Samstag, März 21, 2020

210320: Dünne Schicht

So oberflächlich ist alles gut hier, fast normal.
Wir haben ausgeschlafen (naja, ich bin gestern, als der Hübsche nach "Picard" sehr zum Jubel der Jungs den Familienfilmabend mit "Spenser Confidential" verlängert hat, zu lautem Gegackere und Actionlärm auf dem Sofa eingeschlafen, deshalb und überhaupt war ich heute um viertel nach sieben hellwach), haben Aufbackbaguette (das soll ja nicht schimmeln und eigentlich reicht uns Montag zum Einkaufen) und die letzten zwei Croissants aus de Tiefkühler gefrühstückt.
Das Haus wurde gesaugt, die Bäder und Küchen geputzt, alle Böden der Reihe nach gewischt, wir haben Wäsche gewaschen, aufgehängt, abgehängt, zusammengelegt, Switch gespielt, eine Radtour durch den Wald gemacht und dabei Bärlauch gepflückt. Auf dem Heimweg haben wir von der Brücke Sansa mitten auf einer Wiese im menschenleeren Werksareal (okay, am Samstag sind auch sonst nur wenig Leute da) vor eine Mauseloch lauern sehen, sie hat uns dann maunzend nach Hause begleitet.
Wir haben ihr den ersten Zeck der Saison entfernt, Bärlauch gewaschen, geschnitten und .... dann festgestellt, dass wir nicht mehr genug Butter für Bärlauchbutter haben. Also haben wir den grössten Teil in Streifchen geschnitten eingefroren, einen Teil fürs Abendessen direkt verwendet ud einen Teil aufbewahrt für ein Bärlauchbrot.

Was alles nicht normal ist:
ein relativ leerer Kühlschrank für Samstag. Mehl, Butter, Obst und Gemüse gehen zur Neige, ich habe aber noch eine ganze Schachtel Eier gefunden, so dass es morgen noch für einen Sonntagskuchen reicht.
Die Biokistenlieferer, die wir für Elternversorgung zu Hause aktiviert haben, nehmen diese Woche schon keine neuen Kunden mehr an, da haben wir wirklich Glück gehabt. So kommen Gemüse, Obst, Milch, frisches Brot und Käse direkt aus der nächsten Umgebung direkt nach Hause geliefert (schöne Entdeckung: der Camenbert kommt von dem Hof, von dem wir 1997 einen Welpen bekommen haben!), das nimmt mir eine Sorge.
Beim Einkaufen in den Supermärkten hier gibt es jetzt angeblich "Eintrittskarten", um sicherzustellen, dass nicht zu viele gleichzeitig im Laden sind. Ich bin mal davon ausgegangen, dass auch in der aktuellen SItuation am Samstag mehr kommen als unter der Woche und deshalb werden wir das erst am Montag für hier verifizieren.
Kaum jemand draussen gesehen, ok, es ist auf einmal wieder kalt, aber vielleicht haben es die Leute verstanden?

Ich merke auf jeden Fall, dass ich ... dünnhäutig bin. Ich kann überhaupt nicht gut damit umgehen, wenn die Situation und die Massnahmen relativiert werden (dieser zum Teil so begeistert aufgenommene und als Hoffnungsspender gefeierte Artikel macht mich echt nur wütend. "Intervallfasten"? ein besserer Vergleich kommt einem nicht in den Sinn, wenn man die Situation in Italien anschaut oder die verzweifelten Appelle der Ärzte hier? Und ja, ich bin ein nachtragender schadenfroher Mensch und deshalb möchte ich eine frühere Meinung des Herrn teilen, die ... nicht ganz so gut gealtert ist.), wenn auf einmal alle Welt Meinung zum Thema Medikamenten- und Impfstoff- und Testentwicklung und -Produktion (was übrigens zwei paar Stiefel sind, zu wissen, was helfen würde, heisst noch nicht, dass man es am nächsten Tag in ausreichenden Mengen in der Apotheke hat), ich ahne einen Hauch der Frustration von Lehrern, Ärzten, Erziehern, deren tägliches Brot ja immer ist, dass alle viel besser wissen, wie ihr Job eigentlich geht.

Nun denn. Hilft ja nix, immerhin kann L. jetzt Zopf flechten, das war sozusagen vorgestrebert für den nächsten Wochenplan :-).

Gegessen
Joghurt, Granola, Croissant
ein paar Kekse
eine kleine Dose Sauerkraut
Gnocchi mit grünem Spargel, Tomaten, Bärlauch

Gelesen:
endlich mal länger im Skandinavienkrimi

Getragen:
Jeans, Longsleeve, Sportklamotten

Stressleveldurchschnitt gestern:31
Selbstbeweihräucherung: mal kurz bei den Krankenschwestern im Freundes- und Bekanntenkreis nachgefragt, ob sie Hilfe und Unterstützung brauchen können. (Noch gehts, aber man bereitet sich auf sehr anstrengende Zeiten vor)