What a day
Der Titel gilt eigentlich für die ganze Woche, die, wie ich ja heute festgestellt habe, schon fast rum ist. Wie der verehrte Herr Buddenbohm das so schön genannt hat: wir sind im "Sausetunnel". Interessanterweise dieses Jahr bisher noch überhaupt nicht wegen weihnachtlicher Termine, die kommen ab übernächster Woche, tatsächlich vor allem mit Arbeitsdingen und Schuldingen. (Okay und Geburtstagen, die sind halt einfach zu dem Zeitpunkt im Jahr, da kann mann nix machen, auch wenn dann ganz viele Leute, die man echt gerne dabei gehabt hätte, nicht zum Feiern kommen können. Aber: keine Zeit zum Traurigsein, weil: things to do).
Ok. Es war mir ja auch klar, dass das "Ich habe grad mal ein bisschen weniger als auch schon im Job zu tun, das fülle ich mit 20% Zusatzjob" im Leben nicht so aufgehen würde. Ich habe beschlossen, am Anfang, wo natürlich alles Neue neu ist und viel komplizierter und zeitaufwändiger wirkt, als es hoffentlich später, wenn man es dann mal drauf hat, nicht durchzudrehen und "Ohgottogottogott, das schaffe ich nie!" zu denken und das lief auch super, bis aus dem Nichts ein Feuerwehrprojekt um die Ecke kam, das .. ich kann das nicht genau erklären, weil eben: vertraulich, auf jeden Fall ist es so dringlich, dass es für solche Fälle einen extra reservierten, rund um die Uhr verfügbaren Meetingraum gibt, für den nur das Team, das das Handling solcher Dinge organisiert, den Schlüssel hat (es gibt dort ausserdem nicht nur Wasser und Kaffee, wie überall, sondern auch Schokolade, Cola und Nüsse als Nervennahrung), und solche Meetings sind so ziemlich die einzigen, für die man ohne auch nur ansatzweise nachzudenken, alles stehen und liegen lässt. Nun gut. Aus Gründen konnte keiner meiner "Buddies" in dem Nebenjob mir dort zur Seite stehen oder schauen, dass ich es nicht verbocke, aber ich habe jede Menge Briefing und Coaching bekommen und durfte das nach 14 Tagen in der Rolle selbständig machen. War jetzt auch nicht schlimm, es hilft mir immer, wenn ich gut vorbereitet bin und das wäre in dem Fall nicht besser gegangen.
Aber: natürlich frisst so etwas unglaublich viel Zeit in der Vorbereitung, der Kommunikation, das zieht ja dann doch recht weite Kreise, und diese Zeit fehlt dann woanders. Zum Beispiel bei den eigentlich geplanten Aktivitäten für den Zusatz- und den geplanten und vor allem ungeplante Aktivitäten für den eigentlichen Job.
(Interessante Nebenbeobachtung: mir gegenüber im geheimen Meetingraum sass eine Kollegin, die mimikmässig das totale Gegenteil von mir ist. Ich bin ja eher ein Gesichtskasper, dem man jeden Gedanken und Meinung eh in billboardgrossen Buchstaben vom Gesicht ablesen kann. Ich merke, wenn ich mich selber beobachte, dass bei mir aktives Zuhören tatsächlich vor allem durch Körpersprache und Mimik ausgedrückt wird. Mit zustimmendem Nicken, verständnisvollem Lächeln, hochgezogenen Augenbrauen, gerümpfter Nase und überhaupt ganz viel Gesichtverziehen. Die Frau mir gegenüber war hochkonzentriert bei der Sache und hat ... keine Miene verzogen. Das hat mich total fasziniert, sie sass da mit der Eleganz einer Königin und ich merkte, wie ich (ganz Hofnarr) versuchte, ihr irgendeine Art der Regung abzuringen, bis ich irgendwann in die "resting bitch face"-Falle tappte und befürchtete, sie wäre einfach echt schlecht gelaunt. War sie übrigens nicht und ich überlege jetzt, ob ich das auch mal versuchen sollte, aber ich fürchte, das würde gnadenlos in die Hose gehen. Aus mir wird keine Sphinx mehr.)
Ich halte übrigen nach wie vor eisern an den drei goldenen Regeln fest und habe auch nicht das Gefühl, dass ich nah dran bin, eine auf einmal als im Moment nicht so wichtig zu betrachten (was immer ein Warnzeichen ist), im Gegenteil: ich bin so weit wie selten von arbeitsbedingten Tränen weg, eher auf eine, Adrenalinhoch, laufe sehr viel hin und her und komme deshalb gar nicht in die Versuchung, das Mittagessen sein zu lassen, auch weil ich einfach mal sitzen und nicht klug sein müssen möchte, sondern nur essen und albern. Was am ehesten kippt, ist die Weckzeit, das liegt aber daran, dass sie wegen Q.s Schulbeginnszeiten eh auf 5:45h steht und ich dank Jonny und unvernünftiger Ernährung (Schwarzwurzeln. Ich werde es nicht mehr lernen in diesem Leben) eh immer noch früher auf bin.
Das führt notgedrungen dazu, dass ich nicht wie sonst viele Dinge, die eigentlich in der Verantwortung anderer Menschen lägen, "mal schnell selber" mache, weil das aus meiner Sicht entweder schneller oder besser oder einfach nett von mir ist, aus der Sicht der anderen im Zweifelsfall bequem und nett von mir und hoffentlich nicht übergriffig, ist, sondern halt .... nicht. Vor allem bei der Arbeit, daheim ist es nämlich eh so, dass wir das "equal care"-Modell mittlerweile einfach verinnerlicht haben und das gar nicht mehr in Frage gestellt wird. Das ist eine nette Überleitung zu einem echt guten Thread auf Twitter, in dem @octodontidae (die überhaupt sehr folgenswert ist) aufzeigt, was die hilflosen "Ich weiss gar nicht, wie ich meine Frau entlasten soll"-Diskussionen so mühsam macht. Lesen Sie ruhig mal rüber:
Die Antwort ist übrigens sehr einfach: mach einfach deinen Teil und stell dich nicht doof. Überall anders kannst du es auch, nur bei Haushaltstätigkeiten scheint dein Hirn zu versagen.[Care-Arbeit-Rant-Thread ]— Danger Mouse (@octodontidae) 15. November 2018
Zwei Vorbemerkungen. 1. Definition Care-Arbeit: https://t.co/IIabi4Ks6p
2. Der Facebook-Post im Screenshot ist neu, der Originalrtikel aus der SZ aber schon über ein Jahr alt. Dort antworten neben Juul andere Expert*innen
https://t.co/XwJf94FzPD pic.twitter.com/b9S4mHGMWk
Ich habe ja aktuell (s.o.) keine Zeit für Twitterdiskussionen, aber auf dem Weg von weiss nicht mehr nach woanders hin, habe ich kurz nachgedacht, und kam zu dem Schluss: bei uns waren sämtliche Diskussionen über die Aufteilung der Carearbeit schlagartig vorbei, als wir mit der Lohnarbeitszeit gleichgezogen haben. Das nimmt jeglicher Diskussion über irgendetwas anderes als 50:50 die Grundlage (man könnte drüber diskutieren, ob wir beide volle 100% --höhöhöhö, s. Anfang des Posts-- arbeiten müssen, um uns über den Rest in die Haare zu geraten, aber dafür haben wir keine Zeit)
Sonst so: die Katzen sind sehr lustig. Wir haben von den Nachbarn mit den Schäferhund erfahren, das Jonny jeden Morgen kommt, und durch ihre Hundetüre späht, um zu schauen, ob der Hund vielleicht schon wach ist. Der übrigens keine Katzen mag, aber ich weiss nicht, ob Jon weiss, dass er eine Katze ist. Mit Sansa gehe ich morgen zum Arzt, mal sehen, was er zum Biss am Rücken sagt. Der Hübsche findet, er wäre eindeutig kleiner geworden, ich finde, eindeutig grosser, das spricht eindeutig für: Profimeinung einholen.
Stressleveldurchschnitt gestern: 55
Selbstbeweihräucherung: wacker geschlagen. Also ehrlich mal. (Und: die Klassenwhatsappgruppe stummgeschaltet. Nächster Schritt wäre: "Hat die Gruppe verlassen". Aber vielleicht habe ich sie vorher schon vergessen)