Donnerstag, Oktober 26, 2023

261023 Madness

 Gut geschlafen, aufgeweckt worden 3min vor Weckerläuten von ... Jonny, der überhaupt gar nicht warten konnte, weil Frühstückshunger.

Ein Kind geht trotz Wetterbericht noch immer ohne Regenjacke in die Schule, immerhin sind die kurzen Hosen für diese Saison weggepackt worden. Mir ist das tatsächlich egal, die worst case Folgen sind erstens für die Kinder absehbar und fassbar und zweitens akzeptabel, dann ist das so.

Diese Woche versprach schon seit mehreren Wochen mit Ansage echt, echt anstrengend zu werden und das war noch VOR all den dringenden und sofort zu erledigenden Themen. Insofern: die Stunde Sport nach dem Frühstück und der ersten Stunde Arbeit war pure Selfcare. Ich war heute ausser der Reihe donnerstags zu Hause, und ausser der Stunde Sport habe ich ausser 2 Pipipausen, 5 min Wäscheaufhängen, 10 min aufgewärmte Suppe essen und mit L. schwatzen, der seinen Dönerstagsdöner gern im Bus nach Hause bringt, dann daheim aufisst, dann 15min auf dem Sofa chillt und dann wieder in die Schule fährt, den ganze Tag ohne auch nur einmal aus dem Fenster zu schauen mit Arbeit verbracht. Dringende Meetings, lang geplante Meetings, hoch aufgehängte Meetings, die nicht so ausgingen, wie erhofft, deshalb im Anschluss Debriefing. und Schadensbegrenzungsmeeting erforderten, es war sehr, sehr, sehr viel. Ich habe das grosse Glück, bei den wirklich wichtigen Themen mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die mit genausoviel Herzblut und Commitment dabei sind, wir arbeiten seit 8 Jahren nun auf dem Produkt zusammen und verstehen uns mittlerweile fast wortlos. Ich kann mit wenig Leuten synchron zB ein Slidedeck optimieren, das mache ich lieber allein, aber hier haben wir wirklich fast wie eine Person mit vier Armen und zwei Gehirnen zusammengearbeitet. Das ist ein grosses Glück, auch weil wir beide aufeinander schauen und ehrlich sagen können, wenn es einfach zu viel ist und wir eine Pause brauchen. 

Die habe ich mir dann heute selbst verordnet, als ich eine Variante des mittlerweile zu einer bedeutungslosen Floskel gewordenen Satzes "My working hours may not be your working hours *blablabla"* las (Erinnert sich jemand noch an den Satz, den eine Zeitlang auch jeder in der Signatur hatte und manche haben den immer noch "Save a tree, think twice before printing this email"? Genauso hohl ist dieser Satz mittlerweile. Anyway, die Variante, die ich heute las, war: "Getting this email out of normal working hours? We work at a digitally-enabled relentless pace, which can disrupt our ability to sleep enough, eat right, exercise, and spend time with the people that matter most. I am sending you this email at a time that works for me. I only expect you to respond to it when convenient to you.  #inthistogether  #wellbeingatwork". Und als ich da fast Tränen in den Augen hatte und mich am liebsten auf dem Boden eingerollt hätte (nachdem ich vorher noch ein bisschen was kaputtgehauen hätte, um etwas Frust abzulassen, habe ich das alles nicht gemacht, sondern nur noch eine Emali fertig geschrieben und dann den Computer zugeklappt und eine grosse Runde schnellen Schrittes durch den Fastregen draussen gedreht und das war soooooooooo gut!

Am liebsten wäre ich noch viel weiter gelaufen und hätte mich danach in die Badewanne gelegt, aber: geht nicht, wir müssen schnell essen, weil der Hübsche und ich haben heute noch was nur zu zweit vor. Elternabend an der Uni Basel, damit wir unser Kind bei der Studien- und Berufswahl unterstützen können. (Passend dazu kam Q. heute heim und eröffnete, dass er überlegt, nach der Matur ein Zwischenjahr mit was auch immer einzulegen und wenn er das macht, müssten wir ja nicht dieses Jahr gehen, sondern könnten zum nächsten Termin in zwei Jahren gehen, aber naja, geplant ist geplant und wir werden das mit dem Zwischenjahr auch noch mal sehr gut anschauen und besprechen müssen und naja, egal, jetzt gehen wir dahin und dafür in zwei Jahren nicht mehr. Da freue ich mich jetzt schon drauf.

(L. übrigens hat am Freitag Info zu dem Schulaustausch mit Holland, das ist auch was, was Q. wegen Covid nicht machen konnte. Mal sehen, ob er möchte und mitkann!)

Gegessen:

Honigbrot, Kaki, aufgetaute Maissuppe, Butterbreze, Salat

Gesehen: "Morning Show" (wir haben aktuell mal wieder Apple TV abonniert, weil wir mit den Kindern "For all mankind" schauen wollen. Ich hatte letztes Jahr, als ich Covid hatte, "Morning Show" geschaut, dazu den letzten "Cormoran Strike"-Roman gelesen, der so grauenvoll schlecht war. Jetzt schaue ich also die dritte Staffel "Morning Show" und gestern kam der vorbestellte neue "Cormoran Strike"-Roman. Mal sehen, wie das alles ohne Fieber zusammengeht.)

Gelesen: "Wolfgang Herrndorf"

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich sehe da gewisse Parallelen zu „bei offenem Fenster nur mit dünner Decke schlafen“/Island-Love etc. zu „keine Regenjacke Ende Okt und kurze Hosen bis Schluss“. ;-)
So ganz verstehe ich nicht, ob Sie den E-Mail-Satz jetzt gut finden oder nicht. Mir gefällt jedenfalls, dass die Antwort nicht umgehend erwartet wird. :-)
Viel Spaß an der Uni! :-)

Anonym hat gesagt…

Gibt es in der Schweiz sowas wie Freiwilligendienste, FSJ, FÖJ usw? Das machen viele Jugendliche in meiner Umgebung nach dem Abi und sind größtenteils begeistert.

Und: Elternabend an der Uni? Ernsthaft???

Ruth P. hat gesagt…

Breathe

Sigrid hat gesagt…

Gibt es in der Schweiz so etwas wie das FSJ oder FÖJ in Deutschland?
Meine Tochter mit Studienwunsch "Grundschullehramt" hat nach dem Abitur ein FSJ an einer Grundschule gemacht.
In ihrem Fall hatte sie sehr viele Freiheiten und hat nach dem Abitur erst einmal durchatmen können. Aber sie wusste nach dem Jahr, dass Grundschullehrerin wirklich das ist, was sie machen möchte.
Aber das ist natürlich auch sehr individuell. Ich bin gespannt, wie die Gespräche bei Ihnen ausgehen.

Frau Brüllen hat gesagt…

@FSJ etc: ich bin im Prinzip für alles offen, was nicht "ein Jahr chillen und dann schau ma mal" ist :-)
@Ruth: ab jetzt.
@Anonym: haha, es klingt unglaubwürdig, aber mir ist diese Parallele noch nie aufgefallen. Ist er halt doch sehr mein Kind. Re Satz: Das war vllt ein bisschen arg verschachtelt geschrieben. Ich war seinerzeit, als dieser Standardsatz von wegen "My working hours do not have to be your working hours" blablabla" aufkam, sehr davon angetan. Mittlerweile, wo wir uns ja wohl hoffentlich alle daran gewöhnt haben, ist das für mich zu einem sehr hohlen Satz geworden, weil halt trotzdem zu den abgefahrensten Zeiten gearbeitet wird und ganz ehrlich, auch Antworten erwartet werden. Besonders albern finde ich den Satz in unserem internationalen Umfeld, wo es schon IMMER so war, dass unsere Mails die Kollegen in San Francisco mitten in der Nacht erreichen, genau wie umgekehrt. Was soll das denn dann?
Die Version von gestern hat mich irgendwie berührt, weil sie ansprach, was denn die Gefahr und das Risiko von dieser Arbeitsweise ist. (Aber ich war auch sehr müde).

Anonym hat gesagt…

Verstehe, danke.