Donnerstag, Juni 11, 2015

Walkie Talkie

Die letzten drei Tage war ich ja auf einem högscht internationalen Workshop, also wurde englisch gesprochen. An sich kann ich das ja, dachte ich und war dann überrascht, wie eingeschränkt ich mich dann am ersten Abend doch fühlte, als ich mit den Kollegen und Managern aus Brasilien, Mexiko, USA, Italien, Spanien, China und eben der Schweiz am Tisch sass und doch mehr nach Worten suchen musste, als ich dachte (hätten Sie gewusst, dass Zahnradbahn "rack-and-pinion-railway"  und Standseilbahn "funicular" heisst?).

Ich wollte erst schreiben, dass mir da bewusst wurde, dass ich, wenn ich mich wohlfühle, extrem viel (und schnell) rede und auch andersrum: zum Wohlfühlen, gehört für mich die Möglichkeit, mich in Maschinengewehrgeschwindigkeit auszutauschen. Dann aber ist mir aufgefallen, dass ich auch, wenn ich mich nicht wohlfühle, das mit eben diesem vielen, schnellen Reden überwinde*. Und wenn ich nicht reden kann, oder nicht so schnell, wie ich denke und gern reden würde, dann kann ich auch das nicht wohlfühlen nicht wegreden. Der einzige Fall, in dem ich nicht (viel und schnell oder überhaupt) rede, ist, wenn ich so unendlich fertig und kaputt bin, dass ich am liebsten heulen würde.

Dann ist mir bewusst geworden, dass ich in meinem neuen Job ab Juli in vielen internationalen Teams sein werden, dass ich einen amerikanischen Chef haben werde, und dass das bestimmt alles ganz traurig werden wird, wenn ich nicht so reden kann, wie auf deutsch und dass alle finden werden, dass ich eine extrem langweilige und unwitzige und überhaupt nicht schlagfertige Kollegin bin.
Aber beim Mittagessen am nächsten Tag merkte ich auf einmal, dass ich mit dem amerikanischen Manager und dem mexikanischen Kollegen am Tisch auf einmal mitten im schnellen Wortpingpong war und als ich am Abend mit dem Hübschen telefonierte, fiel es mir schwer, überhaupt auf Deutsch umzuschalten.

Mhm. Ich denke, die Sorge mit dem "Sie werden mich für eine schweigsame, schüchterne Person" halten, die kann ich vermutlich vergessen. (Und "funicular" und "rack-and-pinion-railway" merke ich mir. Zwei sehr schöne Wörter, die man immer mal brauchen kann.)

* Die alte Auditregel "Learn to cope with silence" finde ich sehr schwer umzusetzen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nachdem das Gegenteil von "cope with silence" ja "sich um Kopf und Kragen quasseln" heißt, hat die Auditregel aber durchaus recht ;-)

Und: Glückwunsch zur Selbsterkenntnis, dass es nur eine Frage des Aufwärmens war. Das klappt.

drachenmaedchen hat gesagt…

Ah, funicular! Hab ich mal in Norwegen gelernt und in der Kategorie 'putziges Wort' gespeichert - deswegen isses vermutlich auch immer noch da. ;-)
Aber ich denke mal, mit dem Job wird auch das Umschalten zwischen den Sprachen schneller werden, oder?
LG vom drachenmaedchen