Sonntag, Juli 16, 2017

#noerdstrom Tag 8: Flam - Norheimsund

Heute morgen sind wir total unerwartet ganz von allein ohne Alarm aufgewacht und beim Blick aus dem Fenster erst mal erschrocken: im Anlegebereich lagen drei riesige Kreuzfahrtschiffe. (jajaja, ich hatte das beim Wetterbeobachten die letzten 7 Monate schon das eine oder andere Mal gesehen, im Reiseführer und Reiseberichten war oft zu finden: "Wenn die Kreuzfahrtschiffe kommen, ist die Hölle los."



Gut, wir wollten eh los, aber NICHT OHNE MEINE ZIMTSCHNECKEN! Wir hatten gestern abend noch geschaut: die Bäckerei machte um 9 auf, auch am Sonntag. Also hüpften Q. und ich in unsere Kleider, L. und der Hübsche machten die Wohnung abfahrtsbereit, und wir zwei schafften es tatsächlich, um 8:59h an der Bäckerei zu sein und die ersten beiden Zimtschnecken des Tages (und noch so einiges) einzukaufen. Währenddessen strömten draussen die Menschenmassen vorbei, die von in CorporateKreuzfahrtfarben gekleideten Leuten wie Vieh in Richtung Fjordrundfahrt, Flamsbana, Busse nach Undredal oder Gudvangen oder zur Brauereibesichtigung gescheucht wurden. Little Q. und ich hatten das Gefühl, mit unseren duftenden Bäckertüten in der Hand auf einer Art Schockwelle von Menschen davonzureiten :-) (Am lustigsten fanden wir, dass uns auf dem Hinweg zwei müde Schiffsoffiziere in vollem Ornat entgegenkamen, am Rückweg hatten wir die Bäckertüten und sie je eine offene Bierdose und ein Sixpack in der Hand. Q. meinte, vermtlich ganz richtig: "Die haben jetzt endlich mal ein paar Stunden Ruhe auf dem Schiff und chillen da mal." (Mit der Historie der Costa Cruises kann man das auch anders interpretieren, aber who knows)

Zurück in der Wohnung bepackten wir das Auto und machten uns nochmal auf den 5km Umweg nach Aurland zum Supercharger, weil bis Bergen keiner mehr kommt. Während das Auto sich den Wanst vollschlug, verdrückten wir unsere Bäckereibeute :-).

Dann ging es auf die Strecke an den Hardangerfjord nach Norheimsund. Schon ein paar Kilometer hinter Flam begann der Regen und der zusammen mit den unzähligen Bussen voller Kreuzfahrer, die den winzigen Ort überfluteten, schenkten wir uns das Wikingerdorf in Gudvangen und verabschiedeten uns nur kurz vom Naeroy-fjord, bevor wir weiter in das Tal hineinfuhren.







Während der Hübsche chauffierte, las ich schnell noch die Route in zwei Reiseführern parallel durch und weil wir eigentlich bis auf "nach Norheimsund fahren und dann schaumamal" heute kein Programm hatten, haben wir ein paar spontane Abstecher gemacht. Den ersten schon kurz hinter Gudvangen, nämlich zum Hotel Stalheim (ich habe zu viele Serien wie "The man in the High Castle" und so Sachen gesehen, um da nicht seltsame Assoziationen zu bekommen), wo man auch ohne Hotelgast zu sein, auf die Aussichtsterrasse darf und sich den Abgrund anschauen kann. Danach ging es dann die Haarnadelstrasse hinunter, die, wie im einen Reiseführer richtig, im anderen und auf Google Maps nicht erwähnt wird, eine Einbahnstrasse ist und zwar nur bergab.






Da links geh die Strasse runter


Weiter ging es durch den Regen, vorbei an Bergenflüssenseenwasserfällentouristenbussenwohnwägen, bis auf einmal ein ganz besonders schöner Wasserfall rechts auftauchte, nämlich der Tvindefossen. Da sind wir dann trotz Regen ausgestiegen und haben uns nassspritzen lassen.




Die restliche Strecke war dann tatsächlich ein bisschen anstrengend zu fahren, weil es echt richtig regnete, ich ganz schön hungrig wurde, die Strasse sehr eng und ich ein bisschen müde wurde.
Ausserdem ging mein Superplan, uns in einem Supermarkt schnell ein bisschen Gemüse, Brot, Käse, Wurst, Salat für Sandwiches zu holen, nicht auf, weil, wie Sie schon, ich aber nicht, weil Hardcoreurlaubsmodus, wissen, heute Sonntag ist und da alles zu hat. Irgendwann war da dann am Ufer des Hardangerfjords ein kleiner Obst- und Imbissstand, der mir mit einem halben super guten Lachsbrötchen, einem mittelmässigen halben Stück Käsekuchen und einem echt schlechten, aber lebensrettenden Kaffee die Lebensgeister zurückholte.

Kurz danach waren wir dann auch schon in Norheimsund, checkten in dem historischen Hotel (wir wohnen im neuen Anbau, der Rest sieht fast nach "Haunted Mansion" aus) ein und liefen dann am Wasser entlang noch zum Schiffsbaumuseum, wo wir ein Miniboot bauten, und einiges über Bootsbau lernten.



Leider hatten sie nur bis 17:00h auf, aber wir hatten eh schon wieder Hunger. Und Achtung: jetzt habe ich eine echte Insiderinformation für Sie: wenn Sie an einem Sonntag in einem kleinen verschlafenen Nest in Norwegen sind und Hunger haben, kann es sein, dass nur das Nobelhotel, ei Chinarestaurant und ein Kebap-Pizza-Laden offen haben. Sie meinen, Sie sind auf der sicheren Seite, wenn Sie wegen 5.0-Sternen und "auf chinesisch hätte ich eigentlich echt Lust" in den Chinaladen gehen? Tja, dachten wir auch. Aber: nope. Keine gute Idee. Echt nicht. Ich wäre ja mit der Standardsüsssauer-Sosse oder von mir aus was, was nur nach Sojasosse schmeckt, zufrieden gewesen, aber das... das war echt ein ganz, ganz schlechter Witz. Es war bei jedem Gericht (süsssauer, mit Knoblauchchilisosse und mit Ha-Ha-Sauce, das sollte superscharf sein) die gleiche langweilige Gemüsemischung aus Weisskraut, Karotten und einem Stück Brokkoli dabei, schwimmend in lauwarmem, mit Stärke angerührtem Salzwasser. Aber hey, der Reis war  gut :-).

Nun ja, hätte man sich denken können. Egal.
Weil wir dann alle noch ein bisschen Bewegungsmangel hatten und es ausserdem nicht mehr wirklich stark regnete, beschlossen wir dann, vor dem Schlafengehen doch noch den Steindalsvossen, den Wasserfall, bei dem man hintendurch gehen kann, und der untertags wohl gnadenlos überlaufen ist, anzuschauen und das war dann noch sehr schön.



Morgen ist es dann soweit: wir sind auf Abfangkurs mit Familie Rabe und das wird ganz, ganz toll!

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