Dienstag, Juni 16, 2015

Throwback Tuesday

Heute war ein sehr seltsamer Tag.

Es fing damit an, dass ich nicht um 7 in meinem Büro sein musste, sondern erst um 8:30h zu einem Symposium zu einem meiner Doktorarbeit nahen und in meinem Job auch gerade aktuellen Thema in einem Schulungsbau einer anderen Firma. Diesen Schulungsbau hat mein allererster Arbeitgeber auch schon oft genutzt, ich habe hier die Präsentation gehalten, bei der ich bisher am allernervösesten war (und die mit einem der besten Cartoons ever drin ;-)), gegenüber ist die Kinderkrippe, in der Little Q. seine ersten beiden "Freumdbetreuungsjahre" verbracht hat, ich war also eh schon nostalgisch gestimmt.

Ein von @fraubruellen gepostetes Foto am


Auf dem Hinweg dann wurde es ein wenig spooky, ich habe mich nämlich genau daran erinnert, genau diese Strecke mehrfach mit dem Hübschen zusammen geradelt zu sein. Nur: wann? Ich habe nie dort gearbeitet. Als der Hübsche dort gearbeitet hat, ist er zwar dort mit dem Radl hin, aber ich habe da gar nicht mehr bei der gleichen Firma gearbeitet. Als wir Little Q. regelmässig mit dem Fahrrad zur Krippe gebracht haben, haben wir noch in der Stadt gewohnt und nicht.... aha. Okay, immerhin ein Rätsel hat sich gelöst, weil: klar, wir haben in der Stadt gewohnt, aber auf halber Strecke zu dem kleinen Dorf, in dem wir jetzt wohnen, gearbeitet. D.h. wir haben das Kind abgeliefert und sind dann in die Pampa zum Arbeiten geradelt und abends dann diesen Weg zurück. So. Ein Rätsel gelöst.

Nun denn. Das Symposium war schon interessant, wenn man allerdings frisch einen Workshop zum Thema "How to present to executives?" hinter sich hat und darauf getrimmt ist, das Wesentliche in maximal 30 Minuten, noch viel besser in 2 Minuten und zur Not in 30 Sekunden zusammenfassen zu können, dann sind Vorträge, die für eine Stunde angesetzt sind, und aus immer identisch aufgebauten Slides aufgebaut sind und, wenn man fies ist, nichts Wesentlicheres als "Es ist kompliziert, aber ich habe echt viele Versuche gemacht" haben, .... eine Herausforderung. Ich war auf jeden Fall schon nach 20 Minuten froh, eine akademische Karriere nach Abschluss meiner Doktorarbeit nicht für 10 Sekunden in Erwägung gezogen zu haben, und auch nicht in der klassischen Einsteigerposition für Chemiker in deutschen Unternehmen, nämlich der Forschung, angefangen zu haben, sondern mit was Handfesterem.

Und dann hat sich wieder bestätigt, dass die Welt ein Dorf, die Chemie ein kleiner Weiler und die Basler Ecke in der Hinsicht eine Art Sammelbecken  ist: man kennt immer jemand. Aber gleich zwei Kollegen aus dem alten Arbeitskreis zu treffen, das war schon ... unerwartet. Vor allem, wenn man mit dem einen, um den anderen zu zitieren, "ich weiss auch nicht mehr, aber vage unangenehme" Erinnerungen verbindet. Erst war es ein undefiniertes leichtes Schuldgefühl (nach einer spontanen Whatsapp-Konferenz mit dem Hübschen liess es sich auf zwei Punkte einengen: eventuell haben wir an seinen Büropflanzen eine Versuchsreihe zum Thema "Kupfersalze im Giesswasser" gemacht*, und ganz sicher habe ich meine stinkenden Norbornen-, Cyclooctadien- und Ammoniak-Reste in seinem Labor "auslüften lassen, wenn er nicht da war. Und es könnte sein, dass ich irgendwie mal sein Labor unter Wasser gesetzt habe, aber da kann ich nicht wirklich was dafür, weil ich den Kühlwasserschlauch wirklich, ich schwör, mit einer Schelle festgemacht habe und auch nicht ahnen konnte, dass die Böden schräg sind und alles unter der Fluchttür zu ihm rüberläuft), dann fielen mir noch ein paar mehr Sachen ein, und dann sagte der andere Kollege "Von hinten sieht er aus, wie der Chef von Dilbert". Und das war sehr wahr.
Erstaunlicherweise erinnerte der mysteriöse Labornachbar sich dann auch sofort an mich, aber nicht wegen meiner Schandtaten, sondern weil "Hey, ich hab immer noch ein Buch von dir. "The Disconnection Approach", ich hoffe, du hast es nicht vermisst?" Abgesehen davon, dass das nach 13 Jahren langsam verjährt wäre, erinnere ich mich beim besten Willen nicht daran, dieses Buch jemals gesehen, geschweige denn gelesen, noch geschweiger denn besessen zu haben. Aber anscheinend war das so, wenigstens lang genug, um in Schönschrift meinen Namen vorne reinzuschreiben. Ich habe ihm also grossmütig gesagt, er könne es behalten und gehe davon aus, dass damit die Pflanzen, die Stinkereien und die Überschwemmung abgegolten sind.

Aber wenn wir grad dabei sind: ich habe zum Diplomlernen irgendjemandem meinen Atkins geliehen und der hat ihn mir nicht zurückgegeben. Nicht, dass ich ihn jetzt wirklich irgendwie vermissen würde, aber bei jedem Büroumzug (und ich habe schon wieder Kisten parat stehen) schaut mich das dazugehörige Arbeitsbuch einsam und traurig an.... also: wenn Sie einen Atkins im Regal stehen haben, schauen Sie doch mal auf die erste Seite, ob der Ihnen wirklich gehört.

Und wenn wir wirklich grad dabei sind, reinen Tisch zu machen: ich habe den Jander Blasius meines Laborvorgängers behalten. Incl. Bleistiftnotizen und Säurelöchern. Aber eben: Chemie ist ein Dorf, deswegen gehe ich davon aus, dass ich ihn schon irgendwann wiedersehe, dann kriegt er das Buch wieder.

*Spoiler: keine gute Idee für die Pflanzen



Amazon Links sind Affiliate Links, aber das wissen Sie ja mittlerweile ;-)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Meinen Atkins habe ich auch noch. Den Jander/Blasius habe ich nach dem Vordiplom entsorgt.

Sarkana hat gesagt…

Wir haben im Büro zwei Atkins' stehen - einer davon signiert. Und das ist NICHT meiner. *buhuhuhu*

Den Jander Blasius hab ich nach der Promotion ganz schnell verkauft. :-P