Sonntag, April 17, 2016

"Das Essen steht im Kochbuch"

Heute abend, als ich mehr oder weniger freestyle (man weiss ja nach so und so lang Kocherfahrung, wie Risotto geht und wie Spargel kochen und überhaupt) das Essen von @giardino


nachgebaut habe (es war übrigens sehr, sehr lecker), fiel mir eine Begebenheit ein, die das Grundmissverständnis in der Beziehung zwischen meiner Mutter und mir sehr gut illustrierte, ist ja alles lang her):
Zur Vorgeschichte: meine Mutter sah es als ihre Pflicht, mir die grundlegenden Haushaltstätigkeiten beizubringen (ich wurde zB immer wieder zum Geschirrtücherbügeln und Kartoffelschälen zitiert, den vermeintlich notwendigen Einstiegsfähigkeiten in das Bügeln und Kochen im Allgemeinen.). Ich (ja, auch ich war mal in der Pubertät und ein bisschen rebellisch) fand das so langweilig und doof, dass ich mich mit Absicht so blöd dabei anstellte, dass ich als hoffnungsloser Fall entlassen wurde (wobei ich heute noch der Meinung bin, dass meine Art, das Messer beim Kartoffenschälen zu halten, für netto weniger Abfall sorgt, und Geschirrtücherbügeln ist das Allerallerunnötigste der Welt.). Ich hätte viel lieber ein ganzes Essen selber gekocht und wenn schon denn schon Blusen oder sowas gebügelt (nein, nicht ernsthaft), was ich übrigens dann immer machte, wenn meine Eltern am Nachmittag oder abends weg waren, immer peinlich darauf bedacht, dass die Küche hinterher mindestens so klinisch rein war wie vorher, weil (und ja, diese Ansicht habe ich übernommen ;-)) kein Essen so toll und grossartig sein kann, dass es ein Schlachtfeld in der Küche, das jemand anders wegräumen muss, rechtfertigt. So habe ich gelernt, um wie viel Hefeteig tatsächlich aufgehen kann und dass Geduld mehr hilft als zB die Hefemenge zu verdreifachen (wow, die Hörnchen sind explodiert im Ofen!), ich habe abends Eischnee mit der Hand geschlagen, weil sonst meine kleinen Schwestern, auf die ich aufpassen sollte, wieder aufgewacht wären und mich dann am Ende verpetzt hätten, ich habe mir das Kochen durch Trial and Error und mit Hilfe der Bibel aller k&k-stämmigen (Werbelink)selber beigebracht.
Langer Rede, kurzer Sinn: meine Mutter sah sich als unangefochtene Haushaltskoryphäe und mich als hoffnungslosen Fall. (Ich hoffe sehr, dass sie diese Einschätzung mittlerweile geändert hat, aber ich bin ja gross und deswegen ist mir das eigentlich egal). Weder uns Kindern noch meinem Vater wurde genug Alltagstauglichkeit zuerkannt, uns selber verpflegen zu können. Deswegen fand ich den Aufkleber, der damals in einem Hanuta drin war (erinnern Sie sich noch? Es gab da immer mal wieder entweder niedliche Katzenbilder mit lustigen Sprüchen oder eben Glitzeraufkleber mit Gespenstern zb), wo eine Gespenstermutter sich ausgehfein von den Kindern verabschiedete: "Das Essen steht im Kochbuch."
Ich fand den Spruch damals superwitzig, gerade auf die ungeliebte Küchenhoheit meiner Mutter hin und hielt ihn ihr vor dem nächsten Restaurantbesuch oder Elternabend oder was weiss ich, was meine Eltern damals abends gemacht haben, unter die Nase. Und statt des erwarteten Grinsens oder "Siehste, so machen wir das das nächste Mal" war die Antwort "Echte Hausfrauen brauchen kein Kochbuch, die haben das im Gefühl."

Well. Ich hatte schon immer ein Gespür für den richtigen Witz zur richtigen Zeit ;-). Wobei heute meine Mutter vermutlich stolz* auf mich gewesen wäre. Obwohl ich immer noch das Messer beim Kartoffelschälen falsch halte und Geschirrtücher nicht bügle.


*Ja, Mama, ich weiss, dass Du eh stolz auf mich bist :-*

1 Kommentar:

Margrit hat gesagt…

Selbst in unserem Haushalt, in dem aus Gründen fast alles gebügelt wird, gehören Geschirrhandtücher zum "fast" und nicht zum "alles" :)