watchmen"-Folge gleich noch durch.


Gegesssen:

Honigbrot

Nektarinen

Pfannkuchen mit grünen Bohnen in Miso-Sesam-Sosse

Flammkuchen mit Pilzen und Trauben


Gelesen: das Trump-Buch

Gesehen: Watchmen

Stressleveldurchschnitt gestern: 34

Selbstbeweihräucherung: Nein gesagt, obwohl das vermutlich jemanden enttäuscht, aber dafür mir selber treu geblieben. 

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