Mittwoch, Juni 26, 2019

260619 Champagner und Frust

Überraschenderweise begann das erste Meeting ds Tages um neun heute mit einer Runde Champagner und Erdbeertörtchen. Alle schauten erst ein bisschen verwirrt, weil ehrlich gesagt brennt es in dem Produktteam an allen Ecken und Enden, aber: wir alle haben in den letzten Monaten so viele Brände gelöscht und konnten uns darüber gar nicht wirklich freuen, weil es an drölfzig anderen Ecken neu aufloderte, da war es eine sehr angenehme Abwechlsung, sich mal für 10 Minuten bewusst zu machen, was wir alles geschafft haben.
Der Rest des Tages: eher so mittel, weil ... ach, ich mag das gar nicht näher ausführen, Larifari und Ineffizienz und vollmundige Versprechungen extrem optimistischer Timelines, die dann kommentarlos gerissen werden, sind meine Endgegner. So sehr Endgegner, dass ich heute um halb 4 eine immer noch höfliche, aber zwischen den Zeilen sehr deutlich stinkige Mail geschrieben habe, dass ich meinen Teil der Arbeit hier abbreche, und nicht wieder anfange, bevor ordentlich über die Bücher gegangen wurde. (Naja, und anscheinend wurde dann ein paar Stunden später bei dem Projektmanagerkollegen angerufen und gefragt, wie ich was im Detail gemeint hätte und ich schwanke jetzt zwischen "Hm. Bin ich so betriebsblind und grundsauer, dass ich Mass und Ziel verloren habe?" und einem kräftigen "Habt ihr noch alle Latten am Zaun? Erstens steht das alles aufgeschlüsselt und erklärt und Copy/Paste-fertig in den Kommentaren, zweitens: warum ruft ihr den Projektmanager an und nicht mich als SME und drittens: warum erst jetzt und nicht vor zwei Wochen?" und einem ganz leisen: "Joah, und gar nicht mal so lang hin, dann ist das nicht mehr mein Problem", aber dazu morgen die Details.)
Nun ja, ein Donnerstag voller Alignment-Meetings wartet auf mich und ich habe jetzt ja schon den Ruf des "Tough Guy", also, was soll schon schief gehen.

Beim Heimfahren gemerkt, dass die Bus und Bahnbetreiber in der Schweiz jetzt aus Gründen das mit dem Klimatisieren seinlassen. Ich schwanke zwischen "Früher gings ja auch ohne" und "Genau, warum Diesel in die Luft pusten, um ein andauernd sich öffnendes Behältnis auf 20 Grad zu kühlen?" und "Ist auch viel gesünder, wenn man nicht dauernd schwitzt und friert im Wechseln" und ... naja, vor allem Schwanken, weil holla, es ist wirklich, wirklich heiss.

L. hat den Nachmittag im Planschbecken verbracht, Jonny freut sich, dass wir ihm einen grossen Wassernapf in den Garten gestellt haben,

und zack, ich muss Schluss machen, Q. ist vom Unihockeytraining zurück und wie der hübsche so schön gesagt hat: "Apokalypse kann man nicht verschieben", deshalb muss ich jetzt das "Dark"-Finale schauen.

Gegessen:
Granolajoghurtbeeren
Salatteller
Salatteller

Getragen:

seit dem gebrochenen Zeh erstmals wieder hohe Hacken. Mit dem Champagner und einmal quer durch die Stadt bei tausend Grad eine durchaus mutige Wahl.

Gelesen: Stephanie Mailer
Stressleveldurchschnitt gestern: 23
Selbstbeweihräucherung: den Kindern und mir halbgefrorene Zitronenwasserflaschen vorbereitet für den heissen Tag, "Ehrenmami" genannt worden; immer noch höflich geblieben und nett gewesen zum Praktikanten:

Ein bisschen niedlich ist der Werksstudent  (Praktikant? Ich weiss es nicht), der im Turm manchmal schräg gegenüber von mir sitzt. Er kam an, als ich gerade mal wieder innerlich fluchend bei einem Dokumentenreview sass und fragte: "Darf ich Dich mal stören? Hast Du Dir grad einen Kaffee geholt?" Hatte ich nicht, nur daran gedacht, dass ich gerne einen hätte, und er meinte: "Ja, weil es riecht hier so lecker nach Kaffee, irgendwer hat wohl einen vorbeigetragen, da krieg ich immer voll Lust drauf. Wenn ich mir dann aber einen hole, dann riecht der nie so und schmeckt auch nicht toll."
Wir sind also gemeinsam zur Kaffeemaschine gedappelt, ich habe ihm gezeigt, wie ich meinen mache, er hat bestätigt, dass der gut riecht, hat sich selber den gleichen gemacht und festgestellt, dass er anders riecht, wenn er ihn sich selber unter die Nase hält und schmecken tut er auch nicht, halt wie Kaffee und eigentlich mag er keinen Kaffee, aber er würde sich so gern dran gewöhnen. Ich habe ihm versprochen, wann immer ich mir einen hole, extra viel Richtung seinen Schreibtisch zu wedeln :-).