Ich habe ja lang (anderthalb Tage :-)) hin und her überlegt, ob ich über die
Swiss Blog Family jetzt was schreiben soll oder nicht. Ich war schon so weit, das ich gesagt hätte: "
Ach komm, lass gut sein.", aber dann hat Susanne von
Ich lebe! Jetzt! heute einen so schönen, ehrlichen Post darüber (und mehr) veröffentlicht, dass ich mir dachte:
"Komm, ein bisschen was sagst Du auch noch dazu." (Gehen Sie den doch schnell mal lesen und kommen dann zurück, okay?)
...
...
Gelesen? Okay, dann geht's jetzt hier weiter.
Man kann natürlich jede Art von
Kritik, die ich übe, mit der Frage abbügeln:
"Warum gehst Du dann zu sowas eigentlich hin?
Zweimal?" und ja, die ist durchaus berechtigt. Andererseits wurde ich diesmal ja
eingeladen, an der Podiumsdiskussion "
Bloggen: Hobby oder Beruf?" teilzunehmen. Das war übrigens auch das Gesamtmotto der Konferenz und ... ja, ich hätte mir ein wenig mehr zur Hobbyseite erwartet als ... sorry, gar nichts. Und nein, für mich sind nicht alle diejenigen, die vom Bloggen nicht leben können, per se Hobbyblogger, dazu reiten mir gerade die typischen Eltern/Mamablogger zu sehr darauf rum, dass das ja mal alles Arbeit und sein Geld wert wäre.
Nun ja. Ich habe ein paar andere Vorträge gehört als Suse, weil ich zB unbedingt wissen wollte, was denn das berühmte SEO und Storytelling nun eigentlich sind und was das bedeuten soll. Ich meine: Lästern oder aus Prinzip Verweigern ist schön und gut, aber man sollte wenigstens wissen, worüber man lästert oder was man verweigert, nicht dass man es am Ende doch macht :-).
Beim SEO weiss ich leider nach wie vor nicht, was es ist und was es einem bringen soll ausser einem Google Page 1-Eintrag zu beliebig abstrusen Themen wie "Topfentorte" oder "Lila Weihnachtskeks". Irgendwie muss man sich dazu allerdings Reichweite kaufen, weil umsonst gibt es nix und irgendwie, da ist mir aber der Zusammenhang ein wenig abhanden gekommen, hilft es auch noch, wenn man juicy Themen anbringt, weil "Sex sells". Oder Herztransplantationen. Ja. Ich glaube, ich mache kein SEO.
Beim Storytelling ist es ein bisschen anders,
Lovey Wymann war so unglaublich begeistert und engagiert bei der Sache, das war wirklich herzerwärmend und ansteckend. Fast. Wenn nicht bei mir hängengeblieben ist, dass Storytelling einerseits nichts anderes ist, als wir früher in der Schule Erlebniserzählungen zu schreiben gelernt haben (Ich habe nicht nur den einzigen Chemiker geheiratet, der nicht gerne kocht, ich bin vielleicht auch die einzige Bloggerin, die es nicht schon zu Schulzeiten und noch davor geliebt hat, Geschichten zu schreiben. Ich fand es im Fall superdoof.) und sich mein Hirn nicht andererseits an dem Satz aufhängen würde: "
Eine Geschichte muss nicht wahr sein, nur bei der Message darf man keine Kompromisse machen". Und das finde ich für alles ausser Fiktion (und Kolumnen in Elternzeitschriften und Gratissupermarktheftchen) einfach schäbig. Ich lese Blogs, weil mich die Menschen dahinter interessieren, nicht die Parabeln, die sie total verfremdet aus irgendwas stricken, was sie glauben, dass bestimmt irgendjemand mal passiert sein könnte, um damit zu illustrieren, dass Mütter es halt schon auch nicht immer leicht haben. Mit einem Augenzwinkern.
Tja, und dann die Podiumsdiskussion. Es hätte eigentlich alles sehr schnell vorbei sein können, weil ich ja eigentlich dachte, wir wären uns alle einig: "Jede(r), wie er/sie mag". Okay, das ist jetzt vermutlich nicht direkt eine spannende Diskussion, und deswegen verstehe ich auch, dass ein bisschen gebohrt und provoziert wurde. Währenddessen (und, wenn ich ehrlich bin, immer noch) fand ich es dann aber echt unangenehm (unhöflich, unfreundlich), dass ich das Gefühl hatte, man würde mir nicht zugestehen, dass ich professionelle Blogs (und damit meine ich ehrlich gesagt all die, die ihr Blog als Mittel zu Zweck, sei es als Portfolio, mit Werbekunden, mit dem Ziel, Texte als Kolumnen zu verkaufen, als Magazin, mit bezahlten Kooperationen und auch als Markenbotschafter) einfach nicht mag. Und nicht lese, weil sie mir nicht gefallen, weil ich sie einfach langweilig finde. Weil sie nichts in mir zum Klingen bringen. Nichts auslösen. Ausser den Gähn- und Aufgenrollreflex. Manchmal. Wenn ich so etwas lesen wollen würde, dann würde ich auch Elternzeitschriften (oder Supermarktzeitungskolumnen oder die Apothekenrundschau) lessen. Das mache ich aber auch nicht und ich finde nicht, dass ich mich dafür rechtfertigen muss.
Wenn ich jetzt unglaublich stolz wäre auf mein Blog, das ich högscht professionell seit einem Jahr gemäss allem, was ich in SEO- und "Wie blogge ich erfolgreich"-Workshops gelernt habe, aufgezogen habe, und das eins meiner beruflichen Standbeine wäre, jo, dann fände ich es vermutlich auch doof, wenn mir eine, die das seit vielen Jahren einfach nur aus Spass macht, ohne irgendwelche Regeln zu befolgen, und die nicht mal die Extraklicks, die sie durch eine Verlosung generiert, zu schätzen weiss, sagt, dass sie "solche Blogs nicht mag".
Ich auf der anderen Seite bin mir nicht sicher, ob ich es unverschämt finde oder ... naiv, dass ich mit vorwurfsvollem Ton gefragt wurde, warum um alles in der Welt ich denn ein öffentliches Blog hätte, wenn mich Leserzahlen und Reichweite (und das, was man da rausholen könnte) so gar nicht interessieren.
Liebe Mitdiskutantinnen, und viel mehr meine lieben Leserinnen und Leser,
ich schreibe zwar vor allem darüber, was mich beschäftigt und bewegt, aber mein Blog lebt wie alle Blogs vom Austausch. Es gibt so viele Menschen, die ich nie kennengelernt hätte, Gedanken, die ich mir nie gemacht hätte, Sorgen, die ich mir nie gemacht hätte, Freudensprünge, die ich nie gemacht hätte, Augen, die ich bedeutend weniger gerollt hätte, Tränen, die ich nie geweint hätte, Tage und Abende, die so viel langweiliger ohne die Einblicke in Ihre Gedankenwelten gewesen wären, das ist etwas, das man nicht mit Geld aufwiegen kann.
Und wenn ich mir die Blogstatistik der letzten Jahre so anschaue (Blogger hat den Counter erst 2010 eingeführt oder ich habe ihn erst dann gefunden), fanden Sie das alle auch nicht langweilig genug, um nicht immer wieder hierherzukommen. Mehr als 19 846 849 mal.
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Ja, Bloggerstatistiken. Kein Google Analytics tralalala, weil: mir wurscht :-). |
Anyway, es war eine lehrreiche Erfahrung, ich bin mir jetzt noch sicherer, dass ich mein Blog nicht ansatzweise professionalisieren möchte, auch wenn das heisst, dass mein
Krustenbratenrezept niemals auf Seite 1 bei Google landen wird und mein
Einbindetutorial für Schulbücher mit nichtklebender Folie mit oder ohne geschminkte Hände nur von wirklich verzweifelten Bloglesern gefunden werden wird. Und dass der Post über die
nackte Frau auf der Strasse immer noch gern gefunden wird (und vermutlich die Suchenden sehr enttäuscht.)
Und für unser aller Seelenfrieden werde ich auch auf keine Bloggerkonferenz mehr gehen, wie professionell sie auch organisiert sein mag (und in dem Zusammenhang finde sogar ich Professionalität grossartig und man kann es nicht besser machen als
Severine, Katharina und Martin!)
34 Kommentare:
Großartig! Danke.
Ich lese dich sehr gerne und bin froh, dass du du bist und es hier grundsätzlich nicht um Vermarktung, Klicks und Geld geht :)
Liebe Grüße Meli
Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Darum lese ich die Blogs, die aus Spaß an der Freude bloggen (Dich, Frau Mutti, Frau Kaltmamsell, Großstadtansichten, Frau Raabe, Frau Mäusedoktor (das finnische ist mir zu kompliziert) und noch einige andere) am liebsten.
Die guten professionellen Blogs, die ich gern lese haben in der Regel wenig mit Familie zu tun; z.B. Herr Buddenbohm. Pia von "Bis einerheult" bleibt für mich noch am realistischsten.
Das ist genau der Grund warum ich diesen Blog so gerne lesen - weil er echt und autenthisch ist. Und das gibt 1000 mal mehr her als Blogs, die nur auf Kommerz ausgerichtet geschrieben werden.
Ich glaube, dass Dein Post hier quasi das Problem der Blogs und ihrer Komerzialisierung in a nutshell beschreibt.
Blogs haben nun einmal als persönliche „Tagebücher“, persönliche Kolumnen über Gott und die Welt angefangen.
Deswegen wurden sie - damals als ich anfing - auch erstmal verspottet.
Dummerweise bedienen Blogs so sehr genau das, was Gooogle sich vom Web wünscht - nämlich regelmäßige Fachartikel in einem Fachumfeld mit vielen Verlinkungen raus und rein und das alles mit mittellanger Textlänge, dass ich jemanden weiß, der auf seiner Papier-Visitenkarte jahrelang stehen hatte: „Google (sein Name)“, weil er eben derjenige war, der dann auf Platz eins kam. Mit seinem Blog. Er war da nicht der einzige.
Das haben die Werber natürlich arg gehasst denn da wollten sie ja mit ihren Kunden hin und nach ein paar Jahren des offenen Hasses haben sie resigniert und haben geguckt, was Blogger so tun und haben es nicht verstanden und dann haben sie angefangen, Blogger zu umgarnen und zu vereinnamen - sie haben es aber natürlich „ernstnehmen“ genannt. (Exkurs: Wer an den Anfängen interessiert ist, der googelt mal „Opelblogger“, die teilnehmenden und die diskutierenden Blogs sind afaik alle noch online. Exkurs Ende)
Denn leider fehlt Werbern genau das, was Blogger ausmacht: Leidenschaft. Außerdem fehlt ihnen die Zeit, welcher Kunde zahlt schon über Jahre jeden Tag eine Texter- und eine Fotografenstunde? (Und hat soviel zu erzählen??)
Nachdem dann die ersten Blogs davon leben konnten (wie die Mama aus Köln, die coole Sau aus Kiel zum Beispiel) wurde Bloggen als „Beruf“ natürlich attraktiv.
Und die Folgen sehen wir jetzt. Menschen, denren Antrieb nicht ist „ich möchte schreiben weil mir das gut tut, weil ich Austausch mag und Menschen kennen lerne“, sondern deren Antrieb „Ich möchte Fame und Geld“ ist, werden Blogger oder Influenza.
Und schon müssen sie über Werber-Themen reden und nicht über ihre eigenen Inhalte oder ihre Leben.
Und ich garantiere: Die meisten sog. Profiblogger sind unfassbar neidisch, weil sie Werber sind oder Werbern und ihren Versprechen auf den Leim gegangen sind. Und weil sie Follower und Klicks kaufen müssen um so groß zu erscheinen, dass sie geld verdienen können. Merken sie aber nicht selbst, um mal einen typischen Twitterspruchzu verfremden.
Puh, das hätt ich auch selbst bloggen können ;)
@Christian: als ich über die Herangehensweise für neue Posts in dem Svenja-Blog hörte, da habe ich nur mit den Ohren geschlackert. Es ist Weihnachten? Schau mal bei Google Analytics, was gesucht wird. Ah, ja, Basteln. Was wird am meisten gesucht? Papiersterne. Und nicht irgendwelche, nein, irgendeine spezielle Sorte. Cool, da mache ich ein Tutorial dazu. WTF? Was ist aus eigenen Ideen und Leidenschaft geworden? Wenn alle nur die selben blöden langweiligen Papiersterne beschreiben, wie langweilig sehen die Weihnachtsbäume den dann aus? Geschweige den die Bloglandschft?
Ich durfte btw einer Schweizer Elternzeitschrift ein Interview zu dem Thema geben und habe die Stellen, die draus wurden, gestern gegengelesen und da freue ich mich wie ein Schnitzel drauf, wenn das rauskommt (ich habe einen Liebingssatz in dem Artikel, aber den kann ich jetzt natürlich noch nicht verraten)
genau das: Das Blog orientiert sich nicht mehr am Autoren, sondern an dem, was gerade angesagt ist. Wie sehr sich sich damit ins eigene Fleisch schneiden müssten sie sehen, wenn sie mal einmal über ihren kleinen Tellerrand schauen würden: Wenn es nämlich statt einem „echten“ Artikel über diese Papiersterne wieder 50 gibt, dann … ist eben nur einer bei Google auf eins und 49 sind es nicht.
Und deswegen müssen sie „optimieren“ und Fans kaufen und immer, immer verzeifelter irgendwelche Techniken benutzen, um gesehen zu werden. Dafür sind dann solche Konferenzen da - nur sagen kann man das nicht so ganz laut.
Und Google mit seinen Milliarden im Rücken baut derweil die künstliche Intelligenz, die semantisch Texte analysieren kann und „echte“ von „unechten“ Texten unterscheiden kann. Dann gucken alle blöd und ich freu mich so arg darauf :))
Machen Sie bitte weiter so!
Ihr Artikel hat mir aus dem ❤️ gesprochen
Liebe Frau Brüllen, ich bin sehr froh, dass ich Sie schon vor vielen Jahren (vermutlich über die Erwähnung bei Frau Mutti?) gefunden habe und seitdem mitlese und sogar schon von Ihnen geträumt hab (Sie sind ins Nachbarhaus gezogen, ich hab Q und L erkannt!). Ich mag Ihre Art, Ihre Gedanken inspirieren mich zu eigenen Gedanken und manchmal auch Taten und ich genieße einfach dies Privileg, den Blick in Ihre Welt werfen zu dürfen.
Dafür danke! Danke, dass Sie sich treu bleiben und uns teilhaben lassen. Ganz ohne SEO und Sex sells ;-)
Herzliche Grüße aus Frankfurt, Dorothee
Im besten Fall besteht das Mitmachweb - aka Social Media - aus Menschen und nicht aus Menschendarstellern. Doch wie du das berichtest, wurde aus den enthusiastischen Anfängen "Everybody has a voice!" inzwischen das kommerzielle "Everybody has a purse". (Zwei Tage musste ich warten, bis ich das Knallerwortspiel anbringen konnte!)
Wahrscheinlich bleiben wir Menschenbloggerinnen die Minderheit, die wir schon immer waren. Und freuen uns über jede und jeden, die neu dazukommen.
Hallo,
Ich bin mittlerweile richtig froh das ich vor über 10 Jahren schon diese ganzen Blogs wie Ami, Frau Antonmann, Moritz Abenteuer, Frau Mutti, Deinen :)...Maultaschen oder Ravioli, Familie Schäfer und so weiter lesen konnte, bevor einige leider geschlossen wurden. Dann kamen die ganzen Berufsbloggermuttis und nerven mich schon damit, dass sie der Meinung sind allen mal zu erklären wie das mit dem echten Bloggen so geht. Naja, am Ende entscheidet der Leser. Aber mal echt, ellenlange Artikel nur für Klickzahlen? Ist ja auch blöd, dann lieber so richtig echte treue Leser.
Hallo Frau Brüllen:),
bin ich froh, daß ich sie gefunden habe. Die Blogs die hochglanzgeschönt sind ...ätzend...die lese ich nicht mehr..ihren fast jeden Tag...ich mag ihn sehr. Bitte so bleiben !!
Viele Grüße
Biggi
Gute Blogs sind für mich diejenigen, mit denen ich mich zu einer Tasse Kaffee verabrede, bei denen ich Denkanstöße und neue Ideen genauso wie Lachen und Tränen bekomme, über die ich mit meiner Tochter reden kann, als ob sie Freunde wären und denen ich verspreche: Morgen komme ich wieder. Sie, Frau Brüllen, gehören für mich mit in die Spitze dieser Blogs. In diesem Sinne - Morgen komme ich wieder.
vielen dank dafür! das bestärkt mich sehr in meinen eigenen gedanken, die seit monaten und jahren in mir sprudeln.
Liebe Frau Brüllen,
ich lese eigentlich nur noch wenige Blogs und um ehrlich zu sein am liebsten Ihren Blog und Maultaschen und Ravioli. Weil's da total ehrlich zugeht.
Bitte machen Sie weiter so!
Liebe Grüße
Heike
Liebe Frau Brüllen,
Als „Nur-Leserin“ und Nicht-Bloggerin habe ich heute durch Ihren Blogeintrag ein völlig neues Bild vom Bloggen bekommen: So machen das andere?! Aber nun weiß ich auch, warum ich zwar immer wieder mal in andere Blogs reinlese, aber nur 3 Blogs wirklich gerne und regelmäßig lese - und Ihrer ist meine eindeutige Nummer eins. Ich habe ja nichts dagegen, wenn man mal etwas bewirbt, man erzählt ja im echten Leben auch den Freunden von irgendwelchen wunderbaren Neuentdeckungen, und tatsächlich habe icch auch schon über Blogs die ein oder andere wunderbare Neuentdeckung gefunden, aber viele Blogs wirken dabei einfach „unecht“, auch, wenn ich es bisher nicht wirklich in Worte fassen konnte, was mich stört...
Auf Ihre Einträge freue ich mich immer sehr, ähnlich wie PaulineM schrieb, wie eine Verabredung auf einen Kaffee. Und ich freue mich schon auf morgen und den Kaffee und Ihren Blogeintrag.
Viele Liebe Grüße Jonna
Liebe Frau Brüllen! Bin ja nun schon seit einiger Zeit Mitleser in Ihrem Blog und ab und zu habe ich auch mal einen Kommentar geschrieben. Bitte bitte machen Sie weiter wie bisher!
Ich blogge bereits seit 2002 über das, was mich bewegt. Gelegentlich werde ich mit dem Ansinnen konfrontiert, über irgendwelche Dinge zu bloggen, für die ich dann Geld bekommen soll. Nö, mach ich nicht, ich will das nicht. Ich bestimme, über was ich schreibe und lass mich nicht kaufen.
Haben Sie ganz lieben Dank für diesen Beitrag. Sie haben für mich den Bloggerwald massgeblich erhellt und die eine oder andere Beobachtung steht jetzt in einem anderen Zusammenhang. Ich war wohl sehr naiv und habe die Texte (Stichwort storytelling) den Schreiber innen tatsächlich abgenommen. Und da ich häufig das Internet nach Bastelideen absuche, bin ich der Uniformität durchaus schon buchstäblich auf den Leim gegangen.
Genau meine Gedanken dazu. Auch wenn ich im Moment gar nicht mehr blogge, sehe ich nach wie vor das Zwischenmenschliche, das daraus entstand und entsteht, im Vordergrund. Ich find's ok, wenn manche das anders "aufziehen", finde es aber auch befremdlich, wenn man, wie Du beschrieben hast, schon fast als hinterwäldlerisch behandelt wird, nur weil man sein Blog nicht geldbringend einsetzt.
Hallo Frau Brüllen,
ja, ja und ja! Meiner Meinung nach geht es - oder besser gesagt, sollte es - beim Bloggen vor allem um eines gehen: Leidenschaft. Und die fehlt bei so unglaublich vielen Blogs! Warum? Weil SEO, Reichtweite und der ganze Kram drumherum einfach ohne Persönlichkeit ist, aber viel zu wichtig genommen wird.
Zugegeben, ich finde es toll, dass mein Blog "Frau Chefin" ein paar Euronen abwirft, was mir persönlich so ein wenig die Gewissheit gibt (oder zumindest meine Zuversicht anregt), dass ich damit die Möglichkeit bekomme, mehr Zuhause bei meiner Tochter sein zu können.
Dennoch ist mir eines klar: Ich will weder einen Blog, der voll mit Werbung, noch unpersönlich ist und schon gar nicht ohne Leidenschaft geschrieben wird.
Ich würde sagen, wir gehen unseren Weg - egal, ob er von irgendwelchen Gurus als erfolgreich angesehen wird. Hauptsache wir sind und bleiben wir :)
Allerliebste Grüße
Frau Chefin
Liebe Frau Brüllen,ich habe schon den ganzen Tag ein Bild vor Augen...Wie Sie auf der Bühne stehen und permanent die Augen rollen;-)...Machen Sie bitte so weiter wie bisher, ich finde Sie großartig. Mittlerweile lese ich die sog. Hochglanzblogs nicht mehr, zuviel Werbung, auch die vielen Mamablogs nerven (geht heute keine Mutter mehr arbeiten? Ich wusste nicht, dass das Nurhausfrauensein so ein neuer Trend ist...nun denn). LG Annette
Genau die Blogs habe ich vor 10 Jahren auch gelesen. Plus noch ein paar, die es alle nicht mehr (in der Form) gibt: zB Frau Wortteufel, Düne7, Sturm im Wasserglas, Simetra, Familie Schwaner...
Ein riesen <3 für die, die immer noch so weitermachen, wie damals (c) : Myyrätohtori, Maultaschen oder Ravioli und Sie, liebe Fr Brüllen. Ich lese sie / Sie alle gern. Danke.
Wie schön, dass es noch Blogs gibt, die einfach nur "Tagebuch" sind. Ich zähle mich da auch dazu. Obwohl ich seit 2011 blogge, ist meine Leserschar überschaubar klein. Das macht mir nix aus, ich blogge in erster Linie für mich selbst, einfach weil es mir Spaß macht. In meiner Leseliste finden sich auch hauptsächlich Blogs, die ehrlich sind. Manche rezensieren ab und zu, aber okay, das lese ich oder eben auch nicht (und ich hab glaub ich noch nie was gekauft, nur weil ich darüber eine Rezension auf einem Blog gelesen habe).
Und ganz ehrlich: professionell bloggen und damit Geld verdienen wollen würde mich unheimlich stressen. Ich blogge, wenn ich Lust und Zeit dazu habe. Unter Stress kann eigentlich nicht viel authentisches raus kommen, oder?
Ich lese hier sehr gerne mit. Vielen Dank für den Einblick in die Konferenz. Jetzt weiß ich, dass ich nie zu einer Bloggerkonferenz gehen möchte *g*
LG von TAC
Danke, danke, DANKE!! Spätestens als es bei einer Blogkonferenz hieß "Am erfolgreichsten sind Instagram-Accounts, die aus drei Frauennamen bestehen, Bikinifotos veröffentlichen und aus Australien kommen", habe ich gemerkt, dass das nicht MEIN Bloggen ist. Schade, dass es auf den meisten Konferenzen keine Themen gibt zu Writer's Blog, Themenfindung, Stil, Rechtschreibung (!). Es wird immer nur an die Kohle gedacht. Gäääähn... Danke"
Ich mag die kommerziellen Blogs auch nicht oder wenn, dann nur für kurze Zeiträume. Und Ihren mag ich sehr, auch und gerade(!) weil wir sehr unterschiedlich und nicht immer einer Meinung sind. Aber in vielem eben doch. Es ist einfach spannend in andere Köpfe schauen zu dürfen. Deshalb lese ich hier beinahe täglich. Danke dafür!
P.S.: Ihren stinkigen Matratzentest fand ich übrigens super!
Jetzt will ich auch mal schreiben: ich bin weiß Gott nicht immer deiner Meinung. Lese aber immer wieder mit.
Der Grund wurde mir jetzt erst klar ( glaube ich): es ist alles aus dem Leben gegriffen.
Und stimmt, irgendwelche doofen Links für unnötiges Zeug gab es hier wirklich noch nie.
Ich lese weiter.
LG
Beate
Ich auf der anderen Seite bin mir nicht sicher, ob ich es unverschämt finde oder ... naiv, dass ich mit vorwurfsvollem Ton gefragt wurde, warum um alles in der Welt ich denn ein öffentliches Blog hätte, wenn mich Leserzahlen und Reichweite (und das, was man da rausholen könnte) so gar nicht interessieren.
Au weia, wir bloggen ziemlich lange oder? Offensichtlich noch aus einer gänzlich anderen Dekade.
"Professionelle Blogs" sind für mich die, die unglaublich viel Zeit da rein investieren, so auszusehen, wie alle anderen. Irgendeine Handwriting-Typo im Header, ein paar bunte Farbkleckse (gerne was naives), die Schrift gern grau aufgerastert (so um die Härte rauszunehmen) und ein Kurzporträt auf der rechten Seite mit dem Foto der total entspannt aussehenden Bloginhaberin.
Die Bilder sind alle genau inszeniert, das Leben dargestellt im Einrichtungshaus-Lifestyle mit Musterfamilie, immer schicken Klamotten im neuesten Trend oder mit dem Must-Have der Saison. Alles erzwungen lässig und mit "huch, eine Kamera, die habe ich ja überhaupt nicht gesehen"-Attitüde. Aber bitte erst das siebzehnte Bild nach Bearbeitung veröffentlichen...
Die Texte sind langweilig, aufgesetzt, nicht echt. Ohne wirkliche Meinung, ohne Anecken, ohne Aussage. Außer der, wie toll die Plätzchen sind, die man da spontan aus Reismehl, Agavendicksaft, Kokosblüten und Goldpuder gezaubert hat, weil sich Kind 1, das Zauberknuspelchen, welche gewünscht hat. Das Foto zeigt die genau ausgeleuchtete, leicht mehlbestäubte Arbeitsfläche, in die noch von links ein (sauberes) Küchentuch reinragt.
Das gilt für Mode-, Lifestyle- und Familienblogs gleichermaßen.
Ich hätte da kein Problem mit, wenn die Bloginhaber dem Ganzen nicht durch das gewachsene Blogimage den Anschein von Echtheit und realem Leben geben würden, sondern einfach eine Firmenseite machen, was es ja bei vielen ist: es werden Umsätze generiert, ein kleines Business aufgezogen und die Seite als Marketinginstrument genutzt.
Aber, hey, was zählt schon die Meinung von einer, die kein SEO betreibt, die Google Analytics nicht interessiert und seit zehn Jahren einfach nur schreibt, weil sie was loswerden möchte.
Aber der Krustenbraten wäre ein bisschen mehr Aufmerksamkeit definitiv wert. Vielleicht können wir ihn ja bei Twitter mal trenden lassen...?
Huhu! Ich musste leider zeitig auf den Zug, so dass ich nur den Beginn der Podiumsdiskussion mitbekam. Ich möchte nur kurz einwenden, dass das eine ja das andere nicht ausschliessen mag. Ich habe vor 7 Jahren mit dem Bloggen begonnen und bis vor 1-2 Jahren war es ausschliesslich ein Hobby... irgendwann sprang ich dann auch auf den Kommerz-Zug auf, möchte da aber langsam wieder runter, denn es wurde zu viel (nicht zu viel Verdienst, im Gegenteil, ich kann schlecht nein sagen und nehme dann mehr an als mir lieb ist und unterm Strich fehlt dann die Zeit für's richtige Bloggen)... anyway, ich lese viele Blogs und alle machen es nicht (mehr) nur rein hobbymässig und sind dennoch lesenswert, gerade auch die grossen haben ja teils eine Riesen-Community und Beiträge, die tausendfach geteilt werden (nicht die Werbebeiträge natürlich), also da steckt schon auch Können dahinter und ein toller Blog, sonst könnte man sich auch nicht erfolgreich kommerzialisieren.
du, das soll jeder machen wie er oder sie will. ich finde (auch teil-) kommerzalisierte blogs einfach nicht spannend und lese sie nicht. aber hey, das bin ich!
von kommerziellem erfolg auf die qualität eines blogs zu schliessen, finde ich ein wenig naiv. der Blick ist auch kommerziell erfolgreich, qualität würde ich das aber nicht nennen. aber auch hier: definitionssache. mein ding ist es nicht und nur für reichweite muss man sich nichr kommerzialisieren oder dem mamabloggereinheitsbrei anschliessen
Ach Frau Brüllen, da hast du bei mir aber voll ins Schwarze getroffen. Ich sehe einige meiner absoluten Lieblingsblogs zu Dauerwerbesendungen mutieren und bin unendlich traurig darüber. Schließlich waren sie einmal meine Lieblingsblogs, weil sie eben so persönlich und frisch und frei geschrieben waren. Und nicht, weil ich "woah geil!" den Kayal auch benutze und "oah supi!" das Duschgel auch mal ausprobieren wollte.
Ich will es einfach nicht wahrhaben, dass die großen Blogs mehr und mehr zum Ringelreigen der Unternehmen werden. Und Du hast ganz genau beschrieben, warum auch ich das so kacke finde: es ist langweilig! Das ist wie beim Fernsehen den Film wegschalten, damit man mehr Werbung sehen kann. Wer will das?
Auch ich habe kurz einmal darüber nachgedacht, ins Kommerzielle zu wandern, aber dann fiel mir ein, wie sehr ich Zwang hasse und dass ich gelegentlich einfach auch mal keinen Bock habe und mein Blog brach liegt für eine Weile, aber dann entdecke ich ihn wieder, ganz persönlich für mich und dann ist er mein Schatz und so toll. Wenn ich da jetzt aber bloggen müsste, würde ich doch nie mehr wieder anfangen und dann wäre dieses schöne Hobby dahin. Und überhaupt ist Werbeeinträge schreiben kacklangweilig, sorry.
Hoppla, du siehst, du hast da etwas in mir angesprochen das wohl mal raus wollte. :D
Danke für den Beitrag!
Und ein Happy Brüll so unter zwei Brüllenden ;D
Liebe Karin.
"Komm, ein bisschen was sagst Du auch noch dazu."
Ja, das hätte ich mir auch gewünscht. Von Dir. An dieser Diskussion, die eigentlich dazu da war, etwas dazu zu sagen. Stattdessen meintest Du zu Beginn - und wiederholst es auch hier wieder - "dass jeder machen soll, wie er will" und "dich das andere nicht interessiert. Fair enough. Diskussion zu Ende.
Und nun lässt Du hier, in Deinem Safe Space, auf Deinem Blog, wo Dich wenige kritisieren, gegen andere los, die nicht direkt darauf antworten können?
Nun gut, ich werde anworten.
Es ist mir wirklich egal, ob Du Blogs wie meinen liest (der, ja, da hast Du absolut recht, kein Tagebuchblog ist sondern eher eine Art Magazin). Es stört mich auch nicht, wenn Du damit nichts anfangen kannst (obwohl ich dann voraussetzen würde, dass du's dir wenigstens mal angeschaut hast).
Aber WAS mich stört: Dass Du Dich hier als Ritterin in glänzender Rüstung inszenierst, als "Last Woman Standing" in einer Blog-Welt, die von Kommerz und Blutleere aufgefressen wird.
Natürlich mag es an einigen Orten so sein, dass jedes geschenkte Shampoo verbloggt oder in die Kamera gehalten wird. Natürlich ist das inhaltslos und redundant. Aber sind wir ehrlich: es ist auch nicht gut. Und die Leser lassen sich nicht für dumm verkaufen.
Wenn Du in Deinem Text aber mir und anderen (Svenja zum Beispiel) Leidenschaftslosigkeit vorwirfst, dann muss ICH meine Lanze zücken. Denkst Du, es braucht keine Leidenschaft, sich in die Materie hineinzugeben? Denkst Du, da ist kein Herz dabei, wenn ich über ganz persönliche Auseinandersetzungen mit mir selber schreibe? Hast Du das Gefühl, dass Svenja ein halbes Jahr lang recherchiert für eine neue Idee, ohne einen Funken Begeisterung dafür zu verspüren? Kannst Du nicht akzeptieren, dass das Leidenschaft ist für ein Projekt und für das eigene Weiterkommen?
Als die Frage nach Deiner Motivation kam - ich glaube, ICH habe Dir sogar diese "unverschämte" (?) Frage nach Deinem Publikum gestellt, hast Du sie, wie ich jetzt erst merke, falsch verstanden. Ich habe nicht nach Reichweite gefragt. Und auch nicht nach Leserzahlen. Sondern nach Deinem Publikum. Gelesen zu werden ist nämlich auch ein Lohn. Wenn Du ihn nicht wolltest, würdest Du für Dich alleine Tagebuch schreiben. DAS war die Frage.
Liebe Karin, schade, konnten wir keine Diskussion führen, als der Moment da war.
So wäre sie tatsächlich spannend geworden.
Liebe Grüsse, Andrea
Liebe Andrea,
ich habe auf der Diskussion nicht mehr gesagt, weil ich das Gefühl hatte, dass niemand meinen Standpunkt versteht oder nachvollziehen kann oder möchte.
Unter anderem deshalb habe ich vor einiger Zeit beschlossen, hier noch ein bisschen zu erklären. Deine Antwort zeigt mir zwei Dinge:
1. Du hast nach wie vor nicht verstanden, was mein Blog und Blogs im Allgemeinen für mich sind. Allein die Idee, das hier ware ein kritikarmer safe space zeigt, dass Du keine Ahnung hast, wieviele hasserfüllte Trollkommentare ich hier schon abbekommen habe. Mein Publikum aka Reicheweite und Klicks ist für mich kein Lohn, eher beängstigend. Es ist ein Nebeneffekt dessen, was ich tue und liebe: des Schreibens und Teilens. Ein Nebeneffekt, Punkt. (Und wenn wir schon dabei sind: hir können sich nicht nur alle 100 Besucher der Podiumsdiskussion beteiligen, sondern noch viel mehr)
2. Wir reden nach wie vor über total unterschiedliche Dinge. Die Blogs, die ich meine und langweilig finde, ja, die sind keine Blogs im klassischen Sinn, sondern Magazine, das triffts ganz gut (und Du kannst mir schon so viel Vorbereitung zutrauen, dass ich mir die Blogs aller Speaker im Voraus angeschaut habe). Ich weiss nicht genau, woher Du die Idee ziehst, ich würde Dir uns Svenja die Leidenschaft absprechen. Das tue ich natürlich nicht. Um einen Job gut zu machen, braucht es ein gewisses Mindestmass an Leidenschaft, für das Projekt, dessen Erfolg und alles, was es dafür braucht. Und wenn das noch Spass macht, ist es doch super. Aber erzähl mir nicht, das Svenja für einen beliebigen Papierstern, den Google Analytics vorschlägt, brennt oder Du für eine Kärcher-Putzmaschine, die Du nicht mal kaufen würdest. Auch die Macher vom Coop Magazin oder der Apothekenrundschau machen ihren Job mit Leidenschaft oder Begeisterung, aber die möchten von mir auch keine Begründung, warum ich sie nicht lese...
Ich finde immer noch nicht, dass die Diskussion spannend ist oder würde. Meine Meinung: das Internet hat Platz für alle, jeder soll machen, was er will, ich muss es ja nicht lesen. So einfach, so unspannend.
Viele Grüsse
K
Ich bin durch einen Beitrag von Christian Fischer (ww.jawl.net) hier gelandet und finde Deinen Beitrag hochinteressant. Die Diskussion um „professionelle Blogger“ scheint seit 2016 immer mehr Fahrt aufzunehmen, sicherlich bedingt durch den Hype, den die Instagramer gerade erleben (und dem vielen Geld, was ihnen hinterher geworfen wird).
Meine Meinung ist: professionelles Bloggen hat nicht zwangsläufig etwas mit Geld verdienen zu tun.
Ich betreibe meinen Blog als reines Hobby (hin und wieder nehme ich eine Kooperation an, auf die ich Lust habe und die zu mir passt), aber ich bemühe mich dennoch, dabei „professionell“ zu sein. Das bedeutet in meinen Augen: ich versuche, den Lesern ein angenehmens Erlebnis zu bereiten. Das fängt an mit dem Layout des Blogs (die kleine Schrift hier hat mir das Lesen schwer gemacht - ich seh aber auch nicht mehr sooo gut) und geht weiter mit dem Inhalt. Ich achte auf Rechtschreibung und lese mir alles x-mal durch, weil ich sicher gehen will, dass alles verständlich geschrieben ist und nicht durch zu viele Verschachtelungen der Faden verloren geht…
Wie gesagt - nur eine weitere Meinung, die ich da lassen wollte, bevor ich zu Christian zurück-klicke, um nun seinen Beitrag zu lesen :-)
Okay, eins noch schnell: SEO hilft Dir dabei, dass Deine Beiträge bei Google und Co. gefunden werden, OHNE DASS Du Reichweite kaufst.
So, nun bin ich aber wieder weg.
Schöne Grüße aus Bremen,
Eddy
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