Donnerstag, November 14, 2013

Work-Life

Es ist hier ruhiger geworden, als mir das lieb ist. Der Grund ist klar: ich arbeite im Moment viel. Und zwar viel zu viel. Das ist so, das war halbwegs so geplant (nicht für ganz so lang und nicht mit diesem Hintergrund. ), ein Ende ist halbwegs absehbar (welches Ende, um hier in bisschen Kryptik zu schüren, das ist noch nicht klar, es hat sich sozusagen zum laufenden Trimagischen Turnier ein weiterer Wettkampf aufgetan ;-)), aber diese Woche, die war.... wohoooo!
Ich habe ja mein gesamtes erwerbstätiges Leben (und da zähle ich die Doktorarbeitszeit dazu) postuliert, dass kein Mensch die Wochenenden durcharbeiten muss und dass niemand bis abends um 8 bei der Arbeit, im Labor oder sonst wo sein muss (ausser, man fängt erst echt spät an, das Mitleid für einen Consulting-Kollegen,der regelmässig bis spät abends arbeitet, hielt sich seinerzeit echt in Grenzen, als ich mitbekam, dass er dafür auch immer erst um 11 Uhr miittags mit der Arbeit anfing), weil: mit richtigem Zeitmanagement und fokussiert schafft man sein Pensum in im Schnitt acht Stunden, sonst macht man was falsch und wenn es nur ist, dass man kommunizieren muss, dass das so zuviel ist.
Soviel zur Vorrede, ich möchte meine Meinung zu diesem Thema eigentlich auch nicht revidiren, nur soviel dazu: mit einem 80%-Pensum über längere Zeit hinweg zwei 100% Jobs zu machen, das ist hammerhart. Und diese Woche war nun wirklich der Hammer:
Ich betreue aktuell in der Funktion von Betriebsleiter und Betriebschemiker zwei Grossproduktionen, die im 24h-Takt laufen. Das heisst, alle 24 Stunden, 7 Tage die Woche, werden zwei Chargen fertig, zwei Batch Records müssen reviewed werden, technische Probleme vor Ort geklärt, mit dem Engineering und der Qualitätsabteilung besprochen werden, die eine Produktion ist auch noch das Testspielfeld für zwei neue Projekte, die andere für ein anderes, da müssen Meetings besucht werden, Entscheidungen getroffen werden, Root Cause Analysen durchgeführt werden, Abteilungs-Planungs- und Kontaktsitzungen besucht werden und dann ist der Tag um und man hat noch kein einziges Mitarbeitergespräch (ich bin für 60 Mitarbeiter zuständig) geführt oder auch nur die Folgekampagne vorbereitet
Das habe ich also die letzten vier Monate gemacht und es lief erstaunlich gut. Diese Woche war dann ein viertägiger Workshop angesetzt und Prämisse war: Jeden Tag von 8-16:00h sind sämtliche Termine zu canceln, wir machen diesen Workshop und nur das. Normalerweise hat der Betriebsleiter für so was einen Stellvertreter aka Betriebschemiker, den er dann entweder für vier Tage den Betrieb leiten lässt oder den er zu dem Workshop schickt. Ich steckte da ein bisschen, weil: egal wie ich die Situation drehte und wendete: ich war nur eine Person. Also habe ich folgendes gemacht: ich habe sämtliche Termine von 8-16:00h gecancelt, bin morgens um viertel nach fünf aufgestanden, habe das Frühstück daheim ausfallen lassen (das Beste am Workshop: morgens um acht göttlich frische Gipfeli!), um 6:00hmorgens eingestempelt, bis 7:30h Tagesgeschäft abgearbeitet, um 7:30h die vorverlegte Betriebsmorgensitzung abgehalten, um 8:00h zum Workshop, Mittagessen ausfallen lassen, dafür eine Stunde Tagesgeschäft nachgearbeitet, weiter Workshop, von 16:00h bis 17:00h nachgearbeitet, heim, Kinder abholen, Abendessen machen, vorlesen, ins Bett bringen, 20:00h Laptop an, weiterarbeiten bis 22:00h, dann mit dem Hübschen noch eine Folge „Scandal“ schauen, ab ins Bett, (im Notfall noch ein Telefonat mit der Nachtschicht), und am nächsten Morgen um 5:20h ging das ganze von vorne los.
Was soll ich sagen: es hat geklappt, aber nochmal muss ich das nicht haben. Es blieb nichts liegen, ich schiebe keine Bugwelle an ungetaner Arbeit vor mir her, aber nicht erst, als mir gestern auf einer Workshoptour durch den Betrieb nach dem nicht stattgefundenen Mittagessen dann bei treppauf treppab Pumpenbesichtigen schwarz vor Augen wurdeund ich fast eine Leiter runtergekippt wäre, wurde mir sehr bewusst, dass das zu viel war. Viel zu viel. (Ich musste dann kurz dran denken, dass ich erstens die Unfallstatistik des Betriebs kaputt gemacht hätte und das kurz vor Jahresende und zweitens hätte ich den Ereignisbericht schreiben müssen und dazu hätte ich ja nun wirklich nicht auch noch Zeit gehabt.)
Und so sitze ich jetzt hier neben meinem grossen Harry Potter-lesenden Sohn im Bett und freue mich wie ein Schnitzel darauf, morgen mit gutem Gewissen bsi 7:00h ausschlafen zu können.
Und ja, ich bin insofern selber schuld, dass ich sehenden Auges die Vertretung übernommen habe und auch sehenden Auges nicht um Unterstützung während des Workshops gebeten habe, das hat Gründe, I am kind of making a point.
So, das wars, ich muss jetzt noch schnell virtuell einen Namenszettel in einen neuen Feuerkelch werfen ;-).

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach, toll ... ich finde das so Powerfrau - Neid! Und ein schönes, ruhiges Wochenende - wünscht AnJa

Frische Brise hat gesagt…

Viel Kraft Dir weiterhin!

Irene hat gesagt…

Huiuiui... als ich meinen Mann kennen gelernt habe, ist der ja auch seltenst vor 22 Uhr heimgekommen.
Aber so ein Pensum mit Familie, die auch noch gemanagt sein will? Hut ab!
Und ein bisschen Schimpfe: Mittagessen ausfallen lassen ist ungesund. Aber das hast du ja auch schon gemerkt. Ich empfehle da Müsliriegel als Notvorrat im Büro. Ist kein vollwertiges Mittagessen, aber jagt wenigstens den Zuckerspiegel rauf.

Polly Oliver hat gesagt…

Sie kriegen meinen höchsten Respekt, Frau Brüllen. Ich bin in meinem Leben erst beim Punkt Doktorarbeit angelangt und ich hoffe, ich werde mein zukünftiges Leben auch nur annähernd so gut managen können wie Sie. In gewisser Weise sind Sie, es mag sich vielleicht ein bisschen komisch anhören, mir da wirklich ein Vorbild!

Liebe Grüße, Polly

Anonym hat gesagt…

Da lob ich mir doch meinen 9 to 5 Job. Ich muss nicht erst an meinem Limit kratzen, um zu wissen, wie hoch das liegt.