120723 Nach dem Sturm
Vulkan: Ich habe gestern sehr viel geübt, Fagradalsfjall korrekt auszusprechen und wäre nun ein bisschen enttäuscht, wenn sie ihn "Litli Hrutur" nennen würden. Wie auch immer er heisst: er blubbert sehr schön. Und eine 20km Wanderung in sportlichem Gelände nach einer Nacht im Auto durchfahren klingt eigentlich ganz gut zum wieder wachwerden.
Sturm: war lokal bei uns nicht schlimm, hat gewindet, gewittert, geregnet. Ich habe gestern abend noch gedacht: "Hätte ich ja locker mit dem Rad heimfahren können". Heute bei der Arbeit gelernt: es war alles drin bis zu "Ich kam vom Hundespaziergang nicht mehr heim, weil um mich rum die Bäume umstürzten" und "Ich bin heute morgen aus dem Küchenfenster geklettert, weil vor der Tür ein Baum lag". Auf dem Heimweg mit dem Rad zeigte sich das dann heute: die Hälfte der Strecke lag da ein bisschen Laub, die andere Hälfte der Strecke war wie durchs Unterholz fahren.
Nachtgewitter: ging so, ich habs verschlafen, bis eine nasse kleine Katze voller Kletten auf meiner Brust stand.
Die Kinder haben sich nicht gemeldet, ihre Handies sind aber online, die Pfadiabteilung füllt die Instastory, ich gehe davon aus, sie haben es gut überstanden.
Arbeit: Joah. Ich bin ferienreif, habe ich das erwähnt? Beim Kaffee eine Radunfallgeschichte von einem Kollegen gehört, der einem 40Tonner voller Kies mit dem Ebike die Vorfahrt genommen hat an einem Stoppschild (an dem ich auch nicht immer so richtig stoppe. Also bis heute) Er ist 14m durch die Luft in ein matschiges Maisfeld geflogen und hatte einen Helm auf. Deshalb ist er noch am Leben (nie Radln mit Kopfhörern drin und Musik / Podcast auf den Ohren, das haben wir damals schon bei der Radprüfung in der 4. Klasse gelernt! Oke, da haben wir auch gelernt, am Stoppschild IMMER zu halten)
Sonst: Wenn man sich in ein prestigeträchtiges Projekt mit viel Visibility einbringt, einfach nur, damit es gut vorbereitet ist und die Verhandlungsführer alle Infos haben, ist man auf einmal auch am Verhandlungstisch. Upsi. Auf der anderen Seite: wenn man höflich die Kavallerie anfragt, kann es sein, dass man ein schlummerndes männliches Ego weckt. Aber: ich habe das Bedürfnis, dass mich jeder mögen muss, ja schon beerdigt, ich mag ja auch nicht jeden. Wird beides noch lustig.
Gegessen:
Honigtoast
Celebration Breakfast aka Orangensaft, Laugengipfeli und einen Pfirsich
Kichererbsenbratling mit Tomatensalsa, Kurkumareis, Brokkoli und Krautsalat
Halbe Wassermelone
Couscoussalat mit gebratenen Pilzen
Gelesen: "Die unerzählte Geschichte: Wie Frauen die moderne Welt erschufen – und warum wir sie nicht kennen" Rundumschlag, der mit Ada Lovelace beginnt und sich über Literatur, Kunst, Politik, Wissenschaft bis heute vorarbeitet. Liest sich schnell weg, es sind irre viele Quellenangaben dabei, was gut ist, weil sich die einzelnen Bereiche natürlich nur sehr an der Oberfläche bewegen. Bei Lise Meitner und Clara Immerwahr, wo ich die Hintergründe logischerweise besser kenne als in anderen Bereichen, fiel mir das sehr auf, aber dafür ist de Bogen breit gespannt und das Buch ist ja auch keine Sammlung an Biographien.
Gesehen: "Greys Anatomy" bei der Abendsportrunde
Und die Frage für heute aus der "Unverbindlochen Contetnwunschliste": Dinge, die in der Schweiz umsonst sind
Hm.
- Die Wurscht für alle Schulkinder aus dem Dorf, die zur Bundesfeier kommen.
- Trinkwasser aus jedem öffentlichen Brunnen, an dem nicht extra steht, dass es KEIN Trinkwasser ist.
- Bei uns in der Gemeinde die Grünschnitt/Biomüllentsorgung in Mulden, aber ich glaube. das sollte nicht so sein, nicht dass es ein neues Schrankendrama gibt
- Sämtliche Lehr- und Lernmittel in der obligatorischen Schulzeit (= bis einschliesslich 9. Klasse). Das geht vom Bleistift / Radiergummi über Bastelmaterial, Schulbücher, Ausflüge, Übungshefte bis zum iPad.
- Der Kindergarten (der allerdings nicht mit dem deutschen Kindergarten vergleichbar ist, er gehört zur Primarschule, ist aber keine Schule, d.h. Schweizer Kinder kommen NICHT mit 4 in die Schule; er ist allerdings obligatorisch, dafür aber ohne Zusatzlösung keine ansatzweise vollwertige Kinderbetreuung, weil nur vormittags und ein, zweimal nachmittags und natürlich nicht über Mittag und überhaupt sehr kurz.
- Eigene Kinder bis 4 (oder 6? es ist lang her) in öffentlichen Verkehrsmitteln und auch in vielen Skiliften
- Nachtrag nach Kommentar: die Kaliumiodid-Tabletten für alle, die nah genug an einem AKW wohnen :-)
Nicht umsonst, aber sehr günstig:
- die Juniorkarte für 30CHF/Jahr, mit der das eigene Kind in Begleitung eines Elternteils (mit Tiicket) den ÖV (und viele Bergbahnen) der gesamten Schweiz nutzen kann. Gibt es bis 16 Jahre (und hab ich grad für L verlängert)
- Ausserdem gibt es in vielen (allen?) Gemeinden eine bestimmte Menge Tages-Generalabonnements (= Tagesticket für ALLE Schweizer ÖVs), die man als Einwohner vergünstigt beziehen kann, sofern man rechtzeitig dran denkt. Bei uns kostet das zB 45 CHF / Tag und das ist halt schon super.
Mehr fällt mir nicht ein ausser den cheesy Sachen wie "Frische Luft, sauberes Wasser, Berge, Sicherheitsgefühl" und so
5 Kommentare:
Es interessiert mich tatsächlich, wie das mit der kompletten Lernmittelfreiheit geht. Steht dann in der Schule eine Box mit Radiergummis und die Kinder bedienen sich einfach? Und was ist mit notorischen Schusselkindern, die alle paar Tage ein neues Lineal brauchen?
Könnte jetzt googlen, mache ich aber nicht, daher: Wie ist die Steuerlast im Vergleich zu Deutschland? Bei uns hat die Kommune ab dem kommenden Schuljahr, spätestens aber nächstes Jahr, elternfinanzierte Tablets für jedes Kind an der weiterführenden Schule beschlossen. Pro Schuljahr müssen wir schon fest je ein Buch kaufen, dazu dann noch Workbooks/ Arbeitshefte für Deutsch& Englisch. Also nicht die Schreibhefte, sondern welche mit Aufgaben. Dann Kopiergeld, Essensgeld, mindestens Anteil zur Fahrkarte, die Leihbücher der Schule BITTE mit Umschlägen versehen UND dann eben noch das gesamte Material hinunter bis zum Radiergummi. Freilich auch gesonderte Materialkosten bei Projekten. Gerne auch dem Förderverein beitreten, für eine Toilettenfrau spenden, Hausschuhe &&&. Wäre alles nicht so ein Aufreger, wenn es nicht immer hieße, Bildung sei "für umsonst" in Deutschland. Huiiiiiiii. LG K.
Umsonst: die Jodtabletten wenn man im Umkreis von AKW wohnt 😉 dies finde ich sehr schweiz-like. LG aus Riehen
Ha, stimmt, die Iod-Tabetten! Ich hab das nachgetragen!
Re Lernmittelfreiheit: ja, so ungefähr ist das. Die Kinder bekommen am Anfang eine Kiste voll mit allem, was sie brauchen (Buntstifte, Kleber, Schere, auch Linkshänderversionen, falls nötig wie bei Q). Wenn was fehlt, weil Lieblingsfarbe leergemalt oder Radiergummi "aus Versehen in Fitzel zerbröckelt", gibt es Ersatz (nicht als Selbstbedienung, und ich gehe davon aus, wenn man konsequent jenseits "haushaltsüblicher Mengen" bezieht, wird das irgendwann thematisiert. Aber auch hier: ist ja gut, wenn die Lehrpersonen solche Themen wie Verschusseln etc im Blick haben und mithelfen können, Strategien zu entwickeln)
Re Steuerlast: Sie haben sich die Antwort ja schon gegeben: Sie können das ja googeln, machen Sie das doch einfach.
Was umsonst ist, ist allerdings von Kanton zu Kanton unterschiedlich - hier bei uns (Wallis) sind nur die Schulbücher umsonst (während der Schulpflicht) und müssen am Schuljahresende zurückgegeben werden.
Ich finde noch sehr angenehm, dass wir die Abstimmungsunterlagen IMMER - ohne Antrag - rechtzeitig zur Briefwahl zugestellt bekommen. Ist ja irgendwie auch ein Service.
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