"Multichecker"? Srsly?
Als mir heute mittag via drehumdiebolzeningenieur (ich liebeliebeliebe diesen Namen ,-)) der Link zu dem Porträt "Mütter sind krasse Multitasker" in die Timeline gespült wurde, wie man so schön sagt, dachte ich mir erst so: "Ach, schau an. Wieder mal ein Artikel über "Hey, wie toll, Freelancing und Kreative Berufe und Schreiben und Fotos, das klappt auch total super mit Baby". Spannend? Nicht wirklich."
Die Twitterkommentare jedoch machten mich dann doch ein bisschen neugierig und so habe ich meinen ersten Artikel auf "EditionF" gelesen. (Spoiler: Viel mehr werden es nicht werden).
Und dann stellte sich heraus, dass dieser Artikel doch einen gewissen Unterhaltungswert hat. Es wird Katja Hentschel vorgestellt, die zum Interviewtermin seit fünf Wochen Mutter ist und überzeugt ist, dass zur Vereinbarkeit von Kind(ern, weil sie will noch mehr), Traumjob und allem anderen es nur Mut und den Willen dazu braucht.
Zitat:
"Als sie schwanger wurde, kam ihr die Idee für ein Blog, das Frauen zeigt, die Beruf und Familie gut zusammen bekommen. „Die Zeitungen sind voll mit denen, die sagen, sie schaffen es nicht. Die, die es schaffen, hat man nur im privaten Umfeld. Ich finde es total wichtig, dass sie auch sichtbar werden“, sagt Katja und lacht wieder, „Irgendwer muss es ja machen.“ (...) Ihr haben die Frauen, die sie getroffen habe, Mut gemacht. „Ich bin erst seit fünf Wochen Mutter und die ersten sind auch die schwersten Wochen. Ich bin alleine – und es ist total machbar. Es ist anstrengend, wie halt viele Projekte anstrengend sind, wie ein Uniabschluss vielleicht“, sagt Katja über ihre neue Aufgabe. „Man lernt echt ganz viel. Ich habe einen ganz neuen Blick auf Mütter: Mütter sind krasse Multitasker.“ Nach fünf Wochen müsste es eigentlich überraschen klingen, Katja nimmt man ihre Erkenntnis ab: „Jetzt will ich erst recht noch mehr Kids!“ (...) Gerade arbeitet Katja an einem Text: „50 Tipps für die ersten Wochen mit Baby“ (...)"Und ja, auch ich bin der Meinung, dass man für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den unbedingten Willen dazu braucht. Ohne geht das sicher nicht, wie auch. Und wenn man wirklich will, geht sehr viel. Aber das allein reicht eben nicht immer, das weiss sogar ich.
Was ich allerdings schon echt ein bisschen unverschämt finde, ist die Unterstellung, dass es in Zeitungen (und ich ergänze mal Blogs, weil sie ja in dem Artikel neben Werbung für sich selber auch Werbung für ihr neues Blog macht) bis jetzt keine Beispiele für geglückte Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt. Das nenne ich entweder extrem egozentrisch oder extrem schlecht recherchiert oder .... ?! *
Naja, aber Gottseidank gibt es jetzt ja Glowbus.de, wo man dann endlich, endlich mal nachlesen kann, wie man das richtig macht, weil die ersten Wochen, das ist ja offensichtlich allgemein bekannt, das sind die schwersten, danach, ich würde sagen, der Zeitrahmen von etwa drei Monaten bis grosso modo Abitur, das ist dann eigentlich Peanuts. Oder so.
(Fällt jemand ausser mir das Logikloch oben auf: Es gibt die Beispiele für geglückte Vereinbarkeit nur im Privatumfeld, aber damit man es wirklich glaubt, muss es in der Zeitung stehen? Egal, Nebenschauplatz).
Was mich persönlich aber wirklich ärgert, und zwar auf ganz vielen Ebenen, ist die Geschichte mit den "50 Tipps für die ersten Wochen mit Baby" und zwar aus folgenden Gründen (neben: ich hasse Ratgeber(blogs)): Wenn eine Frau seit fünf Wochen Mutter ist und in dieser Zeit bereits Erkenntnisse für 50 mitteilenswerte Tipps gesammelt hat, dann
- ist sie entweder sehr blauäugig/naiv in diese Babysache gestartet (Mal ernsthaft: Wie viel wirklich neue Erkenntnisse schafft man in fünf Wochen zu sammeln?)
- muss sie ihre Adressatengruppe für ziemlich uninformiert und unbeleckt halten oder aber
- hat sie ein unglaublich grosses Sendungs- und Mitteilungsbedürfnis und hält die banalsten Kleinigkeiten für mitteilenswerte Tipps (dann kommt aber wieder Punkt zwei zum Tragen)
Oh, und falls jemand doch noch auf der Suche nach einem wirklich nützlichen Ratschlag auf für nach den ersten fünf Wochen mit Baby ist: ich habe heute abend die ersten 8 Bücher nach genau der gleichen Methode, die ich letztes Jahr hier vorgestellt habe, eingebunden. Klappt immer noch super (Englisch-Bücher mit einem "Superbus" als Hauptperson. Man lernt nie aus)
EDIT bzw. Nachtrag: Bei drehumdiebolzeningenieur gibt es jetzt einen Blogpost, der sich noch viel ausführlicher und durchdachter mit dem Artikel auseinandersetzt als mein Gemotze ;-).