Verpackt und abgelegt
Gestern abend, als ich mit ein paar Exkollegen bei meinem allerersten Chef im tiefsten Elsass zum Verspeisen eines selbstüberfahrenen Wildschweins eingeladen war, konnte ich erstmals die Geschichte von "Wie Little L. das erste Mal Krankenwagen gefahren ist" erzählen, ohne dass ich mit den Tränen gekämpft habe.
Als ich auf dem Heimweg (halleluja, ist das da in der Pampa dunkel) mit dem Coldplay-Live-Konzert im Radio so meinen Gedanken nachhing, wurde mir bewusst, dass das wohl meine Art ist, mit den Dramen in meinem Leben umzugehen: sie werden in unterhaltsam erzählbare Geschichten verpackt, die sich auf die witzigen Aspekte konzentrieren, wie zB dass der IPS-Chef jedesmal, wenn wir wieder kamen, hoffte dass er er vielleicht diesmal zu seinem Lehrvideo käme, dass ich damals bei der Polizei die Blumenrabatte überfahren habe, man findet in jedem Drama einen unterhaltsamen,skurrilen Aspekt. Das heisst nicht, dass ich mich nicht mehr an die schlimmen Teile (die durchaus überwogen) erinnere, aber so kann ich diese Dinge in eine witzige Hülle packen und sie tun nicht bei jedem Erzählen wieder neu weh.
Und ich habe eine neue gute Geschichte zu erzählen, ich oberflächliches Ding.
2 Kommentare:
Ich teile dieses Schicksal und hab über die Jahre eins gelehrt: Die einen halten es für einen Fluch (meist die Betroffenen) und alle Andere für einen Segen ...
Wir machen das auch immer so… da sitzt dann vor einem kopfschüttelnden und teilweise nicht so positiv reagierendem Gegenüber ein feixendes Pärchen mit Witzen über jahrelange ungewollte Kinderlosigkeit oder Krebserkrankungen. Wenn das Schicksal es mit uns mal nicht so gut meint, fällt uns selbst immer ein dummer Witz ein. Irgendwie macht es das doch erträglicher.
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