Dienstag, August 09, 2016

Rumpelstilzchen

Zu den weniger souveränen Momenten heute gehörten die 7 Minuten, wo ich, nachdem ich von meinem Friseurtermin losgehetzt war, um noch einen Zug früher nach Hause zu erwischen und dann hinter zwei tiefenentspannten Individuen am Fahrkartenschalter rumzappelte, seufzte, mit den Fingern schnippte, mein abgezähltes Geld aufeinander klickern liess, mit den Füssen wippte, während die eine eine bunte Auswahl rostiger Münzen, von denen der Automat keine einzige akzeptierte, in sämtlichen Permutationen der Reihenfolge einfüllte und immer wieder den Ticketauswahlprozess von vorne beginnen musste, und der andere dann anscheinend massive Probleme mit der korrekten Schreibweise seines Zielortes hatte, dann so oft die falsche PIN-Nummer der EC-Karte eingab, bis sie gesperrt war und er dann in den Tiefen seines Rucksacks nach Münzen kramen musste.
Ich war wirklich nah dran, alle zur Seite zu schubsen, zu rufen: "Wer will wo hin? Ich geb die Fahrkarten aus, mir dauert das alles viel zu lang hier!", aber leider hätte mein abgezähltes Geld nur für zwei Tickets gereicht (ich habe immer für zwei Tickets abgezähltes Geld in der Hand, wenn ich an einen Automaten komme, könnte ja sein, dass Münzen nicht angenommen werden) und mein Schein, der für alle drei gereicht hätte, war angerissen und ich hatte keine Lust auf Schreddergeld.

So war die Situation allerdings auch sehr unbefriedigend, weil der zweite Chiller sein Ticket just in dem Moment aus dem Automaten zog, als die Türen des eingefahrenen Zuges sich gerade schliessen wollten. Er konnte sich dann auf einmal doch schneller als ein Faultier bewegen und hat so den Zug noch erwischt, während ich dann eine ganze halbe Stunde Zeit hatte, mich beim Warten auf den nächsten Zug erst richtig schön auf- und dann wieder abzuregen.

Immerhin habe ich die SBB-App dann doch noch geschlagen und den Anschlusszug mit 0 Minuten Umsteigezeit am Nachbargleis doch noch erwischt (UND den Pokestop am Bahnsteig gedreht), auch wenn sich zwei Bahnpolizisten schon in Bewegung setzten, als ich aus den gerade so aufgehenden Türen des gerade so angehaltenen Zuges schoss und mit einem Affenzahn über den Bahnsteig raste* und durch die sich schon schliessenden Türen der abfahrbereiten S-Bahn sprang. Ich nehme an, es lag an meinem Eisblick. Oder so.

*gell, Mama, richtig lesen: der Zug stand schon. Ich bin NICHT aus dem fahrenden Zug gesprungen, ich habe anders als zu Fahrschülerzeiten in der fünften Klasse den Trick, wie man den Türgriff so festhalten muss, dass man auch während voller Fahrt jederzeit die Tür aufmachen kann, bei den hiesigen S-Bahnen noch nicht herausgefunden. Und ich glaube, es war keine so gute Idee, dass ich dir das damals so stolz erzählt habe mit 10 ...

5 Kommentare:

Irene hat gesagt…

Ich war etwas älter und musste es nicht erzählen, irgendeine Nachbarin hat mich verpetzt. Ausserdem war ich ja keine Turnerin und bin deshalb voll hingeflogen.
Mit den Ticketautomaten kämpfe ich aber auch ständig, ich habe schon dreimal neu angesetzt; Schande über mich.

Tily hat gesagt…

Vorsicht! Meine Mutter wurde mit 68, in HighHeels und Bleistiftrock, aus einem IC mit Bahnpolizei wieder herausgeholt, weil sie die geschlossene Tür des stehenden Zugs geöffnet und eingestiegen war. Das Verfahren wegen "IC-Surfens" (O-Ton!) wurde erst nach Intervention eingestellt.

asty hat gesagt…

Oh ja, ich bin in Berlin aus der noch fahrenden U-Bahn gehopst und wunderte mich ganz kurz, warum ich plötzlich auf dem Bahnsteig lag..... bei den anderen sah das immer so elegant aus....
Irgendjemand muss es mir dann aber erklärt haben, denn später klappte es ganz gut. Ich achtete seit dem allerdings darauf, dass die Bahn nur noch gaaaaaanz langsam fuhr. So vorsichtshalber....
Liebe Grüsse :-)

Anonym hat gesagt…

Seit ich das Billet jeweils über die SBB-App löse, erspare ich mir viel genervtes Schnauben und unentspanntes Füssescharren vor dem Automaten

Isa

Frau Brüllen hat gesagt…

@ isa: so mache ich das auch (oder streifenkarte) aber für internaionale fahrten geht das nicht...