Montag, Juni 17, 2019

170619: Ob ihr wirklich richtig steht...

Vor einigen Jahren hatte ich mich auf eine neue interne Stelle beworben. Ich bin ein schlechter Schauspieler, mag keine Geheimnisse und spiele deshalb meist mit offenen Karten. Deshalb hatte ich, in dem Moment, als ich zur ersten Runde Vorstellungsgespräche eingeladen wurde, meinem Chef und dessen Chef Bescheid gesagt. Mir war das wichtig, weil die neue Positon eine gewisse Überlappung mit der alten Abteilung haben würde, dementsprechend waren auch Peers des Chefchefs in die Interviewrunde einbezogen und ich hatte keine Lust auf Gerüchteküche. Die Runde lief gut, ich wurde zu einer zweiten Runde eingeladen, in der Vorbereitung fragte der potentielle Chef noch bei meinem aktuellen Chefchefchef nach, ob der mich empfehlen könne, was der wohl in den höchsten Tönen bestätigte.
Ich bekam die Stelle, freute mich wie ein Schnitzel, sagte meinem Chef ("Okay, freut mich sehr für dich."), seinem Chef ("Okay, freut mich für Dich, ich verstehe das, wir hätten Dir diese Erweiterung deiner aktuellen Rolle anzubieten. Kann dich nicht umstimmen? Schade, danke für die gute Arbeit, alles Gute.") und dann dessen Chef Bescheid. Und der .... tickte total aus. Er warf mir absolute Undankbarkeit vor, schrie mich an ("Wenn ich gewusst hätte, dass von Dir keine Loyalität zu erwarten ist, hätte Dein Bonus aber ganz anders ausgesehen!"), warf mir vor, meine Karriere zu ruinieren, die er aufgebaut hätte (Äh, what? Sicher nicht. Er war ungefähr 2anderthalb Jahre, wenn überhaupt, mein Chefchefchef), er hätte genaue Entwicklungspläne für mich, und wenn ich nicht das kleinste bisschen abwarten könnte, sondern die erstbeste Gelegenheit zum Wegrennen zu einem Job mit fancy Titel nutzen würde, dann bräuchte ich aber mal ganz sicher nicht glauben. dass er noch einen Finger für mich rühren würde oder dass ich jemals in seiner Abteilung einen Fuss auf den Boden bekommen würde.
Ich war total perplex (vor allem, weil mir der neue Chef ja erzählt hatte, wie sehr mich ebendieser Chefchefchef empfohlen hatte), schaffte es noch ins Büro meines damaligen direkten Chefs, wo ich erstmal die Tür hinter mir zumachte und zum allerallerersten Mal in meinem Berufsleben vor Fassungslosigkeit kurz vorm Heulen war. Mein direkter Chef war auch total perplex (ich hatte mich deshalb in sein Büro geflüchtet, weil er ein Einzelbüro mit Tür ohne Fenster hatte und ich einen Schreibtisch in einem Viererbüro mit Glastür, da hätte ich auch grad auf dem Gang in Tränen ausbrechen können.) und wusste nicht recht, was machen. Er musste letztendlich gar nix machen, nachdem ich meine Fassung wieder hatte, fand ich das Ganze eigentlich fast schon witzig.
Nicht so witzig war, dass der Chefchefchef mich noch dreimal zu sich zitieren liess, um festzustellen, ob ich jetzt endlich "zur Vernunft gekommen" wäre und bleiben und die grossartige Entwicklung, die er für mich geplant hatte, abwarten würde.
Ich weiss gar nicht, ob "Wenn Du jetzt gehst, brauchst Du nicht wiederkommen" jemals dazu geführt hat, dass jemand gesagt hat: "Ach, doch, das überzeugt mich, ich finds doch echt super hier, ich bleibe.". Mich hat jedes Mal rüberzitiertwerden mehr davon überzeugt, dass ich da sehr schnell weg muss. Die drei Monate bis zum eigentlichen Wechsel waren dann so mittel, einerseits ok, weil ... meine Güte, was hätte er mir noch können?, andererseits war es halt schon ein bisschen beängstigend, zu sehen, WIE verletzt da jemand war und WIE krass er reagiert hat. (Mein Favorit für immer und ewig: ich kam mit eingegipster rechter Hand und blauem Auge nach dem Fahrradunfall zu einer Mitarbeiterinfo und hob zum Gruss die Gipspfote wie zur Entschuldigung, dass mit gebrochenen Fingern halt leider kein kerniger Händedruck drin liegt. Und was sagt er? "Ich hatte ja vor zwei Jahren einen Fahrradunfall, der war aber viel schlimmer. Erstens war ich nicht total selber schuld so wie Du und zweitens war mein Schlüsselbein zertrümmert und JEDER ARZT SAGT DIR, DASS DAS UNMENSCHLICHE SCHMERZEN SIND, DA SIND FINGER NIX DAGEGEN". Ich weiss gar nicht mehr, ob mir "Herzlichen Glückwunsch" oder "Ich bin echt neidisch, sowas kriegen nur echte Profis hin" rausgerutscht ist oder gar nix oder ob ich einfach lachen musste, aber ich weiss noch, dass es in relativ grosser Runde war und sagen wir so: wir reden da heute noch gern drüber.)

Der Chefchefchef ist übrigens sehr bald danach relativ spektakulär aus der Firma ausgeschieden, ich bin im neuen Job unglaublich glücklich geworden und habe mir seitdem auch nichts mehr ausser einzelner Zehen, aber das gildet ja nicht, gebrochen.

Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht besser zu verstehen, warum ich das Wochenende über recht nervös war und ziemlichen Bammel vor heute zu führenden Gesprächen /Mails hatte. Aber: ohne Grund. Alles super. Puh.

Sonst so:
perfekte Radlbedingungen, echt traumhaft!
Anscheinend habe ich irgendein Memo nicht bekommen, es ist scheints DIESE Woche Reisewoche bei uns in der Abteilung, und ich Narr bin letzte Woche nach Italien (ich habe aus verschiedenen Gründen 5 verschiedene Kollegen per Messenger kontaktiert und alle waren an irgendwelchen Flughäfen (auf dem Weg nach Boston, Indiana und noch irgendwo anders).
Q. hat die vorletzten Noten bekommen, und holla! Holla, holla, da hat jemand dieses Jahr aber Lernen gelernt!
L. ist noch geflasht vom Jugendfest.

Gegessen:
Granolafrüchtejoghurt
Irgendeinen Gemüsekartoffelauflauf, dazu Blumenkohl, Erbsen, Salat
Pizza

Getragen:
Den Blutsgeschwister-Jumpsuit, bei dem ich mir immer nicht sichr bin, ob er superst oder seltsam aussieht. Er ist auf jeden Fall sehr bequem


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