Samstag, Dezember 12, 2015
Ein Kollege sagte letztens beim Warten an der Kaffeemaschine zu mir folgendes:
"Mensch, K., es ist so schön, dich wieder richtig lachen zu sehen."
Ich meinte: "Wieso denn das, ich lache doch immer?"
"Ja, das schon, aber letztes Jahr, da hat man dir angemerkt, dass das nicht ganz echt ist. So ein bisschen wie Tim Thaler, der sein Lachen verkauft hat, das klang dann auch nicht mehr echt und ansteckend. Jetzt klingt bei Dir wieder alles richtig."
Und was soll ich sagen.... normalerweise führe ich eh keine philosophischen Gespräche, auf gar keinen Fall nüchtern und schon gar nicht mit Kollegen, mit denen ich eigentlich nur im Kaffeeraum zu tun habe. Aber dieser Kollege, er hatte wirklich recht und ich hätte nicht gedacht, dass man mir das letztes Jahr so angemerkt hat.
Ich musste ja letztes Jahr freiwillig die Leitung eines Projekts übernehmen (und ja, das habe ich absichtlich so formuliert), das ... mhmmm.... ich im Prinzip schon ok fand, aber in der Ausführung und Aufhängung naja, also .... wirkliche Begeisterung ist anders. Ich hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben, deswegen habe ich es gemacht, und wenn ich was mache, mache ich es auch so gut ich kann (und das war, sage ich jetzt mal ganz unbescheiden) in dem Fall wirklich gut.
Ich persönlich fand das erstaunlich, weil ich bisher dachte, ich könne nur dann wirklich gut arbeiten, wenn ich mich für die Arbeit begeistere. Das muss nicht für alle Teilaspekte sein, das heisst nicht, dass ich nicht mal über Kollegen, Richtlinien, Prozesse, verschleppte Entscheidungen schimpfen würde, aber alles in allem dachte ich, ich müsse für das, was ich tue, brennen, um es richtig machen zu können.
Offensichtlich ist das nicht so und ich kann einen Job grossartig machen, von dem ich nicht 150% begeistert bin. Allerdings ist das dann für mich echt harte Arbeit und ich bin nicht so glücklich, was man mir offensichtlich auch anmerkt, obwohl ich mich echt bemüht habe, mein Signature-Strahlen beizubehalten.
Ich merke den Unterschied dieses Jahr extrem: ich mache meinen neuen Job mit der gewohnten Begeisterung, ich knie mich in die unangenehmsten und fieseligsten Details rein und es fühlt sich einfach gut an. Auch wenn ich mich über manches ärgere, die grosse Begeisterung macht es wett und die objektiv vermutlich anstrengendere Arbeit als in dem Projekt letztes Jahr fühlt sich nicht mal nach Arbeit an.
Und deswegen weiss ich jetzt für mich: ich muss nicht für meine Arbeit brennen, ich kann es auch ohne dieses Feuer wirklich gut machen. Aber mit Feuer ist es so viel einfacher und so viel schöner, dass ich das nicht missen möchte. Und mein Lachen ist wieder echt.
(Der Auslöser für dieses Post ist die begeisterte Aufnahme des SPON-Artikels "Warum man für seinen Job nicht brennen muss" in meiner Filterblase. Ich dachte eigentlich, ich würde dazu jetzt eine Brandgegenrede schreiben, aber ich lese den Artikel ja eher so, dass man nicht jedem Hirnfurz nachrennen muss und sein Leben hinschmeissen, weil man in der "Flow" von der Aussteigerfamilie gelesen hat, die jetzt vegane Pullis für Eichhörnchen aus australischem Buschgras aus einer Lehmhütte in Patagonien vermarktet, und man denkt, dafür könne man auch brennen. Das fände ich jetzt ja nicht unbedingt "Leidenschaft im Berusleben", sondern eher beknackt, aber vermutlich ist das auch nur ein Teilaspekt des Artikels. Und ich hoffe, Sie haben das oben richtig gelesen: ich schreibe über mich ganz allein, ich sage nicht, dass das bei allen oder überhaupt jemandem ausser mir so ist oder sein soll, gelle?)
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