Dienstag, Januar 15, 2019

Dienstag, 15.01.2019: Mausetot.

Heute haben die Katzen zusammen eine Spitzmaus erlegt. Soweit so traurig, so natürlich, so gut, dass sie sie nicht ins Wohnzimmer geschleppt haben.

Was aber wirklich ein bisschen spannender ist, ist die Geschichte, wie wir das gemerkt haben und welche Art der Kommunikation wir uns angewöhnt haben und was für Technik da mit reinspielt.
Also:
Wir haben eine Überwachungskamera (no need for discussion about privacy, weil: not your cup of tea und wir haben das im Blick (höhöhö)) im Wohnzimmer stehen seit ein paar Wochen, unter anderem (eigentlich vor allem), weil wir ein bisschen sehen wollen, was die Katzen treiben, wenn keiner daheim ist und ob sie daheim sind. (no need for discussion, dass wir ja auch nix machen könnten, wenn sie nicht da sind). Die Kamera ist so eingestellt, dass sie zwar immer überträgt, aber nur aufzeichnet, wenn eine Bewegung registriert wird. Wenn Menschen als bekannt freigeschaltet werden, werden die nicht aufgezeichnet und man bekommt auch nicht andauernd Bewegungsmeldungen. Wenn also keiner daheim ist, nimmt die Kamera Schnipsel auf, sobald eine Katze sich im Sichtfeld bewegt. Wir haben zB ein ein bisschen peinliches Schnipsel gespeichert, auf dem zu sehen ist, wie Jonny beim sich Putzen vom Sofatisch fällt. Das zeigen wir an seiner Hochzeit. Der Hübsche und ich haben heute beide via App beobachtet, dass beide Katzen relativ lang draussen vor dem Türchen rumgehampelt haben und schon vermutet, dass da ein Tier dran glauben musste.
Soweit zum ersten Gadget.
Ausserdem haben wir eine Alarmanlage, die wir scharfstellen, wenn wir das Haus verlassen und die auf Tür- und Fensteröffnen reagiert (nicht auf Bewegungen). Wenn wir also heimkommen, haben wir wie in jedem amerikanischen Film eine bestimmte Zeit, um den richtigen Code am Panel einzugeben. Dazu piept es immer lauter und immer schneller, das trägt nicht unbedingt zu ruhigen Fingern beim Tippen auf den winzigen Tasten bei. Wenn man den falschen oder keinen Code eintippt, geht eine höllisch laute Sirene los, ausserdem bekommen der Hübsche und ich eine SMS mit "EINBRUCH!" und einen Anruf aufs Handy, in dem eine Computerstimme "EINBRUCHEINBRUCHEINBRUCH" sagt und das ist sehr unheimlich.
Heute war Q. der erste, der nach Hause kam und er hat sich erst vertippt, dann gemerkt, dass er den Code nicht PIEPIPEIPEIEIEEPPPIPIPIPIPIPIPIPIIIIIIIIIIIIIP hinbekommt, dann hat er das Notfalauschaltdingsi gesucht, PIIIIIIIIPIPPPPPPPPIIIIIIP nicht gefunden und zack, "EINBRUCHEINBRUCHEINBRUCH"
Ich war selber schon auf dem Heimweg und war gänzlich unbesorgt wegen Einbrechern, eher wegen Trommelfellen. Ich rief also Q. an, um ihm im Notfall zu erklären, wo das Dingsi liegt oder nochmal den Code zu sagen. Aber: es war schon alles ruhig, also hat er es hingekriegt. Als ich ihn schon mal am Apparat hatte, bat ich ihn, doch mal vor die Katzentür zu schauen, ob da ein Massaker oder nur ein Blatt oder Müll oder eine Ikeagurke wären. Erst sah er nix, dann aber doch und zwar "Boah, Mami, da liegt eine Ratte!" Ich hatte grad wieder schlechtes Gewissen wegen Kind traumatisiert (und ein bisschen schlechtes Gefühl wegen "Aaaaaaw, ich hatte früher auch Ratten, die sind so süss!" und ein bisschen "eeeeew, wieso gibt es bei uns in der Gegend Ratten?"), aber Q. bestätigte, dass die Ratte noch total ganz sei und sicher tot und halt so am Rücken liegen würde.

Ich legte also auf und wollte gerade den Hübschen anrufen, um ihm von der Grosstat der Killerkatzen zu erzählen, da brummelte Google Hangouts und es stand da "Lass sie ruhig liegen, ich schau sie mir noch an und räum sie dann weg." Und während ich noch kurz überlegte, ob mein Handy abgehört würde oder der Hübsche lautlos hinter mir herschleicht oder was, klärte er mich auf: Er hatte, als seine "EINBRUCHEINBRUCHEINBRUCH"-Meldung kam, in den Live-Feed der Kamera geschaltet und erstens mitbekommen, dass Q. ihn wieder ausgekriegt hatte und zweitens unsere gesamte Konversation mitgehört (die Kamera überträgt Ton und Bild), weil Q. als Kind seiner Zeit natürlich das Handy natürlich immer auf Lautsprecher hat und halt wie in so ein Toastbrot reinredet.

So. Q. kriegt jetzt noch ein bisschen Nachhilfe in Nagetieren et al. und Grössenordnungen, weil eine Spitzmaus und eine Ratte, das sind ja schon zwei Paar Stiefel.


Gegessen (ha, das ist mal ne Überleitung :-)):
Granolaheidelbeerenjoghurt, viel Mandarinen, vegi Pad-Thai ganz allein in der Markthalle, weil ich zu spät für alle Lunchgruppen war, Chicoreesalat mit Orangen, Walnüssen und Blauschimmelkäse.


Getragen:
Absolutes all time favourite Lieblingskleid. Wird leider langsam ein bisschen fuddelig und mürbe.

Gelesen:

  • Michelle aus. (Sogar gestern abend noch)
  • Jetzt den ohne Grund nicht als Kindleversion erschienenen 5. Band der "Maria Kallio"-Reihe. (Amazon-Affiliate-Link)
  • Ausserdem das herzerwärmende Porträt eines Busfahrers aus dem Schwarwald: Alex, via @fliggerit. Ich musste sehr schmunzeln und an die Schulbusfahrer Sepp und Rudi denken, die meine Kindheit, die meiner Schwestern und aller Schüler der Dorfgrundschule, die auf zwei Dörfer aufgeteilt war, mitgeprägt hatten. Noch heute erinnern wir uns bei jedem Spaziergang daheim dran, wie der Sepp den Bus geparkt hat und hinter den Wasserspeicher gebieselt hat, wie er mal so wütend auf ein Kind wurde, das andere getriezt hat, dass er ihn vor die Tür gesetzt hat, mit, wie wir uns alle einig waren: "glühenden Augen", und wie sie mal eine Abkürzung ausprobiert haben und wir an einen Bahnübergang kamen, der immer zu war. Ein Kind musste aussteigen und an dem dort hängenden Telefon beim nächsten Bahnhof anrufen, die haben dann die Schranke hochgemacht. Allerdings nur kurz und zwar zu kurz für einen Schulbus, so dass wir mit Schranke auf dem Dach quer auf den Gleisen steckenblieben und nochmal einer aussteigen und anrufen musste. (Hätte ganz schön blöd ausgehen können, aber das wussten wir damals nicht. Wir sind auch nie wieder diese Strecke gefahren).

Stressleveldurchschnitt gestern: 15

Selbstbeweihräucherung: Es gibt so Projekte (in meinem Fall: zwei), da geht man die sprichwörtliche Extramile nicht nur freiwillig, sondern tanzt sie praktisch. Während man Konfetti- und Glitzerwolken ausstösst. Im übertragenen Sinne, weil: foreign matter. Auch, wenn die Extramile nicht nur eine, sondern ungefähr 150 sind. Über sehr steiniges Terrain. Und ich frage mich, warum das für manche Projekte (in meinem Fall Produkte) so einfach ist und ich für andere wie ein motziges Rumpelstilzchen die Extramile vor mich hinstapfe und JEDEM erkläre, wie unnötig das ist und dass man einfach die Strasse richtig ausbauen müsste und für gescheiten ÖV sorgen müsste, dann wäre das alles nicht nötig. Also: ich habe das Gefühl, alle Metaphern und Vergleiche für den heutigen Tag genutzt zu haben, Sie verstehen was ich meine? Ich tanze grad mal wieder ein Stück.