130919: Freitag, der 13.
Sansa kam schon um kurz vor acht zum ersten Mal wieder nach Hause, im Maul eine quietschlebendige Maus. Man merkte ihr die Vorfreude auf das ausgiebige Spielen und dann Verspeisen im Warmen, Trockenen richtig an, dementsprechend empört war sie auch, als ich sie kurzerhand in L.s Zimmer verfrachtete und mit dem Hübschen die Maus fangen ging. Note to self: weder das Rohr des Staubsaugers (ohne Sauger hintendran, nur zum Gang simulieren) noch der Milchschäumertopf (sorry, der stand da halt grad) sind eine gute Hilfe, am besten geht es mit der Hand (diesmal auch ohne Schwanzprobleme). Der Hübsche brachte die (auch sehr empörte) Maus wieder raus (wir finden: Gärten mit katzenhassenden Hunden drin sind vermutlich ein guter Auswilderpunkt (unser erster Hund hat auch Mäuse gefressen, aber wer weiss), Sansa konnte es gar nicht glauben, dass die Maus auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.
L. kam mit Bauchweh und blass um die Nase nach unten und ja, es war nicht die schlaueste Idee, ihn mit Tee und Toast im Bauch trotzdem mal Richtung Schule zu schicken. Er kam ungefähr ein Drittel der Strecke, schaffte es nicht mehr ganz zum Mülleimer und seitdem bleibt NICHTS mehr im Magen.
Praktischerweise ist heute eh mein Homeofficefreitag, da habe ich jetzt sehr schlappe Gesellschaft auf dem Sofa (ich hatte eine 45minütige TC. In dieser Zeit hat L zweimal gespuckt (immerhin im Bad mit Tür angelehnt und beide Katzen kamen laut miauend und Leckerli fordernd ins Haus. Immerhin mauslos.).
14 Jahre Elternschaft lassen mich auch relativ unbeeindruckt neben einem spuckenden Kind Mittagessen, hilft ja nix :-).
Immerhin ist L. gross und auch wenn für ihn genau wie für mich Magendarm der Endgegner ist und er wirklich elend war: er trifft die Schüssel, er hat eingesehen, dass ruhig auf dem Sofa liegen durchaus etwas Angenehmes sein kann und so kam ich zu einem recht
Beendet wurde er auf die maximal skurrile Weise, es riefen nämlich zwei Männer durchs offene Küchenfenster rein "Hey, komm mal raus, ich zeig dir was!"
Soweit, so daneben, so nicht unbedingt ungewöhnlich bis auf den Tonfall und die Duzerei.
Es stellte sich heraus, dass sie "Von unten Fassadenreiniger" sind und brutal viele Referenzen von den Leuten hier und aus der anderen Reihe haben, um fünf haben sie einen Termin bei denen mit der blauen Tür und danach sähe die Fassade wieder wie neu aus, es wäre auch total günstig und sie bräuchten kein Gerüst, sondern würden das von unten machen, "Schau mal, ich zeigs dir." Und bevor ich "Pieps" oder "Hallo, Bürscherl, brennt dir der Hut, hier irgendwas an meiner Fassade mit btw offenen Fenstern hochzuspritzen?" sagen konnte, hat er mit so einem Spritzdings (kein Hochdruckreiniger, das wird noch relevant!) eine Brühe unten an die ursprünglich mal weiss gestrichene Dachunterkante gespritzt.
Zur Einsortierung: hier sind alles sehr einheitliche Reihenhäuser, alle weiss gestrichen, alles Holz ebenfalls. Das wird mit der Zeit halt schmuddelig und ja, irgendwann müssen wir unsere Fassade neu streichen lassen. Was ich aber halt echt überhaupt gar nicht haben kann, sind durch den Weg ziehende Maler (und seit heute auch "Fassadenvonuntenreiniger"), die "Nur heute noch, in fünf Minuten hätten wir Zeit" ein Superangebot machen, aber halt sofort, ne, Karte hätte man keine, man wäre doch jetzt eh da und mal ehrlich, die Fassade könnte es wirklich brauchen. Da haben sie ja nicht mal unrecht, aber ich finde halt, entweder suche ich mir da selber jemanden oder ich suche mir mit den anderen Reihenhausbuddies jemanden, damit wir uns Anfahrt oder was auch immer teilen können und unser Reihenhaus nicht ausschaut wie ein Flickerlteppich, aber ich mache NIX an der Haustür, nix ohne Angebotsvergleich etc.
Nun ja, ich kam gar nicht dazu, irgendwas in der Hinsicht zu sagen, weil ja irgendetwas von unserem Dach nach unten tropfte. Auf uns alle. Und Jonny, der in dem Moment gerade heimkam. Die Dachunterseite war übrigens an der eingesprühten Stelle wirklich total weiss, dafür roch es aber extrem nach Chlor, meine Augen brannten, meine Haut (immerhin trage ich eine Brille, das Zeug war ÜBERALL!) brannte juckte und brannte, und der "Fassadenvonuntenreiniger" meinte: "So, hast Du Schlauch? Jetzt brauch ich Wasser! Wo ist Schlauch?"
Ich mag ja vor allem deshalb keine Haustürgeschäfte, weil ich mich so unglaublich unwohl dabei fühle, Leuten ins Gesicht zu sagen, dass ich NIX mit ihnen zu tun haben will, aber noch weniger mich über den Tisch ziehen lassen möchte. Ich weiss jetzt: all diese Hemmungen sind übrigens in dem Momet überwunden, wo man mich und meine Katze (schwarz! Wie schaut die denn aus, wenn ihr Fell gemoonwashed wird?!) und mein Haus mit Hypochloritlösung duscht.
Ich setzte also Jonny ins Haus und meinte: "Ich hol jetzt garantiert keinen Schlauch aus dem Garten, ich will auch überhaupt nicht, dass Sie da mit irgendeinem superaggressiven Zeug rumspritzen, was ist das denn überhaupt? Das riecht total nach Chlor, das wird hier garantiert nicht rumgespritzt."
Der Fassadenvonuntenreiniger: "Nein, machst Du DIr mal keine Sorgen, da tu ich maximal 1% Chlor rein und zwar für meine eigene Sicherheit, das ist total harmlos, ganz ohne Chemie, nur natürlisch, schaust Du!"
Und damit spritzt er sich Brühe auf den Finger und leckt ihn ab. "Schaust Du harmlos, wo ist der Schlauch?"
Ich: "Also. Was auch immer das ist, wenn mit nur lose hinspritzen so schnell aller Dreck weggeht, ist das garantiert nicht "nur natürlisch" und auf gar keinen Fall harmlos. Ich bin Chemikerin, ich weiss, wie Chlor/Hypochlorit in welcher Konzentration riecht, reinigt und schädlich ist. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass Sie das hier rumspritzen an Fassade und über den Garten und über mich und meine Katze. Ein gutgemeinter Expertenrat: Sie sollten das auch nie wieder ablecken und Chlor hat keinen Mehrwert für Ihre Sicherheit."
FVUR: "Boah, soll ich Dir die Katalogseite von der Wunderlösung zeigen? Das ist total harmlos!"
Und damit taucht er seine Hand in die Brühe und leckt die ganze Hand ab.
Ich: "Nein, ich möchte den Katalog nicht sehen, ich möchte nicht, dass Sie hier irgendetwas rumspritzen und ich kann Ihnen nur empfehlen, dass Sie in dem Katalog mal das Sicherheitsdatenblatt von der Wunderlösung oder Ihrem Sicherheitschlor lesen, da steht mit ziemlicher Sicherheit "nicht einnehmen" und was über Augen- und Atemschutz und Sicherheitskleidung. Wenn Sie Sich Ihr entfärbtes T-Shirt mal anschauen, dann sehen Sie auch warum. Ich mache aus Prinzip keine Geschäfte an der Haustür und ich finde das jetzt grad extrem unangenehm und ich möchte, dass Sie einfach gehen."
Und damit bin ich ins Haus zurück, obwohl er draussen weitergezetert hat, und ich ärgere mich jetzt wirklich, vor allem, weil das ganze Haus nach Chlor riecht und draussen Hypochloritlösung in den Garten tropft und die Fassade noch schrummeliger als vorher aussieht mit den weissen Schlieren.
Als der Hübsche heimkam, ist er gepflegt ausgetickt, weil die FVUR gestern schon da waren und er ihnen sehr deutlich gesagt hat, dass es bei uns kein Geschäft gibt und sie nie wieder kommen sollen. Jetzt sitzt er auf der Lauer und wartet, ob sie nochmal vorbei kommen und hui, vielleicht duscht er sie dann mit der harmlosen Lösung. (1300CHF hätte der Spass gekostet, falls Sie Lust auf einen Riesenschnapper und danach kein Gras im Garten mehr, dafür aber Chlorakne haben).
So, Feierabend, drücken Sie uns die Daumen, dass L., dem es schon wieder besser geht, der einzige Seuchenvogel im Haus bleibt!
Gegessen: Toast mit Honig, Kürbissuppe, Pizza
Gelesen: Harry Hole
Getragen: Jeans, TShirt, immer mal wieder Strickjäckchen
Gesehen: "How to sell drugs online (fast)"
Stressleveldurchschnitt gestern: Band am Ladegerät vergessen
Selbstbeweihräucherung: Kotzprofi :-)