Montag, August 07, 2023

070823 Schenster Moment von Tour

Für den Fall, dass Sie sch nicht erinnern: der Titel bezieht sich auf eine Führung durch eine Mine auf Elba.
So haben wir gestern Abend den Tag ausklingen lassen. KANN MAN MACHEN!
Heute morgen wurden wir dann vor dem Wecker von einer WA-Nachricht von L. geweckt   Via Insta hatten sie herausgefunden, dass das Lager aufgrund der Taifunwarnung geräumt wird. Kurz danach trudeln die offizielle Kommunikation ein und in der Presse erschienen mehr oder weniger schlecht recherchierte Artikel zu dem Thema (bitte, ich weiss, Sie meinen es gut  aber bitte schicken Sie mir keine Links/Kopien von Zwitungsartikeln mehr. Ich würde behaupten, dass ich mindestens so informiert bin wie die meisten Journalisten, ausserdem kann ich google und tue das auch)
Wie es aussieht hat die koreanische Regierung beschlossen  das Camp zu räumen, weil Taifun (ach. Echt?) und möchte die Teilnehmer auf andere Zeltplätze verlegen (wtf????!!) und das Programm (das ja wegen der Hitze eh minimiert wurde) weiterführen.
Ich sehe das so noch nicht ganz passieren und hoffe, das CH-Team kommt damit durch, die TNs auf Indoorquartiere zu verlegen.
Zur Not haben wir Adressen/Telefonnummern von Arbeitskollegen und Verwandten von Freunden quer über Korea verteilt zur Hand.
Was für ein "Abenteuer"...


Aber: von hier können wir nix machen, wir machen also weiter im Plan und der sagt: Frühstück,  dann Hotpot.
Und dann: der Grund, warum wir ja überhaupt hier sind: Das Heringsmuseum, das mir 2014 verwehrt wurde. Ich habe nicht gelogen, das Hotel liegt direkt ggü. (Das rote und das bunte und das dreifache Holzhaus sind die Ausstellungen)



Gleichzeitig mit uns kam eine Ladung Kreuzfahrer an 🤢🤢🤢🤮🤮🤮, was einerseits sehr nervig war, andererseits kam ich in dem Teil des Museums, der mich am meisten interessierte  in den Genuss einer Führung.
Ich hatte ja in der Zwischenzeit echt viel über die Heringära gelesen und fand den Aspekt der Heringsmädchen am spannendsten.
Nämlich.
Damals (Anfang den 20. Jhd., Hochzeit der Heringe war 1938 - 1965) konnten Frauen entweder heiraten und voll von ihrem Mann abhängig sein oder nur für Kost und Logis auf einem Bauernhof arbeiten. In der Heringsindustrie gab es erstmals die Chance für Frauen, für Geld zu arbeiten und zwar: Heringe einzusalzen.
Das war einerseits ein Knochenjob (Heringe Köpfen, ausquetschen, in ein Fass legen, salzen, 300 Heringe pro Fass) mit irren Arbeitszeiten ( Standard waren 24h-Schichten, die längeste war 36h), bezahlt wurde pro Fass, nicht pro Stunde (anders als die Männer für die "Männerjobs"), aber Profiheringsmädchen schafften bis zu 3 Fässer pro Stunde und verdienten dadurch irgendwann mehr Geld als die Männer. Als das rauskam, strichen die Firmenbesitzer den Lohn der Heringsmädchen zusammen. ABER: Die ließen sich das nicht gefallen und streikten. Nach nur drei Tagen bekamen sie alles, was sie verlangten und mehr.
Das war die Geburtsstunde für ein mittlerweile sehr gleich berechtigtes Land und starke Arbeiterrechte in Island.

Siglufjörður wurde auch das Sodom von  Island genannt, einerseits ein bisschen zu recht  weil so viele ungebunden junge Frauen und Männer mit endlich mal Geld und keiner Aufsicht auf einen Haufen: da wurde gefeiert, geliebt, gekämpft.
Andererseits: auch viel aus Neid und weil die reiche(re)n Bauern ihre nahezu kostenlosen Arbeitskräfte vermissten.

All das ist dokumentiert in dem Salzhaus, unten sraussen wird auch gezeigt, wie das lief (so, so  so eklig), oben sind die Quartiere: enge Zimmer mit Stockbetten, die je doppelt belegt waren, Küche (mit Waffeleisen), Kritzeleien an der Wand.
Aber auch: Ausgehkleider und feine Schuhe.

Die meisten Ausstellungsstücke wurden dem Museum zugesandt und zwar folgendermassen: als der Hering 1965 ausblieb und nicht wiederkam, brach die Industrie zusammen und die Heringsmädchen und Jungs zogen weg. Viele konnten aber nicht glauben, dass es das gewesen sei und hatten einen Siglufjörður-Koffer fertig gepackt, um sofort wieder raufzureisen, sobald der Hering zurückkäme. Er kam nicht, die Joffer gerieten in Vergessenheit und als das Museum gegründet wurde, schickten sie ihre Koffer dorthin.














Vor dem Maschinengaus liegt immer noch das gekippt Alien:
Der Rest der Ausstellung war echt auch interessant,  mir war nicht bewusst, wie neben dem Lebensmittelaspekt Hering (Öl und Mehl) als industrieller Rohstoff für drölfzig Anwendungen (u.a. Glycerin mgewinnung für die Sprengstoffproduktion im Dritten Reich, weshalb die USA die norwegischen Heringsfabriken bombardierte) wichtig war. Und wie industriell das stattfand.

Aber: der beste Teil ist der mit den Mädchen. Finde ich.

Ich wollte dann nich am Polizeiposten vorbeifahren, weil ich da schon so viele Krimis gelesen hatte, aber, stellt sich raus  es gibt gar keine  Polizeiposzen in Siglufjörður, nur eine Post. Am Ende nicht mal jedes Jahr einen spektakulären Mord?!

Auf dem Weiterweg nach Akureyri wollten wir eigentlich nicht schon wieder an Nonnis Geburtsort Mödruvellir halten, aber was will man machen, wir hatten genau dann ein Hüngerchen. Also: "Manni og Nonni"-Ultras (Bücher, nicht Serie), assemble!

Man sieht auch: es ist unglaublich sonnig und warm, ich hätte fast Shorts brauchen können!

Dann: Akureyri. Meine Güte, sinddas viele Leute! (Zwei Kreuzfahrtschiffe,  es ist so schlimm!).
Wir haben im 66°North eingekauft (Parfumbachschub für mich und den Badeanzug, um den ich seit 2 Jahren herumstreiche u.a.), dann ein bisschen Gebummel, kein Eis, weil zu viele Leute,  dann schnell Ferienhaussvorräze kaufen für sie andere Fjordseite und off we go.

Sieht bisschen aus wie Hallgrimskirka für arme, aber mit doppelt Türmen 
Jetzt haben wir mit Fjordblick Nudeln gegessen, nebendran läuft der Hotpot mit Fjordblick ein und dann werden wir mit Fjordblick einschlafen. HACH 




7 Kommentare:

TheReisetante hat gesagt…

Heringsfest auf einer Reise hautnah erlebt.
https://www.youtube.com/watch?v=le3XeFPgrhU&list=PL62z2v0WDBYHhqGrmgyhibuHY0UOfWACK&index=3
Schöne Tage weiterhin!

Anonym hat gesagt…

Ich hab’s ja auf der GartyParty schon angedeutet, aber jetzt hast Du mich endgültig. Ich WILL nächstes Jahr nach Island. (Der Mann, der ab und zu bei mir übernachtet und grad über die Alpen läuft, will das hoffentlich auch.) Mit Kayaktour (wer über die Alpen …, kann das doch locker, oder?), ach, große Vorfreude!

Anonym hat gesagt…

Wir haben im Februar 2020 unsere Hochzeitsreise nach Island gemacht. Ich würde immer wieder im Winter nach Island fahren, das war so toll und das Lunch im Berl!n in Akureyri war wirklich super.

Vielen Dank für's erneute Mitnehmen nach Island, die tollen Fotos und Geschichten.

Herr Rau hat gesagt…

Sehr spannend, das Museum!

Anonym hat gesagt…

Ja, es ist stressig ein Kind am Jamboree zu haben. Die Medienberichte haben mir mehr Angst gemacht als nötig. Meiner Tochter gefällt es, ihrem ganzen Trupp auch und sie haben sich bisher wohl gefühl. Zum Glück hatten sie immer genug Essen, auch wenn es nicht ganz dem Geschmack entspricht. Die letzte Nachricht war jetzt "Chils mal, Mami." Deshalb schicken wir sie ja in dir Pfadi.

Anonym hat gesagt…

Ich lese die Islandberichte so gerne. Nachdem ich 2005 den Laugavegur und noch etwas weiter gelaufen bin, steht Island nach wie vor als Reiseziel auf der Wunschliste.
In dem Buch „Die Eismalerin“ von Kristin Baldursdottir wird das Leben der Heringsmädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschildert.

Jennifer hat gesagt…

Hach, wir waren im September 2020 in Island und haben gegenüber von Akureyri unsere Quarantäne verbracht, mit herrlichen Fjord- und Bergblick. Das war so wunderschön und ein fantastischer Start in den Urlaub, da wir ja gezwungen waren vollkommen entschleunigt zu starten. Wir sind mit der Fähre und Auto in Island gewesen, deshalb Akureyri zu Beginn.