Dienstag, Oktober 29, 2013

Make the world a better place.

Heute, während eines Gesprächs mit meinem Chefchef, zu dem ich ihn um 7:28h mit sanfter Persistenz gedrängt habe (ich habe freundlich charmant die geschlossene Tür ignoriert und bin nicht wieder gegangen) und in dessen Vorbereitung ich seit gestern nachmittag schlecht gelaunt war und heute nacht gefühlt gar nicht geschlafen habe, wurde mir folgendes bewusst:
Die Welt wäre so viel einfacher, wenn alle Menschen wären wie ich. Sie wäre auch besser, vor allem natürlich für mich, aber da dann ja alle so wären wie ich, also doch für alle.
Das klingt doch grossartig, oder?

  • Ich müsste mich nicht mehr für Schachtelsätze rechtfertigen,
  • ich müsste niemandem mehr Shortcuts aus dem Dschungel meiner Gedankengänge anbieten,
  • mein verschwörerisches Zwinkern und diabolisches Augenbrauenhochziehen würde als solches verstanden, nicht als Gesichtsgymnastik, die man leicht irritiert ignoriert,
  • ich würde keine befremdeten Blicke ernten, wenn ich mich wie ein kleines Kind über die Schönheit des Datum "23.10.2013" freue, von einem Mohrenkopf die Creme zuletzt und von einem Toffifee die Nuss als erstes esse,
  • es würde auf der ganzen Welt keine einzige Deadline mehr verpasst, weil alle jederzeit auf alles rechtzeitig vorbereitet hätten,
  • ich müsste nicht jeden Winter wieder meine Begeisterung für den ersten und auch jeden späteren Schnee gegen die "Uhhh, kalt, nass, rutschig"-Fraktion verteidigen,
  • es gäbe keine Überaschungen mehr (das klingt jetzt langweilig und ein bisschen traurig, aber, glauben Sie mir, das wäre auf seine eigene Art wunderschön), weil jeder jederzeit für alles einen Plan und für alles Unvorhergesehene die entsprechenden Alternativpläne bereit hätte,
  • Die Welt würde sich vermutlich ein bisschen schneller drehen, weil ich nicht die gefühlt einzige wäre, die sie anschieben würde.
  • ich müsste mich nicht mehr mit kryptischen Befindlichkeitsäusserungen herumschlagen, wo zB "Aber nächstes Jahr möchte ich nicht so ein teures Geschenk zum Geburtstag, ganz definitiv" auch ganz gefinitiv das heisst und nicht "Ich sag das, weil ich glaube das sagen zu müssen und auch auch Nachfragen bleibe ich dabei, wenn es dann aber tatsächlich so kommt, dann bin ich enttäuscht, sage das aber auf keinen Fall und dementiere es auf Nachfragen nachdrücklich.", wo ein "Mach so, wie Du meinst, das ist Deine Entscheidung" auch das heisst und nicht "Aber wenn Du es anders machst, als ich es gerne hätte, dann bin ich schwerst enttäuscht, sage das aber nicht etc."
  • Auf der anderen Seite müsste ich niemanden erklären, was ich meine, weil jeder die (meiner Meinung nach) offensichtlichen Intentionen meiner Äusserungen und Handlungen verstehen würde. Ich meine, es ist doch klar, dass "Die Spülmaschine ist fertig" oder "Ups, mein Weinglas ist leer" nicht nur Statusmeldungen sind, sondern nach Abhilfe schreien. Genausowenig müsste ich ausdeutschen, dass ich zwar gerne in Notsituationen aushelfe, auch von mir aus, auch wenn das (enorm) viel Arbeit ist, dass ich aber nicht (ausschliesslich, eine recht lange Zeit im Normalfall schon) für Karmapunkte arbeite, sondern durchaus Ambitionen habe. (Dieser Punkt mag zusammen mit dem letzten ein wenig schizipohren klingen, aber glauben sie mir: meine Intentionen sind wirklich immer unkompliziert offensichtlich. Wenn Sie so denken würden wie ich, würden Sie mir sicher zustimmen)

Nun ja, aber so ist das halt nicht mit der Welt, im Moment müssen ja alle auf Diversty stehen; ich arbeite zwar dran, den Rest der Menschheit davon zu überzeugen, sich mir anzugleichen, aber bis das geklappt hat, muss ich jetzt halt doch sagen, was ich meine, wenn ich das sage und tue, was ich sage und tue. Heute habe ich gelernt, dass das nicht mal wehtut und, noch wichtiger für mein Inneres, niemand mir das übel nimmt, sondern das durchaus geschätzt wird. Somit habe ich meinen Namen wohl selbst in den aktuellen Feuerkelch geworfen, nachdem das schon sonst niemand getan hat, und jetzt schauen wir mal, wie das Trimagische Turnier ausgeht.

11 Kommentare:

Irene hat gesagt…

Ich drücke die Daumen, dass dein Name ausgeworfen wird vom Kelch :-)
Nicht alle deine Eigenheiten lesen sich für mich erstrebenswert, aber bei den Punkten 4 und 9 kann ich dich voll verstehen.
Ach, und wie isst du schokogefüllte Doppelkekse? Ich esse die Füllung zum Schluss *g*.

Daniela hat gesagt…

Hmmmmm. "Die Spülmaschine ist fertig" ist eine Statusmeldung. Mehr nicht. Ich habe in den letzten Monaten ja auch ein wenig über z. b. Partnerkommunikation nachgedacht und habe mirmit dem Mann professionelle Hilfe gesucht und das Credo heißt: Sag, was du meinst. Wenns dir wichtig ist, sogar als Ichbotschaft. Also entweder selber ausräumen oder äußern: Ich möchte, dass du... Oder Du würdest mich entlasten, wenn du... oder auch Räum bitte die Spülmaschine aus! Letztlich ist es für mich immer wieder Überwindung, son Therapeutenzeug zu äußern, aber es ist schon klarer, was man will und auch, welche Motive dahinter sind. Aber ich kann den Plan mit ohne Überraschungen gut verstehen :-)

Graugrüngelb hat gesagt…

Das heißt, du möchtest die Nachfolge deines bisherigen Chefs antreten und künftig in einer 80% Stelle verutlich 180% arbeiten? Na, dann drücke ich mal die Daumen.

Ein paar der genannten Sachen kann ich gut nachvollziehen (beispielsweise das mit den Gedankengängen, den "Statusmeldungen" oder dem Schnee), aber ohne Überraschungen fände ich das Leben doch ein Stückchen langweiliger. (Und die Karriereambitionen teilen wir derzeit auch nicht.)

Frau Brüllen hat gesagt…

@Irene: erst den Rand der oberen Keksschicht, dann den unteren passgenau abknibbeln, und am schluss geniesst man einen Keks im perfekten Verhältni Keks/Schokolade = 2/1 ohne den trockenen leeren Rand
@quartalsstrickerin: ich weiss, mache ich ja auch. Aber ich müsste es gerne nicht machen.
@graugrüngelb: Hmm. Im Moment arbeite ich einen 200%-Job mit 80% Pensum, und 80% Gehalt. Ich würde sagen, das ist room for improvement in so many ways.....

Kathrin hat gesagt…

Zur Schönheit des Datums kann ich nur sagen: Kennenlerntag 04.05.04, Hochzeitstag 08.10.08...
Und in unserem Umfeld gibt es kaum eine Handvoll Personen, die selbst nach einer Erklärung über meine Freude über dieses wunderschöne Datum NICHT ungläubig gucken und es einfach nicht verstehen, was mir so offensichtlich erscheint :-)

alasKAgirl hat gesagt…

Soll das heißen, Sie wurden für die Stelle nicht automatisch in Betracht gezogen, obwohl Sie den Job seit Wochen machen? Unfassbar. (Lesen die Chefs nicht Ihr Blog? Ich würde Ihnen vermutlich jeden Job sofort geben!)

bilabu hat gesagt…

Also mich hast du schon überzeugt. Meinen Gedankensprüngen folgt irgendwie auch meist keiner, ich gehöre auch zur außerordentlich organisierten Sorte und wundere mich darüber wie planlose Menschen so durchs Leben kommen. Würde bei mir wahrscheinlich in einer mittleren Katastrophe enden. Nur beim Schnee müssten wir uns noch angleichen. Der frühe Schnee ok aber mit spätem Schnee kann ich nicht viel anfangen. Da ist noch Überzeugungsarbeit nötig. In diesem Sinne, mach weiter so und ich drücke die Daumen fürs Turnier. ;)

Irene hat gesagt…

Oh, und die Ästhetik von Ziffernfolgen kenne ich auch. Meine tägliche Arbeit hat ja mit Zahlencodes zu tun (wen es interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Universelle_Dezimalklassifikation ), ich sass schon mal mit meiner Chefin im Kino und kommentierte die Handlung in DK-Zahlenfolgen *lach*

Anonym hat gesagt…

.. ich drücke jetzt einfach mal die Daumen - auch wenn sich nicht die ganze Welt auf einmal ändern lässt. Aber die kleinen - großen Wünsche bestimmt.
Und Leute, die so denken, vorausplanen, etc. wie ich, die möchte ich auch gerne manchmal haben :-)
Einen sonnigen Herbsttag,
Sandra

agatha hat gesagt…

Wie heißt diese Serie im Tv doch gleich..big bang theory..sie schauen zuviel Fernsehen, Fr. Brüllen! =)
(Nur das mit dem Doppelkeks versteh ich voll!)

Anonym hat gesagt…

Bin ganz ihrer Meinung :-). Meine Welt würde ähnlich aussehen ...

Liebe Grüsse,

Katrin