Donnerstag, Dezember 12, 2019

121219: keine #12von12, aber immerhin ein paar Bilder

Da waren die Vorsätze in Sachen Bilder noch super. Warten auf den Bus mit Kindle (sehr skurril mit der Übersetzungshilfe, die sehr erratisch Wörter übersetzt, oft total aus dem Zusammenhang gerissen, das ist erstaunlich lustig)



So. Ich (und ich bin mir sicher, mindestens der Hübsche auch) hatte ja durchaus bemerkt, dass der neue Job schon wieder etwas arg eskaliert ist, dass ich einfach zu viel hatte (wenn man jeden Abend vor Erschöpfung weinen möchte, könnte das durchaus sein), und mindestens wir beide waren auch nicht ganz sicher, ob mein mantraartiges Wiederholen von "Aber nach dem Workshop, da wird es besser. Bestimmt. Hoffentlich" nicht nur wishful thinking war. Es sah ja dann trotz grossartigem Partywochenende auch erst so aus, als ob das mal so gar nicht funktioniert hätte, aber heute kann ich vermelden: es ist tatsächlich so. Ich habe zwar immer noch mehr als genug zu tun, aber es flutscht. Ich sah mich heute morgen (mit Robbie Williams' Weihnachtsalbum auf Spotify, meine Güte, so ist das halt) am Schreibtisch sitzen, vor mir eine Tasse "Alpenkräutertee", und in einem Affenzahn Dinge auf meiner LIste abhaken. Die Projekte, die mir am Anfang meiner neuen Rolle unendlich verfranst und kompliziert und ohne perfektes Netzwerk fast nicht zu schaffen erschienen, sind pünktlich vor Weihnachten (durch harte Arbeit. Ganz ehrlich: von selber hat sich da gar nix erledigt. Alles war mindestens so kompliziert wie anfangs angenommen) so weit, dass die Puzzleteile ineinandergreifen, ich habe neue Kontakte, neue Dinge gelernt, neue Kommunikationswege, kennengelernt, bei den nächsten Themen dieser Art werden sie sich auch am Anfang nicht so dramatisch anfühlen, hoffe ich. Also: ich sass da mit roten Backen (okay, heute war in meinem Bare Minerals-Adventskalender auch ein loses Blush drin --> Golden Gate, vielleicht habe ich das überdosiert) und roten Ohren und es war einfach toll.


Parallel denke ich seit ein paar Tagen über die Frage nach, die vor ein paar Tagen auf Twitter gestellt wurde:

und komme zu keinem Schluss. Ich dachte so:

  • Reisen! (Ja, schon, aber die dreieinhalb Wochen diesen Sommer, die waren zu lang.)
  • Endlich ein Cafe aufmachen! (Ja, hm, ne, doch nicht)
  • Nix machen, nur in der Badewanne liegen und lesen (ja, hm, ein-, zweimal die Woche, für ein halbes Stündchen, aber mei...)
  • Was neues studieren! Medizin! Archäologie! (Klingt nett, aber ich weiss, dass DER grosse Antrieb für mich, auch Durststrecken durchzuhalten, ist, später mit dem Wissen was anfangen zu können und das Wissen zu brauchen und zu nutzen und mal ehrlich, ich mag nicht nochmal von vorn anfangen).
  • genau das gleiche wie jetzt... aber bin ich im Moment wirklich wunschlos glücklich?


Und jetzt weiss ich es: ich brauche nicht das Geld einfach so, ich behalte genau meinen Job für genau das Geld (naja, plus Lohnerhöhung und Bonus, lieber Arbeitgeber, nicht falsch verstehen!), aber ich hätte gern, dass der Tag mehr Stunden hätte, dass ich auch mal schlafen, ohne Hetze einkaufen, jeden Tag gemütlich kochen, mit den Kindern schwatzen und Quatsch machen, lange Wochenenden, Besuche, etc unterbringen könnte. Ich denke, 30 Stunden / Tag wären super, ich würde mich aber auf 28 runterhandeln lassen.

Auch gar nicht unpassend zu diesen Gedankengängen war ich mit einer ehemaligen Kollegin mittagessen, die Mitte des Jahres den grossen Schnitt gewagt hat, gekündigt hat und jetzt bei einem Startup-Unternehmen angefangen hat. Ich war unglaublich neugierig, sie sehr offen und pragmatisch und hm, abgesehen davon, dass ich mich eh nie trauen würde, so etwas zu machen, könnte ich das auch nicht: wir sind uns beide einig, dass es zwei Arten von Startups gibt:

  • die, die "gründen, um zu gründen", egal was, ohne fachlichen Background, sie sind (hoffentlich) gute Verkäufer, gut vernetzt, vielleicht aber auch unglaublich idealistisch, aber fachlich haben sie keine Ahnung. (Ich beobachte so etwas bei vielen Crowdfunding-Kampagnen, besonders wenn es in den Pharma/Medical Device-Bereich geht, da werden haarsträubende Sachen in den Raum gestellt, ohne auch nur die geringste Ahnung von in dem Fall gesetzlichen Vorgaben etc zu haben, oder aber zB bei dem Ocean-Cleanup-Projekt, von dem so viele Leute einfach nur wünschten, dass es funktionieren würde, ohne auf die Wissenschaftler zu hören, die von Anfang an gesagt haben, dass es nicht nur nicht funktionieren kann, sondern im Gegenteil auch noch wertvolle Lebensräume zerstören wird, und jetzt .... tadaaaaaa, upsi.)
  • die, die gründen, weil sie in ihrem Fach unglaublich gut sind und eine grossartige Idee oder Fähigkeit haben, die die Welt doch als solche erkennen muss, aber keine Ahnung haben, wie man die anderen Menschen nahebringt, erklärt, "verkauft".

Und ganz ehrlich? Ich möchte mit/für keine Art solcher Menschen arbeiten. Entweder bist Du die wissenschaftliche Spassbremse, die behauptet, man könne keine "seven perpendicular red lines with a green pen" zeichen, weil es einfach unmöglich ist, oder Du bist der innovations- und wissenschaftsfeindliche Minibrain, der die Vision nicht verstanden hat und auf kleingeistigen Businesscases rumreitet.
Und ja, ich weiss schon, dass man vorher nie (fast nie, nicht immer) sagen kann, ob diese Gründer vielleicht doch der nächste Jeff Bezos, Steve Jobs, Bill Gates oder Marc Zuckerberg sind, oder aber das Geld ihrer Eltern, Erbtanten, Crowdfunder in den Sand setzen oder am Ende wegen Betrugs verurteilt werden.

Nun ja.
Sonst so: nach dem Mittagessen noch ausgiebig im grossen Asialaden eingekauft. Auch das ein Zeichen von "Es geht mir gut", weil ich nur dann Nerven und Musse für zB neue Sachen kochen habe. Und so habe ich fürs Wochenende das Buddha-Bowl-Kochbuch (Affiliatelink) vom Geburtstag durchforstet und sehr viel Abenteuerliches eingekauft (ich habe mittlerweile keine Hemmungen mehr, mit der Wunderlist zu Mitarbeitern zu gehen und zu fragen, anstatt selber 20 Minuten nach "Gochujang-Paste" zu suchen.

Daheim dem Hübschen von Herzen gedankt, der sehr viel Nerven in die nahtlose Integration des neuen Fernsehers in unser Heimelektroniksystem gesteckt hat, mit L. über den Realientest geredet, mit Q. Tage bis Weihnachten runtergezählt, zwei Maschinen Wäsche gewaschen und aufgehängt (kleine, weil meine Feinwäsche. Lässt sich praktischerweise in "dunkelblau" und "weiss" sortieren)

Gegessen:
Toast mit Mirabellenmarmelade
Veggie-Ramen
Dankeschönplätzchen von einer Kollegin
Salat mit Erdnüssen und viel Kräutern und eine Pizzaschnecke

Getragen: blaugraukariertes Strickkleid mit grauer Strumpfhose und Boots

Gelesen: "Benediction" und diesen Artikel, der die Aluhysterie sehr gut aufdröselt. Wenn jetzt bitte alle Leute mit dem Quatsch mit "Ich schmier mir Backpulver und Kokosfett unter die Arme, das geht genauso" aufhören würden, weil: nein, geht es nicht. Einfach nicht. Wenn Ihnen das noch niemand gesagt hat, dann nur deswegen, weil die meisten Menschen sehr höflich sind.


Gesehen: "The Crown" beim Strampeln, "Modern Family" auf dem neuen Fernseher, seit heute auch mit Soundsystem, weil vorher falsches Kabel. Next level: die 100 Jahre alte Wii mit dem 300 Jahre alten Steckersystem mit einem hoffentlich passend bestellten Adapterkabel anschliessen (der Hübsche), weil L. trotz der für Weihnachten anvisierten Switch schlimm weinen musste, als angekündigt wurde, dass der neue Fernseher keinen Anschluss für die Wii hat und das ja nicht schlimm wäre, weil meine Güte, die brauchst du doch nicht mehr, oder?
So ein Kabel braucht es.


Stressleveldurchschnitt gestern 16
Selbstbeweihräucherung: Nicht gelacht, als der recht junge Contractor mit den knalltürkisen Hemd knallrot geworden ist, als ich ihm bei unserer frühmorgendlichen Begegnung am Wasserspender "I like the color of your shirt!"sagte.

Ich habe ja die Aussicht aus dem 20. Stock auf die Baustelle gegen die Aussicht aus dem 4. Stock auf entweder das Dach gegenüber oder den Hinterhof des Bahnhofs getauscht. Heute habe ich das erste Mal auf dem Klo aus dem Fenster geschaut und hm, vielleicht gehe ich jetzt öfter mal dahin.