Samstag, März 19, 2016

Kanalisieren

Gestern abend, als ich von der Arbeit nach Hause kam (jajaja, Freitag ist Homeoffice, wars ja auch, aber am Spätnachmittag war halt so ein Teamdings, was schwer mittels Webex geht, also bin ich halt hingefahren und der Hübsche hat Homeoffice gemacht), habe ich (längstens ausgestempelt) im Zug noch einem Kollegen via Mails bei der Suche nach einem wichtigen Dokument geholfen und auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause habe ich auf dem iPhone noch schnell eine klärende Mail an das Werk in Italien geschrieben, die Unterstützung von dritter Stelle anforderten, wo doch im direkten Kontakt schon alles geklärt worden war. Während ich (ein bisschen kopfschüttelnd) so vor mich hin tippte, wäre ich fast in ein parkendes Auto gelaufen. Und da wurde mir dann das klar, was der Hübsche seit Wochen moniert. Ich arbeite im Moment zu viel. Viel zu viel. Da sind nicht nur die 160 Überstunden und 200 Ferienstunden, die ich (schon nach Abzug der drei Wochen Ferien im Sommer) noch übrig habe, da sind vor allem die "Ich schreib das noch schnell" oder "das lese ich noch schnell" oder "Ach, das weiss ich, das schicke ich noch schnell"-Dinge, die ich auf dem Heimweg und spät abends, wenn hier daheim alles (Abendessen, Kinder ins Bett, Sporteln, Duschen) erledigt ist und der Hübsche noch beim Sport ist. Dadurch, dass ich in meiner gar nicht mehr so neuen Funktion nicht nur Kollegen vor Ort oder zumindest in der gleichen Zeitzone habe, sondern auch in Irland (allein die eine Stunde Zeitverschiebung macht es verführerisch, auf Emails, die aus Irland gegen Feierabend verschickt wurden, noch zu antworten), USA und Asien, trudeln Mails, Anfragen, Wünsche, Aufträge rund um die Uhr ein. Jaja, ich höre Sie (und den Mann) und weiss es ja selber: es zwingt mich niemand, das Handy zu checken oder das Laptop anzumachen,  und wenn man den Job nicht in 8Stunden am Tag gemacht kriegt, stimmt das Zeitmanagement oder das Pensum nicht und ich muss nicht (mehr) beweisen, dass ich genauso viel und gut (oder noch besser) arbeite, wie meine Kollegen, bloss weil ich mal Teilzeit gearbeitet habe.... habe ich oft genug selber gesagt. Trotzdem: ich schaffe das immer wieder, in die "Nur noch schnell" -Falle zu tappen.

Und so habe ich heute den gesamten Aktionismus und das innere Duracellhäschen in Geburtstagsvorbereitungen und Frühlingsaktivitäten kanalisiert.

  • Als der Hübsche und Little L. schwimmen waren, habe ich das Geburtstagsshirt fertiggenäht, mit schöner Kragenlösung.

  • Danach waren wir noch das Südfrüchte-Angebot beim Coop vor der Haustür ausnutzen, dabei haben wir dann alles an Recyclinggedöns weggebracht und (weil wir ja alles weggebracht hatten) einen Stapel Zeitungen aus dem Altpapiercontainer gefischt.

  • Die habe ich die Kinder in Streifen reissen lassen und währenddessen 4L Kleister angerührt. Damit haben wir alle vier dann auf der Terrasse in der Sonne grosse Luftballons beklebt, die für die Super-Mario-Party dann zu Yoshi-Eiern werden sollen. Ich hatte leider nicht bedacht, dass in den re-recycleten Zeitungen anscheinend ein paar Heftklammern drin waren, die dann insgesamt 3 Ballons (voll Kleister und schlabberigen Zeitungsstreifen beklebt) spektakulär platzen liessen. Es war schon fast ekelhaft harmonisch (also: ekelhaft auf jeden Fall, wie mit kaltem Rotz vollgespritzt), wie keiner ausflippte ob der Sauerei, sondern alle wirklich gut gelaunt blieben, trotz Kleister in den Haaren, auf der Hose und kalten Zeitungsfitzeln überall. Insgesamt zwei Eiener haben überlebt, danach hatten wir dann keine Ersatzballons mehr. Sie trocknen jetzt in Nudelsieben vor sich hin.
  • Danach waren wir e dreckig, d.h. wir haben den Garten frühlingstauglich gemacht, also der Hübsche hat Rasen gemäht, ich habe das ganze vertrocknete Gedöns aus den Beeten gerupft, die Kinder haben die Terrasse gefegt und von schleimigen Papierfitzeln befreit.
  • Ich habe dann noch schnell alle Fenster im Haus geputzt (mit dem Kärcher Fensterreiniger (Werbelink) ist das eine Sache von nicht ganz einer Stunde, danach ist es nicht perfekt, aber weil es im Vergleich zum herkömmlichen Putzen so viel schneller geht, mache ich es nicht nur alle zwei, drei Jahre, sondern mindestens einmal im Jahr und so ist es dann doch viel sauberer als sonst so im Schnitt), ein bisschen gebügelt, dem Hübschen die Haare geschnitten, er hat Little L. die Haare geschnitten, und anschliessend haben wir alle zusammen freiwillig (und das passiert sonst praktisch überhaupt nie!) gemeinsam auf Wunsch von Little Q. Fish'n'Chips aus dem Streetfood-Buch von Stefan Paul (Werbelink) gemacht.

  • Parallel wurden Hefezopf- und Semmelteig für morgen angesetzt und danach noch ein paar Level Mario auf der Wii gespielt (Little L. sagte ganz nett: "Mami, du wirst langsam besser. Von den richtig Schlechten bist Du jetzt schon fast die beste."

Doch, das war ein schöner Tag.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also, Komplimente kann Little L. ja :'D

Diese "Mal eben"-Falle kenne ich, v.a. wenn Übersee-Kontakte dabei sein. Fatal: Man schreibt nicht alle Stunden auf (weil ist ja nur ne Mail) und schaltet einfach nicht richtig vom Job ab.

TAC hat gesagt…

Den Fenstersauger hab ich auch - seit Weihnachten. Bisher durfte er nur Spiegel putzen, aber die Fenster rufen ganz laut nach mir. Bin gespannt, wie der sich bewährt.
Und ich beneide dich um deine mit aufräumenden Kinder, meine wären nach dem Platzen vermutlich verschwunden und hätten das Gematsche, das sie an sich tragen im gesamten Haus verteilt *g*

Liebe Sonntagsgrüße von TAC

Anonym hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen,

kann das sein, dass Ihr Tag 48 Stunden hat? Wenn ja, könnten Sie mir bitte sagen, wie Sie an die zusätzlichen Stunden gekommen sind? Denn- Ihr Tag klingt toll. So nach ganz viel Spaß, Effizienz, Harmonie ... und eben Zeit. Wie machen Sie das nur? Ich bewundere und beneide Sie da wirklich.

Viele Grüse, Christiane

P.S. Das Shirt sieht toll aus!