Sonntag, Mai 10, 2015

"Ich habe Kartoffelgratin gemacht"

Heute ist ja Muttertag und ich habe im Kopf schon mehrere Posts über "Wann gibts denn endlich Frühstück?", über den Knieperalarm, den eine Massagespinne mit noch nicht ganz trockener Farbe, aber 8 Augen und einem Gedicht incl Massage und laminierte Lesezeichen auslösen, die ambivalenten Gefühle, die "Besonders toll finde ich, dass Du immer für uns kochst" auslösen, weil das nicht das ist, wofür ich besonders toll gefunden werden möchte, besonders nicht von dem Kind, das die Sachen, die ich gerne und gut koche, eh nicht isst, aber findet, dass ich astrein super Fischstäbchen machen kann.
Dann aber habe ich vom kleinen Kind meinen Fahrradkorb voll geladen bekommen mit selber gepflückten Blumen,  am Nachmittag zwei Gläser Sekt in der Sonne getrunken, zu leckerem (von mir) selber gebackenem Mandelkuchen mit (vom grossen Kind spontan eingekauftem) Vanilleeis und ich war auf einmal dann doch ganz friedlich gestimmt.

Fürs Abendessen war ja schon immer Spargel geplant, dazu klassisch Eier, Schinken und Kartoffeln, da war ich mir allerdings in der Servierart noch unschlüssig. Vor die Wahl "Gratin, Pellkartoffeln, Kartoffelwedges?") gestellt, entschied der Mann beherzt "Oh geil, Gratin."

Finde ich auch lecker, aber mit der Aussicht auf das Schälen von anderthalb Kilo Spargel und überhaupt Muttertag und dem Sekt im Leib und die Essenszeit nur noch 45 Minuten vor uns, da wurde des Hübschen Miene auf einmal ein wenig sparsam, als ich meinte: "Super Idee, dann mach mal. Leider habe ich die deutsche Anleitung* verloren, aber französisch und italienisch sind noch da", und zwar nicht wegen der fremdsprachigen Anleitungen, nein, weil der Mann halt einfach nicht kocht. Nicht mag, nicht kann (wobei: nicht können, das gilt ja eigentlich nicht. Ich habe auch nie kochen gelernt, aber für den Hausgebrauch ist das für jemand, der lesen kann, ja nun kein Hexenwerk.), es halt nicht macht. Und dann dachte ich mir zwei Sachen: erstens: So. Heute ist Muttertag, da stehe ich nicht allein in der Küche und schäle Spargel und Kartoffeln, und zweitens: hey, ich weiss, was ich heute blogge.

Zu erstens: ich habe also süss gelächelt, als der Hübsche gemeint hat: "Okay, ich mach mal Musik an." Und noch süsser als er gemeint hat "Magst Du noch ein Glas Sekt?" Und dann habe ich gesagt: "Magst Du lieber Spargel oder Kartoffeln schälen?" Und dann hat es trotz meiner mangelnden Erklärbärfähigkeiten doch noch geklappt und es gab ein wunderbar leckeres Kartoffelgratin** zum Spargel***.

Es ist nämlich so (das ist jetzt zweitens): der Hübsche und ich sind während unserer Diplomarbeit zusammengezogen, beide direkt von zu Hause, etwas, was ich mir geschworen hatte, nie mit jemandem zu machen. Also: mit jemandem, der direkt aus dem Hotel Mama kommt und am Ende davon ausgeht, dass ich diesen Job dann auch noch übernehmen würde. Weil: meine Mutter hat zwar versucht, mich auf die Pflichten einer Hausfrau vorzubereiten, aber nachdem ich mich beim Bügeln von Geschirrtüchern so unbegeistert gezeigt habe, hat sie auf die höheren Schwierigkeitsgrade seufzend verzichtet****. In Sachen Kochen habe ich nach der eingehenden Unterweisung in Sachen Mayonnaise von meiner Mutter noch gelernt, wie Hefeteig, Käsekuchen, Zwetschgendatschi, Marillenknödel und Biskuit gehen, den Rest habe ich mir mit einer gesunden Portion Forschergeist selber beigebracht.
Also: ich hatte also diesen grossartigen Freund, und irgendwie haben wir spontan beschlossen (Hormone, Münchner Wohnungsmarkt), dass es doch grossartig wäre, zusammenzuziehen. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, dass ich in der Hochparterreküche mit dem kreativ angeschlossenen Gasherd (ich hatte lang nur stoppelige Augenbrauen wegen Feuerwalze beim Backrohr anmachen. Ich weiss jetzt, was "explosives Gemisch mit Luft" bedeutet) freudig ausrief: "So cool, da können wir dann am Abend voll gemütlich zusammen kochen!" Der Hübsche murmelte "Mhmmm" und mir fehlten damals (oder es waren die Hormone) noch die magischen Fähigkeiten, die wohl erst mit der Mutterschaft kommen, am Tonfall mit 150%iger Sicherheit sagen zu können, ob das Gegenüber das so meint oder eben genau nicht.

Anyway: der Hübsche kam dann beim ersten gemeinsamen Kochabend mit "Ich mach mal Musik an, okay?" und "Was würdest Du denn gern trinken?" und damit war dann die Zeit bis zu "Essen ist jetzt eigentlich fertig" schon ganz gut überbrückt. Bei Tisch kam er dann gsd relativ direkt zur Sache und meinte: "Also, eigentlich, ähm, ich koche überhaupt nicht gern und finde das auch gemeinsam nicht toll."

Also. Ich verabschiedete mich also von meinen romantischen Vorstellungen in dieser Hinsicht, war fast schon beeindruckt von mir selber, dass ich den welteinzigsten Chemiker, der nicht gerne kocht, erwischt hatte und kochte fortan alleine. Und ich weiss nicht, ob es deswegen ist oder ob ich schon immer so war: ich koche mittlerweile eigentlich überhaupt nicht gerne mit anderen Leuten ausser meiner kleinen Schwester, da klappt das perfekt, warum auch immer, weil ich einfach ein unsozialer Mensch bin, der in der Küche immer recht haben will und nicht erklären kann und sich nicht vorstellen kann, dass man sich Gedanken drüber macht, wie gross Paprikawürfel sein müssen, und überhaupt, wie kompliziert kann man das denn machen? halt.
Umso stolzer bin ich auf uns beide heute, dass keiner von uns ausgeflippt ist (okay, es gab Sekt UND Musik dazu und der Hübsche MUSSTE nett sein, es ist ja schliesslich Muttertag), wir sind rechtzeitig fertig geworden und es war echt lecker (gut, die Kinder haben der eine nur das Gratin und der ander nur die hartgekochten Eier mit Brot gegessen, aber das war zu erwarten).

Phew. Geht doch.

*Wir haben ja so einen supadupa programmierbaren Steamer-Ofen-ich-kann-alles-Ofen mitsamt dem Haus gekauft und der kann auch "Kartoffelgratin". Dazu gibts eben (Electrolux-Swissline) eine deutsche (die verschmissene), eine italienische und eine französische Anleitung. Da ich das Kartoffelgratin ungefähr schon 1000 mal gemacht habe und nur wegen der Mengen nochmal nachschaue, ist trotz nur Latein, Englisch, Altgriechisch das alles kein Problem.

**1kg Kartoffeln schälen, in 3mm dicke Scheiben schneiden (wir haben so einen Küchenmaschinenaufsatz), in eine Form schichten, mit einer Mischung aus 200g Sahne, 200g Milch, kräftig gewürzt mit Salz, Pfeffer, Muskat und granuliertem Knoblauch übergiessen, bestreuen mit 50g geriebenem Käse, ab in den Ofen zum Programm "Kartoffelgratin", was eine Mischung aus Umluft und Dampfgaren ist und 40 Minuten dauert.

*** Ich schäle den Spargel, wie man das halt so macht, nehme eine Auflaufform, da kommt ein bisschen Olivenöl rein, wird mit braunem Zucker bestreut, dann der Spargel einlagig drauf, Salz, ein paar Butterflocken und ein Schluck Weisswein obendrauf, dann DICHT mit Alufolie zumachen und bei 200°C für 40 Minuten in den Ofen. Sosse braucht man dann keine mehr, kommt alles von selber.

**** Heute kann ich zwar alles bügeln, wenns sein muss, aber bei uns gilt die Devise: jeder bügelt sein Zeug selber. Also lässt der Hübsche seine Hemden in der Reinigung bügeln und ich bin ein grosser Freund von Crinkle-Blusen oder Jersey-Oberteilen.

2 Kommentare:

Claudias rosige Zeiten hat gesagt…

Das mit dem Kochen lief und läuft hier genau wie bei euch ab...
Ich übernehme das lieber, schliesslich hab ich auch Hunger und Lust auf schmackhaftes Essen
Grillen geht-das gib ich gerne ab.

Schöne Woche!

Alke hat gesagt…

Unsere Kinder sin der Meinung dass Papa besser kochen kann als Mama. Denn Papa macht die Fischstäbchen.