Ausnahmesituation
Ich weiss, es ist langsam ein bisschen eintönig hier: ich arbeite einfach elendiglich viel im Moment. Ich bin immer noch Interims-Chef, und, das muss jetzt auch mal gesagt sein, ich finde, ich mache das richtig gut.
Eigentlich hätte ich unsere Bergferienwoche nächste Woche auch ganz entspannt mit einem diese Woche noch recht gemütlich leergearbeiteten Schreibtisch anfangen und meinem Kollegen ein perfekt vorbereitetes Kundenaudit hinterlassen können. Tja, hätte, hätte, Fahrradkette, sozusagen. Im Produktionsumfeld wird es manchmal .. sagen wir so, unnötig spannend und da muss dann alles andere zurückstehen, wenn es um die brisante Kombination von Qualität und Sicherheit geht. Dementsprechend war die Woche mit Feuerwehraktionen (also: in meinem Bereich nur im übertragenen Sinn, meiner Kollegin hat eine Fehlfunktion in der Löschanlage über Nacht den gesamten Sektor geflutet), Laborabklärungen, offiziellen Memos, Risikoabschätzungen, Root Cause Analysen und Personalgesprächen gefüllt, die alle genau jetzt und sofort und superdringend stattfinden mussten. Das Audit (und auch die Ferien, soweit käme es ja noch) werden natürlich trotzdem nicht verschoben, und so habe ich diese Woche nicht nur wenig gegessen (am Montag, ich habe es selber kaum geglaubt, weil: Ich vergesse nie zu essen!, habe ich sogar das Mittagessen zwar nicht vergessen, ich habe mir nämlich auf dem Weg von der einen Sitzung zur anderen einen Bagel in der Cafeteria geholt, aber nicht gegessen, weil mich auf dem Rückweg der Frühschichtschichtleiter abgefangen hat und dann gings los mit Blitzaktionen im Betrieb und da darf man nicht essen, und so lag der Bagel, als ich mich um halb sieben auf den Heimweg gemacht habe, immer noch neben der lauwarmen Cola in meinem Büro...), sondern auch wenig geschlafen. Ich möchte nämlich trotz der vielen Arbeit noch was von meiner Familie haben, deswegen kommt abends (viel) länger arbeiten nicht in Frage, stattdessen gehe ich morgens früher hin. Der Hübsche und die Jungs haben die Woche morgens bis sieben ausgeschlafen, also auf die Frühbetreuung in der Kinderkrippe verzichtet und sind direkt von daheim Richtung Schule, Kindergarten und Arbeit aufgebrochen, ich dafür bin morgens um halb sechs aufgestanden, mit einem Kaffee in der Hand aus dem Haus geschlichen, habe morgens am Drehkreuz noch die frisch geduschte Nachtschicht auf dem Heimweg getroffen und in den anderthalb Stunden bis zu unser täglichen Morgensitzung um viertel nach acht schon mal einiges erledigen können.
Ich bin heilfroh, dass das nur eine Übergangssituation ist (das Chefsein, das gefällt mir, aber eben: keinen Stellvertreter zu haben, das ist anstrengend, und die Kombination aus Auditvorbereitung, Ferienvorbereitung im Sinn von: alles fertig machen, Notfallaktionen ausser der Reihe und dem Tagesgeschäft, das ist wirklich ein bisschen arg viel), aber noch froher bin ich, dass mich der Hübsche und die Jungs echt tatkräftig unterstützen und mir nicht noch ein schlechtes Gewissen machen, weil ich im Moment so viel mache. Little L. kommt aktuell wieder regelmässig zu uns ins Bett, was aber nicht schlimm ist, weil er einfach rübergetrappelt kommt und bei mir ruhig weiterschläft, allerdings ist er heute erst gekommen, als ich schon aufgestanden war. Er war erst ganz bedröppelt, weil er ja an sich kuscheln wollte, aber stattdessen haben wir beide dann in stockdunkler Nacht gemeinsam gefrühstückt, ich mit viel Kaffee, er mit warmer Schokolade und dann durfte er zum Hübschen zurück ins Bett und ich habe mich auf den Weg ins Büro gemacht. Das war echt niedlich!
So, morgen gibt es noch einen ausser der Reihe nicht freien Freitag, allerdings stehe ich da normal erst um sechs auf, und wenn nicht wie heute nacht noch zweimal die Nachtschicht anruft wegen Dingen, dann bin ich sogar fast ausgeschlafen.
Samstag gehts dann ab auf den Berg und da hats kein W-LAN und vielleicht sogar nicht mal Handyempfang. Juhuuu.
2 Kommentare:
Sie können wirklich stolz auf sich sein!
Liebe Grüße aus dem Solling ....Ilona
Schönen Urlaub! Erhol Dich!
LG
Nora
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