Freitag, Januar 21, 2011

Anschlag

Mannmannmann, ich liebe meine Kinder, wirklich, immer und unbedingt sowieso, aber auch ganz besonders: Little Q., der sich Gedanken über Perspektive macht, bei jedem Bild, das er zeichnet, der sich Gedanken über Gerechtigkeit, Gott, die Seele und Comichelden macht, Little L., der die Welt entdeckt, so musikbegeistert ist, dass er selig ist, wenn er es geschafft hat, ein Puzzleteil so in der Spielkasse zu verkeilen, dass sie ohne Pause dudelt, der (fast) immer lacht und begeistert alles isst......
Ja, so ist das.
Andererseits ist besonders Little L. im Moment in einer Phase, die auch die letzten "Ach jöööööh"-Hormone in mir davon überzeugt, dass zwei Kinder absolut das Maximum für mich sind. (Nein, Little L. bekommt nicht wegen schlechten Betragens keinen kleinen Bruder, er ist wie er ist, Little Q. war genauso, Kinder (meine Kinder) sind halt so. Und ich bin auch so und packe das nicht nochmal).
Zum einen hat dieses Kind absolut keinen Überlebensinstinkt: der grosse Bruder springt von der 6. Stufe runter (und tut sich weh), da schaffe ich doch locker die siebte. Mama kreischt immer so lustig, wenn ich kopfvoraus über die Rückenlehne des Sofas klettere, das mache ich doch grad nochmal.
Dazu kommt die Begeisterung für Entropiesteigerung. Es wird einfach gerne mal ausgeräumt: Alle Kisten im Kinderzimmer, alle Bücherregale, alle Schuhe aus dem Schrank, alle Nudeln aus allen Packungen, alle Puzzleteile auch aus allen Packungen etc. Und während ich dme Sturm der Verwüstung hinterherräume, wird das Kind kreativ. Mit dem mangelnden Überlebensinstinkt eine fatale Mischung. Heute, als es 5 Minuten ruhig war, war er nur mit Windel bekleidet barfuss auf dem eingeschneiten Balkon und hat den Blumenkasten umgegraben ("Maaaaami, Neeeee, gald"). Oder er sass auch schon totla konzentriert vor dem Klo (Ja, er kann jetzt Türen aufmachen) und hat Stück um Stück das feuchte Kinderklopapier ("Nicht mehr als drei auf einmal, sonst verstopfts") in der Schüssel versenkt.
Ach ja: das Kind ist ballverrückt. Alles, alles, alles wird geworfen: Bälle, Bauklötze, Steine, Fernbedienungen, Kochtöpfe, Beine, Essen..... Hoch in die Luft, gerne auch in Richtung Fernseher oder die Treppe runter.
Das Kind kann auch nicht ertragen, wenn es nicht 150 % Aufmerksamkeit bekommt. Mein letztes 2minütiges Telefongespräch mit der Au-el Mami hat er dazu genutzt, in der Vorratsschublade eine leckere Suppe aus Sojasosse, einer Packung Piccolini, einer Sushimatte und Essigessenz anzurühren.
Nun ja. ich hoffe ja immer noch auf die Wirkung der Betablocker , so ist das halt in dem Alter. Und ich bin halt auch nicht mehr 20 und so reagiere ich dann durchaus auf Dauer etwas dünnhäutig.

(Little L. hat aber auch ganz zauberhafte Angewohnheiten: Jedesmal beim Essen zB wandert er zur Halbzeit zu Little Q. hinüber, quetscht seinenWindelhintern "Daaaati, bittegangge anesitze" auf dessen Tripptrapp dazu und teilt sich mit ihm das Essen. Von Q. lässt er sich sogar noch füttern!)

9 Kommentare:

sewme hat gesagt…

Du zauberst mir, wie immer, ein Lächeln aufs Gesicht und läßt mich meine Eigenen Kinder in einem ganz anderen Licht sehen. (das hört sich soo lustig an, wenn der Zucker auf den Tisch rieselt.)
Gute Nerven!
lg
luna

Frau Hiltrud hat gesagt…

Die Beschreibungen der Geschehnisse sind klasse - man sieht doch viele Parallelen zum eigenen Nachwuchs...
Ich muß diesen Post unbedingt meinem Mann zeigen - er ist gerade im Erziehungsurlaub mit unserem Jüngsten und seine Ansichten zu einem dritten Kind decken sich ziemlich genau mit Deinen...
Halt die Ohren steif!
Martina

Anonym hat gesagt…

Sorry, aber ich liege gerade halb unter'm Tisch vor Lachen...
Wenn's hier ruhig wird, muss ich auch mal nachschauen, was die Zwillinge gerade so treiben :-D

LG und starke Nerven!
Stefanie

Claudias rosige Zeiten hat gesagt…

Wunderbar ehrlich !!!!!!
Bei zwei Buben in dem Alter ist dein dünnhäutig sein seeeehr erlaubt!
Einzigster Trost-sie werden älter. Und dann denkt man manchmal später, wenn sie groß sind "wo ist nur die Zeit geblieben???"
Da ist dieses süße "bittegangge" nur noch Erinnerung!
Hach, ja.......
Gute Nerven! Liebe Grüße, Claudi

Anonym hat gesagt…

Also jetzt ganz ehrlich und ohne Spaß: bei uns sieht es abgesehen von dem Klettern genauso aus. Leider räumt Til auch gerne alles aus. Die Betonung liegt auf aus. Das mit dem Werfen hat mir anfangs schon Sorgen gemacht, alle Eltern um mich herum bekommen immer die Krise, wenn ihre Sprösslinge die kleinste Kleinigkeit werfen, da diese "Werfer" später auf jeden Fall zu Amokläufern mutieren :-D Von daher bin ich jetzt mehr als beruhigt, dass nicht nur mein Kind gerne wirft. (SHHHHH!)
Trotz allem ist es das allerallerallerbesteschönstetollste auf der Welt. So. Over n out.
:-)

dierotefee hat gesagt…

Weia, das blüht mir auch noch alles...solange finde ich die Beschreibung einfach lustig und freue mich, dass die kleine Fee sich noch nichtmal um sich selbst drehen kann.. Dafür sagt sie aber auch noch nicht bittegangge.. :(

Anonym hat gesagt…

Bei uns hier ähnlich: Wenn's still ist, dann werden gerade die Nudeln ins Mehl eingerührt oder die Tütenrollen sorgfältig abgerollt. Die aufgezogenen Schubladen werden gerne als Treppe auf den Küchentisch benutzt.
Ebenfalls wird der Triptrap mit dem großen Bruder geteilt, solange der noch was auf dem Teller hat.
Und während der Große bei der harmlosen Form von Akrobatik schon schreit "neiiiiin, das ist gefährlich", kann's dem Kleinen nicht wild genug sein.

Übrigens: schon den 9.4. in Freiburg vorgemerkt? :-)

Viele Grüße aus Freiburg,
Katharina

IO hat gesagt…

(mit Augen zu)

Im Kindergarten meinte die Erzieherin neulich - als Silencia sich fast einen Zahn aus- und sich ihre Lippe aufgeschlagen hatte als sie wieder irgendwo oben rumgeturnt ist - Wir kennen ja inzwischen Silencia-Blut zur Genüge, also sind wir ganz cool geblieben

katharina hat gesagt…

Am nettesten fand ich ja "Mami, Neeee, gald" und "Daati, bittegangge, anesitze".
Hach, er ist doch sehr süß. (Ja und sehr anstrengend, ich weiß.) Das mit dem Klopapier hatten wir hier auch schon. Und das mit dem irgendwo Runterstürzen ist bei uns deutlich besser geworden, vielleicht bei euch ja auch bald?

Alles Liebe,
Katharina