Berlin
Ich werde mich, habe ich beschlossen, in konzentrischen Kreisen (jaja, ich weiss, das geht nicht, aber es klingt schön) dem Thema re:publica zu nähern und fange mal mit dem Drumrum an: Berlin!
Irgendwie haben Frau...äh...Mutti und ich letzten Mai, als sie gerade frisch von der letzten re:publica zurück war, abgemacht, dass wir dieses Jahr gemeinsam fahren. Ich hatte dann, da kann ich jetzt, wo alles gut rauskam, ja ganz ehrlich sein, ungefähr ein Jahr lang gemischte Gefühle, weil: waaaaaah, Berlin, waaaaaaaah, so viele Leute, die ich alle nicht kenne, waaaaaaah, so viele wichtige Internetgrössen und ich Würstchen dazu. Naja.
Als dann das Ticketdrama auch endlich noch gut ausging, da half es dann nix mehr: yeah, wir würden nach Berlin fahren.
Ich machte mich also daran, Flugtickets zu buchen (für weniger Geld als ein Taxi vom Flughafen nach Hause kosten würde, auch wenn der nur 15km von daheim weg ist) und den in Kreuzberg wohnenden Schwager mal angefragt, wie es denn mit Übernachtungsmöglichkeiten aussähe. Parallel habe ich (ich kann halt auch nicht aus meiner Haut) Hotelzimmer angefragt und dann das Konzept Motel One für mich entdeckt. Für alle Fälle also habe ich für Frau Mutti und mich ein Hotelzimmer für die drei rp13-Tage reserviert, was wir im Laufe der Monate, Wochen, Tage und Stunden vor dem Start unserer Zeit dort noch 100mal geändert haben (Anreise vor 18 Uhr, nein, doch nach 18 Uhr, also bitte Kreditkarten hinterlegen, doch einen Tag kürzer, weil wir doch einen Tag bei einem anderen Schwager schlafen können, nein, dann doch nicht, wir machen es genau so wie ursprünglich angedacht, weil beide Kreuzberger Schwager aus Gründen wie nicht da, doch da, Untermieter da, keine gebügelte Bettwäsche da, keine saubere Wohnung, egal) und was dann tatsächlich super war (am Zoologischen Garten, direkt neben "Verbrauchermarkt Ullrich", da gibts alles, was man braucht).
Am Sonntag abend ging es dann los, Frau...äh...Mutti hatte schon vorgearbeitet, will heissen, ins Hitel eingecheckt und ich wurde also am Flughafen aufgesammelt. Und jetzt kommt der Punkt mit der Reiseplanung: falls (ja, falls, nicht wenn, ich bin tatsächlich noch nicht sicher) ich nächstes Jahr wiederkomme, dann werde ich eher fliegen, weil: Berlin mag die einzige echte Grossstadt Deutschlands sein, aber Sonntag nacht, da kriegt man nix gescheites mehr zu essen. Wir sind nämlich erste Kofferabstellen ins Hotel gefahren, dann wollten wir nach Kreuzberg in eins der kleinen leckeren tibetischvietnamesischindischen Sushi-Restaurants mit ohne Pommesketchup und Kinderteller, aber erst sind wir einer grossen Horde Galatasaray-Fans mit Chinaböllern, die direkt vor dem Eingang der U-Bahn-Station, in die wir wollten, gefeiert haben, ausgewichen und erstmal gelaufen. In der nächsten Station wurden wir dann von der chinaböllernden Horde eingeholt und hatten ab dann ein fröhliches Pfeifen in den Ohren. In den U/S-Bahnen wurde ich dann mit einem Phänomen konfrontiert, dass ich aus dem geputzten und gestrählten München und der ganzen Schweiz so nicht kenne: freundlichem, extrem eloquenten ("Im Sommer gerne auch eine Obstspende") Betteln. Überhaupt: ich scheine in einer heilen Welt-Filterbubble zu leben, ich bin es einfach echt nicht gewohnt, in sämtlichen Hauseingängen und Bahnhöfen Leute leben/schlafen/essen/trinken zu sehen.......
Das Pfeifen in den Ohren liess uns dann nur einen Teil des extrem grusligen Angequatschtwerdens ("Jeder Mensch hat mindestens 18 Fetische") verstehen. Nachdem die Kreise, die der Besoffene um uns zog immer enger wurden und sich kein Loch im Boden auftat, näherten uns mit Seitwärtstrippelschriten der Fussballfanhorde, die waren wenigstens nur laut, aber gut gelaunt.....
Langer Rede, kurzer Sinn, als wir in der Bergmannstrasse oder so angekommen waren, wurden überall die Stühle hochgestellt, nur eine Eisdiele hatte noch offen, so dass wir mit zwei Kugeln Eis im Bauch den Tag beschlossen und wie früher im Zeltlager schwatzten und giggelten, bis es dann *waaaaaaaa* halb drei war und das Einschlaffenster eh vorbei und das Eis machte so komische Geräusche im Bauch und überhaupt.
Beste Voraussetzungen für einen anstrengenden Tag auf der re:publica, oder?
Auch an den folgenden Tagen war eben Schlaf ein unnötiger Luxus, einmal haben wir dann tatsächlich noch in der Bergmannstrasse was richtiges gegessen, sonst mussten Salzsstangen und Käsedip ("Wilder Gorgonzola"/"Milder Bärlauch" oder andersrum) sowie selbst im Supermarkteisregal gekühlter Sekt als Nahrung herhalten. Wenn es nicht das durchaus leckere Frühstücksbuffet gegeben hätte, wäre ich wohl nach nur einem Tag zusammengeklappt ;-).
Für Kalorienzufuhr im grossen Stil und auf kleinem Raum sorgte übrigens der Besuch im Barcomis, der Probierteller ist echt eine grossartige Sache. War schön mit den Mitesserinnen dort!
Liebe Pia: vielen Dank für die grossartigen drei Tage, ich kann mir niemanden vorstellen, mit dem ich das lieber gemacht hätte! (Endlich mal jemand, der Verständnis dafür hat, dass man den Flug- und Fahrplan gerne auch 48 Stunden im Voraus zum 158. Mal checkt und nur dann Seelenfrieden findet, wenn man so rechtzeitig losfährt, dass man zwar (wobei ich das eh verpasst hätte) das #aufschrei-Panel und das Abschlusssingen verpasst, dafür aber anderthalb bis zwei Stunden am Abfluggate sitzt. Mit sich selbst im Reinen ;-))
3 Kommentare:
Was für eine schöne Liebeserklärung an Frau... äh... Mutti!
Und solche Reiseplanungen kenne ich auch. Mein Motto ist ähnlich ;-)
Ihr wart in der Nähe des Ausgehviertels Savignyplatz, Knesebeckstr. und sind dann nach Kreuzberg gefahren um dort zu essen? Schade, ist nämlich eine echt schöne Gegend. Wobei wieder andere Gegenden nachts echt gruselig sind, besonders an Bahnhöfen.
LG Ursel
Berlin ist aber nicht nur Kreuzberg ;) und ja, es gibt tatsächlich Gegenden, wo nachts rumlaufen nicht die beste aller Ideen ist.
Zum nächtlichen Essen (genauer gesagt frühstücken) empfehle ich immer noch, wie seit Studienzeiten, das schwarze Cafe, unbedingt mit Besuch der Toiletten. Die Gegend da ist auch netter...
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