Mittwoch, April 20, 2016
Little Q. will übrigens jetzt doch Chemiker werden, wenn er gross ist. Das liegt nicht etwa nur daran, dass der Hübsche und ich die Hammer-Role-Model wären und durch unseren glamourösen Chemiker-Lifestyle das Kind gar nicht anders kann als den Beruf cool zu finden, nein, das liegt an einem kleinen Mädchen aus den 50ern.
Little Q. verschlingt aktuell die "Flavia de Luce"-Reihe (Werbelink), in der eben diese Flavia mit einem Faible für Chemie und Giftmischerei einen Haufen Morde aufklären muss. Ich habe die Bücher selber nicht gelesen, nur den ausführlichen Beschreibungen von Little Q. gelauscht (und den Chemieteil auf Herz und Nieren geprüft sowie weitergehende Fragen beantwortet. "Mami, was ist in Strychnin drin?" "Stimmt es, dass man eine Blausäurevergiftung mit in der Sonne getrocknetem Taubenmist als Gegenmittel überleben kann?"* Wir haben aber über die kleinen, feinen Unterschiede von Blausäure und Zyankali gesprochen, ich kam eventuell ein wenig ins Dozieren, aber Little Q. weiss jetzt, warum Tetrachlorkohlenstoff so heisst, was es mit den SHVC und REACH auf sich hat, dass Sauerstoff meist zwei Bindungen ausbildet, Kohlenstoff meist vier, was Titandioxid ist, dass Arsen keine Verbindung ist, aber trotzdem giftig naja, so Zeug halt).
Was toll klingt:
eine Kinderkrimireihe, in der EIN MÄDCHEN die Hauptrolle spielt, das sich mit Naturwissenschaften auskennt, anstatt sich von Jungs die Welt erklären zu lassen und/oder retten zu lassen. Die Zitate, die mir Little Q. giggelnd vorlas, lassen auf einen sehr trockenen Humor schliessen und die Geschwindigkeit, mit der Little Q. die Reihe verschlingt, gut, das ist bei ihm nichts Neues.
Vielen Dank, liebe Angie, für den Tipp!
Wie es zu diesem Tipp kam, ist eine sehr skurrile Geschichte. Lassen Sie mich ein wenig ausholen:
Little Q. ist ja seit der zweiten Klasse Kindle-Besitzer. Sein Gerät ist mit meinem Amazon-Account verknüpft, wir suchen gemeinsam aus, was drauf kommt. Wenn er zB eine Reihe angefangen hat und sie ihm gefällt, darf er sich auch ohne Rücksprache die restlichen Bände kaufen. Diese Käufe beeinflussen dann natürlich die Buchempfehlungen, die Amazon mir macht.
Neben den skandinavischen Krimis etc., die ich verschlinge, tauchen dann eben Empfehlungen auf, die von "Percy Jackson", "Sonea", "Skulduggery Pleasant", "Artemis Fowl" (alles Werbelinks)etc., beeinflusst wurden. Das hilft mir tatsächlich, wenn auf einmal wieder sehr überraschend alles leergelesen ist und schnell Nachschub her muss. So geschehen, als Little Q. in einem Affenzahn die "Tribute von Panem"-Trilogie weggezischt hatte (Ironie des Schicksals: ich fand die Bücher als Erwachsene ja extrem flach und habe mich drüber geärgert, dass ich die aus Versehen in der Printversion sogar den Hübschen geschenkt hatte. Genau diese Printversion ist aber unauffindbar verschwunden, so dass ich sie für Little Q. auf dem Kindle NOCHMAL kaufen musste), und dann auf einmal auf dem Trockenen sass.
Die vielen Vorschläge aus dem Internet hatte er entweder schon alle durch oder bekam Angst davon, also musste was Neues her. Ich durchkämmte also schnell die Amazon Empfehlungen und stiess auf "Die Flüsse von London". Die Beschreibung klang nach etwas, was Little Q.s Beuteschema entspricht: England, Krimi, Polizei und Magie. Also: Leseprobe bestellt, Approval vom Kind eingeholt, Buch runtergeladen, Kind lesen lassen. Little Q. las das Buch also in zwei Tagen aus und lud sich nach Gewohnheitsrecht den zweiten Band runter. Während des Abendessens schaute er mich auf einmal von der Seite an und meinte giggelnd: "Du, in dem "Peter-Grant"-Buch, da ist am Schluss was ganz Verrücktes passiert: da hat eine Frau in einem Nachtclub den P.enis abgebissen. Sowas gibts nicht in echt, oder?" Ähm. Tja. .... Hmmm. Also.... Ich habe die eigentliche Frage dann nicht so wirklich beantwortet, sondern eher drumrum gefragt, was denn sonst noch so in dem Buch passiert wäre, und wie er das so alles fand. Offensichtlich hatte er keinen psychischen Schaden davongetragen, er fand es eher skurril, dass man als Autor auf eine so abwegige Idee kommen könnte, genauso offensichtlich war da in meiner Einschätzung der Tauglichkeit dieses Buches für einen 1ojährigen aber doch irgendwas echt daneben gegangen**. Ich war an sich voll des blinden Vertrauens für den Amazonalgorithmus und hatte bei jeder Empfehlung mit Magie oder so automatisch an ein Kinder- oder von mir aus Jugendbuch gedacht. Kann ja kein Mensch ahnen, dass auch Erwachsene Bücher mit Polizisten, die heimlich auch noch Zauberer sind, lesen. Wikipedia ergab dann begeisterte Rezensionen mit dem Tenor "Harry Potter auf Speed", Twitter mahnte an, dass es bei den Folgebänden NOCH krasser zur Sache gehen würde und so habe ich den zweiten Band ganz schnell wieder von Little Q.s Kindle gelöscht*** und dann eben sehr schnell Ersatz gebraucht. Das war dann Flavia und da sind wir ganz im grünen Bereich. Phew.
* Das bezweifle ich sehr.
** Die Zeit, wo ich alle Bücher vor Little Q. lese, ist längstens vorbei. Er liest so schnell und viel, dass ich zwar vermutlich schon hinterherkäme (oder eben vorneweg), aber ganz ehrlich lese ich lieber Bücher, die für Menschen meines Alters geschrieben wurden. Bisher hat das trotzdem ganz gut geklappt.
*** Wenn ich mit meinen aktuellen Neuzugängen auf meinem Kindle durch bin, lese ich die beiden Bände mal. Damit ich für die kritischen Fragen von Lehrer und Eltern, wenn Little Q. eine Buchvorstellung in der Schule macht oder so, vorbereitet bin.
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16 Kommentare:
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http://www.amazon.de/gp/aw/d/344236762X/ref=mp_s_a_1_1?qid=1461186240&sr=8-1&pi=SY200_QL40&keywords=bartim%C3%A4us&dpPl=1&dpID=61g%2BHGACbTL&ref=plSrch
Kennt er schon den "Goldenen Kompas" oder "Bartimäus"?
Klingt von der Beschreibung her so als könnte das was für ihn sein.
LG
Kathi
Flavia de Luce finde ich kann man auch als Erwachsener gut lesen (sag ich als 23 jährige) Steht ja in den Buchhandlungen of auch dort nochmal z.T sogar nur dort. Dafür braucht man definitiv Leseerfahrung würd ich sagen weil es manchmal doch sehr düster wird und nicht jedes Kind etwas mit britischem Humor anfangen kann. Skulduggery Pleasant fand ich auch toll (und führ Kinder gut an den britischen Humor ran find ich, wobei ich das auch noch mit 16 wirklich spannen fand. Ich finde es toll das Little Q. soviel liest und ihr ihm die Bücher so frei zur Verfügung stellt (lesen sollte man meiner Meinung nach immer fördern solange Interesse da ist)
Noch ein Tipp. Vielleicht gefällt ihm ja Emerald (DieChroniken von Anbeginn) - das sind auch drei Bände- auch eher englisch und jugendfrei :-) Und "Der verlorne Schlüssel" von Ralf Isau
Hach die Flavia-Reihe klingt toll. Die werde ich mir für das Tochterkind merken. Wäre mal etwas anderes als ihre ganzen Pferdebücher.
Jetzt liest sie erst einmal die Sissi-Reihe von Marieluise von Ingenheim (Uraltbesitz von mir).
Die Titelbilder sind zwar Romy-Schneider-Kitsch aber der Inhalt orientiert sich zum Glück sehr an der Historie und zeigt auch die weniger schönen Seiten der Kaiserin
@Kathi: kennt und liebt er beides!
Wie wäre es mit was "historischem" ( im Sinne von alt ) dem Bannsänger-Zyklus von Alan Dean Foster?
Fantasy in einer Parallelwelt mit einer Cultureclash/Magie/Weltrettungsgeschichte die ich in seinem Alter verschlungen habe.
Susanne
Flavia de Luce ist toll, allerdings schwächelte der vorletzte Band ein wenig. Durch die Rahmenhandlung, die eine extrem unerwartete und durchaus jugendgerechte Wendung im letzten Band nimmt, wird das aber wett gemacht.
Für mich eine typisch angelsächsische "All-Age"-Serie.
Ach ja, die Chemie darin habe ich mir von meinem Mann "überprüfen" lassen *g*.
"Die Flüsse von London" - ähm ja tja, die hat mein Mann mit Begeisterung gelesen, und abgesehen von Harry Potter (den ich ab Band 3 auch eher bei "all age" sehe) ist er kein Jugendbuchleser ;-)
ich mochte ja die Alanna-Reihe von Tamora Pierce sehr gerne - weibliche Heldin + Zauberei ;) Ist allerdings auch eine Liebesgeschichte dabei, das kann 10jährige vielleicht abschrecken?
https://de.wikipedia.org/wiki/Tamora_Pierce
Wie wäre es mit Rosemary Sutcliff, Adler der Neunten Legion und alle anderen? Danach kann er die gesamte englische Geschichte bis ins 17. Jhr., und die Bücher sind super gut! [Allerdings keine Chemie involviert...]
Und noch eines:
Die Zauberer von Capriona
Taube unter Falken
Rote Zora
Rosemary Sutcliff (und Auguste Lechner und auch die Sagen des klassischen Altertums) hat er schon durch, war sozusagen Sekundärliteratur zu Percy Jackson ;-)
Kennt litte q schon Patrick Rothfuss The Name of The wind? Hat meinem Mann sehr gut gefallen und er hat es auch schon mal einem Arbeitskollegen mit Sohn im gleichen alter empfohlen, da kam es wohl gut an. Ist Fantasy mit ohne Liebesgeschichte. Liebe grüße Melanie
Eventuell die Trilogie "die Stadt der wilden Götter" von Isabel Allende?
Die Miesel-Bücher von Ogilvi kennt es bestimmt schon.
Und ja, Peter Grant ist definitiv für erwachsene.
Wie sieht es denn mit klassischen englischen Kinderbüchern aus? Edith Nesbit (1858-1924) zum Beispiel. Die fand ich immer ganz zauberhaft.
Timothée Fombelle vielleicht für die nahe Zukunft?
Hmm, Indianergeschichten oder Abenteuer ist nicht so seins?
Ansonsten würde ich noch "Die Söhne der Großen Bärin" oder einen Teil der Karl-May-Literatur vorschlagen.
Auch "Blauvogel" habe ich im Alter von Q. geliebt.
Ich weiss gar nicht mehr - hat er die Skulduggery-Pleasant-Reihe schon durch?
Und mal für zwischendurch das Graveyard-Buch von Neil Gaiman; ist halt keine Serie.
Oh ja, Isabell Allende, "Die Stadt der wilden Götter" und die anderen, das wäre sicher etwas. Gilt ja eher als "Erwachsenenlektüre", aber war auch in Klasse 5 und 6 durchaus gut zu gebrauchen.Eventuell sogar schon die Scheibenweltenromane? Muss man mal mit einem teil ausprobieren.
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