Samstag, Januar 27, 2024

270124 Demo und Bahnstreik

Uiuiui, aufregender Tag,  wir hatten einiges unter einen Hut kriegen.
Der Hübsche und ich wollten auf die Demo gegen Rechts nach Lörrach, Q. hatte natürlich seine Pfadis und dann am Abend eine Party irgendwo im Hinterland (in einem Ort, zu dem es von unserem Dorf aus alle halbe Stunde eine direkte Busverbindung gibt, 50min Fahrzeit einfach. Es ist so skurril, dort wohnen 1525 Menschen, bei uns 5550, ich nehme an, die könnten fast alle mehrfach täglich mit dem Bus hin und her fahren. Die S-Bahnverbindung nach Basel geht übrigens genauso oft. Von uns aus. Nicht von dem Dorf, die müssen erstmal  mit dem Bus zu uns kommen), nicht ganz klar, ob er heimkommt oder dort schläft und dann direkt zur Theaterprobe morgen in die Schule geht.
Ausserdem kommt unser ausgetauschter Austauschholländer heute (der erste ist ja irgendwie verschütt gegangen) und der kommt mit all seinen Kollegen mit der Bahn. Der Deutschen. Heute. 
Der Ankuftsort wurde schon von Nachbarstädtchen auf "Basel, Badischer Bahnhof, weiter kommen sie eh nicht" verschoben und in der Zwischenzeit zum dritten Mal nach hinten, Zwischendrin war nicht klar, ob sie aus Stuttgart überhaupt noch wegkommen würden.
Meine Güte, was für eine Shitshow bei der Bahn, ganz ehrlich. Arbeitnehmerrechte schön und gut, ich bin heilfroh, dass wir in der Schweiz wohnen und hier die Bahn immer noch ein Staastsunternehmen ist (und generell nicht gestreikt wird respektive "service public" halt ernstgenommen wird).

Anyway: ging sich (bis auf dem Holländer, wir sind gerade wieder umgedreht, weil sie noch später kommen, Essen steht bereit zum Verzehr auf dem Tisch, ich habe keine Ahnung, ob die im Zug was kriegen, aber vermutlich nicht, ich meine: IST JA ARBEITSKAMPF!) alles super aus.
Der Hübsche und ich sind (so richtig antifa-mässig) auf dem Hinweg noch beim dm Klopapier und Zahnpasta und beim Fressnapf grosse Mengen Katzenfutter kaufen gegangen, in Lörrach haben wir dann so weit wie möglich von der Demostrecke weg geparkt, weil wir ja dachten, wir müssten vermutlich früher weg, um den Holländer abzuholen und die Demostrecke ging direkt an unserem Standardparkhaus vorbei, da wollten wir nicht festsitzen). Auf dem Hinweg haben wir für L. noch schnell zwei Mangas in einem Comicladen besorgt, die musste der Hübsche dann in seine Jacke stecken, weil sie in meine Tasche nicht reingepasst haben.
Auf dem Rathausplatz (der übrigens nicht "Rathausplatz" heisst, ich musste mit meiner Kollegin nochmal schnell klären, WO das jetzt ist, es gibt nämlich ein altes Rathaus und ein neues Bürgerbüro und naja, man hätte auch sagen können: auf dem Bahnhofsvorplatz") war dann schon super viel los.
Ich musste ein bisschen schräg grinsen, als ich sah, dass man sich mehr oder weniger direkt vor der Back-Werk-Filiale sammelte. Christian Limmer, der laut den Correctiv Recherchen mit zu dem unsäglichen Nazitreffen in Potsdam einlud, ist/war ja nicht nur mit "Hans im Glück" verbandelt, sondern auch eben mit "Backwerk").
Die Sonne strahlte runter, es war voll, bunt, friedlich, eine Mischung aller Altersklassen. Aufgerufen hatte eine grosse Gruppe quer über Kulturorganisationen, Parteien (auch die CDU und auch die Freien Wähler. Hm), Kirchen und die Stadt, gekommen waren gefühlt alle. Ich dachte erst noch: "Hm, bissl doof, das mitten am Samstag zu machen, die Leute gehen da doch immer einkaufen", aber: ich glaube, es war super. Weil: neben denen, die extra wegen der Demo gekommen waren, waren gefühlt auch ALLE da, die eh wegen dem Einkaufen oder weil Samstag mittag war, in der Stadt waren, und dann kann man ja auch noch schnell zur Demo gehen. 
Wir trafen Kollegen und Freunde und es waren so viele Leute (Die Veranstalter schätzten erst 2000, dann mehr als 4000, sie baten um spontan noch freiwillige Ordner, um alles korrekt machen zu können), dass die Spitze des Zugs durch die Stadt wieder am Ausgangspunkt ankam, bevor die letzten dort losgelaufen waren. 
Der Rest der Stadt (wir klinkten nach einem Grossteil der Strecke aus, weil: Holland) war nahezu ausgestorben (für einen Samstag mittag).







Daheim angekommen machten wir ein Kaffeepäuschen (ich war echt hungrig!), räumten die Einkäufe halbwegs weg und waren bereit, zum Bahnhof zu fahren. Dann: doch nicht, also alles ordentlich verräumen, dann Spaziergang, Sportründchen, Q. noch hallo sagen, dann hektisch werden, weil "Sie kommen doch schon um viertel nach sieben", in einem Affenzahn Taco-Fiesta vorbereiten (for future references: dauert 25min incl Tischdecken und Küche fix und fertig aufräumen und Zopfteig für den nächsten Tag machen, dann sind aber keine Nachos mit Guacamole dabei), dann ins Auto, während L. noch mit seinen Kollegen / Lehrerinnen abklärt, ob die Holländer jetzt gleich da sind oder noch in Stuttgart (es gab, wie man sagt "Contradicting messages"), wahr war nix davon, sie kommen um acht. Also: wahrscheinlich.
Also: wieder parken, wieder ins Haus, und naja, ich nehme an, es ist jetzt dann irgendwann absehbar.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das klingt irgendwie nach Geburt. Hoffentlich ist jemand Nettes aus dem Zug geschlüpft
Sandra

Anonym hat gesagt…

Toll. Die Bürgerliche Pflicht erledigt: wie die Schäfchen gegen rechts demonstriert und danach wieder Alltag: Kaffee & Kuchen. Übrigens an diesem „unsäglichen Nazitreffen“ waren auch CDU-Mitglieder!

Frau Brüllen hat gesagt…

@Sandra: ein bisschen :-) und ja, wir haben einen sehr netten temporären Mitbewohner!
@Anonym: ok, sorry, es war mir nicht bewusst, dass Kaffee und Kuchen auch demokratiefeindlich sind, werde das natürlich in Zukunft berücksichtigen. Zum Nazitreffen: ja, das ist ja nun allen bekannt, die die Recherche gelesen haben (und denen, die dabei waren). In other news: auch in der CDU sind Nazis, what else is new?

Brigitte hat gesagt…

Eben erst gelesen, deshalb der verspätete Kommentar: die Deutsche Bahn ist eine Aktiengesellschaft, die zu 100% dem Bund gehört, also auch ein Staatsunternehmen.
Viele Grüsse und viel Spass noch mit dem Austauschschüler. Hier lief es damals so mäßig mit der kleinen Französin, die kaum sprach und sich für Stunden im Bad verbarrikardierte.... und dann beim Abschhiedsabend heulte, weil es ihr so gut gefallen hatte.