Weisheiten aus dem Elfenbeinturm
Unser Elfenbeinturm hat ja ein ganz ausgeklügeltes Liftsystem (es gibt insgesamt 10, verteilt auf zwei Schächte, einer ist der Expess-Schacht, der hält zwischen 4. und 17. nicht, der andere geht nur von -3 bis 17 und wenn man von zB Stock 35 in den 5. will, muss man erst in den 17 Stock fahren und dann umsteigen. Das alles wird von einem Kontrollsystem gesteuert, man drückt nur auf einem Panel auf die Stockwerknummer, in die man möchte (oder hat das schon stockwerksensitiv auf seinem Badge einprogramiert, dann muss man den nur vorhalten), dann kriegt man einen Ansage, welchen Lift man nehmen muss.), was aber eigentlich jedem klar sein sollte, der entweder im EG oder in dem meistbesuchten Stockwerken 3 (Kantine), 4 (Cafeteria) und 38 (Bar) einen Lift ruft, ist ...... dass der Lift ziemlich sicher nicht leer ankommen wird und dass ziemlich sicher auch ein paar Leute aussteigen wollen (poro Liftkabine passen 23 Leute rein, im Turm arbeiten ungefähr 2500, also: es sind viele Leute und davon sind immer ein paar unterwegs. Ganz vielen Leuten scheint das aber nicht klar zu sein und sie stehen praktisch mit der Nasenspitze an die Lifttür gedrückt hektisch wartend im Erdgeschoss, nehmen schon, Ellbogen ausgefahren, Sprintposition ein, in dem Moment, wo das "sssssssst" aus dem Liftschacht erklingt und die Türen sind noch nicht ganz offen, da drängen sie sich schon in die Liftkabine und sind dann bass erstaunt, dass sie von der Woge an Aussteigenden, die sich aus der Liftkabine ergiesst, grad rückwärts wieder rausgespült warden.
Ähnliches ist mir heute abend mit dem Shuttlebus passiert: ich sass mit zwei Kolleginnen drin, die mit dem Busfahrer schwatzen. Der meinte noch: "Zur Zeit ist die Rückfahrt immer total voll, das glaubt man gar nicht." Anscheinend so voll, dass nicht alle einen Sitzplatz bekommen und so drängte sich schon eine Traube Menschen auf dem Halteplatz, als der Shuttle vorfuhr. Ich war heute aus Gründen nicht besonders milde gestimmt und wollte nur heim, also stand ich praktisch in dem Moment, als der Busfahrer den Türöffner betätigte, schon auf der Ausstiegstreppe (geht ja schnell, vom besten Platz aus),. Das war eine sehr grosse Überraschung für die Wartenden, die offensichtlich nicht damit gerechnet hatten, dass der Pendelshuttle heute (wie an jedem anderen Tag bei jeder anderen Fahrt) nicht extra um sie abzuholen leer angefahren kam, sondern dass da tatsächlich Leute drin waren. Die raus wollten. Und so stand ich da, leicht erhöht, blickte auf eine drängelnde Menge und .... nachdem ich gestern, als ich mich mich zwischen zwei Leuten, die den Gehweg schwatzenderweise blockierten und mir keinen Platz machten, obwohl sie mich gesehen und ich sie darum gebeten hatte, durchdrängelte, mit einer Zigarette ein Loch in meinen Lieblingsmantel gebrannt bekam, hatte ich heute keine Lust mehr auf Drängeln. Ich stand also einfach da. blickte huldvoll in und über die tuschelnde ("Da will wer aussteigen!") Menge, war versucht, das Winken, das ich bei "The Crown" so bewundere, selber mal zu versuchen, und .... stand da so. Eine ganze Weile, bis sich die raunende Menge irgendwann ehrfürchtig widerwillig teilte und ich endlich heimkonnte.
4 Kommentare:
<3
Es wird Zeit für ein ordentliches Diadem. Müsste dir eh ausgezeichnet stehen.
Ja, täglich viermal. Kommt gleich nach dem "kassenschock", dem Erstaunen der Leute, die in der Supermarktkassenschlange vor sich hin dödeln und dann bass erstaunt sind, dass man ja auch bezahlen muss und oh, wo ist denn bloss mein Portemonnaie und dann unständlich erst das Geld einzeln rauskramen um dann festzustellen, dass sie ja eigentlich mit Karte zahlen wollten. Grrr. Warum ist mitdenken, vorausdenken so schwer?
Mein Satz ist da immer: wenn Sie mich aussteigen lassen dürfen Sie einsteigen. Sonst nicht.
Hilft meist
Antje
Frei nach dem Motto "Oh! Die Rolltreppe ist völlig überraschend zu Ende! Ich bleibe erst mal stehen und gucke, was ich hier eigentlich will." Ist ja auch echt nicht abzusehen, dass hinter dir auf der Rolltreppe Menschen angerollt kommen, die dann nicht wegkönnen...
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