Dienstag, Oktober 13, 2015

Show & Tell, die Auflösung

Die Geschichte um das berühmte Artefakt hat mittlerweile eine sehr interessante Eigendynamik entwickelt. Nachdem meine Kollegen mich ja für unterbeschäftigt hielten, weil ich mir schon eine Woche im Voraus darüber Gedanken machte, bekam ich also zwei neue Produkte in meine Verantwortung (ich habe jetzt, glaube ich, das skurrilste Portfolio von uns allen, aber immer noch nix mit Betäubungsmittelstatus) und in der Mail von meinem Chef stand: "And btw, have you already picked an artifact?". Ich habe ganz cool (finde ich) geantwortet: "No, maybe I will bring the list of all the things I thought about", weil ich diese Idee eigentlich super fand. Also erst. Dann aber dachte ich mir, das sieht ja wieder ganz unentschlossen aus und Entscheidungen treffen, das schreibe ich mir ja auf die Fahnen, kann ich ja eigentlich ganz gut.
Also habe ich meinen Kollegen kurz erklärt, dass es wohl wichtig wäre, auch der Chef fände das, und sie sollten sich mal besser was Gutes überlegen.
Ich selber hatte mich innerlich mit dem Gedanken "Latte Igel und altes Foto" abgefunden, habe auf dem Kindle schnell noch "Unschuld"angefangen, damit ich auf die offensichtliche Folgefrage "Und, was liest Du denn gerade?" eben nicht mit "Keine Ahnung, wie es heisst, irgendwas mit psychisch gestörten Killern und weiblicher Hauptrolle" antworten muss (btw: liest sich gut, aber ich mochte bisher auch alle seine Bücher), innerlich war ich aber immer noch auf der Jagd nach was Besserem.
Dem Hübschen ist währenddessen eingefallen, dass ich ja in meiner Box mit den Wissenschaftlerinnen im Büro auch noch sein Alter Ego, nämlich den Gamer mit Kamera und der perfekt passenden Frisur habe und der müsste aber mal pronto wieder nach Hause kommen.
Also habe ich heute die Box eingepackt, während meine Kollegen dachten, sie könnten mich mit "Hast Du eigentlich die Powerpointpräsentation schon vorbereitet dafür?" schocken, dabei habe ich doch schon viermal nachgelesen, dass da nix von Powerpoint steht, nur, dass man was dazu erzählen soll.
Während ich also die Legomännchen und -frauchen so in die Schachtel packte und bemerkte, dass mein Lego-Alter-Ego frisurentechnisch gar nicht mehr zu mir passt, und überlegt, dass so eine wirklich perfekt passende Legofamilie schon auch cool zum Mitbringen wäre, und dass in der Kiste hoffentlich irgendwo eine weisse Legokatze wäre, die ich mit verschiedenfarbigen Folienstiften so anmalen könnte, dass sie wirklich aussieht wie unsere, da könnte ich doch dazu erklären, dass ich, wenn mich etwas wirklich packt, mit Leidenschaft und Begeisterung bei der Sache bin, also, währenddessen erzählte mein Kollege davon, dass er über das verlängerte Wochenende mit der Familie in London war und sie waren auch in den Harry-Potter-Studios und das wäre alles ganz toll gewesen. Und da sprang es mich direkt an: das beste Beispiel für meine Begeisterung und mein Commitment (und mein walking the extra 4000 miles) sind die Mottoparties, die ich für die Jung szu den Geburtstagen veranstalte. Und meine liebste bisher war tatsächlich die Harry-Potter-Party und als Beispieldings habe ich immer noch einen überzähligen Esstäbchenzauberstab.


Der ist klein, handlich, man kann ihn anfassen, ich stehe nicht als gestörter Folterfetischist und Märtyrerfangirl da, es ist nicht eklig, es ist nicht langweilig, es ist nicht peinlich, ich muss nur aufpassen, dass ich nicht länger als zwei Minuten erzähle. Vielleicht ist die Hintergrundinfo, dass es für jeden der Stäbe eine Karte mit Holz, Kern und besonderen Eigenschaften gab, schon ein bisschen viel. Auch die Idee, für den Transport noch schnell ein schwarzsilbernes Samtbeutelchen zu nähen, habe ich verworfen (bzw zurückgestellt, angeblich brauche ich das Artefakt erst am Mittwoch). Ich muss darauf achten, eher "passionate" als "zwanghaft" zu wirken.
(Und wenn ich dann fürs Abteilungsweihnachtsfest eine Mottoparty organisieren soll, dann dürfen Sie mir alle eine lange Nase drehen ;-))

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

♥ man muss dich einfach lieben, oder?