Mittwoch, Juni 26, 2024

260624

What a day.

Zipperleinnews: ich habe heute nacht um fünf das letzte Mal eine Ibuprofentablette genommen, das ist besser als es seit Freitag je war. Gut ist es noch nicht, aber eben besser.

Ich merke auch, wie ich wieder hummelig werde respektive mir meine Tagesstrukturierung durch Sport oder Radeln fehlt. So: Frühstück um sechs, Arbeitsbeginn halb sieben, Mittagspause schnell reingeschoben, Arbeitsende: wenn alle hungrig sind und dann halt nicht unbedingt nachhaltig, weil wenn alle anderen wegsind, gibt es immer noch genug zu tun. Waaaah!

L. hatte heute Mottotag: "Beach", ging also im offenen Hawaii-Hemd mit Badehose, Flipslops und einer RIESEN-Supersoaker (das Pfadihaus ist ein unendlicher Verkleidungsfundus) mit dem Rad. Das hält leider immer noch nicht die Luft so richtig, also hat er es beim Radlladen ggü der Badi abgegeben. Weil: sie sind natürlich auch wirklich Baden gegangen. Leider nicht ganz so lang, wie er Lust gehabt hätte, er musste dann wieder zur Generalprobe für die Aulashow in die Schule zurück. Mittagessen war für ihn damit nicht drin und ... trotz Riesenportion Oats zum Frühstück hatte er RICHTIG Hunger. Und Lust, selber zu kochen. Das heisst, er ging erstmal einkaufen und fing dann an, in aller Ruhe und Ernsthaftigkeit Unmengen Fleisch, Käse, Joghurt, Käse zu verarbeiten. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, weil ich relativ cool blieb (ich war auch echt kaputt vom Tag und beschäftigt mit eben noch arbeiten, und erst gegen Ende, als man noch 4-5 Extrahände hätte brauchen können, griff ich kurz ein. Ich hätte auch mal gern so eine Wurschtigkeit, eine gute Stunde vor dem Ballbeginn (wurde in der Schulleitungsemail als "Brom-Ball" angekündigt, ich möchte sehr glauben, dass das ein Chemielehrerwitz ist und kein Typo) noch in Badehose bis zu den Ellenbogen in Hackfleisch in zu stecken. Ging sich alles aus und er ist jetzt geschniegelt und gestriegelt auf dem Weg zum Ball.

Q. war im Labor (mit Brom arbeiten, also diesmal tatsächlich), beim Hübschen brennt die Luft bei der Arbeit und morgen früh kommt der Gerüstbauer und wir wissen nicht wann, wir wissen nicht, wo er hin muss, wo er durchmuss, was wir wegräumen müssen, ich habe ein bisschen arg Angst um meinen Balkondschungel und naja, wird schon werden.

Abendessen jetzt zu dritt (der Hübsche musste wegen brennender Hütte Sportpläne canceln), Q. hat sich Crunchwraps gewünscht, dann brauche ich eine Dusche und morgen muss ich schon wieder mit Shuttle statt Rad ins Büro fahren, gnarf.

Es gab übrigens schon ein erstes Videosnippet. Technisch ist es super, ich sehe nicht ultradoof aus, eine Maskenbildnerin (oder irgendjemand, der mir wegstehende Haarbüschel runterstreicht) hätte dem Ganzen gut getan, und naja, für den Text kann ich ja nix :-).

Ich hatte mir diese Wochen anders vorgestellt und mir gewünscht, dass die Leichtigkeit der Kinder zum fulminanten Schuljahresende auf uns überschwappt, stattdessen laboriere ich an Schmerzhaftem und der Hübsche und ich ersaufen beide in Arbeit. Hm. Noch zweieinhalb Wochen.


 Wunschlistenfrage heute:

Können Sie sich an etwas erinnern, zu dem Sie im Erwachsenenalter ihre Meinung / Haltung geändert haben, und was diese Veränderung ausgelöst hat? Ich erlebe mich selbst und viele Personen in meinem Umfeld so, dass man sich irgendwann doch ganz gemütlich in seiner Weltsicht einrichtet, und mich interessieren Vorgänge, die da noch mal etwas drehen, im Großen wie im Kleinen (und sei es nur, dass man jahrelang sicher war, Auberginen zu hassen, bis man sie aus Versehen gegessen hat). Ist also überhaupt nicht persönlich auf Sie gemünzt, aber wenn Ihnen dazu eine Anekdote einfällt, freue ich mich.

Das ist eine sehr schöne Frage, danke! Da gibt es ein paar, sowohl kleine als auch grosse, wenn man das Erwachsenenalter rein formal mit 18 beginnen lässt. Fangen wir mit den grossen Themen an: früher (bin ich jetzt nicht unbedingt stolz drauf, aber mei, ist halt so), und damit meine ich so ca die Zeit zu Schulzeiten, Abitur, frühes Studium, eben das Alter, wo die Verteilung Lebenserfahrung vs gefühltes Auskennen noch sehr weit auf der gefühlten Seite ist, war ich zB dagegen, dass schwule und lesbische Paare Kinder adoptieren dürfen. Immerhin argumentierte ich aus Kindersicht, nämlich: andere Kinder und Eltern sind grausam und es kann unendlich scheisse sein, das Aussenseiterkind mit den zwei Vätern / zwei Müttern zu sein. Heute denke ich natürlich anders, nämlich: es ist wichtig, dass ein Kind geliebt wird, vorauseilender Gehorsam für gefühlte, gefürchtete, tatsächliche Engstirnigkeit der Umgebung kann nicht die Lösung sein. Und: Arschlocheltern oder -kinder brauchen keinen speziellen Grund, um Arschlöcher zu sein. Ähnlich war es zum Thema Abtreibung: ich war fest davon überzeugt, dass nur lebensbedrohliche medizinische Gründe und / oder eine Vergewaltigung der Frau eine Abtreibung rechtfertigen können. Alle anderen "können das Kind doch zur Adoption freigeben". Heute (interessanterweise haben meine beiden Schwangerschaften und Geburten massiv zu dieser Einstellungsänderung beigetragen) sehe ich das ganz anders. Die Entscheidung über eine Abtreibung darf einzig und allein bei der betroffenen Frau liegen. Niemand darf vom Staat dazu gezwungen werden, ihren Körper für 10 Monate einer solchen Strapaze und Gefahr (ja, eine Geburt ist gefährlich!) auszusetzen. Ganz abgesehen davon, dass einige der körperlichen Veränderungen und Beeinträchtigungen permanent sind und eben nicht nach ein bisschen Rückbildung wieder verschwinden. Und das ist nur der körperliche Aspekt der Schwangerschaft, das Stigma sein Kind "wegzugeben" oder aber mit einem ungewollten Kind (oder eben: als ungewolltes Kind...) allein zu sein oder für immer an einen Erzeuger gebunden, mit dem man nichts zu tun haben möchte, das darf man keiner Frau aufzwingen.

On a lighter note: Latein. Ich habe ja ganz lang behauptet, jedem Kind täte es ganz gut, Latein zu lernen. Ich denke das ein bisschen auch immer noch. Aber: so wie Kinder in der Schule heute Sprachen lernen, bringt Latein nichts mehr, respektive ist nicht die ultimative "Logik- und Grammatikwunderwaffe", weil: das wird heute nicht mehr gelernt, gelehrt, verlangt. Und da oben drauf Latein zu klemmen, das kann man machen, aber es wird nur für richtig Begeisterte funktionieren.

Kosmetik: ich habe schon mal erwähnt, dass ich ja mal überzeugt war, nie jenseits einer Drogerie einzukaufen, weil bringt nix und ist teuer. Lol.

Kindle: "Aber der Geruch! Und die Haptik". Lol.

Und: mit dem Rad zur Arbeit: viel zu stressig, verschwitzt, anstrengend, hohe Schuhe, Kleider, all das. Und heute stresst es mich unendlich, dass ich diese Woche nicht radeln kann, weil Zipperlein (Änderungsgrund: Corona, Ebike, Lockerraum)

Und noch was generelles: früher war es mir viel wichtiger, dass mich Leute mögen. Heute: ist es mir wichtiger, dass mich Leute respektieren. Wenn sie mich auch mögen, super, aber wenn nicht, ist mir das auch egal, ich verbiege mich nicht mehr, ich bin nicht mehr still "um des lieben Frieden willens", ich stecke nicht mehr ein, schlucke nicht mehr runter.

2 Kommentare:

Anne hat gesagt…

Weiter gute Besserung und L. eine coole Abschlusszeit!
Pst: Das Datum ist verrutscht..
Anne

Maren hat gesagt…

Vielen Dank für die interessante Antwort, schön, dass Sie Lust dazu hatten! Ich schaue manchmal leicht beschämt auf mein 20jähriges Bescheidwisser-Ich zurück ...