Montag, Juli 27, 2020

270720 Eremitin

Heute hatte ich Premiere von Homeoffice den ganzen Tag GANZ ALLEIN, das hatte ich bisher noch nie. Entweder war der Hübsche da oder die Kinder oder alle oder die Kinder wenigstens nach der Schule. Heute: keiner. Der Hübsche kam sogar nach der Arbeit nur kurz vorbei, die Sportsachen packen und zack, wieder allein.
Hm. Hm. Hm. Ganz schön fad fand ich das heute!
Ja, klar, Meetings (upsi, ich hatte deas erste schon um halb acht angesetzt, weil ich dachte, dass der eine Kollege noch in Japan wäre, aber nein, es war sein erster Tag zurück....) rund um den Globus, aber keiner der mit mir Kaffee trinkt, der mit mir die "weird cat people"-Runde macht, keiner, dem ich mal kurz was Witziges vorlesen oder zeigen kann (Leute, Umweltschutz ist schön und gut, aber Dokumente, die bei Audits vorgezeigt werden müssen, druckt man nicht auf "schon mal verwendetem Papier". Und schon gar nicht auf dieselbe Seite wie die Steuererklärung von 2019! Und ich fand mich selber erst total mühsam, als ich mir trotz "Hinz und Kunz und all ihre Freunde haben das schon reviewed" noch 30 Minuten zum Drüberschauen ausgebeten hatte), sogar die Nachbarn links und rechts sind weg, die einen richten sich getrennte Wohnungen ein, die anderen sind mit Sack und Pack in den Ferien. Aber natürlich ist da auch keiner, der einem während einem Meeting nackt ins Bild springt, keiner, der, während man in einen Review vertieft ist, das Lieblingseis nicht findet oder die Packliste fürs Lager, keiner der keine Pilze zu Mittag mag, sondern immer nur langweilige Salami-Brote, keiner der keine Auberginen zum Abendessen mag, keinen, den man aus Erziehungsgründen aus den Switch- oder Youtube-Tiefen an die frische Luft befördern muss.
Bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich das so finde. Ich habe auf jeden Fall zum ersten Mal einen Salat mit etwas zu vielen gebratenen Pilzen gegessen und seit ungefähr 100 Jahren erstmals keine Montagspizza, sondern ein "praktisch nur Auberginen-Gericht".
Katzenrunden habe ich halt ganz allein gemacht, mir doch wurscht, wenn die Leute mich für eine weird cat lady halten, wenn ich in den Grastunnel auf dem Kreisel gucke oder in ein vermeintlich leeres Feld "jonny" rufe. Wenn die Katzen dann kommen, finden es alle sehr niedlich.



Wo sonst soll man sich ordentlich putzen als auf einem schmalen Geländer in 5m Höhe...




Morgen wird das alles ja ganz anders und ich werde erstmals seit März wieder ins Büro gehen. Ich bin .... aufgeregter, als ich morgen zugeben werde. (und ein bisschen nervös, was in meiner unausgespülten Kaffeetasse gewachsen ist)
Es fühlt sich fast nach erstem Schultag an, mal wieder Büroklamotten rauszulegen, sich Gedanken um passende Schuhe zu machen (blau weiss geringeltes Kleid, blaue Sandalen, meine Sommerarbeitsuniform, die dieses Jahr sträflich zugunsten von weissem T-Shirt und Shorts vernachlässigt wurde.), den Badge zu suchen (was heisst "suchen", er ist in der Arbeitstasche, da wo ich ihn seit achteinhalb Jahren jeden Tag hingesteckt habe bis zum 13. März), den Geldbeutel wieder aus der normalen Handtasche in die Arbeitstasche zu packen. Hm. Mal sehen.

Es wird übrigens wirklich Zeit, nicht nur ist da mein Barfussproblem, nein, ich weiss zB gar nicht, was ich morgen in der Kantine zu Mittag bekommen werde, weil die "Site Explorer"-App auf meinem Iphone ein Update braucht und das im Nichtfirmennetzwerk anscheinend ewig dauert, und so habe ich seit Monaten keinen aktuellen Menüplan. (Für mein Mittwochsmittagsdate hat mich die Kollegin schon informiert, es gibt Frühlingsrollen, das wird ein guter Tag)

Gegessen:
Frischgebackenes Nussbrötchen mit Honig. War erstaunlich unspektakulär
Salat mit gebratenen Austernpilzen und Champignons
Anderthalb Gurken
die letzte weisse Nektarine
eine halbe Wassermelone (keine Sorge, eine sehr kleine)
Gemischte Rohkostschüssel aus Tomaten, noch mehr Gurken, Paprika
Pikante Auberginen mit Reis




Gelesen: "Sweet Sorrow"

Gesehen: Netflixfreier Tag, dafür viele Babyneffenbilder

Stressleveldurchschnitt gestern: hahaha, Garmin, was geht?
Selbstbeweihräucherung: ich bin schon froh, dass ich das mit der Steuererklärung entdeckt habe, das wäre extrem peinlich zu erklären gewesen. Irgendwann. Für irgendwen.