Freitag, März 09, 2018

Reif fürs Wochenende

Der Abend gestern war dann noch unentspannter als gedacht, den als ich fix und foxi vom Crosstrainerrennen, Abendessen machen, Kinder ins Bett begleiten, nur noch mit einer Tasse Tee Little L.s Geburtstagwunsch bestellen wollte, stellte ich erst fest, dass japanische Begeisterung dafür sorgt, dass das Zeug nahezu vollkommen ausverkauft ist und erst im Sommer wieder lieferbar. Während ich mich also stoisch durch die kleinen Schweizer Holzspielzeugonlineshops klickte und dann irgendwann endlich bei einem fündig wurde, der sogar voll nah bei uns zum Abholen wäre :-), trudelten leider recht beunruhigende Nachrichten von Italienprojektseite ein. (Ich freue mich morbide über den abschliessenden Lessons Learned Vortrag unter dem Motto "New season of "A series of unfortunate events" available")
Es ist schon irgendwie cool, meinem Hirn bei der Arbeit zuzusehen, das aus dem "Scheissescheissescheissescheisse, alles kaputt" recht schnell ein "Aber mal halt, heissen diese Daten wirklich das? Was könnte der Grund dahinter sein? Wie können wir das rausbekommen?" zu machen und sehr schnell den Finger auf potentielle Fehlerquellen und Nachweismethoden legen zu können (und sehr schnell mit pragmatischen Lösungsvorschlägen zu kommen, etwas, was Leute ausserhalb der Arbeit ja nicht zu schätzen wissen, aber hey, ich habs jetzt nicht probiert, aber ich bin mir zu ungefähr 100% sicher, dass ein "Einfach mal zuhören und empathisch Mitgefühl für die Lage zeigen" nicht das ist, was ein leicht schlingerndes Projekt zurück auf Kurs bringt. Ich muss aber natürlich zugeben, dass ich es noch nicht getestet habe.*
Also habe ich gestern noch alte Untersuchungsberichte durchsucht, mit der Kollegin in Basel hin- und hergemailt, eine Theorie mit Bitte um Check nach Irland geschickt und dann kam Gottseidank irgendwann der Hübsche nach Hause und wir haben den Weltfrauentag gebührend mit der ersten Folge der neuen Staffel "Jessica Jones" gestartet.


Heute morgen dann hat sich das Stylen und Schminken zu nachtschlafender Zeit furs Homeoffice nichtig gelohnt**, weil schon morgens um acht ein Call mit Japan angesetzt war und während bei den US/Europäischen Meetings der ungeschriebene Code gilt, dass man die Webcam aushat, hatten die Japaner ihre alle an und so haben wir uns aus Höflichkeit verpflichtet gefühlt, die auch anzumachen.
Dank der von Corporate IT vorgeschriebenen Verwendung von Google Meet statt WebEx ging es relativ schnell. Bis wir uns alle hören konnten, waren 10 Minuten vergangen, nach weitern 20 Minuten ging die Audioqualität so sehr in die Knie, dass wir per Chatfenster beschlossen, das Ganze per Mail fortzusetzen. Neue Technik, der Hammer, ich sags Ihnen.. (All diese selbsternannten Umweltaktivisten, die laut tröten "Mit der heutige Kommunikationstechnologie sind ALLE Geschäftsreisen total unnötig, das kann man alles online lösen", würde ich gerne mal mit echter Arbeit und echt zu erledigenden Dingen mit Kollegen am anderen Ende der Welt in so ein Google Meet sperren).


Eine Stunde später nur mit lokalen Kollegen ging es besser, aber immer noch nicht gut.
Sonst: Suppenmittagessen mit den Kindern, weil keine Zeit für richtig kochen, Arbeit, Arbeit, Arbeit, keine Antwort aus Italien, Handwerkergespräche für den Umbau (das wird super. Architektin, Klimaanlagenmann, Storenmann, Elektriker, kein Zimmerer, weil der heute die Schrauben von einem Arbeitsunfall aus dem Arm bekommt. Ich hab mir die Witze zum Thema: "das könnte der doch selber machen" gespart), mit den Kindern über die Schule geschwatzt, zum Abendessen gibt es jetzt dann selbergemachtes Sushi satt.


But first: Badewanne mit "Endlich Wochenende"-Aperol-Sprizz


Selbstbeweihräucherung: Ich kann das mit dem Troubleshooting und Firefighting echt ganz gut. Obwohl es jedes Mal mit adrenalinzittrigen Fingern und dem "scheissescheissecheisse" im Kopf anfängt.


* Es hätte schon mal was. "Waaaaaah, Frau Brüllen, das IPC-Muster des aktuellen Ansatz sagt, dass die Reaktion nicht ansatzweise stattgefunden hat, es ist kein Reaktionsprodukt nachweisbar." "Oh. Das klingt nicht schön. Wie geht es Dir damit?" anstatt "Habt ihr schon das Laborfehlerprotokoll abgearbeitet? Gar kein Reaktionsprodukt kann ich mir nicht vorstellen, aber ich überprüfe mal die Batchdokumentation, während ihr schaut, ob die Geräte ordentlich gearbeitet haben." (und dann war es eine Luftblase in der HPLC-Säule. Also: nicht gestern, sondern früher mal. Gestern und heute ist es was anderes.


** Ich schminke mich immer. Auch am Wochenende. Auch, wenn ich sonst nur einen Onesie trage. Ich gefalle mir damit besser. Oder, wie gewisse bodypositive, selfempowering, true feminist Kreise sagen würden: "Ich bin durch Selbsthass zerfressen und halte mich sklavisch an mir von der GESELLSCHAFT eingeimpften kranken Schönheitsideale, anstatt selfempowered Perlen in die Dreadlocks meiner Achselhaare zu knüpfen"

2 Kommentare:

Caramelia hat gesagt…

Also Frau Brüllen, echt jetzt. Dank des letztens Absatzes durfte ich jetzt japanisches Hackfleisch aus der Tastur putzen ... solche Brüller Sätze ohne Vorwarnung!

Respekt, dass Sie sich immer schminken, ich finde das echt super (auch wenn das natürlich keinen Einfluss darauf hat, wie Sie sich damit fühlen). Ich gehöre ja mehr der "zur Feier des Tages nehm ich mal Mascara" Fraktion an und bin immer ein bisschen neidisch auf die schön zurecht gemachten Frauen. Ich bin dafür in der Früh einfach nicht koordiniert genug *soifz*
Und wenn wir ehrlich sind: gut gemachte Schminke fällt eindeutig in die Kategorie Kunst und über künstlerischen Ausdruck sollte sich wirklich niemand aufregen.

Martina hat gesagt…

Das Bild der Achselhaardreadlocks wird mich heute durch den Tag begleiten.
Gesendet geschminkt im Jogger aus der Küche ;)

Gruß von greeny1962