Zufriedenheit
Ein bisschen seltsam ist es, das hier zu schreiben, während ich mir Gedanken darüber mache, was ich morgen auf die Beerdigung eines letzte Woche für alle sehr überraschend verstorbenen Kollegen anziehe (ich habe schwarze Kleider nur für Winter... und hier hat es über 20Grad), vielleicht auch gerade deshalb nicht, vielleicht ist es auch hustensaftinduzierte Milde (Ich habe heute nur die Hälfte genommen, morgen muss ohne gehen wegen Autofahren), aber ich möchte festhalten: es geht mir gut. Richtig gut.
Nicht nur objektiv gut, weil das tut es ja nahezu immer (Familie gesund, glückliche Beziehung, Kinder super, zwei sichere, mehr als gut bezahlte Jobs, Haus, Auto, Katze, Leben im besten Land der Welt), nein, auch subjektiv. Die kleinen oder vielleicht auch nicht ganz so kleinen oder vielleicht auch nur winzigen oder manchmal auch nur eingebildeten Widrigkeiten, Aufgaben, Schwierigkeiten, Hindernisse, Sorgen, die es so oft verhindern, einfach mal uneingeschränkt froh zu sein, ... im Moment sind sie alle, wie ich es heute mehrfach in Risikoanalysen geschrieben habe: "in a controlled state" bzw. erledigt.
- Der Autowechsel hat geklappt, mit allem verbundenem Tralalala.
- Die Steuererklärung für 2016 ist erledigt.
- Die Muttermale sind ab, zwei von vier sind schon fertig verheilt, der Rest wird.
- Little L.s Geburtstagsfeier steht, Geschenke sind alle unterwegs oder schon hier.
- Der Tierarztcheck der Katze war viel besser als erwartet.
- Unsere neue Putzfrau ist super, zuverlässig und unkompliziert.
- Der Garten ist sommerbereit.
- Der Sommerurlaub und die nächsten Skiferien sind gebucht und bezahlt (ich gebe zu, so etwas auf eine "Schwierigkeiten unter Kontrolle"-Liste zu führen, erscheint seltsam, aber es ist halt nun mal so, dass unerledigte Dinge, und dazu gehören halt auch "grob anvisierte Urlaube" dazu, mir auf der Seele liegen und ich das Planen zwar schon auch mag, aber NICHTS so befriedigend, wie wenn alles in trockenen Tüchern ist. Und dann, wenn der Urlaub halt dann auch wirklich grossartig ist :-)).
- Die jährliche Leistungsbeurteilung bei der Arbeit ist rum und bei dem Ergebnis, von dem ich mir kurz überlegt habe, ob das arg ware, wenn man sich das einrahmen würde, klingt es auch komisch, wenn ich sage, dass ich da vorher doch ein bisschen mulmiges Gefühl hatte. Wie jedes Jahr.
- Es stehen wunderbare Besuche hier bei uns und von uns bei anderen an, auf die ich mich unglaublich freue. Was es noch besser macht: alles drumrum ist schon organisiert ;-).
- Bei der Arbeit erlebe ich gerade die perfekte Mischung aus "Ich weiss genau, was ich tue" und "Es kommt immer noch Neues, das ich dazulerne", aus strukturiert zu erledigenden, planbaren Aufgaben mit schönen Resultaten und den berühmten Feuerwehrübungen, wo man ganz schnell und spontan Lösungen finden muss.
6 Kommentare:
Liebe Frau Brüllen,
man sollte ja nur die Blogs lesen, die einem gut tun. Ich kann nicht behaupten, dass das für alle Blogs gilt, die ich lese. Aber dieser hier tut mir gut. Es gibt dafür mehrere Gründe, der heutige Post fasst das ganz gut zusammen, daher muss ich dazu
- Du (in meinem Kopf bist du "Frau Brüllen", aber mit "Du" - ich glaub, das macht dieses Internet!) bist mir ein Beispiel dafür, dass man immer mehr schafft, als man denkt.
- Ich bin nicht mit dieser total seltsamen Eigenschaft alleine, die mich dazu bringt, zum einen unfassbar an mir selber zu zweifeln, zugleich aber in irgendeinem versteckten Winkel des Herzens dann doch immer wieder, wenn´s drauf ankommt, ein total festes Selbstbewusstsein hervorkramt.
- Ein bisschen Pedanterie ist echt in Ordnung (und dieselbe Branche ist kein Zufall).
- A propos: Richtige Branche.
- Du lässt Hoffnung zu, dass man trotz allem lernen kann, dass in ausgewählten Situationen auch mal Fünfe gerade sein können.
Bitte weiter schreiben und niemals aufhören!
Ach wie schön!
Das ist einfach nur richtig toll und freut mich sehr!
Das freut mich außerordentlich.
Bitte in vollen Zügen genießen :-)
Slo
Einfach schön. Ansteckend schön.
Leben: läuft prima :-)
sonnige Grüße aus Frankfurt, Dorothee
Genießen Sie es (und vor allem: merken Sie sich dieses Gefühl!)!
Ich nehme mir immer vor, mir ein virtuelles Scheibchen von Ihnen abzuschneiden. Wirklich, Sie sind in SO vielen Hinsichten ein Vorbild!
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